Wandern: Calanques zwischen Marseille und Cassis

Reisezeit: April 2012  |  von Thomas B.

Wir sind 2011 und 2012, einmal von Marseille aus und einmal von Cassis durch die Calanques und auf das benachbarte Cap Canaille gewandert. 2013 haben wir von Marseille aus ganz gemütlich eine Schiffsfahrt mitgemacht, um die Calanques auch einmal vom Meer aus zu sehen.

Marseille und die westlichen Calanques

Blick von den Calanques auf Marseille

Blick von den Calanques auf Marseille

Blick über die westlichen Calanques und die Frioulischen Inseln vor Marseille

Blick über die westlichen Calanques und die Frioulischen Inseln vor Marseille

Zur Calanque Sorgiou

Eine Calanque (korsisch: Calanca, pl. calanche) ist ein enger, steilwandiger Küsteneinschnitt im Kalkgestein des Mittelmeeres. Eine solche Bucht hat einen fjordartigen Charakter. Besonders reizvoll ist das Massif des Calanques entlang der Küste des Département Bouches-du-Rhône in Südfrankreich auf 20 km Länge zwischen Marseille und Cassis. (Wikipedia)

Marseilles und westliche Calanques - Frühjahr 2012

Ingrid hatte eine Adresse in Marseille gefunden, ein Hinterhaus mit einer kleinen Wohung im ersten OG in der Rue de Thiepval, einer kleinen Staße von der Rue Ferrari abzweigend im 5e Arrondissement . Die Besitzerin ist Frau Kleis, eine Deutsche, die in Marseille lebt und zwar in der Wohnung darunter. Sie ist aber nicht da, deswegen wird uns ein Stellvertreter den Schlüssel übergeben, alles erklären und die Kaution in Empfang nehmen.

Wir kommen mit dem TGV an, spät am Abend, und nehmen gleich ein Taxi, die Rue Thiepval kennt der Fahrer nicht, mit Hilfe des Stadtplans sind wir aber bald da, die Straße ist so klein, dass er nicht hineinfahren möchte, so zahlen wir unseren Obulus an der Kreuzung zur Rue Vitalis und laufen die paar Meter bis zu dem gut beschriebenen blauen Tor.

Es ist eine kleine aber zweckmäßige Wohnung und das schönste ist der Balkon hier im Hinterhof mit dem Blick auf die umliegenden Häuser, Wäschestücke, blauen und abwechselnd schwarzen Himmel und viele Möwen, die hier auf den Dächern hausen.

Wir erkunden mit dem Stadtplan immer greifbar unser Stadtteil, wandern zum alten Hafen. Marseille wird 2013 Kulturhauptstadt Europas sein und überall wird noch hektisch gebaut und renoviert, der alte Hafen ist fast völlig zugesperrt vor lauter Baustellen.

Wir durchqueren die Stadt in der anderen Richtung, gehen hoch zur Kirche Notre Dame de la Garde. Nun, die Kirche ist interessant, stilvoll, na ja. Ähnlich der Kathedrale unten am Hafen, viel Marmor, gewaltig, neo-byzantinisch. Aber gewaltig ist die Aussicht. Marseille liegt am westlichen Rand der Calanques, einem bizarren Kalkgebirge, das sich im Osten bis Cassis erstreckt und auch schon in Marseille gibt es Schluchten und Hügel dieses Gebirges und auf einem dieser recht steilen Hügel liegt Madonna de la garde. Wir sehen also den ganzen Küstenstreifen, sehen den Vieux Port und den modernen Hafen, sehen die Calanques mit ihren weißen Felsen und sehen die vorgelagerten Inseln mit dem Chateau d'If, wo, zumindest im Roman, der Graf von Monte Christo gefangen gehalten wurde.... Und im Norden sehen wir natürlich die Stadt mit ihren Stadteilen, alten Stadtteilen aber auch architektonischen Sünden am Stadtrand vor allem im Norden, Problemstadtteile.

Nach Osten aber sehen wir die Calanques, diese zerklüftete weiße Bergwelt, die wir noch erkunden werden.

Zur Calanque Sorgiou

Wir fahren mit der U-Bahn bis zum Stadion von Olympique Marseille, dem Velodrome. Dann mit einem Bus vorbei am Großprojekt von Le Corbousier und dann durch die dörferähnlichen östlichen Stadtteile von Marseille und kommen in Sorgiou an, direkt am Rand des Wandergebietes. Nachdem uns der Busfahrer noch den richtigen Weg zeigt, sind wir sofort mitten in den Calanques, direkt aus der Großstadt raus in fast unberührte Natur. Die Calanques sind inzwischen Naturschutzgebiet und im Sommer bei Brandgefahr oft geschlossen. Grundsätzlich ist es verboten, von den markierten Wegen abzuweichen.

Wir wandern zuerst auf der geteerten Straße, nur selten gestört durch ein Auto, denn die Durchfahrt ist nur den Anliegern in ihren kleinen Fischerhüttchen, heute meist Wochenendhäuschen, gestattet. Hin und wieder ein Fahrrad, einer kommt locker und leicht die steilen Serpentinen hinauf, dann nach einiger Zeit sein Begleiter, pfeifend wie eine Dampflok, oben bleibt er total erschöpft stehen. Wir bewundern die bizarren Kalkfelsen, die Kiefern, die einzeln oder in kleinen Gruppen auf den Felsen wachsen, die Raubvögel, die in der Luft schweben.... Wir kommen an die Calanque Sorgiou, ein schmales Sträßchen mit ehemaligen Fischerhüttchen, die heutigen Bewohner sitzen auf ihren Stühlen vor der Tür und man hat das Gefühl, als wandere man durch ihr Wohnzimmer. Dann sind wir an der Calanque, jeder dieser tief eingeschnittenen, schmalen fjordähnlichen Buchten, umrahmt von schroffen Kalkfelsen, nennt sich Calanque, das hier ist eben die Calanque de Sorgiou. Wir setzen uns auf einen Fels nahe am Ufer, packen unser Vesper aus, einige mutige baden in der Bucht, ein paar Boote schaukeln auf dem Wasser. Danach gehen wir in das kleine Gasthaus und trinken etwas.
Zurück gehen wir über den Kamm, ein schmaler Serpentinenweg schlängelt sich nach oben, dann haben wir einen herrlichen Blick auf beide Seiten in zwei Buchten und später sogar nach Marseille.
Was uns auffällt sind ganz besondere Heuschrecken, sie sind grau-braun und wenn sie gestört werden, fliegen sie auf, breiten bunte Flügel aus und sehen kurzfristig aus wie Schmetterlinge. Später erfahren wir, dass es "Provence-Schrecken" sind.

Eine Alternative zu unserer Tour ist es, von Luminy bei der Universität von Marseille zu starten und dabei auch noch die Calanque de Morguou zu berühren. Diese Tour sind wir allerdings nicht gewandert.

Auf dem Heimweg zu unserer Wohnung kaufen wir im Stadtteil Canebiere, direkt hinter dem Hafen ein, dem Viertel, das fast nur arabische, afrikanische Läden beherbergt. Für uns zwei Glanzpunkte: Das Fischgeschäft, sehr günstigen frischen Fisch kaufen wir hier und der Gewürzeladen von Saladin, wo es Hunderte von Gewürzen offen in Säcken und Gläsern gibt.

Calanque de Sorgiou

Calanque de Sorgiou

Bizarre Felsenformation

Bizarre Felsenformation

Wandergruppe (trifft man eher selten)

Wandergruppe (trifft man eher selten)

© Thomas B., 2014
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: April 2012
Dauer: unbekannt
Heimkehr: April 2012
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Thomas B. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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