Eine Radreise allein durch Kuba 1994

Reisezeit: Januar / Februar 1994  |  von Manfred Sürig

Es gab damals noch keine Digitalkameras, Fotografieren war sowieso nur selten erlaubt, darum keine Bilder. Aber was hat sich in 18 Jahren bis heute in Kuba geändert ? So ist selbst der Nostalgiebericht noch auf aktuellem Stand......

Sommer im Januar !

Angefangen hatte es damit, dass ich im Dezember 1992 für einen Badeaufenthalt an der Südküste Kubas ein altes Fahrrad von der Fundsachenversteigerung mitgenommen hatte. Als Cubana Airlines hörte, daß ich vorhatte, dieses Rad in Kuba am Ende meines Urlaubs zu verschenken, war man bereit, es sogar kostenlos zu befördern.

Trotz 34 Reifenpannen bei einigen Tagestouren vom Hotel aus war meine Neugier auf Kuba nur gewachsen. Lehrgeld hatte ich schon damals gezahlt: Mimosenzweige würde ich künftig meiden. Sie haben bis zu 4 cm lange Stacheln und durchdringen jeden Reifen meistens gleich zweimal.

Die Tour im Januar 1994 wurde sorgfältiger vorbereitet, denn um jeden Abend eine Unterkunft zu haben, würde ich auf die wenigen Touristenhotels angewiesen sein, die recht ungleichmäßig im Land verstreut sind. Das würde mitunter lange Tagesetappen von über 100 km verlangen.
So nahm ich mir also eine erste Tour "Sierra Maestra rund" vor.
Das Gebirge im Süden der Zuckerinsel, das von Höhe und Umfang etwa dem Schwarzwald in Deutschland vergleichbar ist, ist historischer Boden.
Dort hatte sich Fidel Castro vor der Revolution jahrelang mit seinen Getreuen verborgen halten können, um den Guerillakampf zu üben.

Was für eine einsame Gegend mochte das wohl sein?
Landkarten zu bekommen, war schon schwierig genug, und als ich endlich drei brauchbare Blätter hatte, wichen sie deutlich voneinander ab. Entfernungsangaben für die gesamte Tour waren nicht zu ermitteln, allenfalls zu schätzen. Optimistisch maß und schätzte ich insgesamt gut 400 km aus, am Ende waren es 643 km, aber das merkte ich erst unterwegs.

Auch konnte ich nur ahnen, wieviele Bergstrecken auf und ab mir bevorstehen würden.
Bezüglich des Gegenwindes machte ich eine Milchmädchenrechnung: Nordostpassat weht in diesen Breiten; auf dem Lande wird er nicht so stark sein wie an der See, also wird es besser sein, den Hinweg von Santiago nach Westen an der Küste entlang zu wählen und den Rückweg nördlich des Gebirges oder im Gebirge nach Osten.

Temperaturen, das wußte ich bereits, zwischen 29 und 33 Grad, Luftfeuchte zwischen 50 und 70 %, also wie bei uns an den heißesten Sommertagen. Mit Regen war in der Trockenzeit nicht zu rechnen, und wenn, dann würde ein kurzer, heftiger Schauer nur angenehme Erfrischung bringen.
Vorsorge war also zu treffen für ausreichend Trinkwasser, gute Reifen und Werkzeug, die große Unbekannte blieb der Straßenzustand und die tatsächlichen Entfernungen.
Und die eigene Kondition.
Nach gut elf Stunden Flug und Zeit- und Klimaumstellung gönnte ich mir zu Beginn noch einen Ruhetag. Baden im glasklaren Karibikmeer, Lufttrocknen im Schatten, Genießen des Hotelbuffets mit Süd- und Meeresfrüchten satt!
Bekanntschaft mit Leuten, die auch ihr Rad nach Kuba mitgebracht hatten.
Die gleiche spannungsvolle Erwartung: Kann man so ohne weiteres durchs Land fahren ?
Muß man bei den Hotels vorher angemeldet sein, und schafft man die Entfernungen dorthin.?
Wo bleibt man im Notfall?
Im stillen vertraute ich bei diesen Gesprächen auf meine Isomatte, die in grellem rosa auf dem Gepäckhalter leuchtete.
Und auf Autan gegen Mücken, wenn eine Nacht im Freien unumgänglich werden müßte.

© Manfred Sürig, 2011
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 18.01.1994
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 03.02.1994
Reiseziele: Kuba
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.