Mali: 4000 km durchs Land
Timbuktu - Dogonland - Bamako
Djingarey-ber (la grande Mosquée) von Timbuktu
3. Kapitel : Timbuktu - Dogonland - Bamako
Timbuktu, Montag, 6.1. 2003, 06.00 Uhr
Ich habe seit gestern nacht um 22 Uhr geschlafen wie ein Sack! Das Haus der Verwandten steht mitten in Timbuktu im Sankoré-Quartier, ist leicht erhöht und hat keinen Sandboden wie bei Mohamed in Abaradjou. Es war herrlich warm im Zimmer (wir schlafen auf Matratzen am Boden des Wohnzimmers) und - es hat elektrisches Licht!!! Bei unserer Ankunft in Timbuktu haben wir Photos gemacht mit dem Namensschild "Ville de Tombouctou" - allerdings war es stockdunkel, und die Scheinwerfer des Autos waren dafür nicht ausreichend. Zum Abendessen gab es Reis mit Innereien (Ich ass nur den Reis). Es scheint viele Touristen in der Stadt zu haben, wegen des Tuaregfestivals. Heute nacht werden wir woanders schlafen - im selben Haus - aber "oben", wo man inzwischen ein Zimmer für uns hergerichtet hat. Dies hier ist der Familienraum (le salon), mit Fernseher und elektrischem Licht. Dies ist herrlich, man kann schon um 6 Uhr morgens Licht machen und sieht etwas! Ich bin stark erkältet und huste viel. Aber wir sind in Timbuktu angekommen und freuen uns sehr! Vive la ville mystérieuse!! Es ist sehr kalt draussen, aber im Haus drin ist es warm. Seit Koutiala habe ich erstmals nachts nicht mehr gefroren und viel geschlafen! .
Inzwischen ist es 7 Uhr morgens geworden, habe ein frisches T-Shirt angezogen und mich gekämmt. Man ist im Haus erwacht, ich warte auf meinen Morgenkaffee, resp. heisses Wasser (das auf Holzkohle gemacht wird). Ich habe einen Brotofen photografiert und zwei, drei Frauen, die Brot buken (kleine Fladen). Ebenfalls photografierte ich die Eingangstüre zum Haus- es ist eine dieser wunderschönen, metallbeschlagenen typischen Türen. Es ist noch früh, Seydou hat inzwischen Kaffee gemacht, dazu ein Fladenbrot (praktisch ohne Salz, aber köstlich!)! Heute gehen wir in die Stadt. Ein Auto, das angeblich Boujouma gehört, ist vorbeigefahren. Boujouma soll inzwischen "reich" sein und ein eigenes Auto haben (was immer das heisst). "Laleisha" heisst eines der Mädchen hier im Haus. Der Vater des Hauses heisst Abdou. Der Cousin heisst "Larou", seine Frau "La Murcha" . Der Stadtheilige von Timbuktu heisst "El Faruk" (manchmal auch "El Farouche" gesprochen, und ist ein weisser Djinn (guter Geist), der in den Dämmerungsstunden "herumgeht". Er beschützt die Stadt und die Marabouts können ihn "sehen" oder zumindest spüren, wenn er herumgeht! Ein weiteres Kind heisst "Zeïna" (Zeïnabou), die Mama ist eine Bella. Ich gab ihr ein paar Parfummüsterchen und das kleine Tuaregarmband, welches ich schon sehr lange habe und nie trug. Ich habe ein Photo der Kinder gemacht im Salon. Inzwischen ist "oben" gereinigt worden. Wenn jemand "wandasubo" sagt (guten Morgen in Sonrai), ist die Antwort "Nda lafia " (es geht gut). Larou erzählt mir, er sei Bauer und habe ein Reisfeld und pflanze auch Gemüse an, alles für die Familie, welche das Wichtigste für ihn sei.
In einem Boot auf dem Fluss Niger
Nochmals die Djingarey-ber in Timbuktu
Wir waren in der Apotheke und haben Hustensirup gekauft, sowie Salbe zum Einreiben, danach gingen wir zur Polizeistation, um mich anzumelden, sowie aufs Touristenbüro (ich erhielt einen Stempel in den Pass, sowie eine "Carte Touristique de Tombouctou"). Dies kostete natürlich eine Taxe. Wir spazierten durch Timbuktu und machten Photos, Seydou traf viele Bekannte. Ein Tuareg sprach uns an, er habe seinerzeit Boujouma geholfen, Seydou für mich zu finden und sei dabei gewesen, als Boujouma mich angerufen habe. Ich photografierte die Sankoré-Moschee, die Djingareyber Moschee, die Koranschule Takaboundou, und diverse Motive, die sich spontan anboten. Die meiste Zeit verbrachten wir damit, alte Bekannte zu begrüssen. Vieles sieht genau gleich aus wie vor zwei Jahren, anderes hat sich verändert, manche Gebäude wurden zu meiner Freude restauriert (Sankoré). Seydouo und Ismaël sind zur Post gelaufen, um mir Postkarten und Briefmarken zu kaufen. Ich sitze vor dem Haus einer Cousine, wo wir essen werden, sie hat ein bezauberndes kleines Mädchen namens Gna-Gna. In der Strasse, wo ich sitze, hocken Schafe und wiederkauen auf dem Trottoir, ich mache ein Photo.
Später: Wir haben zu Mittag gegessen (Reis, Fisch/Fleisch, Salat). Bei der Cousine ist alles tipptopp sauber ist, ein wenig zu sauber fast. Es hat herrliche Teppiche auf dem Boden, Sofas zum Sitzen oder Liegen und ein tolles WC mit Wasserspülung wie bei uns! Sie ist hellhäutig und sehr hübsch. Ich hörte mir ein Videokonzert von Bob Marley an und geniesse es, hier auszuruhen, da europäischer Komfort und Sauberkeit. Ich habe mir auf dem WC die Hände mit Seife gewaschen und fühle mich tatsächlich einmal sauber!
17.00 Uhr : Zurück im Haus von Larou - habe geduscht und fühle mich wohl. Habe unser Zimmer oben besichtigt und war begeistert - bis ich mich aufs Bett setzte! Dieses ist wie ein Trampolin!
Dafür haben wir eine wunderschöne Zinne. Schade, kaum hat man entdeckt, wo alles ist, reisen wir schon bald weiter.. Wir wollen in 2 Tagen - retour nach Douentza und unseren Wagen abholen und dann via Dogonland nach Koutiala zurück. Wir sitzen auf der Zinne, während die Sonne langsam untergeht. Es gibt hier abends überall Fliegen, die immer versuchen, sich einem auf die Augen zu setzen, das ist ziemlich unangenehm. Aber sonst ist es fantastisch hier oben, man hört Musik, vor allem Trommeln, Stimmen, Tierlaute. Es ist "meine" Musik Timbuktus vom letzten Mal, ich habe sie wiedergefunden! Es ist der ganz besondere "Sound". Dies sei Bambara-Musik. Um 18.00 Uhr ruft der Muezzin "Allahu Akbar", die Trommeln haben aufgehört, dafür blöken nun Schafe, Menschen rufen, überall hört man Stimmen, während die Dämmerung langsam die Stadt einnimmt. Aus der Moschee ertönt nun eine Rezitation des Korans - nehme ich an, über den Lautsprecher. Es ist Betenszeit. Um 18.15 Uhr ist es schon ziemlich dunkel. Die Musik fängt wieder an - und gleichzeitig hört man noch die Stimme aus der Moschee.
Timbuktu, Dienstag - 7. Januar 2003
09.30 Uhr: Habe lang mit Larou über den Islam und die Welt diskutiert. Er sagt, der Islam wolle nicht, dass man Menschen anderen Glaubens töte. Das Gespräch war sehr interessant. Wir waren später lange spazieren und haben im Restaurant Amanar bei der Flamme de la Paix eine Cola getrunken. Es hat sich sehr verändert. Wir waren bei Boujouma und ich habe ein Photo gemacht von Seydou und Bouj zusammen. Bouj trug ein dunkelvioletter Boubou und sah sehr gut aus. Ich fragte Bouj noch, ob Mohamed Najim da sei. Die Antwort war "Ja, er ist da und er hat sich verheiratet". Ich sagte Bouj, dass Marianne und Iduna im Februar nach Timbuktu kämen, und Bouj antwortete, er habe die Neuigkeit gestern vernommen. Wir gingen dann weg und suchten Bélé vom Hotel Sahara Passion, wo ich früher gewohnt hatte. Ich stand dort im Garten und sah den Tisch, wo ich gezeichnet hatte - vor zwei Jahren. Ich gab Bélé ein Hochzeitsphoto von uns, und Seydou gab ihm etwas Geld, Bélé freute sich sehr. Seydou wollte für mich eine Kameltour organisieren von 1-2 Stunden, aber ich kann nicht gehen, weil ich ein halbkrank bin. Ich muss alle ein, zwei Stunden aufs WC. So kann ich unmöglich reiten gehen!
Das Monument "Flamme de la Paix" wurde neu erbaut aus hellgrauem Marmor (ich staune!), und ist direkt gegenüber dem Restaurant Amanar. Ebenfalls sind viele halb verbrannte Waffen dort eingemauert, als Symbol des Friedens. Sie machen den unteren Teil des Monumentes aus. Das neue Monument sieht sehr schön aus und ich habe es photografiert. Dann sind wir zu Fuss wieder retour gelaufen zur Cousine.
15.00 Uhr: Wir haben bei ihr zumittag gegessen (Reis, Fleisch, Sauce mit Gemüse und Kartoffeln), dazu eisgekühltes Coca Cola (welch ein Luxus!!), alles war sehr fein! Das Haus ist sehr kühl, sauber und angenehm. Wir schauen uns denselben Film (DVD) von gestern nochmals an. Ich fühle mich wieder besser, die Kameltour wurde abgesagt wegen Infektion, welche heute morgen akut war. Inzwischen geht es aber wieder etwas besser.
18.oo Uhr: Ich habe mich selber, sowie meine Kleider gewaschen und diese auf der Zinne zum Trocknen aufgehängt. Nun sitz ich dort oben und geniesse den Sonnenuntergang. Seydou ist mit Ismaël ausgegangen, und will versuchen einen Mietwagen nach Douentza zu finden. Eine Tante hat mir geflochtene Armbänder, eine Kette mit einer riesigen Muschel und ein altes Tuaregkissen aus Leder geschenkt. Die Stimme des Muezzin ertönt wieder über den Dächern Timbuktus. Ich sinne über die Verwandten nach. Nun ertönen auch wieder die Trommeln Timbuktu's , wie ich sie jeden Abend gehört hatte bei meinem früheren Aufenthalt. Ich habe wieder einen Hustenanfall. Es ist 18.05 Uhr, der Mond zeigt sich bereits am Himmel, während die wenigen Wolken noch rosarot glühen! Die Dunkelheit fällt schliesslich wie ein indigofarbenes Tuch über die Stadt nieder, während die Stimme des Muezzin im Singsang erklingt, Schafe dazwischenblöken und Kinder schreien. Die Mystik der Eindämmerung. "Allahu akbar" ruft die Stimme aus der Moschee. Ich habe kein Licht, die Batterien der Taschenlampe sind leer. Dies heisst, dass ich in spätestens 15 Min. überhaupt nichts mehr sehen kann. Ich muss schnell meine Wäsche abnehmen und nach unten klettern, die Treppe ist halsbrecherisch ohne Licht. Um 18 Uhr ist es bereits stockdunkel, ich setze mich in den Salon unten auf eine Matte und schaue dem TV zu.
Brot backen in Timbuktus' Strassen
Beim Mar Billibangu, Timbuktu
Inzwischen ist Mulati, die Schwester von Mulchair, aus der "Isolation" entlassen worden (40 Tage) nach der Geburt ihrer kleinen Tochter Asa. Sie trug ein schönes Kleid und goldenem Kopfschmuck,. Ihre Schwester Mulchair trug ebenfalls ein schönes gelbes Kleid mit passendem Foulard auf dem Kopf. Mir wurde ein anderes drittes Kleid gebracht, gelb und vorne violett. Ich zog es an, ein Tuch wurde mir um den Kopf gebunden - und bevor ich mich zurechtmachen konnte, machte Seydou Photos von uns als Dreiergruppe. "Mulati" war sehr glücklich, dass sie diese Isolationszeit nach der Geburt hinter sich hatte. Asa ist ein süsses Mädchen und wurde in einem Spital geboren
Timbuktu, Mittwoch, 8.Januar 2003
Der Vater von Larou schenkte mir einen alten Tuaregsäbel! Wir wollen abfahren, alles ist gepackt, doch der Wagen kommt nicht. Ich habe von 05.15 bis 07.15 gehustet und geschneuzt und konnte nicht aufhören. Wir fahren 08.15 ab bei Larou's Haus im Sankoré-Quartier, ohne grossen Abschied (dies sei in der Familie nicht üblich). Wir fahren zur Fähre, wo wir einen Transport nach Douentza suchen. Auf dem Weg zur Fähre fahren wir an Feldern vorbei, wo landwirtschaftliche Produkte, vorwiegend Reis, angebaut werden. Es ist sogar ziemlich grün, man könnte direkt von Gärten reden! Es hat viele Reisfelder und die üblichen runden Nomadenhütten. Um 11 Uhr sitzen wir immer noch an der Fähre und haben noch keine Transportmöglichkeit gefunden! Die 4x4 Wagen seien noch alle am Tuaregfestival und würden morgen kommen, da dieses heute beendet wird. Es bleibt uns deshalb nichts anderes übrig, als wieder nach Timbuktu zurückzufahren, aufzuregen nützt überhaupt nichts..... so ist das eben in Afrika.
Etwas später: Wir sind wieder "zu Hause bei Larou", allerdings todmüde. Es ist bereits 14.45 Uhr geworden. Angeblich könnten wir für SFr. 250.-- (CFA 100'000.--) mit einem kleinen Auto mit Vierradantrieb morgen um 07.00 Uhr nach Douentza fahren, teilt uns Larou mit. In diesem Preis ist der Chauffeur inbegriffen, wir würden also nicht selber fahren müssen. Wir haben kaum eine andere Wahl und nehmen das Angebot an. Morgen, Donnerstag, 10. Januar, fahren wir also nach Douentza zurück. Meine Nase läuft, ich muss stark husten und ausspucken und fühle mich nicht so gut.
17.45 Uhr: Der Chauffeur von morgen ist eingetroffen, er holt die Hälfte des Tarifs bei uns ab, d.h.
50'000 CFA. Ich habe es bezahlt, den Rest kriegt der Chauffeur morgen. Ich hoffe, er kommt auch wirklich - ich habe nicht so ein gutes Gefühl. Er will uns um 7 Uhr morgen früh abholen.
Das missglückte Foto (zu spät angekommen und bereits dunkel....)
Schild: "Ville de Tombouctou". Das andere mit uns beiden drauf,war noch schlimmer..
Timbuktu, Donnerstag, 9. Januar 2003- 07.00 Uhr
Wir sind ganz schnell aufgestanden, Katzenwäsche, WC, Zähne geputzt, gekämmt, etc. Noch einen Kaffee, der Chauffeur wartete schon! Ich habe sehr viel Auswurf und eine komplett verstopfte Nase! Wie ich das hasse! Wir warten aufs heisse Wasser für den Kaffee, das zwar schnell geht, aber mit der Holzkohle doch nicht so schnell wie bei uns in der Schweiz! Der typische Lärm der Tiere ist auch schon hörbar, dazwischen Babygeschrei, Hahnengeschrei, andere Vögel die pfeifen, Ziegen, Schafe, Esel...... Die Sonne geht langsam am Horizont auf und taucht die Welt in eine vorerst milde Helligkeit. Wir fahren nach Douentza - ich freue mich sehr, dass wir dort wieder "unser" rotes Auto haben werden und unabhängig sein werden! Es ist kalt und windet stark.
Um 07.10 sind wir an der Fähre von Timbuktu, wo wir gestern so lange vergebens gewartet haben. Der Chauffeur heisst Alassane und scheint ein Tuareg zu sein. Der Wagen ist klein, ein Suzuki mit wenig Platz, aber Hauptsache ist, wir kommen nach Douentza! Bis wir am anderen Ufer der Fähre sind, wird es noch viel absetzen, denn die Schlange der wartenden Autos ist lang, und es ist wie immer ein Riesenchaos ! Alassane holt sich ein Frühstück - eine Schale mit Fleisch und Brot - während wir warten. Er sagt, er habe noch nichts gegessen heute. Er hat wunderschöne Augen mit langen, langen Wimpern.... beneidenswert! Was für eine Fahrt nach der Fähre - Staubwolken haben uns weiss gefärbt, da der Wagen überall offene Ritzen hat (ein Faltdach mit Löchern). Am meisten Staub scheint Ismaël hinten abgekriegt zu haben, er sieht aus wie Salif Keita - der Albinomusiker - mit all dem weissen Staub im Gesicht! Ich bekomme einen Lachanfall, als ich mich umdrehe und Ismaël ansehe! Die Fahrt war natürlich wieder über holprige Piste. Es war sehr sehr hart, in diesem kleinen 4x4 zusammengekrümmt bis Douentza zu fahren. Aber wir sind da - um 14.30 Uhr ! Wir bezahlen Alassane die zweite Hälfte und trinken eine Cola, dort, in dem Garten der Herberge, wo wir nicht übernachten konnten, und fahren dann weiter Richtung Bandiagara, Dogonland in unserem Toyota. Es ist inzwischen 16 Uhr - wir haben gerade im Auto Fisch gegessen, das war unser Mittagessen um 16 Uhr, und sind wieder guter Dinge.
In der Falaise von Bandiagara
(sorry für die schlechte Bildqualität)
Bandiagara, 18.10 Uhr
Wir sind in der Herberge von Bandiagara angekommen. Nun habe ich geduscht, sitze in meinem Zimmer und trinke eine Cola. Die Strasse von Mopti nach Bandiagara war geteert - bis jetzt die beste Strasse, die ich in Mali ausserhalb von Bamako gesehen habe. Wir haben elektrisches Licht im Zimmer und ein Moskitonetz. Ich habe etwas Fisch gegessen, den wir mittags unterwegs gekauft hatten. "Auberge Kansaye", Bandiagara, heisst das Hotel, und die Zimmer haben alle Namen nach Dogondörfern. Unseres heisst "Kanikombolé", ein anderes Zimmer heisst "Indé". Wie ich später erfahre, ist Ismaël's Zimmer gratis - da er als "Guide" gilt und Sido und ich als Touristen.
Bandiagara, Freitag, 10.1.2003 07.45
Wir haben gut geschlafen. Gestern abend sassen wir noch um 21.30 auf der Dachterrasse und haben Cola und Fanta getrunken - Sido, Ismaël und ich. Es gab Nudeln mit Gemüsesauce. Nun habe ich gepackt, Frühstück : Kaffee aus unseren Schweizer Sachets und feine Brötchen mit Aprikosenkonfitüre! Wir fahren nach Sangha, wo man eine Höhle und Holzschnitzereien der Dogon bewundern kann. Die Strasse nach Sangha ist nicht geteert, aber gut. Alles ist felsig. Frauen gehen in Kolonne erhobenen Hauptes der Strasse entlang und tragen Körbe auf dem Kopf..
Die Grotte von Sangha (Dogonland, Falaise von Bandiagara) mit den singenden Kindern
Sangha, 11.30 Uhr
Wir sind durch eine Grotte gelaufen und sitzen in den Felsen der Falaises von Bandiagara. Es sieht aus wie im Grand Canyon, nur kleiner. Im 13. Jhdt. sind die Dogon vor den Mandinge und dem Islam hierher geflüchtet. Die Bozo flüchteten auf die Inseln des Niger, die Dogon in die Felsen. Man sagt, die Bozo (Flussvolk) und die Dogon sind Cousins, die aber nicht untereinander heiraten).
Habe ein Paar wunderschöne Dogontüren gekauft, mit in Holz geschnitzten Ahnenfiguren. Sie kosteten ca. Sfr. 30.-- - sehr günstig. Die Grösse ist ca. 50 x 60 cm, hat geschnitzte Figuren, Muster, Tiere und ist aus dunkelbraunem, massiven Holz. Wir fahren über felsplattenartiges Gelände - Dogonland. Die Dogon selber machen nicht den besten Eindruck auf mich, sie wollen nicht photografiert werden, sie sind aggressiv, besonders die Kinder. Sie schreien herum, verlangen Geschenke (Cadeaux), sie fangen ungefragt an zu singen und wollen dafür bezahlt werden! Seydou regt sich auf (zurecht!), und schreit sie an. Er sagt, es sei hier normal, dass man sich gegenseitig anschreit. Dies sei Teil der Verhaltensregeln. Die Sonrai und die Dogon beleidigen sich gegenseitig. Felder mit Zwiebeln sind wunderschön smaragdgrün - eine herrliche Farbe! Wir sehen auch Eichhörnchen herumhuschen und in den Felsplatten ein Gewässer mit weissen Wasserlilien, wunderschön! Die Landschaft ist traumhaft - Felsstücke, dazwischen riesige Baobabs, Sträucher und andere Bäume, und diese smaragdfarbenen Zwiebelfelder.
Dogonfrauen bei Sangha
Bandiagara, 17.00 Uhr
Wir haben das Dogonland verlassen und kaufen etwas zu essen - Fleisch mit Gewürzen, Coca Cola. Wir essen an der Strasse, ich Rindfleisch, je ein "Manta" (malzhaltiges Tonic, das wir eiskalt gekauft haben), die anderen Schaffleisch. Wir haben noch eine lange Fahrt vor uns, bis Koutiala. Ich schreibe meine Notizen teilweise im Auto bei holpriger Strasse. Wir machen einen Umweg nach Sofara - es gibt dort eine englische protestantische Kirche. Die Mosquée von Sofara ist im üblichen Sudanstil, hat aber auf dem Minarett einen silbernen Halbmond mit Stern.
17.15 Wir sind irgendwo auf der Strecke bei Tafla, auf dem Weg nach Koutiala. Ich habe ein gutes
eiskaltes Fanta getrunken. Wir haben ca. 3000 km zurückgelegt, inkl. Strecke Douentza-Timbuktu, welche mit dem Chauffeur gefahren wurde, sagt Seydou, er müsse es aber nochmals genau kalkulieren, es könne auch einiges mehr sein.
19.30 Uhr Wir sind glücklich in Koutiala angekommen. Zu unserem Empfang wurde eine Neon-röhre in unserem Zimmer installiert (Juhuuu!!! Allerdings nur für heute abend - da sie mit Batterie betrieben wird, ist das nur für besondere Gelegenheiten möglich). Nach der Dusche wurde mir eine grosse Platte ins Zimmer gebracht - Poulet, Salat, Pommes Frites, gebratene Gemüsebananen. Herrlich - ein richtiges Festessen! Teile des Poulets gab ich den Hunden und Katzen, da ich genug Fleisch gegessen habe. Ich sitze nun im Garten und schreibe, während die zwei Dienstmädchen abwaschen. Die Familie sitzt im Wohnzimmer am Boden und isst. Eine Freundin der Mutter hat ein Stück Bogolanstoff für mich gebracht - es ist wunderschön und ich möchte daraus eine Art Jacke machen lassen. (Bogolan = mit Lehm gefärbter Stoff, alles in natürlichen Farben der Erde und Pflanzen). Sie hat mir den Stoff einfach so geschenkt!
Auberge Kansaye in Bandiagara, Dogonland
(auf dem Dach)
Koutiala, Samstag 11.1.2003
Seydou ist krank. Er hat in der Nacht viele Male erbrochen.
09.00 Seydou's Mutter hat mir die Kauris (Muscheln) geworfen, sie kenne die Kauris sehr gut. Es sind insgesamt 10 Stück. Man kann auch eine andere Anzahl verwenden, sagt sie. Sie nimmt aber immer 10. Sie sagt, unsere Ehe sei sehr gut, aber ich würde mir vieles zu sehr zu Herzen nehmen. Sonst sei aber alles sehr positiv.
14.40 Uhr: Seydoudo hat etwas gegessen und es geht ihm etwas besser. Ismaël hat Seydou einen Balsam eingerieben gegen die Müdigkeit. Ich gehe mit Deija zum Arzt wegen meiner Infektion. Der Arzt in einem kleinen gesundheitlichen Zentrum in Koutiala hat mir drei Medikamente verschrieben Ich fühle mich nach dem Arztbesuch gleich viel besser, vermutlich rein psychologisch.
17.00 : Seydou bekommt eine Paste aus Baobabmehl gegen Durchfall, selber hergestellt und so kalt wie Eiscrème. Man gibt mir davon zum Kosten. Ich zweifle an der Wirksamkeit dieses Mittels, sage aber nichts. Mir geht es sehr viel besser. Die Frauen hier in der Gegend tragen einen Gürtel aus Perlen um die Hüften, um ihre Männer zu verführen (wir sahen ein kleines Mädchen, das nackt war, aber einen solchen Perlengürtel um die Hüften trug und ich wunderte mich). Ich weiss offenbar noch vieles nicht, was Mali an Brauchtum und Folklore hat!
19.50 Uhr: Zweite Ladung Medikamente genommen. Das Abendessen besteht aus Fisch, Sauce, Brot - und als Nachspeise eine warme, gekochte Crème aus Maniok (süss), die in Tassen getrunken wird (sehr mastig!). Ich mochte ihren Geschmack besser als die "Crème" aus "Mil" (Hirsebrei, gekocht, warm und süsslich), die Maniokcrème ist weicher und der Geschmack sehr gut. Ich bin überglücklich, dass ich mich wieder wohl fühle..
Koutiala, Sonntag, 12.1.03, 07.00 Uhr
Die Mädchen Ghia und Marie fegen den Hof mit einem Bündels Reisig und bücken sich ständig dabei. Wie unnötig schwierig! Ich habe gestern lange nicht geschlafen, weil ich dermassen husten musste. Jedesmal, wenn ich mich hinlegte, kam eine Hustenattacke, die so weit ging, dass ich fast erbrechen musste. Der Hustensirup half noch nicht richtig. Ich fühle mich aber viel besser, obwohl alle sagen, ich sähe krank aus im Gesicht! .
10.30 Uhr: Der Brunnen im Hof von Koutiala wird von einem Spezialisten gereinigt. Der Wagen ist in der Garage, es muss etwas repariert werden. Ich sitze im Hof und geniesse die kühle Brise, die gerade weht. Von den Medikamenten wird es mir leicht schwindlig, aber es geht. Der "Reparateur" schleppt Kessel mit Wasser und Dreck hinaus aus der Tiefe des Brunnens. Es befindet sich nun ein zweiter Mann unten im Brunnen, der den Kessel mit Schlamm füllt. Der Mann oben, der den Kessel hinaufzieht und leert, und der unsichtbare Mann unten unterhalten sich.
Eine Freundin von Seydou's Mutter hatte mir also ein grosses Stück Bogolanstoff gebracht! Ich war sprachlos.Seine Mutter lässt nun daraus eine Jacke für mich schneidern.Ich freue mich sehr.. Ich liebe diese natürlichen Erdfarben des Bogolans. Wir haben bei ihrer Schwester zu Mittag gegessen. Ich hab meine blaue Robe von Feiti mitgenommen und man hat mir zwei Knöpfe oben im Schulterteil gemacht (und angezogen). Danach machten wir Photos mit allen Frauen. Das Mittagessen bestand aus Fisch, Salat, Brot und Fanta (eine ganze Platte für die Männer, eine grosse Platte separat für die Frauen. Danach haben wir den Film von Fatouma's Hochzeit angeschaut (ich wusste gar nicht, dass es davon einen Film gibt!). Viel Gesang, Trommeln, viele interessant gekleidete Leute, der Gesang ist Griot-Gesang. Fatouma trug an ihrer Hochzeit ein weisses, europäisches Kleid mit einem Schleier, der Mann einen weissen, afrikanischen Boubou. Sie sind zum Stadthaus gefahren (hier in Koutiala). Viele Geldscheine werden von den Frauen von den Gästen eingezogen. Offenbar wird bei der Heirat entschieden, ob die Ehe in Polygamie oder in Monogamie geführt wird, und entsprechend eingetragen. Wenn ich das richtig verstanden habe, so wurde die Ehe monogamisch geschlossen. Man sagt mir, dass viele Männer polygamisch heiraten wollen, aber dann während der Ehe nicht davon Gebrauch machen. Hingegen werden oft monogamisch geschlossene Ehen später im Stadthaus von den Männern auf Polygamie geändert. Es gibt für eine Frau keine Sicherheit, dass eine monogamisch geschlossene Ehe auch monogamisch bleibt!
Um 16 Uhr sind wir immer noch bei Matou - ich habe geschlafen, der Schneider war da und wollte für die Bogolanjacke Mass nehmen - er würde später wiederkommen. Warum hat man mich nur nicht geweckt, es wäre mir sehr wichtig gewesen! Zwar bin ich auch sehr froh, dass ich schlafen konnte, denn ich brauchte es sehr! Wir sitzen nun in Matou's Salon und schauen Fernsehen, von einer weiteren Tante erhalte ich eine Dose "Incense" (man legt die Körner auf glühende Holzkohle, danach riecht es herrlich). Es ist heiss, wie immer am Nachmittag, obwohl hier ein Ventilator an der Decke dreht, und ein Luftzug durch den Salon weht. Der Schneider kam tatsächlich wieder, er wollte wissen, wie ich die Jacke haben wolle - nahm aber nicht Mass! Das mache er am Montag-morgen. Ich bin etwas erstaunt, wenn er doch schon hier ist, und ich bereit bin - warum nimmt er nicht Mass? Ich sage aber nichts und erkläre ihm mit "Händen und Füssen" (er versteht nicht gut französisch), wie ich die Jacke haben möchte. Wir haben auch bei Matou zu Abend gegessen - Salat und Fleisch, und "Bouillie" (gekochtes Hirsemus). Ich fühle mich nicht mehr krank, werde aber die Medikamente noch ca. 2 Tage weiternehmen. Die Mädchen haben meine Kleider gewaschen, alles ist tipptopp geworden. Später erfahre ich, dass die Wäsche beim Waschen sehr lang mit Holzkellen "geklopft" wird. Seydou hat aber den Mädchen gesagt, sie sollen unsere Sachen nicht mit dem Holz bearbeiten, weil er befürchtet, dass unsere Kleider dabei kaputtgehen. Dies ist auch der Klopfton, den man ständig hört - er ist nicht immer vom Stampfen der Mörser, sondern oft vom "Klopfen" der Wäsche!
Koutiala, Montag, 13.1.03, 07.30 Uhr
Seydou ist mit seinem Vater auf ein anderes Grundstück gefahren. Es geht uns allen wieder sehr viel besser, sogar mein Husten hat nachgelassen. Ich sitze in der Küche (d.h. im Innenhof) und trinke meinen Swiss Capuccino und schlucke mein Tabletten-Arsenal. In 5 Tagen fliegen wir zurück in die Schweiz, wahnsinnig, wie die Zeit vergeht! Ich habe nie an mein Büro gedacht und mich nervlich total erholt. Das kleine Mädchen, das oft zu Besuch kommt, heisst Biba. Ich bin nicht sicher, ob es die Schwester von Ghia ist, oder sonst eine Verwandte. Habe heute telefonisch die Reservation des Rückfluges bei Air France bestätigt - immerhin, das hilft mir, mich gut zu fühlen.
Für die Bogolanjacke brauche ich nichts zu bezahlen, sagt man mir. Wir hätten genug bezahlt für die täglichen Bedürfnisse, davon könne sie den Schneider bezahlen, das koste ganz wenig hier. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir vielleicht noch eine andere Jacke machen lassen!
Baobab im Abendlicht
Malisches Dorforchester, alle Instrumente selber gebaut. Es war ein grosses Gedränge und ich konnte kaum fotografieren
Malisches Dorforchester (Südost-Mali)
Sorry für die schlechte Bildqualität
14.00 Uhr: Wir haben Toucas gegessen, eine Spezialität aus Timbuktu (Brotteig als Laib gekocht) in einer dunkelroten Sauce mit Fleischstücken, Kartoffeln, Zwiebeln, Gewürzen. Der Brotteig liegt schwer im Magen, obwohl ich Toucas sehr mag (ich kenn es vom letzten Mal in Timbuktu). Am 15.oder 16. Januar fahren wir spätestens nach Bamako zurück. Ein "Maçon" (Maurer) ist gekommen und macht auf dem Grundstück eine Mauer, Seydou ist dabei und "hilft" mit (oder überwacht ihn?). Jedenfalls schaufelt er und scheint total im Element und glücklich zu sein!! (Er vermisse seine Arbeit, sagte er mir).
Um 20.00 Uhr habe ich Tanja in Zürich angerufen, wir mussten es ungefähr 20x versuchen (keine Uebertreibung!) bis die Verbindung zustande kam - in einer öffentlichen "Kabine" (eher ein Laden, wo eine Frau u.a. auch Telefondienst anbietet). Die Antwort war meistens "le numéro que vous désirez, n'existe plus" - aber es hat dann zu meinem Erstaunen doch noch geklappt. Offenbar hat Tanja die Katzen zu sich nach Hause genommen und es geht ihnen gut. Zweite gute Nachricht heute: Der Schneider hat die Bogolan-Jacke gebracht - sie ist fertig. Sie ist innen gefüttert, und sehr schön, hat aber brüchige Stellen (dies ist jedoch im Stoff so und hat nichts mit dem Schneider zu tun). Diese Stellen müssten zugenäht werden. Der Stoff ist teilweise sehr schlecht. Ich liebe die Jacke auf den ersten Blick!
Mangobaum in Koutiala (Südost-Mali)
Koutiala, Dienstag, 14.1.2003
Frühstück im Hof in den ersten Sonnenstrahlen - ein Capuccino von Seydou zubereitet, ein Stück Brot mit fettiger Fleischsauce und ein Stück Rindfleisch, das ich mit der Katze teile. Der Hof wurde gefegt. Ghia geht es wieder gut (sie hat gestern erbrochen). Die Hühner trinken Wasser aus den Pfützen am Boden, das kleine Mädchen namens Biba kommt zu Besuch (es trägt ein zu grosses Röckchen, sieht sehr süss aus). Die Frau, welche mir den Bogolanstoff geschickt hat, ist auch zu Besuch gekommen. Ich habe ihr die Jacke vorgeführt und mich bedankt. Sie ist sehr zufrieden. Vor dem Haus wird der Dreck weggeschaufelt, der von der gestrigen Zementarbeit noch herumliegt. Ich nehme die Medikamente noch, nicht aber die Schmerzmittel. Seydou sagt, das erste, was er zu Hause machen werde, sei eine Pizza in den Ofen schieben und danach ein Bad nehmen. Ich musste schmunzeln. Ich werde mir zuerst einen Kaffee machen mit der Kaffeemaschine, und dann eine intensive Dusche nehmen, den Computer anstellen und meine Emails anschauen.
Nana zerstampft Gewürze und Gemüse im Mörser, ich helfe eine Weile mit . Was ich nicht verstehe - alle Küchenabfälle werden auf den Boden geworfen - der anschliessend wieder gekehrt werden muss - ständig sozusagen. Man könnte die Abfälle doch in ein Gefäss werfen, und sich die Arbeit mit dem dauernden Bodenwischen ersparen! Es windet heute sehr stark und bläst den Staub vom Hof herum. Auch hat es sehr viele Fliegen. Das Mittagessen war sehr gut (roter Reis, Fisch, Rüebli, Auberginen). Dessert: Papaya. Wieder zu viel gegessen!
16.00 Uhr: Die Hühner leben nicht mehr - sie sind das heutige Abendessen. Ich habe Seydou gesagt, dass ich nichts essen werde, da ich zu viel zu Mittag gegessen habe. Das trifft sich gut, ich hätte Probleme gehabt, die Hühner zu essen, da ich sie lebend "gekannt" habe.
Koutiala - Bamako, Mittwoch, 15.1.2003
Um 4 Uhr morgens aufgestanden, um 5 Uhr morgens mit Lamine in Koutiala abgefahren, Richtung Bamako, in seinem 4x4 Wagen, der nun wieder normal funktioniert. Die Schwester sass noch hinten mit mir auf einem ganzen Berg von Teppichen, die ebenfalls transportiert werden mussten. Wir sassen also quasi "in der Höhe" - etwas ungewohnt. Unterwegs hielten wir zu einem Frühstück an (Kaffee und Croissants), um 11.45 Uhr kamen wir in Bamako an. Wir fuhren zu einem Cousin, wo wir bis zu unserem Abflug wohnen werden. Habe geduscht. Wir haben ein sehr hübsches Zimmer. Alles sehr schön, und ich komme mir vor, als wären wir in die Zivilisation zurückgekehrt - elektrisches Licht, eine richtige Dusche (nur kalt, aber immerhin!), ein Sitzklo. Seydou geht zum Busbahnhof, um Ismaël abzuholen, der um 12.00 Uhr per Bus dort ankommen soll. Unterwegs entgingen wir knapp einem Autounfall - ein Laster vor uns fuhr plötzlich ohne irgendein Zeichen zur Seite und hielt an. Seydou (der fuhr) wollte ihm ausweichen, da fuhr der andere auch auf die Seite, wohin Seydou auswich! Dies spielte sich innerhalb von Sekunden ab, und völlig unvorhergesehen. Es hätte sehr leicht zu einem Unfall kommen können. Das Zimmer hier ist sehr sauber und schön - und trotzdem sehe ich eine Kakerlake über den Fliesenboden laufen, während ich schreibe. Na ja! Noch drei Tage, dann fliegen wir ab - ich freue mich darauf, wieder allein zu leben, ohne all die vielen, sehr lieben Verwandten und Freunde. Wir müssen noch Geschenke einkaufen für unsere Lieben zu Hause.
14.00 Uhr: Wir sind mit einem Taxi, das wir anstossen müssen - weil der Motor nicht anspringt - in eine libanesische Pâtisserie gefahren. Zudem konnte das Fenster nicht hoch-gekurbelt werden - der Gestank und Staub waren grässlich!). Dort haben wir Kaffee getrunken, und gegessen.. Bamako ist keine schöne Stadt. Der Verkehr ist riesig und die Pollution allgegenwärtig. Die Erde ist rot und alles ist voller Staub. Den Abfall wirft man einfach auf die Strasse, aber : "Le Mali n'est pas une poubelle" wird immer wieder betont! Ich lächle vielsagend. (Uebersetzt: Mali ist kein Abfallkübel).
Allee in Bamako direkt neben dem Nationalmuseum
Bamako, Donnerstag, 16.1.2003
Wir haben sehr gut geschlafen. Zum Frühstück gab es Kaffee, Brot und Käse. 11.00 Uhr: Ich gehe mit Alphadi, Seydou's Bruder, ins Nationamuseum. Wieder werden mir eine ganze Reihe von Verwandten vorgestellt,.Sie sind alle sehr nett, aber ich kann mir weder die vielen Namen noch die vielen Gesichter merken.
Wir haben das Nationalmuseum besucht - leider ist es im Umbau. Neben dem Museum ist eine wunderschöne Allee. Das Museum war halb geschlossen und nur wenig Exponate zu sehen (Dogonmasken, Senufomasken, Bambara und Dogon Sachen). Es besteht aus mehreren einzelnen Gebäuden. Nachher mit Alphadi und Tahar zum Marché des Artisans. Beide sind sehr nett und geben sich Mühe, ihrer Schweizer Verwandten etwas zu zeigen. Wir besuchen auch noch in der Nähe die Ecole des Beaux Arts, wo Alphadi den Direktor anspricht, welcher mich empfängt und mir die ganze Schule und eine Ausstellung zeigt. Er ist sehr nett und kooperativ, als ich ihm erkläre, dass ich selber male und "artist" sei. Schade, dass ich keine Kopien oder Photos von meinen Bildern dabei habe, aber ich habe nicht an alles gedacht! Er erklärt mir auch die diversen Sparten der Schule - das sind Musik, Medienwissenschaft, Theater, Skulptur und Malerei. Die Ausstellung über Arbeiten der Schüler war sehr interessant, und er liess es sich nicht nehmen, mich zu einem Fanta einzuladen. Ich fühlte mich sehr geehrt. Danach spazierten wir durch den Marché des Artisans (nochmals), wo ich Masken und Skulpturen photografierte. Es gibt dort einen Schmuck-Teil, ein Holzmasken-Teil, wo man auch sehr schöne Klappstühle aus Holz geschnitzt kaufen konnte. Dann retour zum Onkel und in mein Zimmer, wo es angenehm kühl ist. Draussen ist es am Nachmittag sehr heiss geworden. Bin müde geworden und möchte mich etwas hinlegen. Bamako ist eine Riesenstadt. Jeden Monat würden neue Leute nach Bamako ziehen und auf diese Weise gäbe es jeden Monat neue Quartiere, die noch nicht einmal einen Namen hätten. Es gäbe eine Stadt, die früher 30 km ausserhalb von Bamako gelegen habe. Jetzt sei sie bereits ein Teil von Bamako geworden. Die Luftverschmutzung ist enorm, und es hat überall viel Staub. 14.30: es klopft: ein Mädchen bringt mir einen Teller mit Reis, Sauce mit einem Stück Rindfleisch und Rüben - dasselbe wie gestern, aber sehr gut! Sie sagt kein Wort, ich bin ihr vermutlich zu fremd! Ich nehme den Teller und sagte: "C'est très gentil, merci beaucoup". Sie sagt wieder kein Wort und geht. Ich schlinge die Hälfte des Essens hungrig herunter und lege mich dann hin.
Ca. 15.00 Uhr: Seydou's Mutter und ihre Schwestern sind per Bus in Bamako angekommen und haben mich umarmt und freudestrahlend begrüsst - das machte mich sehr glücklich. Morgen abend essen wir bei Fatouma zu Hause. Eine Stunde später klopft es wieder - eine mir wildfremde Frau mittleren Alters, die kein Wort spricht, umarmt mich. Ich staune, eine weitere Verwandte, nehme ich an. Nach der Umarmung geht sie wieder, ich habe keine blasse Ahnung, wer sie ist. Es ist wirklich schön, wie herzlich ich aufgenommen werde. Uebrigens - die drei Damen, die per Bus angereist kamen, beklagten sich, wie "fatiguant" es gewesen sei, von Koutiala im Bus nach Bamako zu reisen, sehen aber strahlend und frisch aus wie die Morgenröte!
Seydou ist zurückgekommen und hat viele Sachen gekauft - Geschenke für unsere Verwandten und Freunde in der Schweiz. Seydou's Mama brachte uns die zwei Arkilla-Hochzeitsdecken, die sie an den offenen Stellen zusammennähen liess (eine für ihn, eine für mich). Die Sachen sind wunderschön! Etwas später sitzen wir unten im Hof (die älteren Frauen) und schwatzen. Ein süsses, kleines Mädchen namens Mariama sagt, seine Mama sei in den Etats-Unies, sie ist ca. 4-5 Jahre alt. Die ältere Frau heisst Fatouma, wird aber "Dougou" gerufen, die andere Frau heisst Laleisha. Abendessen bei Cousin Yahya und seiner Frau. Ich kenne Yahya sehr gut von meinem früheren Aufenthalt, da waren wir öfter bei ihm zu Hause (da waren Seydou und ich noch nicht verheiratet). Yahya beschenkt uns - ich bin fast schockiert - weil so schön. Jeder von uns bekommt ein Tuareg-Outfit, d.h. Seydou ein Paar Hosen und Oberteil, beides dunkelblau mit weissen Stickereien, ich bekomme einen Pagne (Wickeljupe) und Oberteil, auch dunkelblau mit weissen Stickereien - sozusagen im Partnerlook - und alles sind echte Tuaregkleider.
Bamako, Freitag, 17.1.2003
09.00 Uhr : Seydou ist mit Ismaël weggegangen, er müsse noch Kleider kaufen. Sie haben unzählige Hemden und Jeans gekauft, alle stinkbillig auf dem Secondhand-Markt, zu ca. SFr. 2.50/Stück und hat auch Ismaël eingedeckt mit Kleidern. Wir haben viel zu viel Gepäck.
Auf dem Fluss Niger, der Hauptverkehrsader Malis
21.20 Uhr: Der Abend war sehr nett. Tanten und Cousinen, Onkel und Cousins, Mutter alle waren da. Wir haben Photos gemacht, ich trug das blaue Sonrai-Kleid aus Gao. Es gab Pommes-Frites ), Erbsen und Poulet. Vorher und nachher besuchten wir diverse andere Verwandte, nach dem Abendessen fuhren wir zum mauretanischen Konsulat in Bamako, weil dort in der Nähe ein Mann namens Kader wohne, und Seydou ihm Geld von M. aus Bern bringen sollte. Kader war aber nicht da. Da das Hotel Maxim von J. Dobler in der Nähe liegt, fuhren wir dort vorbei, da ich den Wunsch geäussert hatte, Tungkara zu sehen. Er war tatsächlich da - er stand vor dem Hotel draussen, Ich stieg aus dem Wagen und rief "Tungkara" - ich war nicht sicher, ob er es war, aber er erkannte mich offenbar sofort - obwohl ich das hellblaue Sonrai-Kleid trug. "Eva" sagte er strahlend. Wir fielen einander in die Arme und gaben uns Küsschen auf die Wangen. Die Begegnung war sehr erfreulich. Wir redeten nur kurz, ich sagte Tungkara, Iduna würde im Februar nach Mali kommen. Ich fragte ihn, ob alles gut gehe, auch bei J. Dobler, dass wir eine sehr lange Reise nach Gao und Timbuktu und Dogonland hinter uns hätten, und morgen zurückflögen. Ich fragte Tungkara, ob die Dame an der Reception noch da sei (diejenige, die gesagt hatte, "s'il y a un homme mourant à l'ombre, il faut le mettre au soleil"). Sie arbeitete aber leider nicht mehr da. Aber Tungkara erinnerte sich sehr gut an sie, und war erstaunt, dass ich mich erinnerte. Ich sagte ihm, ich hätte das niemals vergessen, und wir lachten sehr. Er freute sich sehr. Der Besuch war nur ganz ganz kurz, denn im Auto warteten die anderen.
Bamako, Samstag, 18.1.2003
Wir sassen auf dem Hausdach und genossen die Aussicht (man sieht u.a. das "Monument des Martyrs" ). .
11.oo Uhr: Wir haben das Gepäck bei der Air France in der Stadt aufgegeben, juhuuu! Wir haben die Boardkarten bis Zürich und das Gepäck sind wir los! Es fühlt sich herrlich an! Yahya hat für uns eingecheckt, d.h. wir waren alle zusammen bei Air France, aber er hat es für uns erledigt, wir haben draussen gewartet. Um 20 Uhr fahren wir zum Flughafen. Heute Nachmittag geht Seydou nochmals auf den Markt und will mir 20 Holzlöffel und Agadezkreuze besorgen, die ich Freundinnen und Kolleginnen im Büro schenken will. Auf den Strassen hat es auffallend viele Bettler - Frauen mit Babies - "Madame, j'ai faim, je n'ai plus mangé depuis 2 jours". Es bricht mir das Herz, aber ich habe keine Münzen, und mein ganzes CFA-Geld Seydou's Mama gegeben ausser einem Betrag für die Flughafentaxe. Ich komme mir so schäbig vor, aber ich kann nichts geben! Leider hat Seydou keine Tuareg-Holzlöffel gefunden.
Timbuktu von einem Hausdach fotografiert
12.30 Uhr: Nochmals kamen neue Verwandte, um uns zu besuchen, darunter ein Onkel aus Kidal (sehr weit nördlich von Gao, Tuareggebiet). Danach gab es Essen - Reis und Fakué (Sauce mit Rindfleisch und dunkelgrünen Kräutern - ähnlich unserem gehackten Spinat), relativ stark gewürzt. Nun gibt es sogar noch Papayas zum Dessert.
19.00 Uhr: wir warten auf Yahya, der hierherkommen soll, um uns abzuholen und zum Flughafen zu fahren. Der Abflug ist erst 23.50 Uhr, wir sollen um 22 Uhr am Flughafen sein. Ich freue mich, wenn wir endlich im Flugzeug sitzen werden. Ich hoffe, Seydou fällt der Abschied nicht zu schwer. Es tut mir sehr leid für ihn, ich leide mit, obwohl ich gern wieder nach Hause zurückkehre..Dann: Wir fliegen. Es ging alles sehr schnell. Seydou kalkuliert für mich die mit dem Auto innermalisch gefahrene Strecke. Es kommt dabei folgendes heraus:
Bamako - Koutiala 450 km
Koutiala - Djenné 260 km
Djenné - Koutiala 260 km
Koutiala - Gao 883 km
Gao - Douentza 380 km
Douentza - Timbuktu 250 km
Timbuktu - Douentza 250 km
Douentza - Bandiagara 237 km
Bandiagara - Sangha 50 km
Sangha - Bandiagara 50 km
Bandiagara- Koutiala 445 km
Koutiala - Bamako 450 km
Total 4015 km
Zusammen mit den Strecken, die wir innerorts zurückgelegt haben (in Timbuktu ans Tuaregfestival Fahrten in Bamako, Gao, Douentza), dürften es total um die 4100 km oder mehr gewesen sein. Kein Wunder, dass wir manchmal todmüde und gestresst waren! Jetzt aber lehnen wir uns zurück und entspannen uns.... und träumen von den wundervollen Dingen, die wir erlebt haben... und freuen uns auf unser Zuhause mit all unserem Komfort. Beides ist schön - jedes auf seine Weise.
Sonnenuntergang bei Timbuktu
Aufbruch: | 28.12.2002 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 02.02.2003 |