Sternstunden auf dem Watt

Reisezeit: Juli 2013  |  von Manfred Sürig

Rückfahrt mit achterlicher Brise

Heute frischt der Nordwestwind pünktlich auf, als nachmittags auf der Elbe der Strom kentert. Da kommen wir mit dieser Tide noch locker weiter als nach Cuxhaven und nehmen uns erneut Otterndorf vor. Als wir dort einlaufen, ist das Wasser noch etwa 80 cm unter Hochwasserstand, also hätten wir eigentlich noch weitersegeln können, vielleicht in der Ostemündung ankern oder im Neufelder Watt. Aber leider gibt es dort keine tiefen Priele mehr, in denen unser Boot bei Niedrigwasser noch schwimmen kann ohne Grundberührung. Schrägliegen bei Nacht, das wollen wir uns nicht antun.
Am nächsten Morgen müssen wir dann aber den restlichen Flutstrom nutzen, um rechtzeitig zurückzukommen. Dieses Mal fluche ich über die Flaute, denn ohne Motorunterstützung schaffen wir es nicht einmal bis Brunsbüttel.

An der Ostemündung überholt uns ein Massengutfrachter mit ganz langsamer Fahrt. Wie will der denn mit dieser Tide noch bis Hamburg kommen ?

An der Ostemündung überholt uns ein Massengutfrachter mit ganz langsamer Fahrt. Wie will der denn mit dieser Tide noch bis Hamburg kommen ?

Als er endlich an uns vorbei ist, können wir nach Brunsbüttel abdrehen, so dass uns der seitliche Wind noch etwas schneller voranbringt. Später sehen wir ihn vor Brunsbüttel wieder, er bringt wohl Kupfererzkonzentrat für Aurubis und wird das in Brunsbüttel abladen.

Als er endlich an uns vorbei ist, können wir nach Brunsbüttel abdrehen, so dass uns der seitliche Wind noch etwas schneller voranbringt. Später sehen wir ihn vor Brunsbüttel wieder, er bringt wohl Kupfererzkonzentrat für Aurubis und wird das in Brunsbüttel abladen.

Mittags sind wir pünktlich genau bei Hochwasser im alten Sielhafen von Brunsbüttel. 6 Stunden liegen wir hier, um das Wasser eine Tide lang ablaufen zu lassen. Heute gibt es thermischen Wind satt, Nordwest 4 bis 5, und wir können ihn nicht nutzen - es sei denn gegen Ebbstrom, aber das würde nicht viel bringen.
Aber abends um 6 Uhr ist Niedrigwasser und der Wind bläst immer noch, die Sonne scheint noch klarer als an den Tagen zuvor - das ist Zeit zum Auslaufen elbaufwärts, mal sehen, wie weit wir kommen !

Nun haben wir sogar noch ein rasantes Segelvergnügen in der warmen Abendsonne und das Wasser wird immer glatter - beim Auslaufen aus Brunsbüttel waren wir vom Spritzwasser noch ständig naß geworden. Mit dieser Tide und solchem Wind könnten wir heute noch bis zurück auf unseren Liegeplatz segeln, aber einen Tag zu früh zurückkommen, das wäre bei solchem Wetter auch Verschwendung.
Also ankern wir noch in der Pagensander Nebenelbe und ich verspreche Bernd für morgen früh einen weiteren Leckerbissen: die Haseldorfer Nebenelbe.

Um Seehunde zu beobachten, hätten wir da ja gar nicht aufs Watt fahren brauchen ! Selbst hier auf schlickigen Süßwasserflächen fühlen sie sich wohl. Oder sind sie wegen Übervölkerung der Sandbänke im Watt hierher geflüchtet ?

Um Seehunde zu beobachten, hätten wir da ja gar nicht aufs Watt fahren brauchen ! Selbst hier auf schlickigen Süßwasserflächen fühlen sie sich wohl. Oder sind sie wegen Übervölkerung der Sandbänke im Watt hierher geflüchtet ?

Die Haseldorfer Nebenelbe ist ein Nebenarm auf der Nordseite der Elbe, der bei Niedrigwasser fast trockenfällt und den man nur bei mindestens halber Tide mit einem Kielboot passieren kann. Und das sollte man nur bei Flut machen. Wir kommen wieder etwas zu früh, bleiben sanft im Schlick stecken und halten noch ein Nickerchen. Das beschert uns die letzte Begegnung mit zwei Seehunden hier tief im Binnenland.
Das letzte Stück segeln wir im Zickzack durch die Haseldorfer Nebenelbe bis zu deren Wiedereinmündung in den Hauptstrom gegenüber des Atomkraftwerks in Stade aus.

Eing sind wir uns, als wir wieder an unserer Muring fest sind: Soviele Highlights haben wir in 5 Tagen noch nie erlebt !

© Manfred Sürig, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf der Nordsee im Watt im Boot übernachten ? Da muß das Wetter und die Tide stimmen, man muß gerade freie Zeit haben und man muß absehen können, wie lange sich das beständige Wetter noch hält. Wann kommt das schon mal vor ? Und was erlebt man dann ?
Details:
Aufbruch: 14.07.2013
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 19.07.2013
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.