zurück im organisierten chaos - von süd nach nord: indien 2008

150208

...genau wie letztes jahr ueberwaeltigt mich zunaescht der etwas muffige geruch der flughalle, eine mischung aus chlor und alten schuhen. nicht wirklich angenehm.
das naechste ziel ist das gepaeckband, welches allerdings schon von rund 100 anderen fluggaesten und deren rund 200 gepaeckwagen belagert wird. alle stuerzen sie gleichzeitig los, aber keiner kommt so richtig ran. ich stehe in der letzten reihe und mein rucksack kommt als erstes. auch gut. ich kaempfe mich also durch bis zum band, ergreife meinen rucksack kurz bevor er wieder hinter der wand verschwindet und nochmals eine runde dreht...geschafft.

nun die naechste frage: ist saleem auch wirklich da!? aufgrund vielfaeltiger kommunkationsprobleme bin ich mir diesbezueglich etwas unsicher, in der ankunftshalle ist er jedenfalls nicht. also gehts raus, lautstaerke und hitze knallen mir entgegen wie eine unsichtbare wand. ungefaehr 200 leute stehen mit zetteln in der hand dort und schreien gleichzeitig wie auf kommando los. ich suche nach saleem finde ihn nicht, er mich hingegen schon. was ein glueck, mei nerwe!

das wiedersehen recht unsprakatukaer, aber beide freuen wir uns, das merkt man. ich bin erleichtert dass alles geklappt hat und wir nun gemeinsam in der rikschaw sitzen. eigentlich dachte ich es geht entspannt ins naechse hotel, doch saleem hat geplant, noch heute zureuck nach mysore zu fahren- also nochmals gut 4h bus. juhuuu, gerade kann ich mir nichts schoeneres vorstellen. :/

nicht, dass wir schon an der bushaltestelle waeren, die liegt naemlich im stadtzentrum, rund 12km von uns entfernt. und der verkehr in bangalore ist schier unglaublich, was saleem auch im 5-minutentakt bestaetigt "lots of traffic, lots of traffic". ohja...

im rikscha-zick--zack vorbei an lkws, bussen, kuehen hunden und - man kennt das ja- was sich sonst eben noch so auf indischen strassen tummelt geht es teils im schneckentempo zum bahnhof.

diesen erreicht kommt sie auch endlich, meine heiss erwartet frage: "where are you from?" und natuerlich "your name sir?". wie ich das vermisst habe....genauso wie die schoenen local-busse. einen solchen erklimmen wir naemlich, er wird uns durch das mitlerweile naechtliche indien in richtung mysore juckeln. zunaechst heisst es aber erstmal bangalore verlassen und das dauuuuuuuert. rund 1,5h. vorbei an menschenmassen, tiermassen, unzaehligen kleinen shops, staendig begleitet durch lautes gehupe und meinem backpack auf dem schoss, dem gesicht am fenster klebend... nein, so schlimm war es nicht, aber nach flug und co doch recht grenzwertig. zwischendrin ein kurzer stop, die erste indische toilette, frische chips - all dies irgendwoe im nirgendwo, also mitten in der dunklen pampa. meine gedanken sind gerade in berlin...

gegen 23h kommen wir dann in mysore an. endlich...kuze zeit spaeter sind wir dann auch schon zu dritt, saleems freund hat uns erwartet. gemeinsam fahren wir dann ins hotel, ueber mein zimmer schreibe ich an dieser stelle mal lieber nichts, ist besser so...;o
zumindest habe ich fliessendes kaltes wasser, das ist mehr als wohltuend nach diesem tag...und kekse und minibanananen - was will man mehr (obwohl, mir faellt da direkt was ein, ne!? )

also, ich bin da, es ist wunderbar, das ausserliche chaos beruhigt mein inneres, wie eh und je...
trotzdem, vermissend penne ich irgendwann ein, der ventialor surrt uerber mir....

160208

...und wache irgendwann wieder unter dem surrenden ventilator auf. zunaechst mal eine erfrischende, eiskalte dusche mit meinem netten zimmernachbarn, herr kakerlake. dieser verdrueckt sich zum glueck recht schnell, als ich ihn nassspritze, also habe ich die "dusche" (einen wasserkrug) nun doch ganz fuer mich alleine.

irgendwann trudelt dann auch saleem ein, rund eine stunde spaeter wie vereinbart, aber das ist standart und mitlerweile weiss ich auch, wie ich planen muss. sein cousin ist auch dabei, irgendwann verschwindet saleem und ich sitze mit seinem cousin alleine im zimmer. das ist nicht unbedingt produktiv, denn leider spricht dieser kein englisch und mehr als seinen namen, sein alter und das er zwei kinder hat, bekomme ich nicht aus ihm raus. also beschaeftigen wir uns damit unsere namen aufzuschreiben, denn ich verstehe nicht so recht wie seiner ausgesprochen wird.

irgendwann kommt dann auch saleem wieder und wir machen uns kurz auf den weg einen rucksack fuer mich zu kaufen, einen kleinen daypack habe ich naemlich vergessen. da ich das doppelte zahlen wuerde kauft saleem ihn fuer mich, zunaechst gibts aber einen frisch gepressten melonensaft auf der strasse. ich bin mal wieder mutig, aber auch froh, dass ich die saftpresse nicht sehe, steht diese doch immer hinterhaus, doch mein magen spielt mit und ich geniesse...

saleems cousin und ich kehren also ins hotel zurueck, saleem kauft einen rucksack. begeistert kommt er ein paar minuten spaeter zurueck, und, was hat er gekauft!? eine laptoptasche...also laufe ich fortan mit einer laptoptasche durch indien...ehrlich gesagt komme ich mir damit etwas bloed vor, aber es waere auch unhoeflich zu sagen, dass sie mir nicht gefaellt...naja, fuer die erste zeit werde ich also als business-men durch indien reisen.

und dann brechen wir auf zu saleems familie. ich bin mal wieder etwas unruhig, ganz so wie letztes jahr, freue mich aber natuerlich ungemein alle wieder zu sehen. und tatsaechlich, seine drei kinder, seine frau, eltern und viele mehr sind da. ein wenig fuehle ich mich wie im zoo, denn ploetzlich stehen 7kinder im zimmer und schauen uns beim essen zu... aber irgednwie war es auch verdammt lustig.
ueberhaupt, es war mal wieder liebenswert und genial. wir haben fotos vom letzten indienurlaub angeschaut, meine briefe gelesen, die ich ihm geschrieben habe, er hat mir seine schulzeugnisse gezeigt, seine rikschaw-fahrerlaubnis und dergleichen mehr.
seine frau hat derweil ein absolut geniales essen gezaubert (ja, ich kam mir etwas bloed vor mich so bedienen zu lassen, aber ich durfte absolut nichts helfen....!). es gab ein sehr, sehr scharfes reisgericht (mit ungefaehr 30chillis auf einen topf!) ein nudelgericht und als nachtisch eine geleeartige suessigkeit aus zitronengras. alles so verdammt lecker! ud danach: meinen sehnlichst erwartetet ersten chai-tea. endlich
seelig brechen wir kurz vorm dunkel werden in richtung stadt auf, vorbei an zu vielen frischfleischgeschaeften mit halben rindern, ganzen huehnern und viel zu vielen muecken... aber ich muss es ja nicht essen.

abends mache ich dann nochmal einen langen abstecher in mein altes internetcafe von vor einem jahr. es ist schoen, sich in mysore wirklich ein wenig auszukennen, ich brauche keinen karte mehr und kann mich weitestgehend orientieren. als ich dann im internetcafe von dessen besitzer laechelnd begruesst wurde, und er meinte, ich sei doch vor einem jahr schonmal dort gewesen, muss ich doch ziemlich grinsen....

und wieder spaeter, surrt der ventilator und dreht unermuedlich seine runden...