Sternstunden auf dem Watt

Reisezeit: Juli 2013  |  von Manfred Sürig

dem Watt entgegen

Nur die Tide läuft uns morgens erst einmal entgegen, Flutstrom, gegen den wir bis 10.30 h erst mal kaum gegenan kommen.
Aber dann!
Nachdem der Ebbstrom richtig eingesetzt hat, schiebt auch noch eine schöne Halbwindbrise mit, wir machen locker 8 Knoten über Grund, das schafft man in der Ostsee erst, wenn es schon richtig ruppig wird. Knapp 5 Stunden müßten wir bis Niedrigwasser erst westwärts, dann nach Südwesten und später nach Nordwesten zur Elbmündung halten können.

Zwar dauert es von Hochwasser bis Niedrigwasser normalerweise etwas über 6 Stunden, aber hier fahren wir der Tide entgegen, in Cuxhaven ist fast 2 Stunden früher Niedrigwasser als in Glückstadt. Allerdings hat die Elbe bei Niedrigwasser so einen Schwung seewärts, dass das Wasser mit der neuen Tide zwar schon steigt, aber erst 90 Minuten nach Niedrigwasser setzt in der vollen Breite der Elbe der Flutstrom ein.
Das wollen wir heute voll ausnutzen, denn die Chance, nachts im Watt zu ankern, ist greifbar nahe.
Aber der Wetterbericht hatte recht: umlaufende und schwache Winde hatte er angesagt. An Brunsbüttel treiben wir vorbei, vor der Ostemündung wird der Strom schwächer, nur mitten im Fahrwasser machen wir noch Fahrt.
Wir ankern hinter einer Sandbank nördlich von Otterndorf, auf der sich Hunderte Seehunde sonnen.

Kaum zu glauben, dass es hier im Brackwasser der Elbe schon so viele Seehunde gibt.

Kaum zu glauben, dass es hier im Brackwasser der Elbe schon so viele Seehunde gibt.

Meine Erfahrung, dass bei so starker Sonneneinstrahlung und so einer ruhigen Wetterlage es im Laufe des Tages zu Seewind kommen muß, bestätigt sich wenige Minuten, nachdem der Flutstrom in ganzer Breite der Elbe eingesetzt hat.
Als wenn der Mond nicht nur die Wassermassen in Bewegung gesetzt hätte, sondern auch den Luftmassen den ersten Anstoß zum Schub aufs Land gegeben hätte !
Da liegen wir vor Anker im Schutz des Sandes zunächst noch ruhig, aber an Weiterkommen gegen Strom und stärker werdenden Wind haben wir keine Chance.
Geben wir für heute also auf und fahren nach Süden in den Otterndorfer Sielhafen! Als wir ein paar Mal hart auf Grund stoßen, merken wir, dass von den Schiffen auf der Elbe doch ein ziemlicher Schwell kommt, gegen den die Windwellen anlaufen. Da liegen wir in Otterndorf sicher ruhiger.

© Manfred Sürig, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf der Nordsee im Watt im Boot übernachten ? Da muß das Wetter und die Tide stimmen, man muß gerade freie Zeit haben und man muß absehen können, wie lange sich das beständige Wetter noch hält. Wann kommt das schon mal vor ? Und was erlebt man dann ?
Details:
Aufbruch: 14.07.2013
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 19.07.2013
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.