Abenteuer Vietnam

Reisezeit: Dezember 2013 - Januar 2014  |  von Tim Stone

Ho Chi Minh Stadt Tag 2

Von durchdringenden und bewegenden Momenten

Heute ging es in aller frühe zum Zentrum. Für ca. 1,50€ sehr günstig bis zum Vorzeigewolkenkratzer, dem Bitexco Skycenter.

Da dort noch geschlossen war, nutzte ich die Chance das überall angepriesene Pho zu probieren. Es handelt sich um die Hauptfrühstücks- und Zwischendurchmahlzeit. schmackhafte Nudelsuppe mit Rindfleisch, Hühnchen oder Fleischbällchen. Sie ähnelt der Thai-Version, wird allerdings mit einem grossen Teller Kräuter gereicht, die man nach eigenem Ermessen dazu essen kann. Echt lecker und mit ca. 1€ ein preiswertes Frühstück.

Auf dem Skydeck für das man ca 7 € Eintritt zahlt, sieht man das Zentrum von HCM und den Saigon River. Leider sind die Scheiben so dreckig, dass man bei dem ganzen Smog nicht weit schauen kann. Das HCM aber eine riesige Metropole ist ist deutlich zu spüren.

A propos Meteopole. Es ist kaum zu glauben wie heftig der Rollerverkehr ist. Jede Strassenüberquerung grenzt an ein Suicidkommando. Man möchte da nicht rüber aber man muss. Leider haben Zebrastreifen hier nur dekorativen Zeweck. Von allen Seiten schneiden einen die Roller ohne Rücksicht oder abzubremsen. Taktik: Kontinuierlich in den extrem dichten und gut fliessenden Strom rein und durch langsames Laufen den Rollern die Chance geben auszuweichen. Keine Vorstellung? Nun... Morgens auf der A3 im Berufsverkehr einfach mal auf die andere Seite trauen. Das Ganze dann mit tausenden von Rollern vorstellen, lautem Hupen, fürchterlichen Abgassen, dem Knattern der Auspuffe und dem Gefühl in einem völlig fremden Kulturkreis gelndet zu sein. Bitte nicht testen, denn bei uns rechnet keiner damit, dass ein Mensch so lebensmüde sein kann...

Nächster Halt Bank: Leider sind die Limits am ATM hier häufig bei nur 100€ /d und meine blöden Traveller Cheques tauscht eigentlich nur eine Bank in HCM und dann noch in Hanoi ein. Beratung meiner Banken: Korpulenz bei völiger Ahnungslosigkeit. Ohne Kreditkarte ist man aufgeschmissen... Und selbst diese dient fast ausschliesslich zum abheben denn in Vietnam lacht vor allem Bargeld.

Ich war auf dem Weg noch im riesigen Benh Tanh Markt, der aber ausser Touristenzeugs und typisch asiatischen Dingen nicht so viel zu bieten hat. Kann man sich mal anschauen aber von jedem Händler über Stunden gestresst zu werden seine Ware anzuschauen: "cheap, have many color, watches, coffee, come sir..." ist auf dauer extrem anstrengend. Die Hitze machts nicht besser und der Geruch von vergorener Fischsauce sorgt für den immer grössert werdenen Fluchtgedanken.

Ab ins Taxi zum Kriegsmuseum. (Eintritt ca. 0,5€)

Tipp: Das Vina Sun Taxi gilt als das sicherste. Andere haben laut Aussagen diversert Eiheimischer einen Knopf um das Taxameter auf Trab zu bringen um den Touris das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der Km kostet in HCM ca. 50Cent, das ist auch die Grundlage für eine faire Kalkulation. Alles darüber ist versuchter Betrug. Wenn mans merkt, dass das Taxameter auf einmal 2 Sprünge macht einfach den fahrer bitten anzuhalten und beim bezahlen seinen Unmut deutlich klar machen. Trinkgelder sind möglich aber nicht nötig.

BREAK

Ja es ist sicher jedem klar, aber es sei gesagt, dass man dieses Land ohne sich der schrecklichen Vergangenheit gewahr zu werden kaum bereisen kann und wer kann von schlimmer Vergangenheit ein längeres Lied singen als die Deutschen. Dennoch... Das War Remnants Museum in HCM sorgte nicht nur bei mir für eine Mischung aus Schockzustand und stiller Bewegtheit.

Dass die USA massenhaft Kriegsgerät und noch viel mehr Bomben in Vietnam eingesetzt hat ist so weit jedem klar. Jedoch ist es eine das Blut gefrierende Situation, wenn man davor steht. Nach dem Abzug der USA in '73, als die sog.: "Vietnamisierung", was so viel heisst wie: Mögen die Nord- und die Südvietnamesen sich doch bitte wieder alleine bekriegen, weil der politische und gesellschaftliche Druck nicht mehr auszuhalten ist, abgeschlossen war, verblieben massenhaft Waffen, Panzer, Kampfhubschrauber und Jets in Vietnam. Der grösste Teil davon wurde verwertet, aber man lässt es sich hier nicht nehmen die wichtigsten auszustellen. Das beklemmende Gefühl vor Panzern und riesigen Haubitzen zu stehen, die tatsächlich massenhaft Granaten abfeuerten, ein gepanzerter Flammenwerfer, riesige Bomber, Kampfhubschraubern mit den aus Filmmaterial bekannten Miniguns oder der riesige Chinook, ist schwer in Worte zu fassen. Für mich war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich Kriegsgerät, welches benutzt wurde um Menschen zu töten, angefasst habe. Aber ich war nicht der einzige, der kaum in der Lage war etwas sagen zu können, während er vor den Monstern aus Stahl stand und die Grösse von so manchem Kettenfahrzeug in seiner Imagination wohl deutlich unzerschätzt hat... Auf den Schildern stand jeweils noch wie viele der Panzer und Haubitzen im Einsatz waren und bei Geschossen von bis zu 150mm und einer Schussweite von bis zu 32km, kann man sich langsam vorstellen, welche Zerstörung hier stattgefunden hat. Wie grausam ist der Mensch, dass er mit einem Flammenwerfer auf ein Dorf aus Strohhütten zufährt und alles und jeden darin rücksichtslos verbrennt... Die Militärführung nannte das Bodycount. Der erste Krieg bei dem Erfolge nicht an gewonnenem Territorium, sondern an der Anzahl der Leichen inkl. Kinder gemessen wurde. Kein Wunder, dass sich damals zu Recht ein solcher Protest entwickelte...

Weiter konnte man noch Folterkammern, die Tigerkäfige, Exekutionsgeräte, so wie Ausstellungen zu Agent Orange und diverse Verbrechen wie dem Massaker von My Lai erkunden.

Mit meinen Gedanken für einen Augenblick nicht im Urlaub, sondern bei der grausamen Realität des Krieges, werde ich jäh wieder zurück zum Alltagswahnsinn gerufen. "Nein, du bist im Jahr 2013, alles ist 40 Jahre her und das merkst du auch grade wieder." Binnen 5 Minuten!!!!! (es ist exakt 17 Uhr), werden alle Besucher regelrecht evakuiert... Ich dachte echt es brennt, da auch der Feueralarm ausgelöst wurde. Aber nein. Es ist die nette, vietnamesische Art zu sagen: "Danke für Ihren Besuch, und jetzt raus hiet, sonst setzts was.."

Zeit für Essen. Es gab Sushi für 2€ inkl. Suppe, Getränk und eben der 12 Teile Sushi. Auf Kosten des Hauses gabs noch frittiertes Stäbchen-Food. Ich weiss nicht ob ich es hätte an einem übelriechenden Strassenrestaurant essen sollen, aber es war köstlich, günstig und 6h später gehts mir immer noch blendend.

Zeit für einen Spaziergang durch HCM by night , mit ebensoviel Verkehr aber deutlich mehr Lichtern und so ist die Reizüberflutung kaum auszuhalten. Ich bin platt, buche noch schnell meinen 2tägigen Trip ins Mekongdelta für 15€ p.P. inkl. Bus, Bootsfahrt, Essen und Hotel. Keine Ahnung wie das geht aber dafür heissts morgen auschecken und bloss kein Malaria holen.

© Tim Stone, 2013
Du bist hier : Startseite Asien Vietnam Ho Chi Minh Stadt Tag 2
Die Reise
 
Worum geht's?:
3 Wochen auf dem Ho Chi Minh Pfad
Details:
Aufbruch: 25.12.2013
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 15.01.2014
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Der Autor
 
Tim Stone berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.