"Irgendwie nach Afrika"

Reisezeit: August / September 2009  |  von Joerg S.

Motorradtour nach Afrika,
Tanger->Cassablanca->Marrakesch->Erg Chebbi->Fes/Meknes->Melilla

Vorbereitungen, Abfahrt nach Barcelona

Abfahrt

Reise Bericht MAROKKO 2009

Saarbrücken-Barcelona-Tanger-Rabatt-Cassablanca-Marrakesch-Quarzate-Erg Chebbi-Fes-Meknes-Melilla-Malaga-Saarbrücken

5647km durch 4 Länder auf 2 Kontinenten mit 2 Räder

Noch mehr Fotos der Marokko Tour findet ihr in der Bildergalerie.

So, da es nur noch 3 Wochen sind bis die "IRGENDWIE NACH AFRIKA" Tour ihr 1-jähriges Jubiläum feiert, wird es wirklich mal Zeit den Reise Bericht fertig zu machen. Und wie man solche anspruchsvollen Aufgaben macht, natürlich nachts. Ich denke in 2-4 Nächten hab ich den Bericht fertig

"IRGENDWIE NACH AFRICA", unter dem Motto stand die Tour nach Africa. Es war nicht der erste Besuch in Afrika, aber einen All Inclusiv Urlaub auf Djerba zählt mit Sicherheit nicht zu meinen unvergesslichen Urlaubs Touren

Warum gerade Afrika?? Die Frage hab ich mir im Vorfeld und während der Tour öfter gestellt. Die Frage ist so kompliziert und einfach zugleich zu beantwortet. Mit ein Hauptgrund ist die relativ einfache Erreichbarkeit. Die Mittelmeer Küste von Frankreich kannte ich ja schon zur genüge, und bei jedem Mal am Strand, war der Gedanke: "Dort drüben, auf der anderen Seite des Wassers liegt Afrika. Kann gar nicht so weit sein. Da fahr ich mal hin" . Und wie schon gesagt. All-Inclusiv nach Djerba, war jetzt nicht das Afrika was ich mir vorgestellt habe. Also noch mal!

Nur diesmal mit dem Motorrad, welches, außer dem Beförderungsmittel auch ein Grund für das Ziel der Reise war. Wo sonst gehört denn eine Honda AFRICA TWIN den hin? Na mindestens einmal nach Afrika. Jetzt kann ich behaupten meine Africa Twin ist eine echte!

Die Reisevorbereitung war schon mehr als chaotisch, Arbeit und eine "to do" Liste, die nicht mit der Tour zu tun hatte, bis zum abwinken. Hektik bis zum letzten Tag, aber zum Glück fast alles geschafft. Wie sich später herausstellt, sollte die Betonung auf fast liegen. Aber trotz allem dem, waren der Ölwechsel und eine minimal Inspektion an der Twin gemacht. Die kurz vor der Abreise angekommenen Heidenau K60 sind montiert, die Koffer gepackt. Oder was die Koffer anbelangt sollte man eher sagen "verdichtet".

Weiß der Teufel ob ich das alles überhaupt brauchen werde. Die Klamotten haben auf jeden Fall den geringsten Platz ausgefüllt. Über 2 Fotokameras incl. der gesamten Palette an Objektiven, Speicherkarten und einer Bilder Festplatte mit Kartenslots (die sich übrigens sehr gut bewährt hat), musste ja auch noch alles M ögliche an Werkzeug (incl. Rohrzange; ich hätte ne komplette Heizungsanlage in der Sahara installieren können) und eine ganze Menge an Ersatzteilen mit.

Nur gut, das die Reifen Nagelneu waren, somit hat sich das Reifenpannenset auf 2 Ersatzschläuche, Flickzeug, Pannenspray und Montiereisen beschränkt. Zusätzlich noch Ersatz Brems.- & Kupplungshebel, Ersatz Bowdenzug Satz, Sicherungen, Multimeter, Kopien der gesamten Stromlaufpläne und, und, und!

Irgendwo noch so andere nützliche Kleinigkeiten wie Esbit Kocher, Bundeswehr Essbesteck, Wasserflaschen, Gewürze, Teller, Knicklichter, Mücken und Sonnen Zeugs, GPS, Kompass, Karten, Stricke (zum was dran aufzuhängen , Verbandsmaterial, Rettungsdecke, Entkeimungstabletten, Kreditkarten, Reisepass....................

Meine Fresse! Und das alles in 2 Aluboxen und einen Tankrucksack! Und um die Antwort auf die Frage: "Warum hab ich alles incl. der allgemeinnützlichen Sache auf meinen Bock geschnallt?" vorzugreifen! Es gab keine anderen!

Die Diskussion über den Grad der "Beklopptheit" so ne Tour alleine zu fahren wurde im Nachhinein ausreichend debattiert!

Um diese Diskussionen im Vorfeld zu vermeiden, hab ich den Teil der Reiseplanung bis auf einige wenige Ausnahmen für mich behalten.

Auf jeden Fall war alles gepackt, die Twin Reisefertig (bzw. so gut wie). Als dann zu allem Überfluss am Nachmittag vor der Abreise auch noch das Auto verreckt ist! Geil, kommt mal wieder alles auf einmal. Aber zu dem Zeitpunkt hatte ich schon die Phase erreicht, dass mir sowohl das verreckte Auto, als auch sämtliche unerledigte Arbeit "Scheiß Egal" waren.

Also kurz die Werkstatt angerufen und Bescheid gesagt wo die Karre steht ----> -Abschleppen und flicken bitte! Ihr könnt euch Zeit lassen!

Freitagmorgen: ausgiebiges Frühstück, die 2 Bleischweren 54 Liter Zarges Boxen an die Twin gehängt, Verabschiedung und ab Richtung Rhone Tal. Bei allen meinen Touren fängt die Urlaubsstimmung eh erst im Rhone Tal an. Ab Vienne ist Urlaubs Feeling angesagt. Und bei der Aussicht, auf einige Tage Abenteuer und Sahara war mir auch das doch recht bescheidene Wetter incl. Nieselregen so ziemlich egal.

Über Ortschaften bis nach Forbach und dann ab auf die Autobahn. Auch wenn ich Autobahn fahren auf 2 Räder hasse, in Frankreich und für so eine Strecke ist es eigentlich optimal. Vor allem weil ja überhaupt kein Streß angesagt ist. Die Fähre legt ja erst am Sonntag um 14.00 Uhr in Barcelona ab. Daher war die erste Tagesetappe mit 613km bis kurz hinter Vienne auch sehr gemütlich ausgefallen. Abend mit den noch etwas "small talk" mit den Eingeborenen und ab in die Heia.

Morgen Mittag werde ich in Empuria Brava ankommen und noch 1-2 Fallschirmsprünge machen können. Zumindest dachte ich dass; solange bis ab Valance der Mistral einsetzt. Rückenwind mit 50km/h ist schon mittelmäßiger Wahnsinn. Bei Stops bläst es wie blöd, und im zahfließenden Verkehr ist bei ner Geschwindigkeit von knapp 50km/h absolute Stille im Helm! Naja, angenehmer Begleit Effekt war, das man auch ne (über) Voll Beladene Africa Twin mit 5 liter fahren kann. 195km mit 10,1 liter. Angenehm Überrascht.

Auf der Etappe sollte sich dann auch die Hektik und fehlende Zeit der Vorbereitung und Inspektion rächen. Beim Gas wegnehmen begann der Lenker zu flattern und die Twin ließ sich fahren wie ne Rüttelplatte. Scheiße! Sollte jetzt noch was an der Radaufhängung oder am Lenkkopf Lager sich verabschiedet haben? Neeee, 1,2bar Luftdruck vorne sind dann doch eindeutig zu wenig! Luft rein und gut war! Soviel dann zum Thema Inspektion.

Bei Orange hatte ich dann auch mal etwas Gesellschaft. Eine Französische RD07 die mich für ne gute Stunde begleitet.

Kurz drauf hat's mir dann auch sämtliche Zeitplanung für den Tag endgültig zerschossen. Mittags in Spanien zum Springen fällt aus. Ab Nimes hämmerte der Wind, der im Rhone Tal noch für einen Rekord Verbrauch gesorgt hat, erbarmungslos von rechts ein. Schräglagen fahren vom allerfeinsten. 40° Vorhaltewinkel und gut ist. Abartig war das Überholen von LKW's, mit der Schräglage in den Windschatten einfahren und es kloppt einen fast unter den Auflieger. Aus dem Windschatten raus schmeißt es einen fast von der Gasse. Leider war es vom Verkehr her nicht möglich längere Zeit im Windschatten eines Sattelzuges zu bleiben, daher waren die kurzen Momente der Windstille beim Überholen schon die reinste Erholung.

Fix und Fertig um kurz nach sieben, war ich dann endlich im Ampuria Brava. Als Springer hat man dort den großen Vorteil einer Übernachtung für 9,-€. Also Bett in Beschlag nehmen und ab an die Bar. San Miguel, wie es sich gehört. (Zu dem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht dass das letzte Bier bis zur Rückkehr nach Spanien sein sollte). Ne kleine Freifaller Party und dann ab ins "EL GAUCHO" mein Standart Lieblings Mexikaner in Ampuria. Bei dem bin ich schon immer essen war wenn ich mich in Spanien aus Flugzeugen gestürzt habe. Da gibt es das weltbeste Roastbeef.

Sonntag morgen: Nach der Party der Nacht bin ich dann erst um 11.00 Uhr weggekommen. Gut bis Barcelona ist es ja gar nicht mehr so weit. Nee ist es auch nicht. Aber die Beschilderung und der Verkehr in Barcelona lassen die Zeit ganz schon schmelzen. So kam es dann, wie es kommen musste. Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Industrie Gebietes und des Frachthafens hab ich dann endlich die Fähre gefunden. Muss ich erwähnen, dass es 13.15 Uhr war als ich die Fähre endlich gefunden habe? Also wieder Hektik; Tickets lösen, Zollkontrolle (was soll man erwarten? incl. Koffer öffnen und als der Krampf) Wer schmuggelt denn schon was aus Europa nach Afrika???? Aber egal, als ich mit der Twin über die Rampe in den Kahn gefahren bin, war der Motor noch nicht aus, als die Klappe zugemacht wurde. Das nennt man Timing!

TIP: Wer in Barcelona die Fähre sucht und mit GPS unterwegs ist: 41°N22'14" / 02°E10'36"

Das war dann wohl auch der "point of no return". Jetzt gibt es kein zurück mehr. Nächster Halt Afrika.

© Joerg S., 2010
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 31.08.2009
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 22.09.2009
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Joerg S. berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.