Tunesien im Winter 2012
Ich erkunde die nähere Umgebung ...
25.02.2012
Dumm wie ein Dackel, der Mann von der Zimmerreinigung. Ich hatte ihn gebeten, er solle nach der Reinigung die Balkontür schließen und das Spray zum Luftverbesserung benutzen. Habe ihm sogar gezeigt, wie er es machen soll.
Nun komme ich zurück, die Balkontür ist immer noch auf und das Raumspray hat er wohl als Geschenk angesehen und mitgenommen.
Heute nach dem Frühstück bin ich los gewandert zur Straße, um einen Bus nach Monastir oder nach Sousse zu erwischen. Habe es mir dann aber anders überlegt und bin zu Fuß nach Saline gelaufen, sind ja höchstens 3 Kilometer auf der Straße landein, mitten durch die Salzseen und unterwegs stehen auch noch Bänke.
Dabei komme ich an einem Hinweisschild vorbei auf dem steht "Zone Touristique" - da wohne ich also wieder in der "Zone", eine hohe Mauer ist auch drumrum, um böse Feinde abzuhalten. Nur das Ausreisen gestaltet sich einfacher.
Zu sehen gab es in Saline eigentlich auch nichts. Paar neue Gebäude, die übliche Mosque und die ganzen kleinen Läden und die Coffeeshops, damit die Männer tagsüber ein zuhause haben. Ansonsten die mir schon bekannte arabische Stadt zwischen Verfall und Dauerbaustellen.
Was lieben wir eigentlich an diesem Land?
Den lauten Verkehr von meist alten bis uralten europäischen Autos, vorwiegend französischer Bauart, sicherlich nicht und auch nicht das Ambiente der Städte und den Dreck überall, mal abgesehen von den Medina und den zentralen Plätzen. Sehenswürdigkeiten sind bestens touristisch vermarktet und werden von den Luxusbussen frequentiert, die zwischen diesen und den Hotels verkehren. Auf die Idee, die Touristen per Sänfte durch die alten Gemäuer und Ruinen zu tragen, ist wohl noch keiner gekommen ... oder es geht nicht, weil dann ja die Massen an Souvenirläden schwer zu erreichen wären?
Lieben wir das exotische, die unseren Augen ungewohnten Gewächse, allen voran die Palmen und stacheligen Hartlaubgewächse, die vielen kleinen gelben Blumen die jetzt, wo der Frühling ausgebrochen ist, überall blühen?
Die Landschaft ist eher karg, kein sattes Grün und an den wilden Pflanzen hängt überall Unrat. Die schwarzen, blauen, rosa und weißen Plastiktüten, in die fast alles verpackt wird, Papier und Lebensmittelreste, platte Plastikflaschen und sonstiger Abfall, irgendwie fliegt erstmal alles in die Landschaft.
Die paar Straßenfeger mit ihren zweiräderigen Karren und dem Reisigbesen leisten Sisyphusarbeit und sind chancenlos.
Ich sitze auf einer Stufe und pelle die gerade gekauften Blutorangen. Diese süßen und überaus saftigen Früchte zergehen auf der Zunge und habe hohen Suchtfaktor. So zart, da bräuchte ich mein Gebiss gar nicht. Dieser leckere Genuss kosten mich 200 Millimes, das sind gerade mal 2 1/2 Cent pro Stück, einschließlich kleiner Plastiktüte, in die ich die Schalen werfe.
Die Kinder hier bevorzugen Mars-Riegel und Kartoffelchips, wie man an den rumliegenden Verpackungen unschwer erkennen kann. Die Katze dazwischen ist wohl noch nicht lange tot. Zwischen all dem Unrat spielen auch tatsächlich kleine Kinder. Ein freundliches Lächeln und das kommt dann umgehend 10-fach verstärkt zurück, umsonst - aber unbezahlbar, allerdings brauche ich dafür wiederum das Gebiss.
Aufbruch: | Januar 2012 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | Februar 2012 |