Im Kajak durch den Winter

Reisezeit: November 2004  |  von Jörg Knorr

Luchs am Lager

Nach 13 Stunden Schlaf , eingemummelt in Fleecesachen, 2 Paar Socken und zugezogenen Schlafsack, dessen Comfort-Temperaturbereich ruhig etwas höher liegen könnte, bricht für uns ein neuer Paddeltag an.

Das Feuer ist schnell wieder entfacht, der Körper kann Wärme tanken und auf dem Grill werden Baguettes getoasted. Wasser für den Kaffee müssen wir aus dem See holen, da Wasserflaschen und Wassersack eingefroren sind. Mit einem heißen Becher Kaffee sitzen wir in unserer Hütte und lassen die aufgehende Sonne auf uns wirken. Gestern Abend bildete sich schon wieder neues Eis in der Bucht an der wir lagern. Das Ende dieser Bucht ist heute morgen zugefroren. Unsere ersten Paddelschläge führen uns an die Eiskante und wir betätigen uns als Eisbrecher. Das Eis gibt unter dem Gewicht unserer Kajaks noch nach. Aber trotzdem kommt man in einem Schwung nur etwa eine Bootslänge in das Eis hinein. Hier wird einem klar, wie sehr man der Natur ausgesetzt sein kann.

Unser heutiges Ziel liegt nicht weit weg und so genießen wir trödelnder Weise alles, was uns umgibt. Windstille, Eis, vom morgendlichen Dunst eingefrorene Kiefern auf kleinen Inseln, die Sonne und natürlich wieder die Stille. Kein Mensch weit und breit. Ein Wintermärchen. Man kann sich gar nicht satt sehen. In einer eisfreien Bucht bei ..... steht wieder eine dieser hier zahlreichen Hütten auf einer Anhöhe. Die Sicht von hier aus über den See gibt den letzten Ausschlag, hier unser Lager zu errichten, obwohl es noch früh am Tag ist. Aber es stimmt einfach alles.

Hütte bei Knabbstadviken

Hütte bei Knabbstadviken

Und so stehen die Zelte nach kurzer Zeit und vor der Hütte flackert ein Lagerfeuer. Schokolade und Kaffee steht auf dem Programm. Später machen wir noch einen kleinen Rundgang und entdecken Luchs-Spuren in unmittelbarer Nähe. Dank des Neuschnees ist die Spur sehr gut zu verfolgen. Da der Schnee noch nicht lange liegt muss der Kumpel hier erst vor kurzem um die Bucht gezogen sein. Leider bekommen wir ihn nicht zu Gesicht.

Auf dem abendlichen Speiseplan steht Spaghetti Napoli. Und nachdem die Bäuche vollgeschlagen sind, bringen wir das Feuer noch mal auf Touren und lassen es uns gut gehen. Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird unser Lagerplatz später vom zunehmenden Mond erleuchtet. Was hätten wir verpasst, wenn wir jetzt zu Hause vor dem Fernseher sitzen würden?

© Jörg Knorr, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf dem Stora Gla im November. Es sollte eine Herbsttour werden, wurde aber ein Winterabenteuer. Ein langes Wochenende im Glaskogens Naturreservat in Värmland/Schweden. Im Kajak durch eine Traumlandschaft. Zugefrorene Buchten, schneebedeckte Felsen, absolute Einsamkeit und Temperaturen zwischen –10 und –15°C. So lassen sich die Rahmenbedingungen dieser Kajaktour treffend beschreiben.
Details:
Aufbruch: 18.11.2004
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 22.11.2004
Reiseziele: Schweden
Der Autor
 
Jörg Knorr berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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