12 (?) Monate in Benin - ein Leben in einer anderen Welt
3. Woche Accra 03.-07.02.08
Am Sonntag habe ich mit Rita, einer Togolesin, die Messe der Kirche Pentecote (auch christlich) besucht. Ich wollte einen Gottesdienst mit Gospel und ich habe ihn bekommen. Die (Live-)Musik hört während der 2-3 Stunden nie auf. Gebetet wird durcheinander, jeder betet laut vor sich hin. Man kann auch rumlaufen oder hüpfen und sowieso machen was man will. Aber irgendwie ist es trotzdem ein Zusammen. Es war ein Tag an dem Ghana spielte und kaum einer kam in Sonntagskleidern, fast alle hatten Trikots an, Flaggen umgebunden, bunte Perücken auf, Trillerpfeifen. Ich habe selten so ein Fest erlebt wie bei diesem Gottesdienst. Wahnsinn. Es hat mir gut gefallen, aber irgendwo hat mir doch die Seriosität gefehlt. Gestört hat mich die Tatsache, dass sie 6 Mal!!! Geld gesammelt haben. Aber es war auf jeden Fall eine gute Unterhaltung für einen Sonntag Morgen und ich kann es nur empfehlen, so einen Gottesdienst mal zu erleben. Das ist echt was anderes als das trockene von der Kanzel preisen...
Am Dienstag war ich dann mit Carlos in Cape Coast, DER historischen Stadt, gute 100km westlich von Accra direkt an der Küste gelegen. Dort haben wir das bekannteste der ehemaligen Sklavenforte, Castle Elmina, besucht. Dort wurden die Sklaven aus dem gesamten Land versammelt und dann, da es ja direkt am Meer liegt, auf die Schiffe verfrachtet und nach Amerika verschippt. Das Fort wurde 1482 von den Portugiesen erbaut, später von den Holländern und dann von den Briten übernommen. Nach der ghanaischen Unabhängigkeit 1957 wurde es als Soldatenkaserne genützt. Inzwischen ist es eine Art Museum, eben für Touristen zugänglich um die Geschichte und die Behandlung der Sklaven besser verstehen und nachvollziehen zu können. Beispiel: Der Führer sperrt unsere Gruppe von sechs Leuten in eine Zelle, hell, geräumig, die Tür nur vergittert. Er erklärt uns, dass man die besoffenen oder aufsässigen Soldaten hier reingesperrt hat über Nacht. Danach die Zelle nebenan, über deren Tür schon ein Totenkopf angebracht ist. Er macht die Tür von außen zu und wir stehen im Dunkeln. Es ist relativ eng und unheimlich. Als er die Tür wieder aufmacht kann man an den Wänden auch Blutreste und ähnliches erkenne. Dies war die Zelle für die Sklaven. Verschlossen, ohne Licht, ohne Sauerstoff. Einmal hier rein gegangen kam man nie wieder raus. Wurden mehrere, bis zu 30, Leute gleichzeitig eingesperrt, wurde gewartet bis die letzte Person krepiert war bevor man die Leichen entfernte. Da hilft nur noch beten, dass man als Erster stirbt...
Carlos und ich haben uns ganz unserem Hobby der Fotographie hingegeben. Dazu gibt das Castle und der Strand wunderschöne Motive. Carlos hat den ganzen Tag über (von 6Uhr morgens bis ca. 16uhr abends) 550 Photos gemacht. Hehe
Danach wollten wir ein Museum besuchen aber das war privat und der Besitzer war nicht da und deswegen wurde daraus nix. Schade. Da sind wir gleich zum Kakum Nationalpark gefahren. Da kann man entweder eine ca. 2stündige Bodenwanderung machen und alles mögliche erklärt kriegen. Oder man macht den Canopy Walkway, ein mit Pfeil und Bogen errichteter... hmm... Brückenweg. D.h. dass Lianen und Seile von Baum zu Baum gespannt sind und man in 43m Höhe zwischen den Baumwipfeln auf den Hochseilbrücken dahinspaziert. Das ist irre, ziemlich beeindruckend und wunderschön. Und leider viel zu schnell vorbei. Es gibt noch die Alternative, die Nacht im Park zu verbringen und dann Leoparden, Elefanten oder Krokodile zu sehen. Aber das hatten wir nicht eingeplant, das nächste Mal also.
Danach gings dann heim. Mit einem Trotro, wie gewöhnlich.
Den letzten Tag habe ich dann im Hostel verbracht. Einen gemütlichen Tag daheim mit allen meinen Kumpels. Salif, mein "Neffe" aus Burkina Faso, hat mir ein Gericht à la Salif zubereitet und gemeint, ich könne mehr kosten wenn ich ihn in Burkina besuchen komme. Na das lass ich mir nicht zweimal sagen. Überhaupt war dieser Urlaub in Accra vor allem dahingehend ein Erfolg, dass ich viele viele Bekanntschaften gemacht habe, quer über Westafrika verstreut.
Die Rückreise war dann etwas angespannt weil Welcome nicht geschlafen hatte und dann, während ich meine Visumsanträge auffüllen musste, die Gepäckträgerdame mit all unseren Sachen aus den Augen verloren hat und wir echt ne zeitlang dachten, alle unsere Sachen seien futsch. Aber dann haben wir sie doch wieder gefunden. Auch das Taxi ist nur beinahe vor der Nase weggefahren und nicht tatsächlich. Alles in allem haben wir richtig Schwein gehabt.
Ach ja, das Schwein ist hier ein Unglückstier. Wenn ich sage, dass es mein Lieblingstier ist werde ich nur groß angeschaut. Aber da sag ich nur: Chacun a sa manière!
[sorry, ich wollte noch viel mehr Photos schicken. aber das klappt mit dieser site hier einfach nicht. ich hab für die paar jetz schon 2stunden gebraucht. sorry...]
Aufbruch: | 07.10.2007 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2008 |
Ghana