TÜRKEI - Durchs wilde Kurdistan
Dogubayazit
11.08
Johanna und ich wollen heute mit nach Dogubayazit fahren, wo die Araratbesteiger abgeholt werden sollen. Mit einem Kleinbus geht es Richtung Norden. Wir fahren durch kleine, heruntergekommene Städte, wie Muradiye und Caldiran. Die gleiche karge Landschaft wie schon seit Tagen begleitet uns. Wir fahren einen Pass hinauf und bald erhebt sich zu unserer Linken der kahle Rücken des Tendürek, ein 3 500 Meter hoher, erloschener Vulkan. Eine schwarze Lavalandschaft umgibt den Berg. Zur Rechten, nur einen Steinwurf entfernt, verläuft die Iranische Grenze. In kurzen Abständen stehen kleine Türme auf den sanften,grünen Hügeln. Dann tritt er plötzlich hinter einer nahgelegenen Bergkette hervor. Majestätisch erhebt sich der schneebedeckte Gipfel des Ararat vor uns. Messerscharf sticht er vom glasklaren, blauen Himmel ab und ist von nun an unser Begleiter.
Dogubayazit ist eine arme Stadt mit 50 000 Einwohnern nahe der Iranischen Grenze. Die Sommer sind heiß und trocken, die Winter schneereich und eiskalt. Die Temperaturunterschiede können hier bis zu 60 Grad betragen. Vielleicht kommt es daher, dass die alten Holzmasten von Hochspannungsleitungen oft sehr schief stehen, wenn sie im Sommer bei über dreißig Grad aufgestellt wurden und sich die Drähte im Winter bei Temperaturen bis unter minus zwanzig Gard stark zusammenziehen und somit unglaubliche Kräfte ausüben. Wir fahren ins Hotel Isfahan, wo wir die Bergsteiger erwarten. Dort nehmen wir im Foyer auf einer Couch Platz, warten, lesen Zeitung und reden. Die Truppe hat sich leicht verspätet, doch dann kommt der LKW und bringt die Mannschaft. Alle sind gut zurück gekommen.
Wir fahren zum nahe gelegenen Ishak Pasha Seray, ein burgähnlicher Palst, des osmanischen Emirs. Er wurde zwischen 1685 und 1784 erbaut und enthält armenische, georgische, persische, seldschukische und osmanische Baustile. Außerdem gab es eine Moschee, einen Harem und ein Hamam. Finanziert wurde der Prunkbau, der über 360 Zimmer umfasste, durch Wegelagerei. Der Emir verlangte reichlich Zollabgaben von den Karavanen, die hier einst vorbeizogen. Nach der Besichtigung gibt es in einem kleinen Restaurant, oberhalb des Palastes gelegen, ein leckeres Picknick. Unter den Bergsteigern sind auch ein paar Schweizer. Einer hat lange, graue Haare, die er zu einem Zopf zusammengeflochten hat. Schon von Anfang an fand ich den Gedanken, einmal daran zu ziehen, belustigend. Dieser will jetzt in Dogubayazit zum Berber und sich traditionell mit Rasierklinge rasieren lassen. Jetzt finde ich den Gedanken lustig, dass es dort zu Verständigungsproblemen kommt, und der Berber den Zopf aus Versehen abschneidet. Wir haben noch eine Stunde Zeit, uns in Dogubayazit umzusehen. Im Bazar kaufe ich Tee und eine kurdische CD von Zilan û Derman. Der Ararat ragt ganz klar und riesig hinter den Häusern der Stadt auf. Ein einmaliges Landschaftserlebnis. Ein alter Mann mit langem schwarzgrauem Bart und weißer Häkelmütze steht mit einem jüngeren am Straßenrand und zeigt ihm eine Pappkiste. Vielleicht schließen sie gerade eien Handel ab.
Der Schweizer ist frisch rasiert - der Zopf ist noch dran. Bei der letzten Gelegenheit machen wir einen kurzen Halt, um noch einen Blick auf den Ararat zu werfen. Der Gipfel leuchtet jetzt im Abendlicht. Ein paar kleine Kinder kommen und betteln, was die Touristen nicht besonders willkommen heißen. Beim Abendessen schwärmen die zurückgekehrten Wanderer von ihrer dreitägigen Expedition. Von der herrlichen Landschaft, dem atemberaubenden Blick vom Gipfel und den vielen Leuten, die fast wie in einer Schlange, hinaufpilgerten. Der Ararat ist der billigste und einer der leichtesten 5000er und zieht somit Bergsteiger aus aller Herren Länder an.
Ishak Pasha Sarayi
in Dogubayazit
Aufbruch: | 03.08.2006 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.08.2006 |