Ciao Toscana
Toscana - wo der Chianti wächst
Der nächste Morgen ist trocken, die Sonne schaut zwischen den Wolken hervor, aber es weht ein frischer Wind. Nach dem Frühstück packen wir zusammen. Um 10 Uhr verlassen wir den Campingplatz. Die Seniora verabschiedet sich mit Handschlag von uns und lässt es sich nicht nehmen, unser Gespann aus der Einfahrt zu winken.
Bis Bolongna ist es eine ruhige Fahrt durch die topfebene Po-Ebene. Schnurgerade verläuft hier die Autostrada. Ab Bologna dann das genaue Gegenteil: Berge, Kurven, spärlich beleuchtete Tunnel und enge Fahrstreifen, wo sich die Dreißigtonner drängeln.
Regenschauer um Florenz. Gegen 14h 30 erreichen wir den CP Toscana Colliverdi. Er hat sich einen neuen Namen zugelegt und heißt nun Camping Panorama del Chianti. Und das Panorama ist tatsächlich wunderschön - leider können wir es zunächst wegen eines heftigen Regenschauers nicht ausreichend würdigen. Und die Suche nach dem geeigneten Platz ist für Wolfgang eine durchnässende Geschichte. Zum Glück hört es schnell wieder auf. Ein kühler Abend ( 16,5 °) treibt uns schnell in den WoWa, wo sogar die Heizung läuft.
Ein sonniger Morgen. Wolfgang radelt nach Marcialla, um Panini und die italienische Zeitung (wegen der Wettervorhersage !) zu erstehen.
Wir frühstücken in der Morgensonne mit Blick in die toscanischen Hügel. Anschließend faulenzen wir in der Morgensonne. Wolfgang absolviert noch seine gute Tat des Tages, indem er unsere Nachbarn mit der Abschleppstange aus einem Graben herauszieht, weil sie sich beim Wenden mit ihrem MB-Van festgefahren haben. Anschließend trödeln wir weiter ein wenig in der langersehnten Morgensonne - jeder nach seinem Gusto. Ich begleite Hape Kerkeling ein Stück bei seiner Wanderung auf dem Spanischen Jakobsweg und mein Schatz organisiert den Gaskasten neu. Er räumt alles aus und schließt eine zweite Gasflasche an, damit wir nicht plötzlich im Kalten sitzen, wenn es mit der Heizerei so weiter geht. Anschließend baut er noch die Heizung auseinander, weil beim Laufen im Wohnwagen ein Blech ein wenig klappert.
Gegen 15 Uhr fahren wir in die " La Citte delle belle Torre", die Stadt der schönen Türme. Obwohl wir San Gimignano schon kennen, sind wir neuerlich beeindruckt von dieser mittelalterlichen Stadtkulisse mit den Geschlechtertürmen. Auch sind im Mai die Touristenströme noch erträglich. Wir schlendern durch die engen Gässchen bis zur Piazza della Cisterna, setzen uns auf die Stufen des Brunnens und schlecken ein überaus leckeres Eis, schlendern weiter zur Piazza del Duomo, wo wir einem Flötenkonzert lauschen und steigen anschließend hoch zur Rocca, der Festung und auch dem höchsten Punkt der Stadt, von wo aus man einen tollen Rundblick genießen kann und mit einem geeigneten Fernglas sicher unseren Wohnwagen auf dem CP sehen könnte.
Beim Einkaufen in Certaldo erstehen wir eine Tüte prächtiger Steinpilze, um Porcini mit Tagliatelle zu kochen. Beim Putzen erwartet uns aber eine herbe Enttäuschung - bis auf zwei Pilze sind alle völlig verwurmt und damit unbrauchbar (Die Lehre draus: Pilze immer vor Ort aufschneiden oder nicht kaufen - auf den französischen Märkten werden sie übrigens aufgeschnitten angeboten). Also muss der Speiseplan geändert werden. Wolfgang serviert mir einen Liquore di Limoni i Siciliani mit Mineralwasser zur Betäubung des Hungers und kocht zunächst eine kleine Portion Steinpilze in Panne mit Bandnudeln und serviert anschließend eine ordentliche Portion Spagetti al Olio.
Wir genießen anschließend den verhältnismäßig milden Abend draußen, schauen in die Weite und beobachten, wie nach und nach die Lichter angehen. Nach einiger Zeit funkelt es auch plötzlich überall im Gras und Gebüsch - unzählige Glühwürmchen schweben als Lichtpunkte in der Dunkelheit.
So ein schöner Abend!
Wieder ein schöner sonniger Morgen. Wir frühstücken gemütlich. - an das salzlose Brot der Toskana werde ich mich wohl nicht so schnell gewöhnen.
Nach dem Frühstück verabschieden sich unsere netten bayrischen Nachbarn mit dem fünf Monate alten Baby und die untere Terrasse gehört bis auf weiteres uns alleine. Gegen 11 Uhr brechen wir auf mit dem Ziel Volterra. Wir fahren auf schmalen (weißen) Sträßchen durch das Chiantiland, vorbei an von Zypressen umstandenen Gehöften, an Weingütern, Weinbergen, Olivenhainen und mit feuerrotem Klatschmohn gesprenkelten Wiesen. "Ein schönes Stückchen Erde, in das du mich hier gelockt hast", sagt mein Mann.
Als erstes Ziel schlage ich Monteriggioni vor, eines der vielen kleinen toscanischen Kleinode. Wie eine Krone sitzt der mittelalterliche Mauerring auf einem Hügel. Innerhalb der Mauern liegt ein großer, runder, sonnenüberfluteter Platz und einige wenige Gässchen. Zwei Restaurants und ein paar kleine Geschäfte, in denen man vorwiegend Wein kaufen kann, sind in den alten Gemäuern untergebracht. Wir entdecken in einem der Gässchen einen hübschen kleinen Schuhladen, wo wir ein Paar italienische Sandalen erstehen - in Größe 43. Mein Mann verlässt das Geschäft mit einem Paar stilecht im Leinenbeutel verpackter Schuhe. Nach dem obligatorisch gewordenem "Mittags-Gelati" fahren wir weiter nach Volterra.
Volterra, "die hoch über dem Land liegende", ist eine Stadt in 545 Metern Höhe. In steilen Serpentinen windet sich die Straße hoch. Wir spazieren durch die mittelalterliche Stadt, genießen die Ausblicke auf die toscanischen Hügel, besuchen eine Werkstatt in der Alabaster verarbeitet wird, lauschen der Musik eines unbekannten Gitarristen vor dem Dom und schauen noch kurz auf den CP "Le Balze". Erst gegen sieben Uhr kommen wir zum WoWa zurück. Natürlich sind wir auf unserer Terrasse nicht alleine geblieben. Als wir um 8 Uhr beim Essen sitzen fängt es kurz an zu regnen, es bleibt aber zum Glück nur bei ein paar Tropfen. Noch ein Neuankömmling lässt sich auf unserer Terrasse nieder. Bevor der Nachbar die groben Arbeiten (wie Stützen runter kurbeln und Stromkabel legen) in Angriff nimmt, zieht er sich ein Paar weiße Handschuhe an. Man lernt nie aus beim Campen!!
Mit einigen Gläschen Merlot Rosè lassen wir den Abend ausklingen. Es ist ein relativ lauer Abend, daran zu erkennen, dass ich ohne Fleecejacke vor dem WoWa sitze, Gitarre spiele, singe und zwischendurch den Nachtigallen zuhöre und dem Tanz Glühwürmchen zusehe - schön!
Am nächsten Tag: Ein trüber Morgen mit wolkenverhangenem Himmel, aber immerhin warm genug, um draußen zu frühstücken. Das finden unsere Nachbarn (mit den weißen Handschuhen) wohl nicht. Sie nehmen den Begriff Wohnwagen sehr wörtlich und halten sich vorwiegend bei geschlossener Türe drinnen auf - Sachen gibt's !!
Bis jetzt ist nicht erkennbar, ob es überhaupt Möbel für draußen gibt. Herr und Frau Weißhandschuh sind nur zu sehen, nachdem die Sicherung am Stromverteiler herausgeknallt ist. Und das kommt häufiger vor.
Gegen 11 Uhr starten wir dann nach Vinci. Wir fahren auf kleinen Nebensträßchen über Empoli. Dort machen wir einen Stopp im Brico, im Baumarkt. Als wir Empoli durchfahren, gibt es dort ein heftiges Gewitter. Der Himmel öffnet seine Schleusen und im Nu fließen Sturzbäche über die Straßen. Es ist nicht daran zu denken, in Vinci aus dem Auto zu steigen. Eigentlich wollten wir in Vinci einen Spaziergang zum Geburtshaus Leonardo Da Vincis machen und dann dort das Museum besuchen. Ich habe eine Schwäche für diesen Künstler, der nicht nur ein begnadeter Maler und Bildhauer war, sondern auch ein von unstillbarer Neugierde getriebener Forscher und Entdecker. Was nun ? - Wir fahren weiter nach Lucca, zuerst hoch nach Pistoia und dann ein Stück die Autostrada nach Lucca. Dort ist dann auch das Wetter besser und die Sonne blitzt zwischen den Wolken durch. Wir parken bei der Citadelle, passieren die Stadtmauer, holen bei der Touristeninformation einen Stadtplan und laufen los.
Der historische Stadtkern von Lucca ist von einer 4,5 km langen Stadtmauer umschlossen. Häuser und Paläste, Kirchen und Plätze sind liebevoll restauriert und man hat das Gefühl, man spaziert durch ein riesiges Museum.
So schlendert man durch die Gässchen und landet immer wieder unvermittelt auf einer Piazza, die von einer Kathedrale oder Kirche flankiert wird. Rund 30 vorwiegend romanische Kirchen gibt es in Lucca. Die allerschönsten besichtigen wir natürlich. - Da stehe ich in einer der Kathedralen, in S. Michele, als ein italienischer Papa sein kleines Töchterlein ein paar Münzen in ein Kästchen werfen lässt. Ein Licht flammt auf und beleuchtet einen den Seitenaltäre und ich stehe staunend vor dem Gemälde "Das letzte Abendmahl" von Tintoretto.
In Lucca entdecken wir einen der schönsten Plätze der Toscana: Die "Piazza Anfiteatro" im Volksmund "Piazza Mercato" genannt. Die malerischen Stadthäuser stehen in einem Oval auf den Grundmauern eines ehemaligen Amphitheaters um die Piazza. Hübsche kleine Geschäfte und nette Straßencafes reihen sich an diesem sonnendurchfluteten Platz. Heute gibt es mal wieder Eis zum Mittagessen und für dieses göttliche Gelato verzeihe ich den Italienern sogar ihr fades Brot.
Als wir auf dem Rückweg wieder Vinci passieren, hängen immer noch dunkle Unwetterwolken über dem Ort. Also verschieben wir nochmals die Besichtigung und fahren Richtung CP. Nun geraten wir in die toscanische Freitagabend-Rushhour und die Fahrt zieht sich unendlich lange hin. In Certaldo wollen wir für das Abendessen einkaufen, aber trotz geduldigen Wartens ist kein Parkplatz vor dem Einkaufsmarkt zu finden, so dass wir schließlich nach Tavernelle weiterfahren. Dort finden wir zwar einen Parkplatz, aber der Mercato ist so brechend voll, dass wir für die Besorgung einiger Kleinigkeiten länger als eine Stunde brauchen.
Der Abend bleibt trocken, aber kühl und die Glühwürmchen lassen sich nur vereinzelt blicken.
Am nächsten Morgen (8h 20) weckt uns ein Regenschauer, der aber schnell wieder aufhört.
Wolfgang radelt nach Marcialla, um Panini und Journale zu kaufen. Jetzt wissen wir auch, warum am Abend zuvor alle wie die Bekloppten eingekauft haben : Bäckerei und Alimentari bleiben geschlossen, so dass mein Schatz nur mit Zeitungen und ohne Panini zurückkehrt. So verspeisen wir eben die Brotreste vom Vortag zum Frühstück, das lautstark von vielfachem Kuckucksgesang begleitet wird.
Es wird ein schöner sonniger Vormittag und so relaxen wir ein wenig in der Sonne, lesen und vertreiben uns die Zeit. Ich mit lesen und Gitarrespielen, Wolfgang mit der Reparatur unseres großen Regenschirmes. Gegen 14 Uhr verdüstert sich der Himmel und ein Gewitter zieht auf. Es streift uns aber nur am Rande mit einem kleinen Regenschauer. Danach scheint wieder die Sonne, leider nur kurz. Der nächste Regenschauer geht mit Hagel einher. Aber danach scheint die Front vorübergezogen zu ein.
Unsere Nachbarn, Herr und Frau Weißhandschuh haben sich schon morgens verabschiedet. Als wir nach dem Frühstück helfen, den WoWa zu drehen, erfahren wir, dass es weitergeht auf Elba. So sind wir wieder alleine in unsrer Ecke. Am anderen Ende der Terrasse stehen noch ein Bürstner mit gelbem Kennzeichen und ein Zelt.
Gegen 18 Uhr machen wir uns auf nach Certaldo, das wir bisher nur von den Einkäufen im COOP kennen. Wir stellen das Auto ab auf dem Parkplatz bei der Funiculare, der Zahnradbahn, die hinauf zum Stadtberg führt. Wir lassen diese aber links liegen und machen den Aufstieg zur Altstadt Certaldos zu Fuß. Eine schöne, restaurierte Altstadt innerhalb des Mauerringes erwartet uns. Die Gebäude sind mit Ziegelsteinen erbaut, ebenso das Straßenpflaster. Deutlich sind an den Häuserfronten die unzähligen Umbauten der Jahrhunderte zu erkennen. Insgesamt ein schöner Anblick ! Die Aussicht auf die Toscanischen Hügel ist umwerfend und man hat von hier aus auch einen tollen Blick auf San Gimignano. Aus der Kirche am hinteren Ende der Hauptstraße tritt, als wir diese erreichen, ein Hochzeitspaar inklusive der Hochzeitsgesellschaft. Wir schauen dem Spektakel (wir vermuten eine englisch-italienische Vermählung) ein Weilchen zu: Eine Gruppenaufnahme mit dem Brautpaar wird gemacht. Nach dem Rundgang durch diese eigenwillige Stadtanlage gehen wir zum Auto zurück.
Wir wollen irgendwo zum Essen gehen, am liebsten in Marcialla, da wir dann dem CP am nächsten sind. Wir entscheiden uns für die Trattoria "Il Frantoia", wohl eine alte Öl-Mühle, wovon der der bald mannshohe Mühlstein in einer steinernen Wanne mitten im Gastraum zeugt. Für 18 € wird ein Menu"Touristic", Vorspeise und Hauptgericht inklusive ¼ Vino a la Casa sowie Aqua Minerale serviert. Typische Toscanische Hausmannskost steht auf der Speisekarte. Wir bestellen "a la Card". Alles ist sehr, sehr gut und lecker zubereitet und auch der Hauswein schmeckt fein.
Als wir auf den CP zurückkommen, haben wir direkte Nachbarn bekommen. Das Sonnendach unserer neuen holländischen Nachbarn berührt fast das unsere.
Dadurch wird uns eine Entscheidung abgenommen: Beim Essen haben wir noch kurz überlegt, ob wir Sonntag oder erst Montag weiterfahren in Richtung Meer.
So wird uns der Abschied von diesem wunderschönen Platz wesentlich leichter fallen!
Mit einen Glas Rosè stoßen wir an, ein letztes Mal in den Toscanischen Hügeln - morgen geht es weiter ans Meer! Und Vinci habe ich wieder nicht gesehen - ein Grund mehr, irgendwann wieder in diese schöne Ecke zu reisen.
Aufbruch: | 27.05.2007 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 07.06.2007 |