Annapurna Runde und Thorong La Überquerung

Reisezeit: November / Dezember 2007  |  von Guzi Altmann

Pisang (3200m) und Manang (3400m)

"Ähm, kann bitte mal jemand die Kühlschranktüre zu machen ?!? Und gleich mal noch das Fenster zu, hier ziehts!!!"

Ja Wahnsinn, das habe ich ja auch noch nie erlebt... aber so ist das wohl im Gebirge... ist es sonnig` "erschwitz" ich und möchte am liebsten noch meine Haut mit dazu ausziehen, kommen Schatten und Wind um die Ecke reduziert sich mein Gedankengut auf die Suche nach dem nächsten Unterschlupf in Verbindung mit einem neuen Weltrekordversuch im "schnell und möglichst parallel alle Zugbänder an sämtlichen Klamotten zu machen" und das Mützchen mal kräftig ins Gesicht ziehen.

Vorsicht, auch immer gut eincremen, die Haut geht einfach ans äußerste der Belastungsgrenze sobald sie anfängt nochmals eine Gänsehautschicht über dem eh`schon bestehenden "Hühnercombi" aus der ihr zur Verfügung stehenden Haut zu zaubern.

Solche Anblicke lassen alle Strapazen vergessen !!!

Solche Anblicke lassen alle Strapazen vergessen !!!

Den Kleinen ist die morgendliche Kälte egal, da wird barfuß mal schnell die Gebetsmühle gemühlt

Den Kleinen ist die morgendliche Kälte egal, da wird barfuß mal schnell die Gebetsmühle gemühlt

Das folgende Bild entstand über Lower Pisang (-> Upper Pisang), in einem Monastry das über 500 Jahre alt ist.
Wenn wir an dem eigentlichen Übernachtungsort ankamen gingen wir immer noch HIKKEN - dies ist förderlich um sich an die Höhe zu gewöhnen (und wie ich finde sehr sinnvoll!).

Du steigst zum Übernachtungsort und steigst dann nochmals 500 Höhenmeter auf, quasi als Zusatzbelastung, somit fühlt sich dein Körper wohler wenn man wieder absteigt und es hilft besser zu schlafen.

Des Trekkers Feind - Der Schatten

Des Trekkers Feind - Der Schatten

An dieser Stelle fällt mir noch ein wichtiger Punkt ein über den ich noch gar nicht gesprochen habe: LODGES

Nur so *schulterzuck* ...wäre eigentlich gar nicht so wichtig.
Mir war im Vorfeld schon klar das alles ziemlich einfach wird, eng, schmuddelig,mit Tieren drin und so.
Das ist auch in Ordnung, ich mag das so und finde mich so ziemlich mit allem ab...

ABER...

...warum sagt den Nepalis niemand DAS EINE WAND NUR EINE WAND IST WENN DIE HOLZPLATTE IN DER MITTE AUCH MIT DER DECKE UND DEN WÄNDEN A-B-S-C-H-L-I-E-ß-T!!!

5 cm dicke Spalten nach Aussen - quasi Luftfugen (!!??!!) - das iss` nich` fair.

Hm, naja, es ist so wie es ist; von der "Shower" nehme ich keinen Gebrauch, erstmal steht nicht "Hot" dran, der Betonboden ist durch den letzten Duschvorgang schon ein bischen vereißt (muß mir noch irgendwo FlipFlops kaufen damit die Füße beim Duschen nicht abkühlen) und bis ich im Zimmer bin sind mir meine Haare am Kopf festgefroren.
Da stink ich doch mal lieber, mach "Katzenwäsche" und mümmel mich - diesmal zum ersten Mal komplett angezogen - in den Schlafsack.

Shower ohne "hot" dafür als Präsent mit Eisschicht in der Ecke

Shower ohne "hot" dafür als Präsent mit Eisschicht in der Ecke

Am nächsten Tag gings auf nach Manang...

Irgendwie habe ich nicht so richtig während dem Steigen darauf geachtet wie sich die Landschaft um mich herum verändert hat. Ich war zwar noch nie dort, aber so stelle ich mir Nevada vor.

Auch begegnen uns immer weniger Menschen, es gibt weniger Muli-"Verkehr" und selbst die Menschen wirken irgendwie "mongolischer".

Ich bin ja selbst Frau und kann, glaub ich, gut beurteilen daß nepalische Frauen meist von Grund auf schön sind - hier oben werden sie zu richtigen, fast schon hoheitlichen, Schönheiten.
Sie strahlen gesunden Stolz aus, den man ihnen ausnahmslos zugesteht.

In Manang angekommen gibts schnell Lunch und wieder Hikking... wieder in ein Monastry und...wieder STUFEN !!!

Ich habe nämlich herausgefunden, quasi mit meiner Lupe und meinem Detektivhütchen dass die früheren Nepalis große Stufenanhänger waren, die warscheinlich alles dafür getan haben um irgendwann die größte Stufensammlung der Welt zu haben und ganz Nepal zu "verstufen". Irgendwann jedoch muß der "Stufeninitiator" aber wohl mal von uns gegangen sein.

Nunja, andere Länder führten Kriege wegen Gold, Salz oder Ländereien...

...die Nepalis wollten halt lieber...ähm...ja...also *räusper*...halt Stufen eben. Glaub ich

EGAL, hey ich bin im Urlaub... Stufen bleiben Stufen, man kann sich damit arrangieren...

Schließlich haben wir doch heute schon mal den ersten Meilenstein des Treks geschafft - MANANG !!!

Was soll ich sagen: Ein riesen Zimmer, winddicht, alles im Mexicostyle, das beste Dinner bisher, (fast) eine richtige Stadt, morgen auch noch hier bleiben da Akklimatisationstag und eine ... sehr wichtig für mich und meinen immer mehr schwindenden Zuckerhaushalt ... eine Bäckerei !!!

"Deutschland sieh` her, DAS ist ein Kuchen!"

"Deutschland sieh` her, DAS ist ein Kuchen!"

Am Abend entsteht eine lustige Runde, räumlich erzwungen (weil nämlich Ofen im Essensraum) sitzen zum ersten Mal unsere Träger bei uns. Es ist schade daß sie angehalten sind sich an anderen Orten aufzuhalten und zu essen als wir; ich meine, hey, die tragen unser Gepäck und das ist mal echt schwer und bei manchen Wegstrecken wirklich ein Kunststück.

So lassen wir es uns nicht nehmen sie in unser - mittlerweile bombenmäßiges - Abendprogramm miteinzubinden, Black Tea, Rum und schon bald geht der Punk ab bei nepalischer Mukke. Sogar die Hausherren/Innen tanzen mit.
Ein Wahnsinnsabend (nur die Engländer am Nebentisch möchten weiterhin "erwachsen" bleiben und ignorieren uns. Aber Engländer essen glaub` ich auch Porridge, nicht wahr? )

"Saturday Night Fever" in Nepal

"Saturday Night Fever" in Nepal

Der 2.Tag in Manang gestaltet sich zwar mit wenig Programm, dafür aber anstrengend und röchelnd, nach dem Lunch hikken wir zum "100 Rupien Mönch", ein Lama, hoch oben auf `nem Bergchen in einer Gompa, um uns von ihm für die Thorong La - Überquerung segnen zu lassen (Oh man, so langsam wird`s ernst).

Mittlerweile ist er 91 und ist, glaube ich, schon Multimillionär wenn er von jedem Touri 100 Rupies bekommt...

Nehmen wir an:
1008 Touris in 6 Monaten Hauptsaison (100800 NPR)

->->->->-> ca. 1107 Euro <-<-<-<-<-


Wenn ich mir überlege daß MOMO`s (mittlerweile meine Leibspeise) für Touris 115 NPR kosten könnte ich im Jahr 876 Portionen davon essen. Das heißt täglich fast 3 Portionen (ich sehe davon ab an dieser Stelle zu erwähnen daß ich nach diesem Jahr selbst wie ein MOMO aussehen würde).

*Oh,ich habe noch gar nicht nachgerechnet wieviel das auf seine 91 Jahre gerechnet sein könnte*

Nachdem ich sein "Gehalt" also kurz im Kopf "überschlage", "schlägt" er mir sein Gebetsschriftenaufbewahrungsholzkästchen über die Rübe und wünscht mir alles Gute und "health, health" für den Pass ...
...kurz taucht ein Hoffnungfunke auf, endlich den passenden Beruf für mich gefunden zu haben
Da ich allerdings denke, daß es mir nach spätestens 10 Jahren dort oben echt langweilig werden würde und ich warscheinlich mit meinem beginnenden Deprivationssyndrom versuchen würde den Himalaya mit meiner Nagelfeile abzutragen, verwerfe ich diesen Gedanken recht schnell wieder.

Des Lamas Aussicht:
Gangapurna mit Ice Lake, unterhalb Manang

Des Lamas Aussicht:
Gangapurna mit Ice Lake, unterhalb Manang

Auf dem Weg nach Manang

Auf dem Weg nach Manang

FAZIT:

1. Zwei Mützen sind besser als eine.

2. Best Nachtisch in Nepal: Apple Pie, Apple Crumble, sowie Chocolate Pie

3. Nepal -> Fernglas Pflicht !!!

4. Solltest du Kühen begegnen die auf einmal anfangen zu rennen dann versuche möglichst kompetent wirkend in die Gosse zu springen

5. Ab Pisang -> Gesichtswindschutz Pflicht !!!

6. Best MOMO`s: Vegetarian Fried Momos with Tuna *schmatz*

7. Vergiss nie deine Stirnlampe in den Tagesrucksackzu stecken, du kommst meist erst vom Hikken zurück wenn es schon dunkel ist und der Strom ist mal ratzfatz weg um 17 Uhr

Wirken lassen...

Wirken lassen...

© Guzi Altmann, 2008
Du bist hier : Startseite Asien Nepal Pisang (3200m) und Manang (3400m)
Die Reise
 
Worum geht's?:
Wie eine organisierte "Annapurna Runde Classic" doch zum Erlebnis wurde
Details:
Aufbruch: 09.11.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 02.12.2007
Reiseziele: Nepal
Der Autor
 
Guzi Altmann berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors