Mit der 2 CV-Ente auf dem Weg nach Kolumbien
Von Andicora nach Kolumbien
Samstag 29.10.11:
Wir fahren weiter Richtung Maracaibo. Die Brücke vor Maracaibo ist 8,4 km lang und sehr beeindruckend. Nach einigem Suchen finden wir dann auch das Haus von Gerd Marko, wo wir eine Kuckucksuhr abgeben sollten, die uns Joachim in Adicora mitgegeben hatte. Gerd ist auch (wie ich) ein hängengebliebener aus guten Zeiten hier in Venezuela. Am Abend ein paar kräftig "Cuba Libre" und wir können super gut einschlafen.
Heute, Sonntag sind es grad noch 130 km bis zur kolumbianischen Grenze. In Kolumbien ist Wahltag und somit sind die Grenzen geschlossen. Wir gehen in das einzige Hotel kurz vor der Grenze. So um 16 Uhr werden auch im Hotel das Eisentor und die Gitter vorgeschoben. Wegen der Sicherheit erklärt man uns. Ein LKW-Fahrer bittet mich um eine Zigarette "ist viel zu gefährlich "jetzt noch auf die Straße zu gehen um Zigaretten zu kaufen.
Stimmt also auch hier "Rauchen ist tödlich". Wir sind wieder mal von der Außenwelt ausgeschlossen. Montag, die Grenze ist wieder offen. Die Ausreise aus Venezuela geht reibungslos von statten. Die Einreise in Kolumbien geht auch problemlos über die Bühne. Stempel holen, die Papiere fürs Auto, sowie die Versicherung abschließen, ist so in ein anderthalb Stunden erledigt.
Hier treffen wir unsere Argentinier Nati und Patricio mit ihrem Mitsubishi wieder ("Argentina - Alaska") und nehmen zusammen kolumbianischen Asphalt unter die Räder.
Zusammenfassend noch ein paar Informationen:
Gefahrene Strecke in Brasilien 5100 km. Auf der gesamten Strecke die wir dort gefahren sind, wurden keinerlei Straßengebühren erhoben. Kraftstoff ist allerdings sehr teuer. Wir haben durchweg nur gute und nette Leute kennengelernt und hatten uns in Brasilien sehr wohl gefühlt. Selbst Polizeikontrollen bezogen sich immer nur auf die üblichen fragen nach dem Auto.
Gefahrene Strecke in Venezuela: 3400 km. Auch hier gab es keinerlei Straßengebühren zu bezahlen und der Kraftstoff ist wie schon erwähnt so gut wie geschenkt. Was die Bevölkerung angeht, kann ich auch hier sagen, dass es durchaus nur angenehme Begegnungen waren. Die von anderen Reisenden beschriebenen arrogante Polizei und Militärkontrollen sind an uns vorübergegangen, denn auch hier gab's immer nur die Fragen nach diesem unserem wohl selbstgebastelten Volkwagen. Ansonsten bin ich allerdings von "meinem Venezuela" etwas enttäuscht worden. Das Land scheint zu verkommen, denn trotz allem Reichtum wird dieser wohl schlecht verteilt und nichts scheint mehr zu funktionieren. Das fängt schon bei der Müllbeseitigung an, für die sich wohl niemand mehr verantwortlich fühlt. Es bleibt zu hoffen, dass die unbeschreiblichen Schönheiten der Natur sowie das Land selbst doch bald wieder in verantwortungsvolle Bahnen kommen, denn es wäre jammerschade, wenn das hier so weitergeht wie es zur Zeit den Anschein hat.
Was erwartet uns jetzt wohl in Kolumbien? Karibik oder Afrika?
Wir fahren zusammen nach Palomina, einem kleinen Fischerdörfchen am "Caribe columbiano" und finden einen wunderschönen Übernachtungsplatz direkt am Strand. Wir merken sofort, das die Kolumbianer doch viel offener, hilfsbereiter und zugänglicher sind. Allerdings geht's bei den Benzinpreisen so wieder richtig zur Sache. An Straßengebühren sind ab sofort so alle 30 bis 50 km 2,50€ zu berappen. Das geht ganz schön an die Reisekasse. Wir wollen heute weiter nach Santa Marta. Geld ziehen und auch Internet ist wieder mal dringend angesagt. Wir finden ein preisgünstiges Hotel mit Internet. Super, leider hat's auch bis zum nächsten Tag nicht funktioniert. Wir haben aber einen funktionierenden Geldautomat gefunden und sind jetzt wieder mit Pesos ausgestattet. Auffallend angenehm ist, dass fast alles wieder ohne Gitter funktioniert. Straßencafés und Restaurants in angenehmem Ambiente. Die Bevölkerung ist zunehmend dunkelhäutig, was wohl daran liegt, dass hier im Karibischen einst sehr stark der Sklavenhandel betrieben wurde.
Mittwoch den 02.11.11:
Von Santa Marta nach Baranquilla sind es nur 130 km. Hier versuchen wir um die Mittagszeit in die Altstadt zu kommen, um diese ein bisschen zu erkunden. Nur Chaos trifft uns da. Mit viel Mühe finden wir die Kathedrale, weil Domi ja kein Kulturmuffel sein will. Ein ganz moderner Bau, dem eigentlich nichts Geistliches oder Göttliches anzusehen ist.
Total genervt (vor allem ich) verlassen wir Barranquilla und begeben uns Richtung Cartagena. Wir kommen im kleinen Fischerdorf "Boquilla" an. So hatte ich mir immer Afrika vorgestellt. Die Menschen dunkelhäutig, lästige Strandverkäufer, die einem alles Mögliche andrehen wollen und ein Bilderbuchstrand im Hintergrund. Wir kommen doch noch recht gut unter und Übernachten hier 20 Meter vom Meer entfernt, nachdem wir uns am Strand noch eine Portion "Camarones" reingedrückt hatten.
Auffallend hier: immer mehr Renault sind zu sehen, auch der legendäre R4. Ich erfahre, das die im Werk in Medellín gefertigt werden, und zwar bis heute.
Wir besichtigen die Altstadt von Cartagena so wie das "Museo Naval", wo in früheren Jahren die Spanier und Engländer den größten Sklavenmarkt aller Zeiten betrieben hatten. Wir erhalten gute Informationen was die "Invasoren" früher so alles verbrochen hatten. Heute spielt die moderne alte Welt wieder den Moralapostel. Und es wiederholt sich grad mal alles wieder alles. Ich mein damit die grad stattfindenden Kolonialkriege (Libyen, etc.) Wir übernachten bei Sincelejo in einem ganz normalen Truckerhotel und nehmen heute Abschied von der Karibik. Möchten gerne wenigstens bis in die Nähe von Medellin kommen und fahren vorerst im Cauca-Flusstal bei angenehmen Temperaturen.
Wir kommen ganz gut vorwärts und können Fischer an einem Fluss beobachten, die mit einem Rundwurf ihre Netze im Fluss versenken und tatsächlich eine ordentliche Menge Fisch aus dem Fluss holen.
Beim Schalten der Gordita macht sich ein zunehmend stärker werdendes Kratzen bemerkbar. Ich muss laufend die Kupplung nachstellen, solange bis dann das Getriebe fast nicht mehr zu schalten geht. So kann's nicht weitergehen, ich muss was unternehmen. Wir finden in irgendeinem Kaff, dessen Namen ich vergessen habe, einen hilfsbereiten Mechaniker und bauen heute noch den Motor aus. Die Gabel vom Ausrücklager der Kupplung ist angebrochen. Es wird geschweißt und verstärkt und der Motor wird auch heute noch reingehoben. Wir suchen uns ein günstiges Hotel und schlafen erschöpft ein.
Samstag 05.11.11:
Gegen 11 Uhr geht's weiter im schönen Tal des Cauca Flusses, immer schön am Fluss entlang. Aus dem Fels am Straßenrand kommt auf viele km frisches Quellwasser so richtig mit Druck raus. Die Anwohner hier haben frisches Quellwasser rund um die Uhr gratis.
Dann gehts los! Ich hatte die Anden hier total unterschätzt. Verrückte Steigungen die Gordita gerade noch so im ersten Gang schafft. 2 x muss Domi aussteigen (wegen der Gewichtsverringerung). Ein Anfahren ist sonst nicht mehr möglich. Wir möchten doch noch möglichst nahe an Medellin kommen. Dann trifft uns noch ein Wahnsinns-Unwetter. Doch in einer Region wo es schon öfters mal bergab geht. Wir waren bis auf 2800 m geklettert und bleiben über Nacht in Don Matias, so 60 km vor Medellin. Ich spüre auch schon die ganze Zeit wieder, dass meine Kupplung wieder anfängt nachzugeben.
Sonntag 06.11.11:
Die Großstadt ist nicht so unsere Welt. Deswegen fahren wir durch Medellin durch, ohne uns groß was anzuschauen, mit Ziel Pereira in der Kaffee-Zone. Bei der Einfahrt in die Stadt ein Stau wegen eines Unfalls. Im Stau die üblichen Fragen: woher und wohin und überhaupt warum mit so einem komischen Auto? Nach Pereira ein Hotel suchen ist meine Antwort! Fahrt uns nach, wir bringen euch hin und lotsen euch in die Stadt. Die Freundlichkeit und Offenheit dieser Leute hier ist unbeschreiblich. Das Problem der Kupplung kann morgen gelöst werden. Ich bekomme eine komplette Werkstatt zur Verfügung gestellt, inkl. einem Mechanikergehilfen. Wir verschieben die Arbeit erst mal auf übermorgen!
Ich treffe mich mit Wolfgang Glück (www.cafeteratours.com). Wollen am Nachmittag eine Ausfahrt in die nähere Umgebung machen. Die Halbtagstour mit Wolfgang war sehr angenehm und vor allem sehr informativ bezgl. der Zona Cafetera. Was das Straßenbild angeht; es sieht wieder mal ganz anders aus hier. Immer öfters sieht man wirklich antike Willys Jeeps, die auch für den öffentlichen Personen- und Frachttransport eingesetzt werden. Manchmal beladen mit bis zu 20 Fahrgästen. Unglaublich. Beim Frühstück hatte ich noch ein schönes Gespräch mit vier Polizisten von der "Policia Nacional" mit anschließendem Foto-shooting "Gordita und die Polizei".
Am Abend machen wir noch eine schöne Stadtrundfahrt mit unseren neuen Freunden Fernando und seine Frau Gloria Liliana. Heute haben wir unsere 10.000 km vollgemacht. Noch was sehr angenehmes hier in Kolumbien: in den Bierflaschen sind jetzt 0,33 Liter drin. Im Vergleich zu Venezuela, da waren es nur 0,22 Liter. Ach wie fehlen mir doch die schönen Einliterflaschen aus Paraguay.
Am Dienstag baue ich noch mal Motor und Getriebe aus. Das Getriebe schmeißt zudem jetzt noch jede Menge Öl raus. Die Führungsbüchse der Getriebehauptwelle hat sich losgenudelt, es muss ein neues Teil in der Dreherei gemacht werden. Ich lass noch die Kupplungsscheibe neu belegen und baue am Mittwoch alles wieder zusammen. Fernando unterstützt mich mit allem was er zur Verfügung stellen kann. Die beiden sind wirklich super gute Leute. Am Abend treffe ich mich dann noch mal mit Wolfgang und seiner Frau Benita. Wir gehen eine Pizza essen und plaudern dann noch ein wenig an der Plaza beim Cafe-Willys-Jeep.
Donnerstag 10.11.11:
Heute geht es nach Cali. Fernando und Liliana begleiten uns noch bis zum Stadtrand wo dann Wolfgang wartet, um sich von uns zu verabschieden. Hier noch mal unseren herzlichsten Dank an Wolfgang, Benita, Fernando und Liliana. Die Fahrt nach Cali verläuft reibungslos und wir sind gut untergebracht in einem Backpacker Hostel (www.iguana.com.co)
Aufbruch: | 30.08.2011 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 18.12.2011 |
Brasilien
Venezuela
Kolumbien
Ecuador
Bolivien