Kanuwandern auf der Loire - von Digoin bis Decize (Juni 2010)

Reisezeit: Juni 2010  |  von Matthes Jansen

3. Tag - Diou bis hinter Thareau

Wieder ein strahlender Morgen, also noch kurz gefrühstückt und dann ab aufs Wasser. Heute war geplant bis Thareau zu kommen, laut DKV-Führer von Diou aus 30km entfernt. Doch schon gleich zu Beginn stand eine Hürde an. Jean-Pierre hatte uns darauf hingewiesen, dass hinter Diou 3 Kaskaden den Fluss nur schwer befahrbar machen und man sich im Zweifel lieber die Füße nass machen und mit den Kanus treideln sollte, anstatt mit dem auf dem Fluss zu kentern. Kurz hinter Diou hörten wir bereits kräftige Wasserrauschen, sehen konnten wir zugegebenermaßen noch nichts. Trotzdem landeten wir mit beiden Kanus am rechten Flussufer an und Les und ich gingen am Ufer ca. 100 Meter vor, um die Kaskaden zu besichtigen.
Ein simples "Augen-zu-und-durch" war mit unseren vollgepackten Kanadiern nicht möglich, aber am linken Ufer schien das Wasser nur wenige Zentimeter tief zu sein, perfekt um die Boote an den Kaskaden vorbeizuziehen.

Gesagt, getan. Nach ca. 15 Minuten hatten wir "die Klippen" hinter uns, jetzt warteten 30km Paddelarbeit.
UND DIE HATTE ES IN SICH!!
Das mitgenommene Wasser begann zumindest bei Daria und mir gegen 15Uhr knapp zu werden, in der prallen Sonne brauchte der Körper natürlich mehr Flüssigkeit als in dem Nieselregen des ersten Tages. Hinzu kam das Problem, dass man nur selten genau weiß, wo man sich gerade befindet, was das Schätzen von Entfernungen unheimlich erschwert. Zum Beispiel stehen auf der Lahn alle 500m Hinweisschilder, auf der Loire - nicht.
Man könnte natürlich mit einer Karte auf dem Schoß jede Kurve mitzählen, da die Loire sich jedoch pausenlos durch die Landschaft mäandert erschien mir klar im Kopf sein und nicht genau wissen wo man gerade ist überzeugender, als die umkehrte Alternative.
So konnten wir jedoch unsere Tagesleistung nur anhand der Fließgeschwindigkeit sowie unserer Zeit im Boot schätzen - uns erstgenannte war sehr, sehr langsam, verglichen mit den ersten beiden Tagen.
Irgendwann sah ich mich sogar gezwungen, um abends noch Wasser zu kochen zu haben, das Loire-Wasser durch ein T-Shit zu filtern und anschließend mit Silberionen zu entkeimen, denn eine Stadt war weit und breit nicht zu sehen geschweige denn ein Geschäft.
Allerdings lag darin auch der Reiz dieses dritten Tages. Mehr noch, als an den beiden vorangegangenen Tagen (und das heißt etwas, da diese bereits klasse gewesen waren) paddelten wir durch völlig unberührte stille Natur, ohne irgendwelche Geräusche, ohne andere Menschen... höchstens hörte man mal ein muhhen...

Das war eine hinreichende Entschädigung für Schmerzen in bisher noch völlig unbekannten Muskelpartien.
Irgendwann gegen 18Uhr, die Sonne war schon auf ihre Zielgerade gebogen, kamen schließlich nach Thareau. Unser DKV-Führer (zur Verteidigung: Ausgabe 1994) schrieb etwas von Einkaufsmöglichkeiten und einem Campingplatz am Ende des Ortes .... *räusper*... nööö
Die Mädels blieben bei den Kanus, Les und ich gingen, durch knöchelhohen Schlamm, an Land. Und was wir sahen, war, nun ja, sehenswert!
Nein, es gab keinen Supermarkt. Ein alter Mann, der aus einem Postkartenwürdigen Haus kam, gab uns das klar zu verstehen. Dafür waren manche der Häuser schlicht und ergreifend idyllisch, andere hatten diese Phase hingegen schon längst hinter sich gelassen:

Also auf in die Boote und weiter, in diesem gottverlassenen Nest wollten wir nicht unseren letzten Abend an der Loire verbringen.
Jedoch fanden wir 15 Minuten später eine ideale Sandbank. Die Kanus wurden an Land gezogen, die Marathon-Fahrt war zu Ende.
Wir badeten im Fluss, aßen und machten schließlich Feuer - da wir nicht alle Blätter abgeschlagen hatten hüllte sich die Loire in dichten Rauch. Aber kein Problem, die Ufer waren gesäumt mit dichtem dunkelgrünem Wald, nichts konnte nach außen dringen.
Was uns übrigens sofort ins Auge gesprungen war beim Betreten der Sandbank, waren die zahlreichen unterschiedlichen Abdrücke im Sand, von Vögeln, von Kaninchen, Nagetieren und... nun, eine Spur konnten keiner von uns einem Tier zuordnen. Zwischen den Abdrücken der vier Füße war eine schlängelnde Linie in den Sand gezogen, so als wäre eine Schlange einem Vierbeiner gefolgt. Aber naja, wir waren an der Loire, hier gibt es nichts was auch nur annährend gefährlich werden könnte.
Am nächsten Tage wurden wir eines besseren belehrt.

© Matthes Jansen, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Anfang Juni waren meine Frau und ich mit zwei Freunden von uns vier Tage (und drei Nächte) auf der Loire unterwegs. Prädikat: Daumen hoch!
Details:
Aufbruch: 01.06.2010
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 05.06.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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