Die Sieben Säulen der Weisheit
Berg Nebo und Totes Meer
Berg Nebo - der Moses-Berg ... und das Tote Meer
Nach unserem Petra-Abenteuer fahren wir auf der "Königsstraße" (Tariq al Sultani) Richtung Totes Meer.
Die "Königsstraße" verbindet Amman mit Aqaba und schlängelt sich auf der Grenze zwischen dem "Wadi Araba" und dem Hochplateau der Wüste entlang, führt vom Berg Nebo über Madaba und das Naturschutzgebiet Dana an den Kreuzritterburgen Shobak und Karak vorbei bis nach Petra.
Nachdem die Römer das Nabatäer-Reich ins Imperium Romanum integriert hatten, baute Kaiser Trajan die "Via Nova Trajana", die von Damaskus bis Aqaba eine befestigte, mit Meilensteinen versehene, sichere Verbindung bot. Noch heute kann man Abschnitte davon gut erkennen.
Wir kommen nun ins "COHR", das Herzland Jordaniens, das aus dem Toten Meer, dem Jordantal und dem See Genezareth besteht.
Die Gegend wird grüner, es gibt mehr Wasser und wir sehen viele Olivenbaumplantagen (30% der Gartenbaufläche Jordaniens sind mit Oliven bepflanzt). Es gibt sehr viele Militärkontrollen am Toten Meer entlang. Man fürchtet islamistische Anschläge. Am anderen Ufer liegt die "Westbank" ehemals jordanisches Territorium, das heute von Israel kontrolliert wird. Hier spürt man schon die Anspannung, die im Nahen Osten herrscht und ahnt, was es bedeutet, in so unsicheren Zeiten hier zu leben.
Unterwegs, im Dana National Park, lernen wir noch Talip kennen, einen einheimischen Ranger, der mit uns eine Wanderung durch die Canyonlandschaft unternimmt. Er hat mit der Armee zwei Jahre in den USA gelebt und spricht dementsprechend gut englisch. Er zeigt uns eine enorme Pflanzenvielfalt (z.B. "juniper" - phönischer Wacholder - juniperus phoenica..."good for pumping heart" oder "milk vetch" - "tit of Haienah" ..."good for milk for the babies") und erklärt uns die Einteilung eines Beduinenzeltes: Harem (Frauen & Kinder), Männerteil mit Feuerstelle und Teil für die Ziegen. Wir sehen noch Reste eines Beduinenlagers. Sie schichten flache Steine auf, legen Binsen darauf und bauen dort ihr Zelt (wegen der Skorpione wird zwischen die Steine "Skorpionkraut" gestopft, um diese abzuhalten).
Später führt er uns noch ein kleines Theaterstück vor (er ist der geborene Schauspieler):
er zeigt uns, wie man die arabische "Keffija" tragen kann und was man damit aussagen will. Er stellt sich in die stolze Positur eines Scheichs, er wickelt ein Ende seines Tuchs um seine Finger und gibt einer Dame aus unserer Gruppe so die Hand (denn er darf sie nicht direkt berühren), er wickelt das Tuch eng um den Kopf und läßt nur noch die Augen heraussschauen...so wirkt es kriegerisch. Schließlich zeigt er uns, wie arabische Politiker im Westen Geld sammeln. Ein Stöckchen symbolisiert die dicke Zigarre, die er gewichtig in der einen Hand hält. Der Bauch ist herausgeschoben, das Tuch lässig um die Schulter geworfen, die andere Hand gestikuliert würdevoll mit den Worten: "We need 2 million for poor people...one million and a half for me, the other half for poor people. You know, we are all very poor!"
Das reinste Kabarett!
Am nächsten Tag wird's easy: wir wandern nur ein wenig durch das "Wadi Numeira", das von einem Flüßchen durchzogen ist, und nachmittags gibt's Relaxing am Toten Meer.
Jean-Luc instruiert uns, Trekking-Sandalen anzuziehen. So können wir durch den Bach waten, das Wasser durch die Zehen laufen lassen und uns entspannen.
Um hinüber zum Wadi zu kommen, müssen wir eine vierspurige Straße überqueren. Hier gibt es den kurzen "Werner-Witz" für zwischendurch: "Zwei Mäuse wollen über die Straße. Sie rennen los. Als beide auf der anderen Seite ankommen, ist bei einer der Schwanz ab. Daraufhin rennt diese noch einmal zurück, und als sie wieder ankommt, ist der Kopf ab. War sie nun eine weibliche oder eine männliche Maus?
Sie kann nur weiblich gewesen sein, denn nur eine weibliche Maus verliert wegen einem Schwanz den Kopf!"
Nachmittags machen wir im Toten Meer die berühmten "Zeitungs-Fotos". Es ist ja so lustig, ins Tote Meer einzutauchen, bzw. das Eintauchen geht gar nicht. Immer, wenn man mal richtig unter Wasser will, zieht es einen...flupp...nach oben! Wir kommen uns vor wie Luftmatrazen.
Das Tote Meer liegt 400 m unter dem Meeresspiegel, am tiefsten Punkt der Erde, es hat einen Salzgehalt von 30%, und es herrschen hier auch andere Druckverhältnisse. Halb ausgetrunkene Plastikflaschen ziehen sich zusammen, als würden sie vakuumverpackt.
Wir lassen das Salz auf unserer Haut trocknen und rubbeln es dann ab. Das funktioniert wie ein Peeling und die Haut wird babyweich.
Oben, am Pool des Mövenpick Hotels, trinken wir ein Bier (ja, das gibt es in Jordanien!), schauen bei leiser chill-out-music aufs Meer hinaus in den nachmittäglichen Dunst und denken gar nichts. Die Musik schaukelt uns sanft und lullt ein in eine herrliche Trägheit, die das gleiche Gefühl hervorruft, wie das Bad im Toten Meer.
Die Erfahrungen einer Expedition zum Toten Meer werden in "Die Bibel hat doch recht" von Werner Keller wie folgt geschildert: "Das erste ist ein Bad. Die Männer, die hineinspringen, haben das Gefühl, als würden sie wieder herausgehoben. Als hätten sie Schwimmwesten angelegt. Die alten Berichte haben also nicht gelogen. In diesem Meer kann niemand ertrinken...Mächtige Ablagerungen verkrusteter Salze bilden den Strand, und die Felswände darüber funkeln in der Sonne wie Diamanten. Die Luft ist von stechenden, beißenden Gerüchen erfüllt. Es riecht nach Petroleum und Schwefel. Ölige Flecken von Asphalt - die Bibel nennt es "Erdharz" (1.Mos.14,10) - treiben auf den Wellen."
Lots Weib erstarrt nach der Katastrophe von Sodom und Gomorrha zur Salzsäule, als sie hinter sich blickt.
Erklärt wird dies heute so:
"Westlich vom Südufer des Toten Meeres dehnt sich ein Hügelrücken...der größte Teil besteht aus Salzkristallen. Die Araber nennen ihn "Djebel Usdûm", ein uralter Name, in dem sich das Wort "Sodom" erhalten hat. Befremdliche Salzstatuen erinnern lebhaft an die Darstellung in der Bibel von Lots Frau...Auch wer dem Katastrophenzentrum (des Erdbebens) lebend entkam, konnte noch in den Giftschwaden ersticken, die weit über das Land wehten. Und alles, was in der Nähe des Salzmeeres liegt, überzieht sich auch heute noch in kürzester Zeit mit einer Kruste aus Salz."
(aus Werner Keller "Die Bibel hat doch recht")
Später, am Abend, gibt es ein riesiges Büffet. Bemerkenswert diesmal die gebackenen "Kibbeh", Frikadellen aus Boulgour mit Pinienkernfüllung, das mit viel frischer Petersilie angerichtete Tabouleh, die scharfe Olivensauce und "Falafel", Kichererbsenbällchen gebacken mit Joghurtsauce. In Jordanien ist es nicht besonders schwer, zum Vegetarier zu werden!
Am nächsten Tag Fahrt zum Berg Nebo (840m ü.d.M.), jenem Berg, von dem Moses aus das Gelobte Land gesehen, aber dann nie erreicht haben soll. Der Blick geht über das silbern glitzernde Tote Meer bis nach Jericho in der Ebene und Jerusalem auf dem Hochplateau. Er ist heute eines der wichtigsten christlichen Pilgerziele, und auch Papst Johannes II. hat ihn im Jahr 2000 besucht.
"Unter dem...entzückten Auge des Betrachters breitet sich ein einzigartiges Panorama aus. Silberübergossen schimmert im Süden die weite Fläche des Salzmeeres. Am jenseitigen Ufer erhebt sich eine öde Kulisse von steinernen Buckeln und Höckern. Dahinter ragt die lange Kette der braun-weißen Kalkberges des Landes Juda. Dort, wo sie beginnt und steil aufsteigt aus der Negev, liegt Hebron. Im Westen vom Bergprofil...Bethlehem und Jerusalem. Nordwärts wandert der Blick über das Hochland von Samaria und Galiläa vorbei bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Hermon in flirrender Ferne...
Mit diesem Blick vom Nebo nach Palästina beschloß Mose sein Leben..."
(aus Werner Keller "Die Bibel hat doch recht")
Ein fein gestaltetes Bodenmosaik einer Basilika oben am Nebo aus dem 6. Jhd. wird gerade restauriert und zeigt neben Pflanzen- und Tierdarstellungen auch David, als er gerade die Schleuder ansetzt, um Goliath zu besiegen.
Abends, als es dunkel wird, sehen wir von der Terrasse des Hotels aus am anderen Ufer die Lichter von Jerusalem.
Aufbruch: | 30.03.2008 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 09.04.2008 |