Italien - Sardinien 2006
Sardinien
5. bis 15. Tag
Dienstag, 26. September 2006 5. Tag
Wir schlafen lange und können heute nur Brot und Salami und Wasser frühstücken. Denn gestern habe ich vergessen, Kaffee zu kaufen. Die Wohnung ist riesig, mit allem ausgestattet, nur die Nippessachen habe ich weggeräumt, nicht mein Geschmack, eher Gelsenkirchener Barock statt sardischem Ambiente.
Da Rolf von dem stressigen Fahren der letzen Tage müde ist, es nach Regen aussieht und ich einkaufen will - die Küche ist wirklich super - machen wir heute Ruhetag. Wir gehen ins Dorf, trinken dort Espresso in der Dorfbar und ich erkunde die Läden zum Einkaufen. Wir wollen uns selbst verpflegen und ich bin happy, dass man hier alles frisch und super günstig kaufen kann, so dass ich abends gut kochen kann, wenn wir von unseren Touren zurückkommen.
Mittwoch, 27. September 2006 6.. Tag
Nach dem Ruhetag gestern fahren wir heute um 10 Uhr los, unser Frühstück hatten wir auf der schönen Terrasse mit Ausblick in die Berge.
Es geht durch die Berglandschaft bis Carbonia, dann am Meer entlang bis Nora, die eine punisch-römische Ausgrabung ist. Gegründet von den Phöniziern um 1.000 v. C., von den Römern 240 v .C. übernommen. Die Römer errichteten auf den Mauern der phönizischen Stadt eine neue Stadt, die ein wichtiges Handelszentrum wurde und ihren Höhepunkt im 2./3. Jahrhundert n. C. hatte. Es ist heute sehr warm, wir picknicken draußen, sehen uns alles an und halten noch Siesta in einer Bar. Espresso, Cappuccino alles sehr günstig, 0,70 - 1,10 Euro. Dann geht es über Cagliari zurück. Die Straßen sind alle wirklich super ausgebaut und gut beschildert. Rolf putzt noch sein Motorrad, ich wasche und koche. Die super Küche muss ich ausnutzen, später essen wir draußen auf der Terrasse.
Donnerstag, 28. September 2006 7. Tag
Gegen 9 Uhr gehe ich zum Bäcker und Metzger. Anschließend frühstücken wir auf dem Balkon. Es ist ein wunderschöner sonniger Tag. Gegen 10 Uhr fahren wir los, quer durch die Berge, Kurven, Kurven bis nach Cagliari. Wir treffen uns mit Siggi, den ich seit Jahren kenne.
Um 12.30 Uhr sind wir pünktlich in der Via Roma, der berühmten Einkaufsstraße Cagliaris, in der Bar Torino. Ein Wahnsinnsverkehr hier, aber wir können unser Motorrad gut parken, direkt unter den Augen eines Wachbeamten. Siggi hat Sonja mitgebracht, eine Freundin aus Friedrichshafen. Siggi ist Deutscher, verheiratet mit einer sardischen Lehrerin, er kam als Natosoldat vor vielen Jahren nach Sardinien, verliebte sich in die Frau und in die Insel und blieb. Er ist Immobilienmakler und bietet verschiedene Häuser, Villen, Schlösser in Sardinien und Tschechen zur Vermietung oder zum Kauf an. Außerdem organisiert er Wanderreisen auf Sardinien etc. Wir gehen zusammen essen: Vorspeise, gegrillten Fisch, Wasser, Wein, alles super gut, super frisch und sehr reichlich und alles für 66 Euro für 4 Personen. Anschließend machen wir einen kurzen Rundgang durch Cagliari. Wir verabreden für die nächste Woche ein weiteres Treffen. Rolf und ich machen uns dann auf den Heimweg durch die Berge. Gegen 18.15 Uhr sind wir Zuhause, duschen und relaxen. Es war ein schöner Tag.
Freitag, 29.09.2006 8. Tag
Gegen 10 Uhr, nach Frühstück auf Balkon, fahren wir los, in das Antas Tal, eine archäologische Zone, 1.200 - 900 v. C. Man sieht die Ruinen des punisch-römischen Tempels, der Anbetung des Gottes der Sarden: Sardus Pater Babai. Dieser Gott wurde über 1.000 Jahre angebetet, bis zum 4. J. n. C. Da begann die Christianisierung der Sarden. Es ist ein schöner Ort, mit einer mystischen heiligen Ausstrahlung, die fast greifbar ist und die einen fesselt. Wir sind ganz allein. Wir genießen den Ort und die Stille. Die Straßen sind wirklich paradiesisch für Motorradfahrer: gut ausgebaut und Kurven ohne Ende. Ich erstehe eine sardische Fahne, die wir am Motorrad anbringen und ein T-Shirt für Tina Perl. Dann geht es weiter, an der Nordküste Sardinien entlang. An einem Strand machen wir Mittagspicknick. Es ist sehr heiß, ich sammle trotz Lederklamotten Muscheln am Strand. Später halten wir noch in einem kleinen Dorf in einer Bar: 1 x Cappuccino und 1 Glas Vernaccia 2 Euro. Super preiswert.
Und weiter geht es über kurvige Straßen durch das Gebirge an die Costa Verde. Fast menschenleer. Auch hier alles preiswert. Dann weiter bis Villacidro, ein kleines Städtchen, wo wir den Bankautomaten plündern, Trauben kaufen. Um 18 Uhr sind wir Zuhause, ich bin irgendwie fertig heute. Wir essen Reste und Salat und gehen früh schlafen.
Samstag, 30. September 2009 9. Tag
Ich bin krank, Rolf bleibt Zuhause bei mir und bemuttert mich. Draußen ist es warm und sonnig, aber ich bleibe den ganzen Tag im Bett. Fühle mich hundeelend.
Sonntag, 1. Oktober 2006 10. Tag
Rolf macht Frühstück, ich fühle mich zwar besser, aber noch nicht völlig ok. So fahren wir gegen 10.30 Uhr los. Es geht Richtung Barumini, dies ist die besterhaltene Nuraghe auf Sardinien, entstanden zwischen dem 13. und 6. J. v. C.
Früher gab es ca. 30.000Nuraghen auf Sardinien, jeweils zwei hatten Blickkontakt von den Türmen. Heue findet man Reste von ca. 8.000 Nuraghen, doch die meisten sind nicht gut erhalten. Die Nurgahe in Barumini zeigt die Wach- und Wehrtürme, die Wohnräume, Vorratshallen und die Hauskapelle. Wir haben eine gute Führerin und steigen 10 m tief durch schmalste Steingänge hinunter, für manche Besucher beschwerlich. Wir sind begeistert von dem alten Gemäuer. Später fahren wir in das Nachbardorf, haben Cappuccino, Wasser, Wein für 2 Euro. Wo findet man das in Österreich oder Deutschland? Dann geht es durch das Gebirge zurück. Rolf isst abends kalt, mir ist nicht gut und ich gehe bald schlafen. Das Wetter ist übrigens ideal zum Motorradfahren: nicht zu heiß.
Montag, 2. Oktober 2006 11. Tag
Heute geht es mir wieder gut. Die Übelkeit ist vorbei und nach einem gemütlichen Frühstück auf unserer Terrasse, immer untermalt von der nachbarlichen Unterhaltung einer Großfamilie, fahren wir um 10 Uhr los, Richtung Costa Rei. Es ist eine wunderschöne Strecke an der Küste entlang, Steilfelsen, Sandbuchen, smaragdblaugrünes Meer. Und Kurven, Kuren. Sardinien ist ein Glückstreffer für Motorradfahrer, aber äußerste Vorsicht ist immer geboten. Denn es gibt Kühe, wilde Rinder, Pferde, Ziegen, Schafe etc. auf den Straßen und manche sehen nicht friedlich aus. In einem kleinen Küstenort machen wir Kaffeepause. Obwohl es hier normalerweise sehr teuer ist, die Bars sind einfach günstig. Wir haben Kaffe, Cappuccino, Wasser, Eis. Dann geht es durch die Barbagia, eine verwunschene Bergwelt. Diese hat ihren eigenen, eigentümlichen Charme, den Charme der Stille.
Barbagia = Land der Barbaren. So nannten es die Römer, weil sie es nicht erobern konnten. Die Hirten in diesen Landstrichen unterwarfen sich niemals den Eindringlingen. Sie blieben stolze Sarden. Erst 500 Jahre später als die übrigen Sarden an den Küsten wurden sie Christen. Unterwegs sehen wir viele schöne Murales = Häusermalereien.
Und dann sitzen wir im Wald auf einer Bank, ganz allein, und picknicken. Es ist ein schöner Tag, 28 Grad, zum Fahren ideal. Wenn wir halten, ziehen wir die warmen Klamotten aus.
Gut ist, dass wir die offenen Helme aus USA haben, das ist sehr angenehm. Rolf hat eine dünne Lederjacke an und ich die neue dünne Harleyjacke aus USA. So kann man es aushalten.
In Domusnovas machen wir nochmals Halt in einer Bar - immer auf der Piazza, da, wo die Einheimischen hingehen und wir alles überschauen können! Sardinien muss nicht teuer sein.
Gegen 18 Uhr sind wir Zuhause, duschen, schnell eine Waschmaschine und wir sitzen draußen: es gibt kaltes Filet, Schinken, Salat, Käse, Brot, Bier, Wasser, Wein. Mir geht es wieder gut. Es war ein super Tag.
Dienstag, 3. Oktober 2006 12. Tag
Wir schlafen heute nicht lange, es wird ein heißer Tag und wir wollen früh los. Nach kurzem Einkauf fahren wir Richtung Sant Antioco, eine Sardinien vorgelagerte Insel, mit einem Damm verbunden. Wir parken auf dem Dorfplatz, unser Motorrad wird gut bewacht von den Alten, die dort sitzen und ihren Tratsch halten. Wir laufen den Berg hoch, ein schönes altes Städtchen, bis zur Chiesa San Antioco. Eine uralte, romanische Kirche, unter ihr zahlreiche Katakomben, die wir allein besichtigen dürfen. Es gibt dort Gräber, Funde von Skeletten etc. Beeindruckend. Anschließend besuche ich eine Handweberin, die die Teppiche noch von Hand herstellt. Diese wunderschönen Arbeiten sind naturgemäß sehr teuer. In einem kleinen Krimskramsladen erstehe ich für unsere Freundin Maria Perl eine Flasche Mirto.
Wir sehen uns auch dort alte Opferstätten an. Sehr schön gemacht.
Anschließend setzen wir mit der Fähre über nach San Piero, Carloforte, eine kleine Insel, die sehr malerisch anmutet. Hier leben keine Sarden, sondern ligurische Fischer. Der Thunfischfang ist hier berühmt, berüchtigt, denn das ist für unsere Ansicht eine barbarische blutige Metzelei. Unser Motorrad haben wir nicht mitgenommen auf die Insel, sondern am Hafen geparkt. Es ist sehr heiß geworden, aber wir laufen durch die schönen alten Gassen, sehen uns die Häuser an und später setzen wir uns in eine Bar, direkt am Hafen und trinken Cappuccino, Wasser, Prosecco, um die Fähre für die Heimfahrt abzuwarten.
Ich kaufe noch zwei wunderschöne blaue sardische Teppiche für unsere Küche. Bin ganz happy, dass ich sie gefunden haben. Unser Motorrad ist noch da, als wir zurück sind, man sieht, nicht überall wird gestohlen oder ist es teuer. Im Gegenteil, hier auf Sardinien haben wir nur positive Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht.
Das Nichtstun macht auch müde und wir haben ja immer unsere Lederklamotten an, trotz der Hitze. Gegen 18 Uhr sind wir Zuhause, duschen, sitzen draußen und genießen den Sonnenuntergang.
Mittwoch, 4. Oktober 2006 13. Tag
Heute ist ein besonderer Tag. Wir fahren mit Inge Reginali nach Iglesias, zum Sightseeing und Shopping. Rolf wandert für sich allein rum, denn wir Frauen "nerven". Inge und ich wollen also shoppen. Doch wegen des vielen Erzählens kommen wir nicht wirklich dazu. Um 13 Uhr treffen wir uns wieder mit Rolf am Auto und fahren heim. Dort kurz umgezogen und dann mit dem Motorrad nach Cagliari. Dort angekommen macht Rolf sich allein auf Besichtigungstour (ich habe die Stadt vor Jahren mit Siggi ausführlich unsicher gemacht) und ich kann endlich mal in Ruhe auf Schaufensterbummel gehen. Beute: 1 Mailänder Kleid, Mirto, Grappa, Peccorino, div. Kleinigkeiten. Es hat sich gelohnt. Um 16 Uhr treffen Rolf und ich wieder zusammen in der Bar Torino in der Via Roma. Und nach kurzer Zeit kommt zufällig unser Freund Siggi hinzu. So haben wir einen netten Nachmittag. Dann bummeln wir noch ein bisschen durch die Gegend um gegen 19 Uhr im Ristorante Coralla (seit 1881) nochmals frischen Fisch zu essen. Sie haben das Lokal extra für uns eher auf gemacht. Das ist wahr und kein Witz! Es gab Spaghetti mit Languste und gegrillte Dorade. Super lecker, super günstig. Um 20.30 Uhr fahren wir heim, es war zwar schon dunkel, aber wir nehmen die Autostrada, keine Kurven, keine Viecher. Um 21 Uhr sind wir daheim, duschen und gehen schlafen. Morgen wollen wir nach Oristano, der Heimatstadt des Vernaccia.
Donnerstag, 5. Oktober 2006 14. Tag.
Wir fahren früh los, um die Ausgrabungen von Tharros zu besichtigen (Nähe Oristano). Es ist ein sonniger klarer Tag und die Fahrt sehr schön. Die phönizischen und römischen Ausgrabungen sind weitläufig und gut beschildert. Rolf läuft noch auf den Berg hoch, aber leider ist der Turm, den er besichtigen wollte, geschlossen. Es gibt einen netten kleinen Laden und ich erstehe einen schönen handgefertigten Brotkorb für Zuhause. Es ist sehr warm geworden und wir fahren ins Zentrum von Oristano, wo wir auf der Piazza sitzen und Cappuccino und Vernaccia genießen. Später fahren wir gemütlich zurück. Es ist unser letzter Tag und wir wollen noch packen. Ist ja nicht viel, aber Dank der Mitbringsel und gekauften Dinge muss Rolf das Motorrad nun anders laden. Er hat das rasch erledigt und nach dem Essen gehen wir runter zu unseren Vermietern auf einen Abschieddrink. Es bleibt für Inge und mich nicht bei einem Mirto. Sie hat ihn selbst gemacht und gibt uns auch eine Flasche mit für Zuhause. Sie waren wirklich sehr nette Gastgeber, Rolf hatte die Garage für das Motorrad und auch sonst hat alles gestimmt. Rückblickend muss ich sagen, dass ich zwar seit 1969 jedes Jahr in Sardinien war, aber noch nie so viel gesehen habe wie mit Rolf in diesen Tagen.
Freitag, 6. Oktober 2006 15. Tag
Wir frühstücken das letzte Mal auf unserem Balkon, die Wohnung hat uns sehr gefallen und wir wollen auf jeden Fall wiederkommen. Wir verabschieden uns von Inge und Salvatore. Inge darf noch mit Rolf eine Runde auf der Harley drehen und dann gegen 8.30 Uhr fahren wir los, durch das Gebirge, quer über die Insel. Eine Traumstrecke, aber sehr sehr kurvig und einsam. Alle 2 Std. machen wir Halt, in einem der kleinen Bergdörfer, wo die Frauen noch schwarz gekleidet und mit Kopftuch herumlaufen. Aber alle diese Menschen sind freundlich zu uns, obwohl mit Sicherheit nicht sich viele Motorradfahrer hierher verirren. Unseren Espresso und Cappuccino erhalten wir zu einem Minipreis. Gegen 12.30 Uhr sind wir in Torfoli, einem kleinen Fischort an der Küste, Nähe Arbatax. Wir trinken Cappuccino, Wasser, Wein und haben Mini Pizza, alles zusammen für 5,60 Euro! Dann geht es in Richtung Norden, die alte Straße Orientale am Meer entlang. Sehr schön zu fahren, kaum Verkehr und landschaftlich wunderschön.
Gegen 16 Uhr sind wir in San Teodoro, wo ich seit 1969 jedes Jahr Urlaub machte, zuletzt 2004, nur 2005 war ich nicht da. Doch wie hat sich dieser Ort - zum Negativen finde ich - verändert. Aus dem familiären Dorf ist eine Touristenstadt geworden und super teuer. Ich bin so enttäuscht. Jeder Laden, jedes Geschäft, neu und umgebaut. Sehr merkwürdig. Jemand scheint allen Menschen hier Geld gegeben zu haben - sehr sehr komisch. Mir gefällt es hier nicht mehr und so fahren wir um 17 Uhr weiter und sind gegen 17.30 Uhr in unserem Hotel in Monti, wo wir wieder übernachten wollen, bevor wir morgen die Fähre nach Livorno nehmen. Abends gehen wir in eine Trattoria (Gallurische Küche) essen: Nudeln mit Steinpilzen, gegrilltes Fleisch und Gemüse. Sehr sehr gut, aber teuer. Das erste Mal auf Sardinien, wo es wirklich teuer ist!
Früh sind wir im Bett, denn wir hatten heute ca. 400 km, fast nur Kurven, anstrengend für Rolf. Und immer Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde auf der Straße.
Bilder zu diesem Reisebericht unter www.harley-rolf.de
Tempio di Antas - punisch-römischer Tempel des Gottes der Sarden: Sardus Pater Babai (1.200-900 v.Chr.)
Bei der Ankunft der Fähre von Sardinien in Livorno: ein Unwetter - die Straßen sind überflutet und an ein Weiterfahren ist nicht zu denken.
Aufbruch: | 22.09.2006 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 09.10.2006 |