Ostern in Dubai oder VAE on the run !

Reisezeit: April 2007  |  von Sabine H.

Sheherazade modern - oder VAE in 11 Stunden

Und wieder: Sabah al-khair, Dubai ! Anständiges Frühstück und zurück in meinem Zimmer, klingelte bereits mein Telefon. Es war 08.50 Uhr, also 10 Minuten vor der verabredeten Zeit und ich dachte wirklich immer, die Uhren im Orient würden langsamer ticken, als bei uns ! Weit gefehlt, Dubai tickt clockworkwise. Nun ja, wohl nicht immer, aber ich sollte bald erfahren, warum das in diesem Fall so war. Meine Tasche war gepackt, ich fragte also nur kurz, ob ich denn wirklich meinen ganzen Krempel auf den Tagesausflug mitnehmen und am Ende am Airport abgeladen werden könne. "Yes, sure." Das war die Antwort. Prima, ich verließ mein Zimmer, checkte aus, machte nebenbei Bekanntschaft mit meinem Begleiter für diesen langen Tag, shake-hands und Hallo. Er sah nicht wirklich arabisch aus, irgendwas erinnerte mich an meine eigene Visage. Aber noch war ich zu beschäftigt, auszuchecken, Kreditkartenbelege zu unterschreiben und Telefonrechnungen zu studieren. Endlich hatte ich Luft, mich meinem Begleiter für die nächsten Stunden zu widmen. Er grinste mich breit an und stellte sich in akzentfreiem deutsch als Mustafa vor. Ich war platt. X emails hatten wir uns zuvor auf englisch geschickt und nun sprach der Typ feinst-reinstes deutsch. Warum ? Seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Ägypter. Mir wurde noch vorgeschlagen, statt der vereinbarten Nord-Tour, eine andere Tour zu machen, aber ich wollte genau das, worauf ich mich schon so gefreut hatte: All die anderen kleinen Emirate im Norden + die Hajjar Berge im Oman.

Schon komisch, ganz allein mit seinem Tourguide zu sein. Er erzählte mir dann auch gleich, warum er als Chef des Unternehmens höchstpersönlich die Tour machte: Er war neugierig auf die Verrückte, die bereit war, den vierfachen Preis zu zahlen, nur um diesen Tag auch wirklich so zu erleben, wie geplant. Außerdem hatte er aufgrund meines Namens schon geahnt, daß ich deutsch sein würde und er hatte sich schlicht gefreut, mal wieder einen ganzen Tag deutsch sprechen zu können, um nicht aus der Übung zu kommen.

Auf dem Weg in den Oman.

Auf dem Weg in den Oman.

Wir verließen Dubai über die Autobahn und stärkten uns schon bald mit starkem, arabischen Kaffee unterwegs. Dann lagen die kleinen Emirate Sharjah, Ajman, Umm Al-Quwain und Ras Al-Khaimah wie Perlen auf einer Kette vor uns. Wir durchquerten sie alle und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie alle auf das gleiche Konzept setzen: Tourismus und Handel. Auch der Bau-Boom hat sie alle ergriffen, irgendwie sehen diese Mini-Emirate alle gleich aus und sind ein wenig gesichtslos. Die modernen Gebäude sind schön und luxuriös, aber es fehlen die zentralen Anziehungspunkte - wirkliche Highlights gibt es hier nicht.

Unser Vehikel...

Unser Vehikel...

Wesentlich interessanter und landschaftlich einmalig schön, wurde es, als wir die Hajjar Berge erreichten. Die Felsformationen sind wunderschön, die Landschaft karg, aber abwechslungsreich und einfach atemberaubend. Wilde Esel und Ziegen sahen wir zuhauf, dafür kaum Menschen. Gelangweilt habe ich mich überhaupt nicht, denn neben mir hatte ich einen vielseitig interessierten, sehr eloquenten Menschen, der mir in 11 Stunden das ganze Universum erklärt hat ! Astronomie ist sein Hobby und ich war erstaunt, was er alles wußte ! Wir haben kein Thema ausgelassen, über Religion, Wirtschaft, Politik, Krieg im Irak, schwarze Löcher, Ägypten, Essen, Reisen, Weltraum-Tourismus, unsere Jugend-Erlebnisse, Angela Merkel und George W. Bush, andere Kamele , Benzinpreise und Kinofilme diskutiert und philosophiert.

Beeindruckt war ich vor allem von den Wadis, die heute neben der Schotterstraße verlaufen, die aber noch vor 20 Jahren die Straße selbst waren ! Unvorstellbar, wie man dort mit Geländewagen durchgekommen ist ! Wir haben hier und da gestoppt, um Fotos zu schießen. Aber immer mal wieder donnerten Steine die Abhänge herunter und wir machten uns lieber schnell wieder vom Acker, um nicht erschlagen zu werden.

Wadi in den Hajjar mountains

Wadi in den Hajjar mountains

In der Mondlandschaft Omans

In der Mondlandschaft Omans

Die absoluten Kletter-Experten

Die absoluten Kletter-Experten

Wadi, Straße und ich im Oman

Wadi, Straße und ich im Oman

Noch stundenlang hätte ich philosophierenderweise durch die Berge fahren können, aber wir erreichten Dibba. Die Stadt gehört halb zum Oman und halb zu Fujairah, dem 6. Emirat, das ich heute besuchen sollte. Zeit für´s Mittagessen. Mustafa kannte mich mittlerweile gut genug, um zu wissen, daß er gar nicht erst versuchen brauchte, mich in ein feines Hotelrestaurant zu schleppen. Also ein traditionelles, arabisches Restaurant. Hier gibt es Separees, wo die Frauen und Kinder üblicherweise essen, der öffentliche Hauptbereich ist für die Männer vorgesehen. Nun waren wir ja ein etwas seltsames Paar, westliche Frau + Tourguide, also kam das Familien-Separee nicht in Frage und wir ließen uns im Männerbereich nieder. Wir wurden angestarrt, als kämen wir direkt vom Pluto... Wurden aber äußerst zuvorkommend bedient und genossen, was Mustafa so bestellt hatte: Salat, Fisch und Lamm, leckeres Gemüse und die beste Joghurtsauce meines Lebens ! Wir waren schon etwas spät dran, also weiter ging´s.

Marktstand in Dibba

Marktstand in Dibba

Die älteste Moschee der Emirate

Die älteste Moschee der Emirate

Heiß war ich nun auf die letzten beiden Programmpunkte des Tages, beide sollten in der Wüste stattfinden: Dune-bashing 4 x 4, also mit dem Allradgeländewagen durch die Dünen brettern und eine Kamelfarm. Wir bogen ab in die Wüste und ich war eigentlich etwas entsetzt, wie man hier die Wüstenlandschaft verschandelt hat: Strommasten, Asphaltstraßen und die Allradfahrzeuge dürfen überall herumfahren und hinterlassen somit ihre häßlichen Spuren ebenfalls allenthalben. Die Öl-Bohrtürme geben der Szenerie den Rest. Schade, daß man hier so unverantwortlich mit der grandiosen Landschaft umgeht !

Dieses Foto gaukelt eine intakte Landschaft nur vor...

Dieses Foto gaukelt eine intakte Landschaft nur vor...

Kamel vor Strommast in der Wüste der VAE. So sieht die Wirklichkeit (leider) aus.

Kamel vor Strommast in der Wüste der VAE. So sieht die Wirklichkeit (leider) aus.

Mustafa gab jetzt einfach Gas. Uuuiii ! Mit 100 km/h durch die Dünen zu brettern, läßt den Puls hochschnellen ! Das machte jetzt echt richtig Spaß !!! Hatte ich mich eben noch über die ökologisch unverantwortliche Raserei in den Dünen geärgert, mußte ich jetzt zugeben: Das ist geil und macht richtig viel Spaß !! Das Auto war jederzeit unter Kontrolle, denn Mustafa machte das natürlich nicht zum ersten Mal, aber wir schleuderten und schlitterten ganz schön durch den losen Sand...Sollte ich mal wiederkommen, werde ich sicher einen Kursus im dune-bashing belegen, denn dieser Adrenalin-Kick ist schon gewaltig.

Unsere Zuschauer, naja, es interessierte sie nicht wirklich...

Unsere Zuschauer, naja, es interessierte sie nicht wirklich...

Eine Kamelfarm kam in Sicht, geführt von Beduinen, die in einem nicht weit entfernten Dorf leben - mittlerweile auch schon ziemlich luxuriös. Die Beduinen können noch heute am besten mit den Kamelen umgehen und so bedienen sich auch die Scheichs des umfangreichen Wissens um die Tiere, wenn es um deren Rennkamele geht. Die Farm, die wir besuchten, gehörte dem Scheich von Dubai, Herrn Maktoum. Während Mustafa sich zu einem Schwatz mit dem Farmverwalter in den Sand setzte, inspizierte ich die Nachwuchstruppe an Rennkamelen.

Vielleicht der nächste Derby-Gewinner ?

Vielleicht der nächste Derby-Gewinner ?

Sie sind süß und friedlich - zumindest die Weibchen...

Sie sind süß und friedlich - zumindest die Weibchen...

Mit Kamelen kannte er sich aus, nicht aber mit Digitalkameras...

Mit Kamelen kannte er sich aus, nicht aber mit Digitalkameras...

Kopf des Kamels leider nicht im Bild (Grund: siehe oben), aber ich hatte einen bequemen Sitz.

Kopf des Kamels leider nicht im Bild (Grund: siehe oben), aber ich hatte einen bequemen Sitz.

Bye, bye, Dubai !

Bye, bye, Dubai !

Ein sehr langer Tag eines sehr kurzen Wochenendes ging zu Ende und so verabschiedete ich mich von den Kamelen, der Wüste und den VAE. Mustafa fuhr mich zum postmodernen Flughafen von Dubai und die Verabschiedung fiel sehr herzlich aus. Wir hatten einen perfekten Tag zusammen erlebt (er wahrscheinlich viel Geld an mir verdient) und ich, tja, ich hatte genau das bekommen, was ich mir vorgestellt hatte, einen Tag wie aus tausendundeiner Nacht ! Mustafa drückte mir noch eine Kassette mit arabischer Popmusik in die Hand, Trinkgeld verweigerte er strikt. Wenig später betrat ich den mehrfach als besten Duty-free-shop der Welt ausgezeichneten Laden und brachte meine letzen Dirham unter die Leute. Für 500 Dirham hätte ich ein Los kaufen können und die Chance auf einen niegelnagelneuen Ferrari, aber das habe ich mir verkniffen, was soll ich mit einem Ferrari ? Lieber investierte ich mein Geld in ein Plüsch-Kamel und diverse andere Souvenirs. Ein paar Drinks an der Bar des Irish Pubs waren auch noch drin, inklusive eines netten Gesprächs mit Marc aus Colorado/USA, der es schaffte, mir in 40 Minuten seine Lebensgeschichte zu erzählen. Leute gibt´s...Ich kann nur sagen: Shukran und má a salama!! Es war sehr schön...

© Sabine H., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein kurzes Osterwochenende in Dubai auf die Schnelle und was man in so kurzer Zeit von den Emiraten zu sehen kriegen kann !
Details:
Aufbruch: 06.04.2007
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 09.04.2007
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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