Bea rocks Canada

Reisezeit: September / Oktober 2009  |  von Rabea Hohl

On the road I - Vancouver nach Penticton

Kurzer Nachtrag zum Abenteuer Auto:
Selbstverstaendlich hatte der Typ beim Verleih nicht die geringste Absicht, einem dummen deutschen Maedel wie mir irgendwas zum Auto zu erklaeren und da ich schliesslich auch noch einen kleinen Rest Stolz besitze, wollte ich nach der zweiten Runde eines erfolglosen Frageversuchs nicht noch ein drittes Mal in den Ring steigen, also bin ich erhobenen Hauptes Richtung Parkgarage geschwebt und habe mir im Fahrstuhl die Hand vor die Stirn gehauen. Menno, Rabea! Als ich dann meinen roten Ford Focus (kostenloses Upgrade auf Intermediate, yes Baby! Sonst waere es mit grosser Wahrscheinlichkeit ein kleiner Asiate geworden. Das hat den Verleihertypen garantiert geaergert! ) entdeckt habe und die vielen Knoepfe sah, kam just im richtigen Moment ein netter Herr vorbei, der mir in einem zweiminuetigen Crashkurs meine Vermutungen zur korrekten Benutzung des Hebels und aller Tasten gluecklicherweise bestaetigte. Noch eine Ehrenrunde in der Parkgarage und los gings!

Nachdem ich zum Glueck einigermassen problemlos aus Vancouver rausgefunden habe (hier ein Danke an die anderen Verkehrsteilnehmer: Nein, es war niemals Absicht und ja, ich haenge sehr an meinem Leben!), halte ich auf dem Weg in die Stadt Hope kurz an einer Scheune an, die frisches Obst und Gemuese vom eigenen Acker direkt dahinter anbietet. Solchen Verkaufsstaenden und Scheunen werde ich im Okanagan Valley in den naechsten Tagen noch oefter begegnen. In jedem Dorf und auch direkt an der Strasse findet man lokale Produkte, alles huebsch drapiert und zum Verzehr bereit.
Ich steige aus und fange an zu schnuppern: Es riecht nach Kuh, aber gewaltig! Herrlich und viel besser als die Abgase und die undefinierbaren Gerueche in der Stadt!

Bryan Adams begleitet mich zusammen mit einem neben der Strasse entlanglaufenden Fluss auf den ersten paar hundert Kilometern und wird dann von Ina Mueller abgeloest, meine CD funktioniert! Streckenweise ist man mutterseelenallein auf der Strasse, das ist ziemlich gewoehnungsbeduerftig.
Gegen 18Uhr komme ich in die Stadt Penticton und beschliesse spontan, hier zu uebernachten und nicht mehr weiter bis nach Kelowna zu fahren, weil ich auf der gegenueberliegenden Strassenseite ein niedliches Motel entdecke und es langsam daemmrig wird. Ich mache im letzten Moment einen U-Turn a la carte und komme auf dem Parkplatz des Empire Motels zum Stehen. Es ist ein suesses Gebaeude in weiss und tannengruen und abends mit Beleuchtung. Etwas weiter entdecke ich am naechsten Morgen die Autowaescherei "Spit and Polish", grossartiger Name. Penticton liegt in einem Tal, huebsch umgeben von Bergen, die im Winter ein gutes Skiegebiet abgeben und in der unmittelbaren Naehe des Skaha-Lakes.
Das Empire Motel hat sogar einen Pool, ist guenstig und hat riesige Betten, in denen man kuschelig versinkt. Ich hoffe, dass ich auch in den naechsten Tagen Glueck in der Wahl meiner Uebernachtungsstaetten haben werde.
Weil ich nach der ganzen Aufregung mit den doch relativ steilen und nah am Abgrund entlangfuehrenden Strassen ein bisschen Hunger habe, gehe ich nach dem Einchecken in den Pub gegenueber.
Als ich gerade von der Terasse draussen nach drinnen gehen moechte, weil draussen kein Tisch mehr frei ist, spricht mich ein kleiner fuelliger Mann der Marke Trucker an, dass ich mich auch zu ihm setzen koenne, wenn ich draussen sitzen moechte, da er eh nicht mehr allzu lange bleibe. Ich zoegere etwas, weil mein Sicherheitsgefuehl mittlerweile doch ein bisschen angekratzt ist, aber in dem Moment kommt die nette weibliche Bedienung und wechselt ein paar freundschaftliche Worte mit ihm, so dass ich mich entscheide, das Angebot anzunehmen, es sind naemlich um 19Uhr noch satte 26 Grad hier und der Ausblick auf die Berge ist toll.

Der Trucker erzaehlt mir, wie eigentlich jeder, dass nach Calgary ueber Saskatchewan bis Manitoba die komplette Landschaft "flat" ist. "flat" ist das Wort, dass anscheinend alles dort umfassend beschreibt. Ist doch super, ein bisschen wie zuhause! Und ich werde spaeter feststellen, dass ich die "flat-ten" Gegenden in Kanada sehr mag. Als ich auch hier mein Spruechlein mit der Heimatstadt des Jaegermeisters aufsage, lerne ich etwas Neues kennen: Jaeger-bomb, very famous! Ein 0,2l Glas Redbull, in das ein Shooter Glas mit Jaegermeister versenkt wird (quasi wie bei der Irish Car Bomb, gell Steven und Ben? ), und dann auf Ex. Ich lehne eine Kostprobe dankend ab, da es nach Einbruch der Dunkelheit ploetzlich ziemlich windig und kuehl wird und ich, da ich eine Jacke vergessen habe, nun doch nach drinnen wechsle. Und schon ist das Essen da: Onion rings, Jalapenos, prawns und alles nett frittiert und mit Knobi-Dip und scharfer roter Sauce. Das ist genau das Richtige, um spaeter die noetige Bettschwere zu haben! In der Nacht wache ich dennoch ein paar Mal auf, weil der Wind staerker geworden ist und als ich morgens den Wetterkanal im TV laufen lasse, erzaehlt der Sprecher munter ueber das Risiko eines Thunderstorms und ich muss an den Film "Twister" denken. Da ein Thunderstorm im Gegensazt zu beispielsweise einem Tornado im Grunde genommen ungefaehrlich ist, hoffe ich, einen zu erleben, weil es ein Naturschauspiel sein soll. Ansonsten war die Nacht super und das Empire Motel nur zu empfehlen.

© Rabea Hohl, 2009
Du bist hier : Startseite Amerika Kanada On the road I - Vancouver nach Penticton
Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Wochen Freiheit! Von Vancouver bis an die Grenze Alaskas oder: Hoffentlich kommt der Nebel im Yukon nicht von dampfenden Hundehaufen!
Details:
Aufbruch: 12.09.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 17.10.2009
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Rabea Hohl berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.