Kenia: Das große Fressen am Mara-River

Reisezeit: September 2005  |  von brigitte brach

Das Talek-Gebiet

Die Savanne vom Talek-Gebiet bis hin zum Mara-River war übersät von Skelettresten, Köpfen und Hörnern, die nicht mehr gefressen wurden.
Jeden Spätnachmittag und nachts schwappte starker Regen vom Kilimanjaro in die Mara, so dass ich jeden Morgen auf der Frühpirsch wie auf Glatteis rumschlidderte oder kaum aus den dicken Schlammlöchern heraus kam.
Für die fleischfressenden Tiere war dies die Zeit des Überflusses. Selbst die Raubkatzen fraßen nur noch das Beste vom Gnu, Zebra oder Wasserbock und die Geier, Marabus, Hyänen und Schakale ließen auch noch viele Reste übrig. Überall lagen die Löwen vollgefressen mit dicken Bäuchen in der Gegend rum. Sie waren so satt, dass sie sich noch nicht einmal zu den nächsten Büschen hin bewegten, sondern einfach im Gras liegen blieben. Wenn ich an meinen letzten Urlaub im Februar dieses Jahres zurück denke - wie dünn dort die Raubtiere waren, man konnte die Rippen einzeln zählen und welche Anstrengungen sie unternehmen mussten, um überhaupt satt zu werden - es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Ein Anblick erschütterte mich sehr: Ein Löwenmännchen hatte einen erbitterten Rivalenkampf hinter sich, durfte aber als einer der letzten auch an das erlegte Wild. Seine ganze linke Gesichtshälfte war aufgerissen mit tiefen Fleischwunden und auch am Bauch blutete er stark. Trotzdem hatte er noch Glück gehabt. Sein Auge blieb unverletzt. So böse können Rivalenkämpfe um das beste Stück Fleisch ausgehen. Er gehörte zu einer Gruppe von 8 Löwen.

Verletztes Löwenmännchen im Talek-Gebiet.

Verletztes Löwenmännchen im Talek-Gebiet.

Ein anderer Anblick trieb mir Tränen in die Augen: Im Savannengras lag ein Gnu und schrie wie ein kleines Kind. Es hatte Koliken und lag im sterben. Sicherlich hatte es mit dem Gras Plastik oder ähnlichen, achtlos weggeworfenen Müll gefressen. Ich riss mich, so schnell ich konnte, von diesem grauenvollen Anblick los und betete innerlich, dass es schnell von seinen Qualen erlöst wird. Wenn ein Wild von einer Raubkatze erlegt wird, ist es sofort tot. Das ist für mich persönlich okay, es leidet nicht lange. Aber ein Lebewesen - Mensch oder Tier - sich quälen sehen, das ist zu viel für mich. Dieser Anblick verfolgte mich noch tagelang.

© brigitte brach, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wieder einmal in Ostafrika, genieße ich die Savanne und das Beobachten meiner Lieblingstiere.
Details:
Aufbruch: September 2005
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2005
Reiseziele: Kenia
Der Autor
 
brigitte brach berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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