Frankreich 2009 - Katharerland - Zentralmassiv
21.-25. Tag - Auf den Spuren der Katharer
Montag, 12. Oktober 2009 21. Tag
In der Nacht stürmt es ganz arg, aber es ist warm, 19,5 Grad. Um 8 Uhr sind wir schon wach und Rolf läuft ins Dorf, um Baguette zu holen. Es finden sich immer Enten und Schwäne, die sich über altes Brot freuen. Gestern Abend und heute früh hatten wir Besuch von ca. 20 Enten und 2 Hunden. Es wird ein schöner Tag, strahlend blauer Himmel. Um 9.45 Uhr verlassen wir nach einem windigen Frühstück den schönen Ort. Die Fahrt geht durch ein Tal, voller Weinberge. Unser Ziel heute ist Carcassonne. Aber zunächst müssen wir in St. Chinian einkaufen. Die Gegend, die wir durchfahren, ähnelt ein bisschen der Toskana. Heute haben wir zum xten Male eine tote Schlange auf der Straße gesehen. Die leben hier gefährlich. Wir überqueren den Canal du Midi und folgen der Route der Katharer. Um 11.40 Uhr sind wir in Carcassonne. Carcassonne, dessen Unterstadt sich am linken Ufer der Aude erstreckt, ist mit ca. 44.000 Einwohnern das große Handelszentrum des vom Weinbau geprägten Departements Aude. Die befestigte Altstadt schaut aus, als habe sie sich seit dem Mittelalter überhaupt nicht verändert. Die Stadt wurde von den Römern im 1. Jahrh. v. Chr. gegründet und zählt zu den am besten erhaltenen Festungsstädten Europas. Sie besteht aus einem befestigten Kern, dem Chateau Comtal und einer doppelten Umfassungsmauer: Zwischen den äußeren Mauern mit 14 Türmen und der inneren Mauer mit 24 Türmen lag früher der Zwinger. Die Cité innerhalb der Mauern ist heute ein einziges Touristenzentrum. Doch auf den 14 Hektar, auf denen im Mittelalter rd. 4.000 Menschen lebten, hat sie heute noch eine ständige Einwohnerzahl von 239 Personen, die über eine Schule, eine Post etc. verfügen. Und so entgeht sie dem Schicksal vieler toter Städte, die ausschließlich durch den Fremdenverkehr belebt werden. Der Zugang zur Altstadt ist heute nur zu Fuß möglich, was ein Glück ist. Denn hier wimmelt es von vielen Touristen aus aller Welt. Im 13. Jahrh. war die Festung die zentrale Verwaltung der Inquisition in Südfrankreich. Sie war Zentrum der Katharerbewegung. Mit der Stadt Toulouse ist Carcasssone eine der wichtigsten Städte der historischen Region Okzitanien. 1997 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Legende erzählt, Friedrich II. (Karl der Große oder ein beliebig anderer Fürst) habe Carcassonne belagert, als Mme. Carcas Herrin der Burg war. Die Belagerung dauerte lange und der Hunger forderte die ersten Todesopfer. Mme. Carcas ließ daraufhin ein Schwein mästen und als es fett war, ließ sie es von der Stadtmauer werfen. Die Belagerer dachten, dass es wohl von den fetten Tieren noch mehr geben müsse, wenn man sie jetzt schon von der Stadtmauer werfe. Da sie selbst unter Hunger litten, gaben sie auf und kehrten nach Hause zurück. Als zum Jubel über das Ende der Belagerung die Glocken läuteten, soll einer von Friedrichs II. Näherstehenden gesagt haben "Madame Carcas sonne" was so-viel bedeutet wie "Madame Carcas läutet". Durch das "Porte Narbonnaise", Haupteingang der Ci-té, kommen wir auf die Rue Cros-Mayrevielle. Sie führt direkt zum Chateau, auf dessen Besichtigung wir verzichten aufgrund des stolzen Eintrittspreises, zumal ich mit meinen Krücken gehandikapt bin. Aber wir laufen durch die gewundenen mittelalterlichen Gassen. Es gibt wunderschöne Läden mit echtem Kunsthandwerk und natürlich viele Ramschläden und hässliche Fresslokale. So etwas sollte verboten werden! Die alte Kirche St. Nazaire ist einen Besuch wert. Ihre Glasfenster aus dem 13. und 14. Jahrh. werden als die interessantesten Südfrankreichs angesehen. In der Kirche singt ein russischer Chor, was eine ganz besondere Stimmung erzeugt. Wir lassen uns Zeit, um alles auf uns wirken zu lassen. Später finden wir ein uriges kleines Bistro, wo wir einen guten Espresso trinken und die vorbei eilenden Touristen beobachten können. Erst am frühen Nachmittag fahren wir weiter, Richtung Limoux, bekannt durch seinen Karneval Januar bis März und besonderen Wein - Blanquette de Limoux und Crémant de Limoux. Es ist immer noch sehr stürmisch, aber warm. Wir hoffen, der Wind bläst die Wolken weg. Unsere Freundin Sandra, die unser Haus hütet, berichtet am Telefon, dass es in Niederbayern kalt und Schnee bis auf 400 m angesagt sei. Da geht es uns gut bei 22 Grad! In Alet le Baines wollen wir die alte Abtei besichtigen. Leider nicht möglich, alles war geschlossen. Weiter geht es auf der Route der Katharer, bergauf, in engen Kurven. Wir kommen nach Puivert. 14 kleine um den See verstreute Weiler bilden diesen Ort. Hier treibt die "weiße Dame" ihr Unwesen. Die Legende besagt, dass im Jahr 1279 eine Prinzessin, die Dame in Weiß, am Ufer des Sees, der damals das heutige Tal ausfüllte, saß und meditierte. Da das Ufer häufig kaum zugänglich war, erteilte sie den Befehl, den Wasser-stand zu senken. So nahm das Unglück seinen Lauf: Die Berge, die den See umgaben, hielten den Arbeiten nicht stand und brachen zusammen; die Wassermassen schossen tosend davon und zerstörten alles, was sich ihnen in den Weg stellte, u. a. zwei kleine Orte. Wir haben einen tollen Blick ins Tal vom Plateau de Sault, 1.000 m hoch. Diese immer windige Hochfläche ist die letzte Bastion der vom Kalkstein geprägten Pyrenäen östlich des Pic de St-Barthélemy. Aufgrund der vielen Schluchten und des rauen Klimas wirkt das Plateau sehr streng. Hauptattraktion sind seine wunderschönen unberührten Wälder an den Hängen, die sehr steil sind. Am "Fontaine de Fontestorbes" halten wir. Die Quelle sprudelt aus einem Felsgewölbe im Hers-Tal hervor. Interessant ist, dass die Quelle in Zeiten geringer Niederschläge (im Allgemeinen von Mitte Juli bis Mitte November) zeitweilig versiegt. Dieses Phänomen tritt ein, sobald die Schüttung nur noch 1.040 l/Sek. beträgt und wiederholt sich anfangs stündlich und dann alle 90 Minuten. Wenn das Wasser aufhört zu fließen, kann man auf einer Rampe bis ans Ende des Gewölbes gehen, was Rolf natürlich interessiert. Ich kann mit meinen Krücken nicht mit. Und auch hier gibt es viele Geschichten. Eine besagt, dass die Quelle pausiert, weil sie ihr Wasser erst aus einer von Feen bewohnten Grotte holen müsse. Die Fahrt durch die wilde Schlucht "Gorges du la Frau" ist sehr schön, aber zum Übernachten ist es uns hier zu dunkel. Also fahren wir zurück durch den unheimlichen Wald, wieder bergauf, zum Chateau de Montségur, 1.059 m hoch. Auf dem Berg ist es sehr frisch durch den starken Wind. Also zurück ins Dorf, wo wir auf einem ruhigen Platz übernachten können. Zum Abendbrot gibt es Huhn, Salat, Baguette, Weißwein.
Tageskilometer: 205
Dienstag, 13. Oktober 2009 22. Tag
In der Nacht waren es nur 3 Grad. Darum heizt Rolf am Morgen ein wenig ein. Später kommt die Sonne und wir frühstücken draußen. Kurz nach 10 Uhr geht es wieder auf den Berg zum Chateau de Montségur, welches Rolf besichtigen will. Dazu muss er noch weitere 200 m hinauf klettern. Die Länge dieses Pfades ist nicht bedeutend, aber die Steigung macht es anstrengend. Der 1.216 m hohe Pog = Felsen von Montségur erinnert an das letzte bedeutende Ereignis des Albigenser-Kreuzzuges und die gebrochene politische Macht der Katharer. Montségur ist das Wahrzeichen der Katharer schlechthin, ein Sinnbild für Streben nach Freiheit und Reinheit. Am "sicheren Berg" suchten fast 500 Menschen Zuflucht vor den Truppen des Narbonner Erzbischofs, über 200 von ihnen wurden getötet. Majestätisch thront die Burg auf den hohen Gipfel des Felsen Pog, ideal für eine uneinnehmbare Festung. Die Belagerung der Burg durch min. 10.000 Mann! dauerte 10 Monate lang und erst als ein Verräter, ein Ortskundiger, den Soldaten den Weg auf den steilen Felsen zeigte, war das Schicksal Montségurs besiegelt. Nur 4 der "Vollkommenen" - Bezeichnung für die Geistlichen der Katharer - gelang die Flucht. Und noch heute rätselt man darüber, ob es ihnen gelang, den sagenumwobenen Schatz der Katharer in Sicherheit zu bringen und zu verstecken, denn bis heute wurde der Schatz nicht gefunden. Im März 1244 fiel die Festung. Die Unterlegenen hatten die Wahl: Wer seinen "Fehler" eingestand, kam mit dem Leben davon. Wer seine Religion nicht verleugnete, musste auf dem Scheiterhaufen sterben. Über 200 Katharer entschieden sich für ihren Glauben und starben.
Die Religion der Katharer:
Ab dem 10. Jahrh. fand eine Wandlung im religiösen Bewusstsein der Menschen statt. Sie strebten einen einfachen, reinen Glauben an, den sie bei der materialistisch bestimmten katholischen Kirche nicht fanden. So suchten die Katharer (aus dem Griechischen - die Reinen) selbst nach Lösungen für ihre Fragen. Sie glaubten an Christus und das Neue Tes-tament, aber ihre Religion basierte auf dem Dualismus. Unverkennbar sind gnostische Einflüsse. Hauptprinzip ist die Trennung von Gut und Böse. Dem guten Gott, der über eine geistige Welt des Lichts und der Schönheit herrscht, steht die vom Teufel beherrschte materielle Welt gegenüber. Der Mensch ist demzufolge nichts weiter als ein durch eine List des Bösen in der Materie eingeschlossener Geist. Das Ziel der Katharer war, sich vom Bö-sen zu lösen und in das Reich des Guten einzutreten. Wer diesem Ziel am nächsten kommt, erhielt die geistige Taufe und wurde als Parfait - Vollkommener - bezeichnet. Die Vollkommenen führten ein Leben voller Enthaltsamkeit, Gebet und Arbeit. Die strengen Regeln, denen sich die Katharer unterwarfen, stammten aus den Evangelien. Die Gläubigen ernährten sich vegan, sie verzichteten auf Fleisch und auf tierische Produkte. Die Pflicht eines jeden Menschen, einer Arbeit nachzugehen sowie sexuelle Enthaltsamkeit waren weitere Säulen ihres Glaubens. Der Glaube der Katharer breitete sich in den Städten, den kulturellen und wirtschaftlichen Zentren des Landes aus. Und dann fasste er auch auf dem Lande Fuß. Große Fürsten wie Roger Trencavel, der Vicomte von Béziers und Carcassonne und Graf Raymond Roger von Foix beschützten die Katharer. Der katholische Klerus, der in Verschwendung lebte, verurteilte die junge Religion und der Pabst ließ in den Krieg gegen sie ziehen. Dieser Krieg dauerte mehr als 20 Jahre. Die Bekämpfung der Katharer gipfelte schließlich in den von der Kirche angezettelten Kreuzzügen, bei denen viele Katharer auf unglaublich brutale Weise niedergemetzelt wurden. 1209 gab es in Béziers ein Blutbad von mehr als 30.000 Toten. Die später eingesetzte Inquisition, die vor Folter und dem Verbrennen der "Ketzer" auf dem Scheiterhaufen nicht zurückscheute, tat ein Übriges. Die letzten Katharer flüchteten auf die Burg Puilaurens, wo sie wenig später ermordet wurden. Der Krieg gegen die Katharer oder Albigenser endete im Jahr 1255 mit der Belagerung und Eroberung der Burg Quéribus, der letzten Bastion der Katharer.
Während Rolf den Felsen besteigt, sitze ich in der Sonne, genieße die Aussicht und lese. Es ist ein herrlicher sonniger Tag. Im Schatten sind es nur 11 Grad, aber in der Sonne ist es warm. Nach Rolfs Rückkehr ist mal wieder Haare waschen angesagt und dann fahren wir weiter durchs Gebirge, sehen eine "Pont Diable", kommen nach Tarascon. In dieser Gegend gibt es viele prähistorische Höhlen, die man besichtigen kann. Und weiter geht es durch das Aríege-Tal. Die Berge erinnern an die Alpen. Hier leben nur wenig Menschen. Wir kommen nach Ax-les-thermes. Viel zu viele Menschen für uns und so fahren wir über eine steile, schmale Straße in die Berge, auf den Col de Chioula, 1.431 m. Es ist sonnig und warm, aber stark windig. Darum fahren wir zum Col de Marmare, 1.361 m. Hier machen wir es uns in der Sonne gemütlich. Fast zu warm ist es inzwischen geworden. Und dann geht es wieder über das Hochplateau de Sault bis nach Quillan. Diese Straße nach Quillan nennt sich Route de Cols, Straße der Pässe. Es waren wirklich extreme Kurven, eng, aber die Aussicht entschädigt für alles, auch für das nicht ungefährliche Fahren. Quillan ist der Eingang zu den Aude-Schluchten. Eng, wenn breite Wohnmobile oder Busse kommen, aber wunderschön. "Defilé de Pierre-Lys" ist ein imposanter Engpass im ersten Ab-schnitt der Aude-Schluchten. Bis ins 19. Jahrh. konnte diese Klamm nicht durchquert werden. Erst auf Initiative des Pfarrers von St.-Martin-Lys griffen die Bewohner des Dorfes zur Hacke und schafften einen Durchgang. Die abenteuerliche Straße schmiegt sich an die senkrechten Felswände und führt durch Tunnel, die Torbogen ähneln. Einer von ihnen wurde nach seinem Erbauer - Trou de Curé - Loch des Pfarrers - benannt. Östlich von Axat kommen wir auf die Festung Pui-laurens, eine der best erhaltenen Festungen der Pyrenäen. Sie galt als uneinnehmbar. Die Katha-rer hielten sich hier bis 1256. Rolf klettert auch hier zur Festung hoch. Diese Burgen bzw. Festungen liegen immer auf sehr hohen steilen Felsen. Man hat von dort oben eine traumhafte Aussicht ins Tal. Nach Rolfs Besichtigung der Festung findet er einen wunderbaren Platz unterhalb der Burg, wo wir übernachten können. Es ist kühl und windig. Abends gibt es Kalbschnitzel, Pilze, Salat, Baguette und Rotwein.
Tageskilometer: 144
Mittwoch, 14. Oktober 2009 23. Tag
Heute Morgen sind es 10 Grad. Nachts war es stürmisch, aber ansonsten ruhig. Wir frühstücken im Bus. Hier ist es kuschelig warm. Rolf hat erst zum zweiten Mal auf der Reise Socken an. Die Sonne kämpft noch mit den Wolken. So fahren wir um 10.45 Uhr los. Erst geht es in engsten Gassen zum Einkauf, dann fahren wir zum Chateau Queribus, auch eine ehemalige Katharerzuflucht, in schwindelerregender Höhe auf dem blanken Stein erbaut, erinnert sie an einen Adlerhorst. Seit dem 11. Jahrh. klebt Queribus auf der Felsspitze, die kaum breiter ist als die Burg selbst und überblickt majestätisch das Land. Diese Burg kennt Rolf schon und so machen wir nur Mittagspause unterhalb und genießen die Aussicht. Auf der Weiterfahrt passieren wir die nächste Katharerfestung Chateau Peyrepertuse. Wie ein Märchenschloß thront die Burg auf einem 800 m hohen Felsen. Und weiter auf der engen Straße. Wir besuchen die "Gorges de Calamus", eine der faszinierendsten Schluchten Frankreichs. Über 5 km lang hat sich der Agly einen Weg durch die Felsen geschaffen, steil und unzugänglich. Aber auch hier bläst der Tramontane, ein starker Gebirgswind. Nun geht es über eine weitere enge Straße Richtung Auriac. Die Corbières bilden ein nach Norden ausgerichtetes Vorgebirge der Ostpyrenäen. Ihre in schwindelerregender Höhe gebauten Zitadellen haben die Corbières bekannt gemacht. Ein Gewirr von kleinen Bergen, wo das Licht wunderschöne Farbkontraste zaubert. Strauchige Heidelandschaft wechselt mit kleinen Weinbaugebieten ab. Die guten "Fitou" Weine sind Rolf und mir bestens bekannt. Die Corbières waren erst Rückzugsgebiet der Westgoten, dann Schauplatz blutiger Schlachten zwischen Franken und den Sarazenen, später wurden sie eine Mark. Im Jahr 1258 festigte sich die Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Die "5 Söhne von Carcassonne" - Puilaurens, Peyrepertuse, Quéribus, Termes und Aguilar - wurden für die Dauer von 5 Jahrhunderten königliche Garnisonen, deren Aufgabe es war, den Spaniern die Stirn zu bieten. Auch wurden in den Corbières zahlreiche Klöster und Walfahrtskirchen gegründet. Das Chateau Termes sehen wir oberhalb der Terminet-Schlucht. Dann geht es nach Lagrasse mit seiner alten Abtei. Gegen 17.10 Uhr erreichen wir Roubia, ein kleines Dorf, umgeben von Weinfeldern, am Canal du Midi. Rolf findet mal wieder einen super Platz, direkt am Canal. Zum Abendessen gibt es Dorade, Salat, Baguette, Weißwein. Jeden Tag probieren wir einen anderen Wein. Rolf ist der reinste Weinspezialist für französische Weine geworden.
Tageskilometer: 153
Donnerstag, 15. Oktober 2009 24. Tag
Heute Morgen ist es frisch, 10 Grad. Und der Wind macht es noch kälter. Doch wir frühstücken draußen, direkt am Canal. Der 240 km lange Canal du Midi verbindet in Südfrankreich das Mittelmeer mit der Stadt Toulouse. Die Hauptbauphase war von 1667 bis 1681. Der Canal gilt als eine der größten Ingenieurleistungen der damaligen Zeit. Am Bau waren bis zu 12.000 Arbeiter, auch Frauen, beteiligt. Pierre-Paul Riquet, der Baumeister, behandelte die Arbeiter sehr gut, auch im Krankheitsfall oder wenn der Bau wetterbedingt unterbrochen wurde. Obwohl beim Bau kaum technische Hilfsmittel zur Verfügung standen, wurde der 240 km lange Kanal in nur 14 Jahren erbaut, eine Leistung, die selbst im 21. Jahrhundert nur schwer zu unterbieten wäre. 40 % der Baukosten übernahm der französische König, 40 % die Provinz. Riquet finanzierte den Rest der Kosten selbst, wobei er sein Vermögen einsetzte und später erhebliche Schulden aufnahm. Riquet starb 7 Monate vor Eröffnung des Kanals am 1. Oktober 1680. Man schätzt, dass der Bau des Kanals 17 Millionen Livre gekostet hat, von denen 4 Millionen von Riquet bezahlt wurden. Die späteren Einnahmen deckten die Investitionen voll ab. Der Kanal gehört damit zu den wenigen öffentlichen Verkehrswegen, die kostendeckend betrieben wurden. Er führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in seiner Region. Ab 1858 verlor er an Bedeutung. In den 1970er Jahren wurde er für den Fremdenverkehr wieder entdeckt. Seither wird er von unzähligen Touristen mit Haus-booten befahren und erfreut sich großer Beliebtheit. An seiner Oberfläche ist er 20 bis 24 m breit, am Grund 5 - 10 m und seine Tiefe beträgt 2,25 bis 2,50 m. 1996 wurde der Canal du Midi zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Wir sehen einige Boote vorbei fahren und Leute, die uns zuwinken. Leider müssen wir diesen schönen Platz verlassen. In Capestang tanken wir und kaufen frisches Brot. Nun geht es nach Béziers, Hauptstadt des languedozischen Weinhandels und Heimat von Pierre-Paul Riquet, dem Baumeister des Canal du Midi. Béziers, heute 77.000 Einwohner, war bereits bei Ankunft der Römer eine Stadt. Ihre über 2.700jährige Geschichte begann mit einer Stammesansiedlung an den Ufern des Orb im Jungsteinzeitalter. Die Römer machten daraus im Jahr 35 v. Chr. eine Kolonie. 1209 fand hier während der Katharer-Verfolgung eines der größten Massaker des Mittelalters statt, auf Veranlassung von Pabst Innozenz III. Wir sehen uns die Schleusentreppe (8 Schleusen) an. Auch dieses Bauwerk stammt von Pierre-Paul Riquet. Es überwand mit Hilfe von 8 aufeinander folgenden Schleusenkammern eine Höhe von 21,5 m. Die Längsausdehnung der Schleusentreppe umfasst mehr als 300 m. Heute heben 6 Schleusenkammern die Schiffe um 13,6 m. Mich beeindruckt dieses Bauwerk sehr. Wir beobachten, wie 3 große Hausboote abwärts geschleust werden. Und wir halten einen Schwatz mit einem Stuttgarter, der auch mit einem Hausboot unterwegs ist. Dann sitzen wir im Cafe, trinken Espresso und beobachten einige unermüdliche Jogger. In der Sonne ist es richtig heiß. Um 14 Uhr fahren wir weiter, nach Norden, ein Stück über die Autobahn, bis zur Abfahrt St. Guilhem-le-Desert, am Ein-gang einer malerischen Schlucht - "Gorges L'Herault". Anzumerken ist, dass es überall eine sehr gute Beschilderung gibt, selbst zu den kleinsten Orten. Und man findet übersichtliche Kreisverkehre, so dass man sich kaum verfahren kann. Häufig finden sich an den Straßen schöne Bäume, die Schatten spenden. Bald kommen wir zu einer weiteren "Pont Diable". Aber wir fahren weiter, denn das Parken ist saumäßig teuer. Die "Gorges l'Herault" ist wunderschön. Es geht Richtung Ganges, St. Hippolythe de Fort und weiter nach St. Jean du Gard, ein Dorf am Südrand der Cevennen, im Tal des Gardon. Hier ist es dichter besiedelt und viel Verkehr. Und es ist kalt, nur 12 Grad. Wir finden einen Platz zum Übernachten. Abends gibt es Beefsteak, Salat, Baguette und Rotwein. Aber wir müssen im Bus sitzen. Es ist wirklich kalt.
Tageskilometer: 205
Freitag, 16. Oktober 2009 25. Tag
Heute Nacht war die kälteste Nacht - 0 Grad. Doch wir haben ja eine Heizung im Bus. So brauchen wir nie frieren. In unserer Nähe haben sich noch drei weitere Campingbusse versammelt. Die Franzosen lieben es, nah zu stehen. Wir nicht! Um 10.15 Uhr geh ich zum Frisör, Waschen und Fönen. Es geht sehr schnell. Rolf tankt Frischwasser, entsorgt Abwasser und Toilette und dann können wir um 11 Uhr starten. Wir fahren die "Corniche des Cevennes". Diese malerische Höhenstraße zwischen Florac und St. Jean du Gard wurde von Ludwig dem XIV. für seine Trup-pen erbaut. Wir haben heute eine traumhafte Aussicht. Bei unserem Anruf Zuhause erfahren wir, dass es geschneit hat und nicht zu knapp. In Florac kommen wir um 12.25 Uhr an. Es liegt auf 549 m Höhe und hat nur ca. 1.900 Einwohner. Hier beginnt das 40 km lange tief eingeschnittene System der "Gorges du Tarn". Inzwischen sind es 18 Grad geworden und die Sonne scheint. Weiter geht die Fahrt durch die Cevennen nach Langogne, ein Ort am Oberlauf des Flusses Allier. 18 Grad, aber nach wie vor sehr windig. Die Landschaft ist hier lieblicher, es gibt viele Kühe und Schafe. Nach unserem Einkauf, auch Mitbringsel für Sandra, verlassen wir den schönen mittelalterlichen Ort. Es geht über kalte, windige Höhen nach Arlempdes, ein alter Mini-Ort, mit Chateau-Ruine und alter Kirche. Leider geschlossen. Hier will man uns nicht haben und so fahren wir an der Loire entlang. Die Gegend ist wunderschön. Oberhalb von Arlempdes halten wir zum Über-nachten. Es gibt geräucherten Lachs, Krabben, Salat, Baguette und Weißwein. Ein alter Bauer läuft vorbei und winkt freundlich zu uns herüber. Anzumerken ist, dass alle Franzosen, die wir trafen - mit Ausnahme eines kath. Pfarrers - sehr freundlich und hilfsbereit waren.
Tageskilometer: 206
Bilder unter www.harley-rolf.de
Kathedrale Ste. Cécile in Albi. Gebaut von 1282 bis 1482. Sie ist die größte Backsteinkirche der Welt - sehr beeindruckend.
Carcassonne, von den Römern im 1. Jahrh. v. Chr. gegründet, zählt zu den am besten erhaltenen Festungsstädten Europas
Kathedrale St. Nazaire mit interessanten Glasfenstern aus dem 13. und 14. Jahrh. - wir hörten im Innern einen russischen Chor, was eine ganz besondere Atmosphäre erzeugte
Chateau Puivert - hier treibt die "weiße Dame" noch heute ihr Unwesen. Das Chateau ist die Ruine einer Katharer-Burg. Erstmals erwähnt wurde die Burg im Jahr 1170.
Canal du Midi - ein Meisterwerk der Ingenieurkunst des Baumeisters, Pierre-Paul Riquet. Er trug mit zur Finanzierung der Baukosten bei und behandelte seine Arbeiter, darunter auch Frauen, sehr gut, so dass die Bauarbeiten in Rekordzeit voran gingen.
Die Schleusentreppe von Fonserannes (frz. Les 9 écluses de Fonserannes) ist eine Schleusentreppe am Canal du Midi in der französischen Stadt Béziers.
Das Bauwerk wurde im 17. Jahrhundert von Pierre-Paul Riquet entworfen und ging mit dem Canal du Midi in Betrieb. Es überwand mit Hilfe von 8 aufeinanderfolgenden Schleusenkammern eine Höhe von 21,5 Metern. Die Längsausdehnung der Schleusentreppe umfasst mehr als 300 Meter. Die unterste (achte) Schleusenkammer, die zum Fluss Orb hinunterführte, ist heute nicht mehr in Betrieb, da der Canal du Midi bereits in der ehemaligen Schleusenkammer 7 abzweigt, über eine Kanalbrücke den Orb quert und so den Hafen von Béziers erreicht. Heute heben 6 Schleusenkammern die Schiffe um 13,6 m.
3 große Schiffen werden abwärts geschleust - sehr zeitaufwendig, aber auch sehr interessant. Für Bewohner der Boote ist das Schleusen mit echter Arbeit verbunden.
Béziers - ihre über 2.700jährige Geschichte begann mit einer Stammesansiedlung an den Ufern des Flusses Orb im Jungsteinzeitalter! Die Römer machten daraus im Jahr 35. v. Chr. eine Kolonnie. 1209 fand hier während der Katharer-Verfolgungen ein blutiges Massaker statt, auf Veranlassung des Pabstes Innozenz III.
Schöne mittelalterliche Brücke bei St. Jean du Gard - hier haben wir übernachtet, bevor wir am nächsten Tag die "Corniche des Cevennes" fuhren. Eine malerische Höhenstraße, erbaut von Ludwig dem XIV. für seine Truppen.
Aufbruch: | 22.09.2009 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 20.10.2009 |