Albanien – Einblicke in ein für Deutsche unbekanntes Land
Meinen Sommerurlaub 2008 verbrachte ich in Albanien. Wie viele Deutsche hatte auch ich ziemlich viele Vorurteile. Mit diesem Bericht, hoffe ich diesen entgegenwirken zu können und den Lesern einige Einblicke in ein schönes Land, mit freundlichen Menschen geben zu können und vielleicht auch den ein oder anderen Tipp für an Albanien interessierte Leute.
Die ersten Tage in Tirana
Albanien gilt als Dritte-Welt-Land mitten in Europa. Die meisten Deutschen können sich nicht wirklich ein Bild von Land und Leute machen und so ging es auch mir. Doch die Wochen vor meiner Abreise in das Land der Skipetaren, hatte ich mich intensiv damit beschäftigt und so viele Informationen wie möglich, vor allem aus dem Internet, gesammelt.
Die Anreise erfolgte mit Adria Airways über Ljubljana, was ich nicht wirklich empfehlen kann, da die Transferzeiten in Ljubljana teilweise recht lange angesetzt sind, der Flughafen relativ klein ist, man sich somit auch nicht wirklich lange beschäftigen kann und nur die wenigsten Flüge pünktlich starten.
Der Flughafen Mutter Tereza in Rinas, etwa 20 Minuten Fahrtzeit von Tirana entfernt, wurde erst im März 2007 eröffnet und im Juli 2008 begannen schon die Ausbauarbeiten, da die Kapazitäten jetzt bereits nicht mehr ausreichen.
Mein Freund, der für einige Monate in Tirana lebt und arbeitet, holte mich vom Flughafen ab und warnte mich schon einmal vor, dass der Verkehr mal wieder ganz besonders chaotisch sei. Wir waren noch keine 5 Minuten unterwegs, passierte auch schon etwas "typisch Albanisches": aus dem vor uns fahrenden, alten Mercedes wurde fast zeitgleich aus 3 Fenstern jede Menge Müll rausgeworfen. Nach 2 ½ Wochen Albanien fällt einem so was allerdings schon fast nicht mehr auf.
Je näher wir der Hauptstadt kamen, desto dichter wurde der Verkehr und in dem ersten Kreisverkehr, in den die Autobahn praktisch mündete, herrschte absolutes Chaos. In 3 oder 4 Spuren fuhr einfach jedes Auto in den Kreisel rein, ohne System und Verstand. Nur das Recht des Stärkeren oder dessen mit der lautesten Hupe zählt. Ich war froh, nicht selbst fahren zu müssen und doch einigermaßen erleichtert, als wir das Auto kurz darauf abgestellt hatten.
Während unseres spätnachmittäglichen Spaziergangs durch Tiranas Straßen zum Skytower, einem der höchsten Gebäude der Hauptstadt, mit einer Bar im obersten Stock, die sich um die eigene Achse dreht, empfand ich die Stadt aber kein bisschen weniger laut und hektisch. Träumer haben auf Tiranas Straßen definitiv nichts zu suchen! Wenn man tatsächlich mal in einer ruhigeren Straße unterwegs ist, muss man ständig schauen, wohin man tritt, um nicht über Löcher, fehlende Gullideckel, Müll oder Hundehaufen zu stolpern. Andernfalls muss man egal welche Straße man überquert, auch bei Einbahnstraßen, stets auf beide Seiten schauen, Fußgängerampel hin oder her.
Die Aussicht vom Skytower war toll und man konnte sich von hier aus schon mal einen recht guten Überblick über die Stadt verschaffen: den Daijti, das flachere Land Richtung Durres, der Skanderbegplatz, das Stadion, sowie das Sheraton Hotel und den dahinter liegenden Grand Park kann man von dort oben bestens überblicken.
Zum Abendessen ging es in die Villa 31, ein süßes, kleines Lokal mit schönem Garten und schweren, rustikalen Holzmöbeln, wo man wirklich super lecker essen kann. Bekannt ist die Villa 31 eigentlich für seine Fleischgerichte, aber auch alles andere, was ich dort probiert habe, hat super geschmeckt.
Später am Abend gingen wir dann ins Tivoli, einem schönen modern eingerichteten Club unweit des Skanderbeg-Platzes. Im Tivoli werden sowohl internationale, als auch albanische Hits gespielt und wenn man sich erst einmal an den Musikmix gewöhnt hat, kommt man aus dem Tanzen gar nicht mehr raus. Das Highlight schlechthin: ab und zu wird die Theke mit Spiritus in Brand gesteckt - und es macht immer wieder Spaß es anzuschauen und mitzuerleben.
Im Anschluss ging es in die Nachbarschaft, in den Living Room, einem der angesagtesten Clubs der Stadt. Musik und Publikum hier, sind dem des Tivoli sehr ähnlich. In Albanien in T-Shirt, Jeans und Sneakers auszugehen, wie man es in Deutschland oftmals macht, wäre unvorstellbar.
Am nächsten Tag wollten wir zum Mittagessen in die Villa Logerici, am Rande des Blokku, nahe der Pyramide. Ein italienisches Restaurant mit einer wunderschön angelegten Terrasse, mit Teich und kleinem Bachlauf. Vor allem abends muss man hier wunderbar sitzen können, da alles schön beleuchtet sein soll. Egal ob Salat, Holzofenpizza oder Spaghetti fruta deti (mit Meeresfrüchten), alles war frisch zubereitet und hat wunderbar geschmeckt.
Nach dem Mittagessen, machten wir uns auf den Weg zu Tiranas Hauptbahnhof. Hätte der Taxifahrer nicht direkt vor dem Bahnhof gehalten und zum Bahnhofsgebäude gezeigt, wir hätten es vermutlich glatt übersehen. An einem unauffälligen, blauen Gebäude hing ein ebenso unauffälliges Schild "Stacioni i Trenit". Die Bahngleise daneben sah man von der Straße aus kaum, da auf dem davor liegenden Parkplatz jede Menge Busse und Kleinbusse standen, die auf ihre Abfahrt in allen Ecken Albaniens warteten. An dem Bahnhofsgebäude hing eine Anzeigetafel, auf der Preise und Abfahrtszeiten nach Durres und zurück angegeben waren. Leider reichte es uns dann doch zeitlich nicht, unser Vorhaben, auf einen Kaffee nach Durres zu fahren, umzusetzen, da wir sonst zu spät zu unserer Grill-Verabredung am Abend gekommen wären. So nahmen wir uns ein Taxi zur Rruga Durresi und setzten uns in der Botschaftsstraße, der Rruga Skanderbeg, auf die Terrasse des Restaurants Wintergarten, eine bei internationalem Publikum beliebte Gaststätte, um einen Kaffee und anschließend ein schönes, kühles Radler zu trinken. Auf Grund der nahe gelegenen deutschen Botschaft, ein in diesem Restaurant nicht unbekanntes Getränk.
Zum Mittagessen am nächsten Tag waren mit einem deutsch-albanischen Pärchen verabredet. Sie holten uns mit ihrem Auto ab und los ging's auf Tiranas Hausberg, den Dajti. Eigentlich hatte ich vorgehabt, während meines Aufenthalts in Tirana mit der Seilbahn auf den Berg zu fahren, aber leider war die Bahn seit etwa 2 Wochen vor meiner Ankunft in Albanien außer Betrieb - und sollte das auch bis nach meinem Abflug noch sein. Daher war es klasse, dass Eddi und Uli uns zum Essen in ein traditionelles Forrellenrestaurant inmitten des Dajti-Nationalparks einluden. Der Garten des Restaurants war großzügig, terrassenförmig angelegt und durch Forrellenteiche unterteilt, sodass fast jeder Tisch für sich stand. Die Karte bot eine große Auswahl an albanischen Spezialitäten, sowie natürlich jede Menge Forellengerichte.
Leider meinte es das Wetter nicht gut mit uns und wir wurden nach wenigen Minuten durch ein Gewitter ins Innere des Restaurants vertrieben. Die Einrichtung mag auf den deutschen Geschmack vielleicht etwas kitschig gewirkt haben, doch letztendlich passte es eigentlich ganz gut zu dem urigen Gebäude.
Das einzige, was mir bereits an diesem ersten Wochenende in Tirana negativ auffiel, waren die Zigeuner. An fast jeder Straßenecke sieht man eine Mutter mit ihren Kindern sitzen. Die kleineren liegen auf Pappkartons und schlafen, während die älteren zum Betteln geschickt werden. Die Mutter bettelt meistens auch oder verkauft bestenfalls Zigaretten. Auf mich hat das ziemlich abschreckend und befremdend gewirkt.
Aufbruch: | 25.07.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 11.08.2008 |