Stürmisches Wochenende in Bremen
Altstadt & Überseemuseum
Nach einem kurzen Frühstück bei Starbucks ging ich den kurzen Weg vom Bahnhofsplatz in die Altstadt und stand schon bald auf dem Rathausplatz. Wow! Das Rathaus beeindruckte mich wirklich sehr. Leider war das Wetter sehr schlecht, es regnete und stürmte, und alle paar Minuten hatte ich Regentropfen auf der Linse. Die Fotos sind wegen dieses Wetters auch leider sehr dunkel, aber in echt sieht das Ganze nochmal viel schöner aus, man wähnt sich fast in Belgien oder so.
Das Rathaus besteht eigentlich aus zwei Gebäuden - dem mittelalterlichen Rathaus, das zu Beginn des 15. Jahrhunderts gebaut wurde, und dem Renaissance-Rathaus, das zweihundert Jahre später ergänzt wurde. So entstand auch die prächtige Renaissance-Fassade, die man heute sieht. Seit 2004 ist das Rathaus zusammen mit dem Roland UNESCO-Welterbe.
Auf dem Weg in die Altstadt ging ich durch die Sögegasse, wo ich dieses Schweinedenkmal sah, das mir supergut gefallen hat! Wie schön, dass diesen Tieren auch mal ein Denkmal gewidmet wird.
Der Roland wurde 1404, zur Bauzeit des Rathauses, errichtet und ist fünfeinhalb Meter hoch, mit Sockel und Baldachin über zehn Meter! Auf den Fotos sieht er immer viel kleiner aus, wie ich finde!
Die Statue repräsentiert die Freiheit der Stadt und ist einfach das Wahrzeichen Bremens!
Die andere Seite des Platzes. Links sieht man den Schütting, ein Gebäude aus dem 16. Jahrhunderts, das früher das Gildehaus der Kaufleute war und heute als Handelskammer Bremens dient. Auch die Bürgerhäuser auf der rechten Seite sind sehr schön.
Giebel des Schütting mit Schiff - schließlich verdienten die Kaufleute vor allem am Handel über die See
Hier befindet sich auch in einer Ecke das zweite, noch viel bekanntere Wahrzeichen Bremens: Die Bremer Stadtmusikanten! Sie sind so versteckt, dass ich sie regelrecht gesucht habe - allerdings sind sie auch eine der ganz wenigen Erinnerungen, die ich noch an meinen ersten Besuch hier habe!
Das Haus der Bürgerschaft aus den Sechziger Jahren, hier tagt das bremische Parlament. Vielleicht hab ich einfach keine Ahnung von Architektur, aber ich finde, dass das überhaupt nicht zu diesem schönen, alten Marktplatz passt...
Das Rathaus, das mir schon von außen so gut gefiel, wollte ich natürlich auch von innen sehen. Dazu hatte ich mir schon vorher Tickets bei der Touri-Info im Bahnhof gekauft, denn das Gebäude kann man nur im Rahmen einer Führung besichtigen. Und diese Führung war wirklich toll: Man hielt sich fast die ganze Zeit in der Rathaushalle auf, einem wunderschönen großen Saal, in dem man das Mittelalter richtig spürt! Als wir hineingingen, ging einfach ein Raunen durch unsere Gruppe und uns blieb der Mund offen stehen!
Eine Dreiviertelstunde lang gingen wir in dem Saal umher und saßen auch oft auf den bereit gestellten Stühlen, während eine total lustige Rentnerin uns alles erklärte, uns auf Details hinwies und uns die schönsten Features der Halle präsentierte, und das auf wirklich interessante und unterhaltsame Art und Weise. Das war wirklich eine der besten Führungen, die ich bisher erlebt habe!
Die Rathaushalle - leider kommt es auf den Fotos mal wieder nicht so schön rüber... Und er sieht auf dem Foto auch viel zu klein aus! Die Maße: 41m lang, 13m breit und 8m hoch!
Von der Decke hängen große Modelle von Kriegsschiffen. Die Kanonen gaben früher bei Festen sogar tatsächlich Schüsse mit Schwarzpulver ab - und färbten die feiernde feine Gesellschaft schwarz, bis das Ganze verboten wurde!
Eines der großen Wandgemälde zeigt Karl den Großen und Bischof Willehad, die "Gründer" der Stadt Bremen, zwischen sich den Dom.
Wir machen einen Schritt von 500 Jahren und gehen in den Festsaal, gelegen in einem Anbau von 1913. Auch dieser Saal ist sehr prunkvoll und schön, kann mit der alten Halle aber natürlich nicht mithalten!
Nach dieser tollen Führung trat ich ins Freie - und au weia, inzwischen hatte sich das Wetter wirklich sehr verschlechtert! Sturm, riesige Regentropfen, Regen von allen Seiten!
Also rannte ich nur schnell rüber zum Dom, waren ja nur ein paar Meter. Der hatte aber gerade noch geschlossen wegen eines Gottesdienstes, also auf die andere Seite des Marktplatzes und rein in die Liebfrauenkirche!
Der Innenraum wurde neu gestaltet, da die Kirche im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde. Ehrlich gesagt fand ich ihn ziemlich langweilig. Viel interessanter ist die Krypta, die noch von der originalen mittelalterlichen Kirche stammt!
Meist mag ich moderne Fenster in alten Kirchen nicht so gern, aber die Fenster im Bremer Dom aus den Sechziger Jahren fand ich sehr schön, hier z.B. Adam und Eva im Paradies.
Ich hätte mir nun noch das Dom-Museum mit sakralen Kunstschätzen ansehen können, wozu ich aber keine Lust hatte. Außerdem gibt es noch den Bleikeller, in dem sich mumifizierte Leichen befinden, die aufgrund der Temperatur- und Luftverhältnisse ausgetrocknet sind. Der Bleikeller ist allerdings im Winter geschlossen, und auch sonst hätte ich darauf verzichtet...
Als ich den Dom wieder verließ, sah ich, dass das Wetter noch schlechter geworden war. An irgendwelche Besichtigungen draußen war nun wirklich nicht mehr zu denken! Also freute ich mich auf ein wärmendes Mittagessen und danach einen Besuch im Übersee-Museum.
Genau das Richtige bei dem Wetter: Eine heiße Suppe! Und es war eine der besten Suppen, die ich bisher in meinem Leben gegessen habe: Süßkartoffel-Suppe im Green Bites. Abgeschlossen mit einem leckeren Falafel-Sandwich und anschließend einem heißen Kakao mit Macadamia-Milch! So aufgewärmt, kann's weitergehen!
Auf das Übersee-Museum war ich wirklich gespannt! Solche Museen, die sich mit der Welt, mit anderen Ländern und Kulturen beschäftigen, interessieren mich als Reise-Freak natürlich sehr, vor allem, da ich in den letzten Jahren nur in Europa gereist bin und vier von den sieben Kontinenten noch gar nicht besucht habe! Was könnte es da Schöneres geben, als sich Exponate und Ausstellungen aus diesen Kontinenten zuhause in Deutschland anzusehen - wie es sich die Gründer des Übersee-Museums vorstellten, "die Welt unter einem Dach!"
Dann kommt auch noch dazu, dass wir damals bei besagtem Schulausflug auch dieses Museum besucht haben. Zu der Zeit hätte ich ja nie ahnen können, dass die große, weite Welt einmal eine derart wichtige Rolle in meinem Leben einnehmen würde. Aber ich kann mich erinnern, dass wir eine Führung hatten und unser Guide aus Togo kam. Das habe ich mir gemerkt und es hat mich schon damals fasziniert. Also - vielleicht schlummerte die Reiselust schon damals in mir und es war nur eine Frage der richtigen Zeit, bis sie geweckt wurde?
Im großen Eingangsbereich befindet sich die Ausstellung zu Ozeanien. Davon war ich aber etwas enttäuscht, denn sie besteht fast nur aus Masken aus Neuguinea, von denen ich schon sehr viele in Amsterdam gesehen habe.
Diese riesige Maske, die bei Festen von mehreren Männern getragen werden muss, war schon beeindruckend, aber ansonsten ließ ich diesen Bereich schnell hinter mir.
Der Australienbereich beschränkt sich leider auf ein paar ausgestopfte Tiere. Das mag ich überhaupt nicht. Nur hier blieb ich kurz stehen: Ein ausgestopfter Tasmanischer Tiger. Leider starb diese Tierart 1936 aus, das letzte Exemplar verstarb im Beaumaris-Zoo in Hobart - vor dem Tor stand ich 2010 und fand die ganze Geschichte genauso traurig wie jetzt..
Es geht in den Asien-Bereich, der sich hauptsächlich der Religion widmet, daher gibt es einige Tempel-Nachbauten
Es gibt aber auch viele andere Themen, wie z.B. Landwirtschaft, Musik, oder die Darstellenden Künste: Peking-Oper...
Eine Reihe von interessanten Modellen zeigt die verschiedenen Wohnverhältnisse in Afrika, z.B. eine Farm
Auf der anderen Seite des Museums geht es dann zusehends durcheinander, es gibt kleine Ausstellungen zu allen möglichen Themen von Flüchtlingen über Menschenrechte und Verkehrsmittel bis zum Klimawandel. Beeindruckt hat mich diese wetterfeste Kapsel. In solchen Kapseln leben manche Forscher in der Arktis oder Antarktis monatelang!
Insgesamt muss ich sagen, dass ich mir von diesem Museum etwas mehr versprochen hatte. Schade war auch, dass die komplette Amerikaausstellung geschlossen war.
Einen Besuch im Übersee-Museum kann ich trotzdem voll und ganz empfehlen, denn gefallen hat es mir trotzdem.
Und nun noch ein passendes Bild, das ich am Ende des Museumsbesuchs geschossen habe:
Aufbruch: | 09.01.2015 |
Dauer: | 3 Tage |
Heimkehr: | 11.01.2015 |