Lavendel - das "Blaue Gold" der Haute-Provence
Über den Col de Vars
Der relativ wenig bekannte Col de Vars (2.111) zählt zu den 17 Alpenpässen der Hochalpenstraße "Route des Grandes Alpes". Die Tour de France führte bereits 33 Mal über den Scheitel.
Die 34 km lange Passstraße verläuft von Les Gleizolles im Süden nach Guillestre im Norden und verbindet den Col d'Izoard sowie Col d'Agnel einerseits mit dem Col de la Bonette, Col de Larche, Col de la Cayolle sowie Col d'Allos andererseits.
Der Südanstieg zum Col de Vars stellt keine besonderen Ansprüche an die Fahrkünste eines Flachlandtirolers. Zunächst verläuft die Strecke durch Wald. Nach St. Paul sur Ubaye wird es grau und felsig, dann setzt sich wieder sanftes Grün durch. Immer wieder erhaschen wir unterwegs einen erstklassigen Ausblick in das Tal der Ubaye. Es folgen einige bequem zu fahrende Kurven mit schönen Radius, ehe in Melezen (1.660), der letzte Siedlung unterhalb des Passes, der eigentliche Anstieg von bis zu 12% beginnt. Auf den letzten 5 km erklimmt die Straße in langen Geraden und einigen wenigen Serpentinen über die Hälfte des gesamten Höhenunterschiedes. Es ist hier so kalt (im Juli!), dass wir unterwegs unsere Regenjacken anziehen, um uns zu wärmen.
Auf der wenig romantischen Passhöhe in einer Art Hochtal ohne größere Aussicht lädt ein kleines Restaurant zur Pause ein. Wir verzichten aber lieber bei diesen Temperaturen auf einen Schattenplatz auf der Terrasse und nehmen den unspektakulären Weg in vielen langgezogenen Kurven nach unten. Dabei passieren wir am Refuge Napoléon, eine der insgesamt 6 Zufluchtsstätten in den französischen Alpen, deren Erbauung auf Kaiser Napoléon zurückgeht, noch einen malerischen Bergsee. 6 Km vor dem Ende der Nordabfahrt tauchen dann noch einige Kehren auf. 8% Gefälle. Rechts die Felswand, links tut sich eine tief eingeschnittene Schlucht auf. Da kommt Freude auf.
In Guillestre, auf einem 1.000 m hohen Plateau oberhalb der Schlucht des Flusses Guil gelegen, holen wir in der - etwas heruntergekommen wirkenden - Altstadt die verschobene Rast nach. Natürlich Baguette und Café au lait. Tip: wer noch Zeit hat, sollte von hieraus noch den Col d'Izoard Col d`Izoard (2.361) mit seinen bizarren Steinpyramiden in Angriff nehmen, den ich bereits 2006 befahren habe; es lohnt sich!
Nachdem wir uns bei Dieter`s traditionellen Grillabend im "Maison Saint Georges" gestärkt haben, machen wir am späten Abend noch einen kleinen Ausflug nach Sisteron, der "Pforte zur Provence". Es ist Nationalfeiertag. Als gegen 23.00 Uhr dann das Feuerwerk die Zitadelle über der Stadt in buntem Glanz erstrahlen lässt wissen wir: ja, wir sind angekommen im Land von Wein und Lavendel, von Olivenöl und Ocker!
Aufbruch: | 04.07.2012 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 17.07.2012 |