Cuba 2007 - Eine Erfahrung
Vinales - Landpartie mit Pferd
16.5.
Wir haben Havanna verlassen um Richtung Westen, nach Vinales, also aufs Land zu fahren. Auf dem Weg aus der Stadt hinaus hatten wir noch ein paar faszinierende Eindrücke vom Malecon und ein paar Hochhäusern und sind dann durch einige Villenviertel gefahren (u.a. Miramar), was sehr an Beverly Hills erinnerte. War auch keines wegs verfallen sondern sehr gepflegt. Die Fahrt war wie gewohnt flankiert von Fahrrädern, Fussgängern, Kutschen, Lastwägen mit 100 Leuten drauf und diversen Anhaltern, die sich einem in den Weg zu stellen versuchten. Kuhherden, die die Autopista kreuzen sind kaum mehr der Erwähnung wert. Höchstens der Tramper, der sich als Polizist verkleidet hat und auf den wir deshalb glatt reingefallen sind... Ich weiss jetzt aber das Unterscheidungsmerkmal: er hatte keinen Notizblock dabei...
Wichtig auf kubanischen Autofahrten ist es, nichts zu trinken, denn es gibt unterwegs keine Toiletten und der Strassengraben ist zum einem recht bevölkert und zum anderen hätte man dan ein paar Mitfahrer an Bord. Tempo kleiner 30 km/h ging daher nicht.
Nach 4 Stunden Fahrt kamen wir dann im wunderschönen kleinen Dorf inmitten Tabakplantagen und Feldern in einer wunderschönen grünen Gegend an. Unsere Casa particular haben wir auch gleich gefunden und wurden unglaublich herzlich, wie alte Freunde, empfangen. Wir haben erstmal ein Bier auf der Dachterrasse unterm Sonnenschirm bekommen und sind dann auf ein Mittagsschläfchen in unser klimatisiertes Zimmer verschwunden.
Anschließend brachen wir frisch erholt zur Ortsbesichtigung auf. Unsere unbefestigte "Straße" vom Haus weg mündete in eine kleine geteerte Straße die dann wiederum in die Hauptstraße mündete. Diese war die einzige wesentliche Straße im ganzen Ort und hier spielte sich das Leben ab. Es gab Läden, Cafes, Kneipen, einen Markt, eine Kirche, ein Krankenhaus und viele Leute. Aber wenig Verkehr.
An der Ecke unseres Feldweges lag tatsächlich ein riesiges Schwein auf der Strasse und fraß aus einem Napf Essensreste. So haben wir immer dem Geruch nach problemlos nach Hause gefunden ...
In einem Cafe wollten wir dann einen ebensolchen trinken. War aber leider aus, so haben wir eben "tu-cola" getrunken, das cubanische Cola, war auch sehr lecker. Dabei haben wir etwas das Straßenleben des Ortes beobachtet. Sehr quirlig, wenig Autos, aber die die fuhren, hatten es in sich, und überall sehr herzliche fröhliche Leute.
Anschließend haben wir den im Reiseführer empfohlenen privaten botanischen Garten einer 80-jährigen Frau besucht. Ein Mann hat uns wortlos herumgeführt, ein typischer Pflanzenliebhaber eben. Der Garten ist wirklich eine Wucht, ich glaube, er ist auch für weniger Pflanzeninteressierte interessant. Es wachsen die unterschiedlichsten exotischen Pflanzen, leider haben wir die Namen nicht verstanden, kannten aber doch die meisten. Der Mann hat mir auch eine Frucht, die am Boden lag, zum probieren gegeben. Schmeckte, nun ja, anders. Allerdings war mir danach doch etwas blümerant. War sicher Einbildung, der Mann hat sie ja auch gegessen. Toll fand ich auch den Kakaobaum, die Frucht wächst direkt am Stamm. Anschließend haben wir ein paar CUC hinterlassen, uns bedankt und etwas frisches Obst zu essen bekommen.
Am Abend haben wir dann in unserer Casa Nenita gegessen, wirklich ausgesprochen liebevoll und lecker gekocht, und das in riesigen Mengen. Es gab frittierten Fisch mit Reis und Bohnen und Salat, natürlich frische Früchte und dazu Bananenchips. Beim anschließenden Beinevertreten hat uns Nenita ein Paar aus Deutschland vorgestellt. Die zwei kamen grade vorbei und waren aus München. Wir haben uns spontan für den nächsten abend zum Cocktailtrinken in einer Bar verabredet. Auf die Frage, wo die beiden denn wohnten, meinten sie "beim Schwein". Alles klar
In unserer Casa ist dann auch ein Paar aus Alaska eingezogen. Mit denen saßen wir dann am abend bei Cocktails auf dem Dach und haben uns sehr nett unterhalten. Auch wenn der Caipi mangels Limetten mit Zitronen gemacht war. War trotzdem lecker!
17.5.
Am heutigen Tag haben wir einen Horsetrip eingeplant. Wir haben über unseren Vermieter zwei Pferde bei dessen Bekannten gebucht. Um 10 Uhr sind wir abgeholt worden und von einem leider aussschließlich spanisch sprechenden sehr freundlichen Cubaner und über ein paar Äcker zu seinem Haus geführt worden ,wo wir die Pferde bekamen. Er ritt dann mit uns zu dritt für vier Stunden durch das Tabak-Hinterland von Vinales.
Das mit den Pferden sei ganz einfach, meinte er zu uns, die wir noch nie geritten waren. Links am Zügel ziehen: Pferd geht nach links, rechts ziehen, Pferd geht nach rechts. Nur ziehen, Pferd bleibt stehen. Naja, ich habs probiert, es funktioniert. Allerdings ritt das Pferd auch dann den richtigen Weg entlang, wenn ich gar nix gmacht habe...
Zusammengefasst war die Tour super schön, die Landschaft herrlich, vor allem auch die Farben: rote Erde, grüne Pflanzen, blauer Himmel. Die Landschaft besteht aus sanften Hügeln (Karstkegel, "Mogotes"), die übrig geblieben sind als die Landschft sich gesenkt hat und um die 200 Meter über die Gegend empor ragen. Der Ackerbau, den man beobachten konnte, d.h. pflügen per Pferd und säen per Hand in sengender Sonne, war auch aufschlussreich. Der Boden an sich war sehr trocken, Bewässerung gab es nicht. Und die Arbeitspferde und Maultiere sind Staatseigentum. Jeder darf sie nutzen, keiner darf sie essen (bei Strafe nicht, sind aber so extrem mager, dass das sicher eh keiner macht). Angebaut wird vorwiegend Maniok und Tabak. Tabak wird in kleinen Hütten getrocknet. Wir haben auch eine Rast gemacht, bei der wir eine selbst vor unseren Augen gerollte Zigarre geschenkt bekommen haben und einen Kaffee, der uns fast den Vogel rausgehauen hat. Es gab auch Bananen. Die mag ich eigentlich nicht, waren aber echt gut. Und ein paar durchaus ansehnliche Männer haben ein wildes Pferd eingeritten. Also wie im wilden Westen.
Nach der Tour mussten wir noch den Weg zurück vom Pferdevermieter zu unserem Haus finden. Also nochmal eine halbe Stunde in sengender Sonne durch Vinales gegangen. Danach hatte ich genug von der Hitze und auch ziemlich Kopfweh.
Zu abend hat uns Nenita Schweinefleisch mit Reis gekocht (wieder sehr lecker) und wir waren mit den zwei Münchnern auf eine Zigarre und ein paar Mojitos in der Dorfbar. Tja und in der Nacht hat sich dann mein Sonnen stich bemerkbar gemacht: hing die Ganze Nacht über der Schüssel, keine Details...
Aufbruch: | 13.05.2007 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 23.05.2007 |