Simson - Rallye Monte Carlo 2010
Samstag: Am ersten Tag bereits über die Alpen
Um gleich am ersten Tag richtig Strecke zu machen, ging es im Morgengrauen los. Werner und Bernd standen um Punkt 5:00 Uhr bei Rainer auf der Matte, der ebenfalls startbereit war.
Um 5:15 Uhr stieß Oli am vereinbarten Treffpunkt hinzu. An verschlafen war nicht zu denken, alle waren viel zu aufgeregt. So düsten die 4 Reichenbacher zum Treffpunkt mit Heiko, welcher ebenfalls pünktlich und frohgemut um 5:30 Uhr in Kirchheim/Teck eintraf.
Die Stimmung war ausgelassen, es gab kleinere Frotzeleien hinsichtlich des Gepäcks. Alle waren verwundert, wie offensichtlich wenig Heiko dabei hatte. Für die 2 Jahre alte Aprilia mussten nicht immense Ersatzteilbestände und dazugehöriges Werkzeug mitgeführt werden, wie bei den alten Simsons und über die Anzahl der mitgeführten Wechsel-Unterhosen konnte nur spekuliert werden.
Um 5:45 Uhr waren sie also komplett und es konnte losgehen. Es war kalt wie Hund. Bereits am Albaufstieg hatte sich die Morgenkälte Ihren Weg durch diverse Kleidungsschichten gebahnt, so dass alle ordentlich durchgefroren waren.
Alles lief wie am Schnürchen, Lenningen, Erkenbrechtsweiler, Bad Urach und dann durchs faszinierende Lautertal. Die Fünf waren fast allein auf der Straße. Beim Pferdegestüt in Marbach war allerdings bereits buntes Treiben, offensichtlich war Turniertag. Sämtliche Pferde plus Reiter kreuzten die Straße und die Mopedfahrer mussten die Gashand in Zaum halten, um die Vierbeiner nicht aufzuscheuchen.
In Zwiefalten war die Ortsdurchfahrt aufgrund einer Baumaßnahme gesperrt. Somit war die erste Geländeprüfung angesagt, als ob die Vollsperrung nur für zweispurige Fahrzeuge gelten würde. Es ging weiter über Riedlingen Richtung Mengen. Das gute Reisetempo wurde lediglich durch die eine oder andere Pinkelpause unterbrochen.
Im mondänen Heiligenberg, nahe Pfullendorf, wurde bei herrlichem Wetter erst mal ein ordentliches Frühstück eingeworfen, im lauschigen Garten einer Bäckerei. Der Cappuchino und ein leckerer Imbiss kamen gerade zur rechten Zeit. Das ist Urlaub.
Es dauerte nicht lange bis die Fernfahrer in ein Verkaufsgespräch verwickelt wurden. Ein Bauarbeiter hatte die Simsons bemerkt und versuchte, seinen Habicht an sie loszuwerden. Heiko war recht interessiert, allerdings nur, bis der Herr aus Sachsen seine Preisvorstellung von 1.000 bis 1.500 EUR verkündete.
Es ging bei blendendem Wetter weiter Richtung Friedrichshafen und Meersburg. Plötzlich der erste Defekt, traditionsgemäß natürlich bei Oli. Seine Kiste sprang nicht mehr an. Offensichtlich Zündkerzenprobleme.
Mit neuer Kerze erblickte man um 11:00 Uhr den Bodensee. Es ging zügig weiter nach Lindau. Bei Mc Donalds wurde das 2. Frühstück eingenommen.
Nahezu reibungslos ging es weiter durch Bregenz, was durchaus nicht selbstverständlich war, da man hier meist im Stau steht. Die Mopeds qualmten recht stark, was auf eine Vorsichtsmaßnahme zurückzuführen war, denn die Simson Fahrer spendierten ihren Motörchen eine Extraportion Zweitaktöl, getreu dem Motto "wer gut schmiert, der gut fährt".
Offensichtlich hatte jeder ordentlich Respekt vor der anstehenden Alpenüberquerung und wollte somit vermeiden, dass der Kolben bei extremer Wärmeentwicklung fest ging.
Im Städtchen Höchst, wurde die schweizer Grenze passiert. Quasi auf Reiseflughöhe ging es dann recht schnell Richtung Süden durch Altstätten und Bad Ragaz nach Chur. An einem Weiher wurde eine Rast eingelegt. Ein kurzes Schläfchen im Schatten mobilisierte die Lebensgeister und ermöglichte den Hinterteilen etwas Regeneration.
Es wurde recht schnell deutlich, dass die schmalen Sitzbänke nicht für derart ausgeprägte Hintern konzipiert waren, sondern vielmehr für 16 jährige Jugendliche. Entsprechend stark waren die Schmerzen im "Heckbereich". Aber Mann oder Memme?
Nun aber wurde es so langsam ernst. Die Ausschilderung machte deutlich, dass demnächst mit der Passauffahrt zum San Bernardino zu rechnen war.
Es musste die alte Passstraße Richtung Splügen genommen werden, denn die Schnellstraße war für Mopeds tabu. Es war sau heiß und die Mopeds mussten alles geben, um die lange Passauffahrt zu meistern.
Die unterschiedlichen Optimierungsmaßnahmen an den Mopeds im Vorfeld führte dazu, dass die Stärken recht unterschiedlich verteilt waren. Bei leichteren Anstiegen hatte Bernd mit seinem Habicht meist die Nase vorn, doch je steiler es wurde, wendete sich das Blatt. Jeder versuchte in dem für sein Moped besten Drehzahlbereich zu bleiben, somit kam die Passauffahrt einem recht spaßigen Bergrennen gleich.
Plötzlich war die alte Passstraße gesperrt. Auch der Tipp der Einheimischen, endete in einer Sackgasse.
Somit entschied sich die Gruppe, bis Hochrhein die Schnellstraße zu nehmen. Glücklicherweise war auf diesen 5 km die Steigung recht verhalten, so dass die Mopeds recht gut mit dem fließenden Verkehr mit schwimmen könnten.
Die Landschaft war beeindruckend, nicht enden wollende Serpentinen, vorbei an Wasserfällen und Schneefeldern. Teilweise bedeutete dies fahren im 1. Gang. Oben angekommen auf fast 2.100 m, waren die Jungs stolz wie Oskar und andere Biker waren recht beeindruckt, bzgl. des Vorhabens.
Die Passhöhe ist landschaftlich sehr schön, mit dem direkt angrenzenden Bergsee. Es wurden zahlreiche Fotos geschossen, um das Ereignis festzuhalten. Die Abfahrt war ebenfalls wie die Auffahrt fast unendlich lange mit zahlreichen Kehren. Zirka 20 km nur bergab, kaum vorstellbar. Alle Fünf ließen es ordentlich krachen. Mit solch kleinen und leistungsschwachen Maschinchen erlebt man dies sehr intensiv, aufgrund der Nähe zur Natur bzw. der rel. geringen Reisegeschwindigkeit.
Es war bereits nach 18:00 Uhr und somit hielt man Ausschau nach einem Campingplatz. Nach kurzer Zeit wurde Einer passiert, jedoch sah dieser eher nach einem Dauercampingplatz für Einheimische aus, nicht sehr einladend und auch noch mitten in den Bergen und somit bestimmt etwas kühl am Abend.
Die Fahrt ging weiter durch Roveredo. Erst in Bellinzona fanden die Biker einen geeigneten Campingplatz. Werners Kiste wollte nicht mehr. Auch hier wurden Zündkerzenprobleme lokalisiert.
Bei Bernds Habicht war die Tachowelle gebrochen, was allerdings nicht weiter schlimm war, denn die meisten Jungs hatten ohnehin zusätzlich einen Fahrradtacho installiert, welcher wesentlich genauer anzeigte wie das Serienprodukt.
Zeltaufbau war angesagt, dann Abendessen mit Brötchen, Wurst und Wein. Etwas später wurde noch im Garten des Campingplatz-Kiosks ein kühles Bierchen eingepfiffen, während man ein Vorrundenspiel der Fussball Weltmeisterschaft im Fernsehen verfolgte.
Alle waren gezeichnet von den 15 Stunden Fahrt, dennoch konnten sich 450 km Fahrstrecke am ersten Tag mehr als sehen lassen. Es wurde Resümee gezogen und alle waren der Meinung, super im Zeitplan zu liegen.
Aufbruch: | 26.06.2010 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 03.07.2010 |
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