Der Esel, der Hund und ich

Reisezeit: August 2007  |  von Wilfried Virmond

1. Tag, Sonntag, 12. August 2007

Am Vormittag fahren wir beide mit dem Auto los, meine noch junge Jack Russell-Hündin Hannelore, genannt "Hanni" und meine Wenigkeit. Unser Gepäck und unser (Fr)essen liegen gut gekühlt im Kofferraum. Ich bin frei, total frei, vor mir liegen vierzehn Tage "Nichts". Die Autobahn Richtung Süden ist leer und ich komme prima über die ansonsten so oft verstopfte A 61 und die A 65. Die Sonne ist ebenso gutgelaunt wie wir beide. Worms, Ludwigshafen, Landau, Kandel sind rasch passiert. Dann geht es leichten Sinnes durch den Bienwald und über die Grenze nach Frankreich und dann rolle ich ebenso gemütlich wie genüßlich, manchmal sogar elektrisch (dank des Hybridantriebs im Lexus) über die dort noch kostenlose Autobahn an Strasbourg vorbei nach Colmar. Und hier fühle ich mich plötzlich wie in New York! Die Freiheitsstatue steht leibhaftig vor mir. Riesig, grün, mitten auf einer Insel im Kreisverkehr! Später zu Hause lese ich, daß es weltweit mindestens elf Kopien der Freiheitsstatue gibt, (ich kannte nur die in Paris auf der Seine-Insel), diese hier ist ihrem Schöpfer, der hier in Colmar geboren wurde, gewidmet (http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitsstatue).

Aber schnell geht es weiter und an Belfort vorbei. Da ab hier Autobahngebühr fällig wird, wechsle ich auf die RN 83, die bis nach Lyon durchgeht; sie ist sehr gut ausgebaut, oft mit einer mittleren Spur in meiner oder in der Gegenrichtung, und da ich genügend Zeit eingeplant habe, tun mir die wenigen Mehrstunden an Fahrtzeit nicht weh. Im Gegenteil, die Fahrt auf der Landstraße macht viel mehr Spaß als auf der langweiligen Autobahn. Man muß dort nur etwas mehr aufpassen, Frankreich hat aufgerüstet, überall stehen Blitzer und lauern sogar leibhaftige Polizisten, um schnell mal Abzukassieren. Ich bringe Hanni unterwegs schon mal französische Verben, Zahlen und Redewendungen bei.

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Gegen Abend, nach 584 km, suchen wir uns einen trockenen und warmen Schlafplatz zur Übernachtung und finden ihn kurz vor Bourg-en-Bresse, ca. 80 km vor Lyon. Mein Hotel Le Chaudron ist eigentlich wie ein amerikanisches Motel, ich kann mit dem Auto direkt vors Zimmer fahren. Da Hanni und ich unterwegs kaum etwas gegessen haben, freuen wir uns beide auf das französische Abendessen. Wir können im Freien sitzen. Ich habe mir (uns) das "Gourmand"-Menue bestellt. Es klingt nach viel, ist aber nur ein Gang mehr als bei den anderen Menüs: Lyoner Salat, Auberginen, ein Steak mit Bohnen und Tomaten, verschiedene Käsesorten. Als Nachtisch kann ich tatsächlich mein Lieblingsdessert bestellen: Creme Brullet! Dazu ein Fläschchen Rouge und zum Abschluß ein "Expresso" (heißt hier so) - und meine geliebte Zigarre.
Links und rechts zucken Blitze, aber bei uns hier bleibt alles trocken und gemütlich. Ich fühle mich schon jetzt wie Gott in Frankreich - ob ich das auch noch in ein paar Tagen werde sagen können? Ich habe ein unheimlich breites Bett und schlafe prima.

© Wilfried Virmond, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Robert Louis Stevenson und seiner Erzählung inspiriert wandere ich mit Esel und Hund durch die Cevennen in Süd-Frankreich.
Details:
Aufbruch: 12.08.2007
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 25.08.2007
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Wilfried Virmond berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Wilfried sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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