Unterwegs in der Mitte Deutschlands - Thüringen und seine Schätze
Mühlhausen und der letzte Gerber dieser Stadt
Mühlhausen in Thüringen
Der Morgen ist sonnig, aber frostig kalt. Bei meiner vormittäglichen Runde mit unserem Fellmonster pfeift mir ein eisiger Wind um die Ohren. Das Kopfsteinpflaster der alten DDR-Straße ist spiegelglatt, so dass ich gleich in den windgeschützten Wald abbiege. Während meines anschließenden Frühstücks kommt auch schon mein Göttergatte zurück und wir können uns am späten Vormittag auf zu einer ersten Erkundungsfahrt in die Region machen.
Ziel ist Mühlhausen, die "steinerne Chronik Thüringens", wie im Reiseführer nachzulesen ist. Mehr als 400 Häuser stehen hier unter Denkmalschutz. Berühmter Sohn der Stadt ist Thomas Müntzer, Reformator und Führer des Bauernkrieges 1524/25. Ein auf den ersten Blick wirklich zauberhaftes Städtchen und wir schauen uns zuerst die Marienkirche an. Sie ist nach dem Erfurter Dom die zweitgrößte Hallenkirche Thüringens und heute Müntzergedenkstätte.
Der letzte Gerber der Stadt
Beim weiteren Streifzug durch die Stadt kommen wir eher zufällig in das noch ziemlich renovierungsbedürftige Gerberviertel Mühlhausens. Dabei entdecken wir den Hinweis auf eine Gerberei und werfen einen neugierigen Blick durch ein verstaubtes Fenster. Drinnen winkt uns jemand zu und Jürgen Stölcker, der letzte Gerber der Stadt - wenn nicht sogar ganz Thüringens - lädt uns zu einem Rundgang in sein Reich ein. Beim Eintreten fühlen wir uns zurückversetzt in ein längst vergangenes Jahrhundert. Felle von Waschbären und Füchsen hängen an Gestellen, auf Tischen stapeln sich flauschige Schaffelle, Wildschwein- und Rotwildfelle. Mittendrin der agile Senior, der uns bei einer ganz spontanen, privaten Führung nicht nur viel über seinen Beruf erzählt, sondern uns auch die noch allesamt funktionstüchtigen Maschinen aus vergangenen Zeiten präsentiert. Außerdem gibt er uns ganz private Einblicke in sein Leben und in die DDR-Geschichte. Toll und wer hätte gedacht, was so ein neugieriger Blick durch's Fenster alles bewirkt
Offizielle Führungen beim Gerber können übrigens über die Touristik-Information in Mühlhausen gebucht werden.
Inzwischen hat sich der Himmel zu gezogen und wir verlassen die Gerberei bei ungemütlichem Nieselregen. Nicht wirklich einladend, um weiter in der Stadt herum zu bummeln. Also setzen wir uns ins geheizte Auto und umrunden den Nationalpark Hainich - ehemals russisches Sperrgebiet in Grenznähe zur BRD - heute UNESCO Biosphärenreservat.
Über kleine Dörfer und durch das Tal der Werra, vorbei an Eisenach mit Blick auf die Wartburg erreichen wir Bad Langensalza. Dort legen wir im Supermarkt einen Einkaufs-Stopp ein und erstehen noch ein paar süße Stückchen für den Nachmittagscafé im Wohnwagen. Mittlerweile hat es auch aufgehört zu regnen und wir können danach noch eine Spazierrunde mit dem Hund einlegen.
Das Abendessen ist dann typisch schwäbisch mit Maultaschen von zuhause und Salat aus Thüringen
Aufbruch: | 25.03.2015 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 04.04.2015 |