Maya Madness
3 Wochen durch Yucatan
1. Szene
In der Stadt der VW-Käfer
oder ein imaginäres Tagebuch voller wahrer Begebenheiten
Tag 1, 0:30, Valladolid
Es ist geschafft. Über 24 Stunden (davon rund 13 in Flugzeugen, ca. 4 in Flugzeugen und nicht ganz 1 in Zügen) unterwegs sind zu Ende, Wien ist weit weg und nur ein Bett fehlt noch zum Glück.
Tag 1, 8:00, Valladolid
Nachdem das Bett gefunden war (und nach einer langen Dusche), kam der Schlaf blitzschnell. Auch genug davon. Damit Sollte die Zeitdifferenz überwunden sein.
Tag 1, 14:00, Valladolid
Zwei Essen und die ersten Ruinen (Ek Balam) wurden bereits absolviert. Tote Tiere, alte Steine. Zudem innerhalb von einer Minute drei alte VW-Käfer in verschiedenen Farben gesehen. Das Leben ist herrlich.
Tag 1, 14:15, Valladolid
Liebes Tagebuch, die beste Nachricht habe ich fast vergessen: Es gibt Mangos. Frische, süße, tropfende, den Mund, das Gesicht und die Hände klebrig machende Mangos. Ach, ist das Leben herrlich.
Tag 1, 22:00, Valladolid
Am Nachmittag ging es mit dem Rad durch die Stadt und zu einem Cenoten (sollte ich erwähnen, dass die Kette immer wieder heruntergesprungen ist, oder interessiert dieses Leid eh niemanden?). Valladolid ist ein sehr schönes kleines Städtchen. Alte bunte Häuser, alte nicht bunte Kirchen und alte teilweise bunte VW-Käfer.
Der vorangegangene Tag fordert seinen Tribut. Während dem Lesen über dem Buch eingeschlafen. Was wohl auf den letzten paar Seiten passiert ist? Und seit wann sind Pizza Medias so groß? Fragen über Fragen.
Tag 2, 7:15, Valladolid
Am Busbahnhof. Der nächste Autobus nach Chichen Itza fährt erst in einer Stunde. Dabei war das Ziel noch vor den Touristenmassen anzukommen und bis diese da sind wieder weg zu sein. Ek Balam hat gestern gezeigt, dass in den Morgenstunden deutlicher weniger los ist. Die Zeit pre-Touristenbusse, die beste Zeit des Tages. Deshalb gilt es den Herden immer einen Schritt voraus zu sein.* Die Alternative ist eine schlimme: die Ruinen mit Package-Touristen teilen müssen. Yikes.
*Wie jeder weiß, ziehen Schaffherden Wölfe magisch an (so wie Hühnerställe Füchse) und wer will schon von einem Wolf (Fuchs) gefressen werden?.
Tag 2, 9:15, Chichen Itza
F*ck ist es hier voll.
Zumindest ging sich vor der Abfahrt noch ein gutes Frühstück aus. Die Wölfe wird es freuen.
Tag 2, 11:15, Chichen Itza
Alles halb so schlimm. Die Touristen haben sich in dem großräumigen Areal gut verteilt und die wirklichen Horden kamen erst gegen 10:30 (so wie in Ek Balam. Haben wir den gefährlichen Zeitpunkt schon gefunden?). Man war der Herde also zumindest einen halben Schritt voraus.
Die Ruinen sind teilweise atemberaubend (v.a. die allseits bekannte Pyramide). Leider sind sie inzwischen aber abgesperrt. Angeblich weil so mancher Besucher früher gedacht hat, dass er seinen Namen in den Steinen verewigen muss (Joe was here!; Who cares, Joe?), Das die Leuten nie mitdenken können. Wo soll ich denn nun meinen Namen hinschreiben?! Himmel, Arsch und Zwirn. Liebes Tagebuch, mit unseren Mitmenschen haben wir es nicht leicht.
Tag 2, 13:00, Valladolid
Es ist heiß. Tagebuch, ich schwitze.
Tag 2, 19:00, Valladolid
Andere Länder, andere Friseurerlebnisse. Man sollte sich ja in jedem Land in das man reist die Haare schneiden lassen. Vor allem wenn man die Landessprache nicht spricht. Vor allem in Salons die sonst nie ein Tourist betritt. Das Ergebnis ist dabei nicht immer gewünscht oder gar ideal, aber die Aufregung während man im Stuhl sitzt ist dafür um so größer. Ein billiger Adrenalinkick. Und es ist ja nicht so, dass Haare nicht wieder nachwachsen würden. Wir reden hier also schlimmstenfalls von einer temporären Verunstaltung.
In Valladolid war der Kick besonders groß.* Mit rudimentären Spanischkenntnissen klar zu machen was ich eigentlich will, klappte noch ganz gut. Aber dann ging es los. In einem sich nicht bewegenden Stuhl sitzen? Ja, vielleicht zu Hause. Hier arbeitet man anders. Der Stuhl ist zum drehen da. Sonst bräuchte man auch keinen Drehstuhl. Schnipp-Schnapp. Halbe Stuhldrehung. Schnipp-Schnapp. Viertel Stuhldrehung. Schnipp-Schnapp. Vielleicht ist die Idee dahinter die Arbeit mit einem kleinen Workout zu verbinden? Schnipp-Schnapp. Während ich mich also wie in einer Waschmaschine fühlte, konnte ich nicht einmal die Arbeit des Meisters im Spiegel verfolgen. Schnipp-Schnapp. Dafür vermehrten sich die anwesenden Damen. Am Beginn war es noch eine, hinter der Kassa. Schnipp-Schnapp. Dann kam eine andere aus dem Lagerraum(?). Schnipp-Schnapp. Gelächter. Schnipp-Schnapp. Und schon sind es drei. Schnipp-Schnapp. Der Friseur macht Pause und geht zu den Damen (seine Töchter?) rüber. Mehr Gelächter und vorübergehend kein Schnipp-Schnapp mehr. Der Friseur kehrt zurück, schnippelt weiter. Weiter geht auch seine Unterhaltung mit den, nun vier, anwesenden Damen. Schnipp-Schnapp. Da sind es nur noch zwei. Ein letztes Mal Schnipp-Schnapp. Die Haare nochmal ordentlich nass gemacht** und der Spaß ist vorbei. Oben bleiben die Haare zwar ein Stück zu lange, dafür passt es seitlich. 50%, immerhin positiv. Was will man mehr?
*Den Namen des Friseurs kenne ich leider nicht. Er findet sich ein paar Blocks nördlich des Hauptplatzes auf der Calle 42.
**Was wohl der Grund dafür ist? Vielleicht damit sie schneller wachsen und der gute Mann schon bald wieder Arbeit hat?
Tag 3, 8:30, Valladolid
Wieder am Busbahnhof. Die Reise muss weiter gehen.
Aufbruch: | März 2012 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | März 2012 |