Spätsommergenuss im Donauraum
die Rückfahrkarte erst für den 13.9. gebucht, also noch 5 Tage Zeit, von Bratislava aus donauabwärts zu radeln, dieses Mal auf der ungarischen Seite, solange es noch sommerlich bliebe. Etwas anders kam es dann, denn der Sommer wurde nochmal richtig heiß.
Immer in der Nähe des Wassers bleiben.....
Nach herausfordernden Bergtouren wollte ich den Abschluß der Reise genüsslich gestalten. Bei stahlender Sonne und hochsommerlicher Hitze nahm ich von Bratislava den Donauradweg, weil ich annahm, dass man da immer an der Donau entlangführe und auch schnell mal baden könnte.
Doch Fahrradkarten zeigen keine Badestellen, die würde ich mir doch selber suchen müssen. Im Stadtgebiet von Bratislava konnte ich das vergessen: Alle Ufer zugebaut mit Industrieanlagen, nicht zugänglich oder steil und mit Steinen befestigt.
Eine Ernüchterung, aber immerhin führt der Weg dann an Sportanlagen entlang, aber Badesport scheint nicht gepflegt zu werden. Dann endlich, nach fast 16 Kilometern stillgelegte Kiesgruben mit kristallgrünem Wasser.
Danach führen alle slowakischen Wegweiser zur nördlichen Donauseite, zum Staubereich des Kraftwerks Gabcicovo. Ich will aber die ungarische Seite nehmen und so dicht am Wasser bleiben wie möglich. Das geht auch, aber ohne Wegweiser und ohne Informationen aus meiner Fahrradkarte, denn die endet genau an der ungarischen Grenze.
Nördlich, auf slowakischem Gebiet, wird die Donau aufgestaut, aber Überläufe lassen auch Wasser auf ungarisches Gebiet ab, besonders, wenn die Donau Hochwasser führt. Das wird dann in Kanälen und Altarmen weiter nach Osten geführt.
Aber ist die Natur hier nun sich selbst überlassen oder besonders reguliert? Zugänglich ist es hier jedenfalls nicht, schon gar nicht mit dem Rad.
Donauradweg ? Fehlanzeige !
Bewässerung oder Flußregulierung ? Jeder Graben führt schnell fließendes Wasser, obwohl man von Gefälle kaum etwas bemerkt.
In der Wildnis folge ich dem Wasserlauf, bemerke aber, dass der immer weiter nach Süden abdriftet und immer mehr verkrautet ist. Mein Weg wird immer anstrengender, aber an Badeerfrischung ist nicht zu denken. Immerhin gibt es mittags hier noch keine Mücken.
Aber wie wrid das abends sein ?
Es wird Zeit, hier zu verschwinden!
Am Ende mündet auch noch ein Wasserlauf von rechts ein, ich stehe auf der Halbinsel dazwischen.
Nun bleibt nur der Rückweg.
Gott sei Dank finde ich eine Brücke, die über das rechte Rinnsal führt, und dieser Weg muß ja wohl zurück in zivilisierte Gegenden führen. Das Schieben hat bald ein Ende und nach weiteren 20 Minuten bin ich auf einem Weg - dem ungarischen Donauradwanderweg!
Na bitte!
Ein "echt ungarischer" Rastplatz lädt zu einer wohlverdienten Rast ein. Leider ist der Ziehbrunnen nur Dekoration, mein Trinkwasser muß ich aus der Flasche ziehen.
Ich bin zwar allein hier, aber der volle Papierkorb beweist, dass etliche Radler hier lang kommen müssen.....
Man sollte lieber auf den bezeichneten Wegen bleiben, sonst kann man sich nur zwischen unzähligen Wasserläufen verfransen.
Kurorte vom Feinsten mitten in der grünen Gegend. Hier ist der Radweg vorzeigbar und macht richtig Spaß
Immer neue Sumpfbiotope, bei Sonnenschein und trockener Luft malerisch anzuschauen, aber wie mag das an feuchten Abenden mit der Mückenplage hier sein ?
Da ich keine Forint bei mir habe und auch nicht den Wechselkurs kenne, beschließe ich, zum Übernachten bei nächster Gelegenheit über die Donau wieder in die Slowakei zurückzufahren. Doch dazu muß ich den amtlichen Donauradweg verlassen und auf dem Donaudeich ein Stück donauaufwärts fahren.Das wird zur Tortur!
Der Donauradweg auf slowakischer Seite ist anfangs asphaltiert, aber selbst Kiesstrecken lassen sich zügig befahren.
Nur: Unterkünfte gibt es hier nicht, weil der Weg stets an allen Dörfern weit vorbeiführt.
Mein Tacho zählt schon deutlich über 100 km, es wird Zeit für ein Quartier. Also ab vom Deich auf eine parallel führende Straße, die durch Orte führt. Orte ja, Kneipen auch, aber Übernachtung ?
Fehlanzeige.
So werden aus meiner Tagesleistung noch 125 km, bis ich in Velke Kosihy im Haus Nr. 291 ein Quartier finde. Abduschen ist das Wichtigste, dann schnell zu einer Kneipe um die Ecke, wo ich erst nach drei Halben wieder aufstehe, um mich bei meinen Wirtsleuten auszuweisen.
Und was erwartet mich dort ?
Ein eigens zubereitetes Abendessen mit reichlich Getränken.
Ich trage mich noch ins Gästebuch ein, in dem zu meinem Erstaunen schon Eintragungen von Neuseeländern, Kanadiern, Australiern und Chinesen stehen. Ich bin der erste Deutsche hier!
Die Wirtin ist stolz auf die Internationalität ihres Hauses. Wenn schon sie nicht in die große weite Welt komme, dann komme aber die Welt zu ihr!
Klar, dass ich ihr nach meiner Reise eine Ansichtskarte aus Neumünster für ihr Album zusende!
Der Europaplatz in Komarom. Ein künstlich geschaffener Platz, der aus jedem Land Europas ein typisches Bauwerk enthalten soll. Vom Investor wohl als Marketingidee erdacht, oder weils Zuschüsse gab - ein Zentrum ist bis heute nicht daraus geworden !
Die historischen Teile dagegen können sich sehen lassen, vom Feinsten restauriert und mit herrlichen Blumenrabatten umsäumt
Wieder geht es auf die ungarische Seite. Der Fernradweg führt leider nur auf einer viel befahrenen Straße entlang, allerdings auf kürzestem Wege.
Ein stark besucher Campingplatz direkt an der Donau. Man spricht und versteht hier alle Sprachen....
Es ist schon Nebensaison, die Rezeption ist nicht besetzt, mir stehen alle Einrichtungen offen. Ich bleibe zu einer schönen Mittagspause und halte ein Schläfchen ungestört im Schatten.
Abends zieht es mich wieder auf die slowakische Seite nach Sturovo.
Sturovo ist inzwischen mit seiner warmen Quelle und den zugehörigen Badeeinrichtungen zu einem Magnet für Tagesgäste geworden. 6000 Stellplätze am Parkplatz vor dem Bad!
Eine Stunde vor Feierabend komme ich für 1 Euro rein und kann gerade noch jedes Becken einmal ausprobieren.
Ich miete mich für eine Nacht in einem Ferienapartement für 4 Personen ein - für 14 Euro, da bleibt in der Reisekasse noch Reserve für ein gutes Abendessen und ein slowakisches Bier extra!
Aufbruch: | 07.09.2012 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 13.09.2012 |