FRACHTSCHIFFREISE NACH AUSTRALIEN - Zwischen Containern um die Welt
Australien - Cape-York-Peninsula
Die Fahrwege haben tiefe Furchen, entweder im losen Sand, durch den wir schlingern, oder in der festeren Erde. Die Creeks sind zu 99 % ausgetrocknet und zeigen ausgewaschenen Sandstein. Joe, unser Guide, kurvt ohne Rücksicht auf "Mann und Material" mit einem Tempo zwischen 60 und 90 km/h rüttelnd und schüttelnd hindurch, donnert über die Corrogation Roads, die wie Wellbleche aussehen, schleudert durch die Sandpools oder ackert uns krachend über Steine hinweg. Das Geschaukel macht uns ganz taumelig und bald schlafen alle im Bus ein; außer Joe, der unablässig durch sein Mikrofon Vögel beschreibt und Bäume erklärt.
Mit dem Safari-Gefährt durch einen der vielen Creeks
Nachmittags um vier machen wir in der alten Goldgräberstadt Coen halt und wanken halbtot die zehn Schritte vom Bus zur Bar, lassen uns erschöpft auf die Bänke vor dem Haus fallen und trinken eiskaltes Bier. Sieben Stunden hartes Gerüttel liegen hinter uns, drei noch vor uns. Wir sind alle völlig erledigt, auch die grüne Ameise, die vorher munter zwischen all den verschwitzten Füssen umherkrabbelte, lässt sich nicht mehr blicken, wahrscheinlich ist sie an Gehirnerschütterung gestorben. Nur Joe scheint topfit zu sein und kauft nebenan im Laden neue Nahrungsvorräte.
Am Morgen habe ich einen wirklichen Tiefpunkt, denn diese Art zu Reisen ist eigentlich nicht mein Ding und ich mache es nur Erhard zu Liebe. Aber eines steht fest: nie wieder Camping! Erhard ist zu niedlich. Er versucht mich zu trösten, bringt mir Kaffee und reicht mir das rote Plastikschüsselchen, aus dem ich schulterzuckend den Sand wische und in das ich dann ein paar Cornflakes hineinschütte. Aber all das wird nicht helfen: Wenn er noch einmal Camping machen will, dann ohne mich!
Joe verstaut unser Gepäck auf dem Wagendach. Plötzlich springt er aufgeregt herunter. Mit dem Fernglas in der Hand und mit suchenden Augen stürmt er los und zeigt uns eine Minute später einen großen Vogel, einen wunderschönen schwarzen Palmkakadu mit langen Hauben- und roten Wangenfedern. Alle sind begeistert!
Während Joe noch die letzten Dinge verstaut, gehen wir den weiterführenden Weg entlang. Er sagt uns, dass wir am Fluss auf das Schild achten sollen. Der "Fluss" entpuppt sich als ein schmales Rinnsal und das Schild müssen wir längere Zeit suchen. Schließlich finden wir es in einer Höhe von 14,6 m an einem Baum. Darauf steht: "Wir waren hier, in einem Boot. 14. März 2003. Ando?Warewolf-Tubby". Der jetzt fast ausgetrocknete Wenlock-River ist hier also während der Regenzeit auf 14,6 m gestiegen! Die meisten der um uns herum stehenden Bäume müssen im Wasser versunken gewesen sein. Und die hier lebenden Menschen? Wo waren die geblieben? Ein Wahnsinnsland!
Das Schild im Baum
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Aufbruch: | August 2003 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | Januar 2004 |
Australien