Madagaskar zur Regenzeit 2015
Kurztrip nach Morondava
Kurztrip nach Morondava
6. Februar 2015
Frühstück gibt's um 8 Uhr. Croissants, Butter, Marmelade, Kaffee. Pünktlich um 9 steht Tsiresy vorm Hotel und holt uns ab. Er ist sich nicht sicher, ob die Straße nach Morondava wieder passierbar ist, da eine Woche zuvor ein Zyklon eine Brücke weggespült hat. Wir fahren also erst mal zum Busbahnhof und erkundigen uns bei den Fahrern. Ja, die Brücke wäre wieder notdürftig aufgebaut. Also dann los.
Unterwegs decken wir uns an einem der zahlreichen Obststände mit
Früchten ein: Mangos, Passionsfrüchte, Äpfel, Birnen und eine Frucht, die wie
eine grüne Aubergine aussieht und wie Melone schmeckt. Mittags essen wir in
einer Fernfahrerkneipe geschmortes Zebu mit Reis für umgerechnet 1 Euro pro
Person.
Am frühen Nachmittag kommen wir in Antsirabe an, wo wir übernachten
werden. In der Nähe liegt ein kleiner See, an dessen Uferpromenade etwa 50
Verkaufsstände auf uns zwei Touristen warten. Alle wollen Edelsteine,
Halbedelsteine und Versteinerungen verkaufen. Ich kaufe einen Rodochrosit und einen großen polierten Achat, der wie eine Speckschwarte aussieht. 8 Euro zahle ich, etwa ein Viertel des Anfangspreises. Auf schlammiger Lateritpiste holpern wir zurück in die Stadt und fahren zu einem großen Mineralienmarkt, wo Eberhard und ich letztes Jahr schöne Labradorite gekauft hatten. Hier erstehe ich nach langem Feilschen zwei geschliffene Augenjaspis, die in dieser Art nur auf Madagaskar zu finden sind. Bevor es dunkel wird, wollen wir uns zwei PoussePousse mieten und eine Stadtrundfahrt gönnen. Die Rikschafahrer sind berühmt dafür, dass sie die Touristen abzocken. 5 Euro soll die Stadtrundfahrt pro Rikscha kosten. Nach langem Verhandeln landen wir bei 80 Cent für eine halbe Stunde und wir steigen ein.
Die Wahl des Restaurants fürs Diner überlassen wir Tsiresy. Er bringt uns zu einer guten Pizzeria. Jörg und ich essen aber mal wieder Zebu-Steak. Diesmal mit Gänsestopf-lebersauce. Sehr lecker. Anschließend marschieren wir ins benachbarte Spielcasino und verzocken insgesamt 15 Euro beim Roulette. Um 22 Uhr fallen wir müde ins Bett.
7. Februar 2015. Um kurz vor 7 stehen wir auf und gehen in den Frühstücksraum. Wir werden vom Personal belehrt, dass es Frühstück erst ab 7 Uhr gibt. In dem Moment wird es 7 Uhr. Haben wir ja noch mal Glück gehabt. Bis das Omelette auf dem Tisch ist, vergeht aber dann noch eine dreiviertel Stunde. Um 9 Uhr brechen wir nach Morondava auf. Liegt an der Westküste, also freuen wir uns auf schönes Wetter und einen herrlichen Sonnenuntergang am Strand. Die ersten 4 Stunden fahre ich. Am Tsiribinha River machen wir Mittagspause, es gibt zur Abwechslung mal Zebu und Reis. Jörg fährt den zweiten Teil der Strecke. Ab und zu macht er mal eine Vollbremsung für Hühner oder Chamäleons, die unsere Vorfahrt mißachten. Die ausgetrockneten Flußbetten, die ich letztes Jahr fotografiert habe, sind jetzt zu riesigen Strömen geworden. Eine Brücke hat das nicht verkraftet, davor stauen sich etwa 50 LKWs. Wir dürfen aber passieren. An der Fahrertür haben wir eine Deutschlandfahne befestigt, Überbleibsel von der Fußball-WM. Polizisten und Soldaten salutieren, als wir vorbeifahren. Sehr freundlich.
Immer öfter ist die Straße überschwemmt, es regnet immer heftiger. Als wir am späten Nachmittag in Morondava ankommen, ist die Stadt ohne Strom und ohne Wasserversorgung. Und es schüttet wie aus Eimern. Im ersten Hotel könnten wir Zimmer bekommen, leider haben die keinen Generator. Und ohne fließend Wasser wollen wir auch nicht den vollen Preis zahlen. Also fahren wir weiter Richtung Strand zum Hotel Chez Maggie, dem Lieblingshotel von Sir Richard Attenborough. Dort wird wenigstens Restaurant und Küche durch Generator versorgt. Wir essen Abend (Jörg ein Zebu, ich leckeren Fisch in Kokossauce). Wir sind die einzigen Gäste. Gerry - der Besitzer - ist superfreundlich. Wir fragen nach den Übernachtungspreisen und er bietet uns an, kostenlos übernachten zu dürfen. Es wird stürmischer und schüttet immer noch. Eine halbe Stunde später macht Gerry einen Rückzieher: die Dächer der Bungalows sind undicht und alle Betten nass. Und er würde uns empfehlen, bald zurück in die Stadt aufzubrechen, da der Wasserstand auf der Strandpromenade schnell ansteigt. In einer Stunde würden wir wohl nicht mehr durchkommen.
Im Zentrum finden wir ein Hotel, bei dem Licht brennt. Es gibt Strom und Wasser, dank Generator. Bei den Zimmern im 1. Stock sind alle Betten in die Mitte vom Raum gerückt, da an den Wänden das Wasser runterläuft. Ich habe als Einziger ein trockenes Zimmer im Erdgeschoß.
Wir beschließen, am nächsten Morgen den Rückweg nach Antsirabe zu versuchen. Unsere Erwartungen an den Sonnenuntergang am Strand wurden nicht wirklich erfüllt.
8. Februar 2015. Jörg ruft mich um 6 Uhr an. Fragt mich, ob ich schon wach bin. Jetzt schon. Er hat die ganze Nacht kein Auge zugetan, weil der Regen auf das Blechvordach vor seinem Fenster prasselte.
Um 7 Uhr starten wir und möchten wenigstens noch die Baobab-Allee anschauen. Aber wir haben keine Chance, das ganze Gebiet ist überflutet. Und wir sehen nicht, wo unter der Wasseroberfläche die Straße verläuft. Schade, ich wäre so gerne nochmal dort hin. Aber vielleicht ist es auch besser so, denn ich habe die Baobab-Allee als schönsten Platz der Welt in Erinnerung.
Der Rückweg von Morondava ist genauso unspektakulär wie
der Hinweg. Wir halten wieder am Tsiribinha River und essen - ja was wohl?
Anschließend fahren wir zum Bootsanleger, wo ich letztes Jahr einige Kinder
fotografiert habe. Der Spaß ist groß, als sie sich auf dem IPad wiedererkennen.
Ich bereue es, keine Papierbilder ausgedruck zu haben.
Kurz nach 18 Uhr erreichen wir Antsirabe. Tsiresy ist die ganze Strecke alleine gefahren, fühlt sich aber noch fit. Wir schlagen vor, gleich noch die 170 km bis in die Hauptstadt zu fahren, das spart uns einen ganzen Urlaubstag. Und Tsiresy freut sich, weil er die Nacht zu Hause schlafen kann. Als es dunkel wird, hält er an und kramt im Kofferraum rum. Er holt ein Polizei-Blaulicht raus und montiert es auf dem Dach. "Hab ich vom Polizeipräsidenten", meint er. Vor den drei Polizei-Checkpoints schaltet er es ein und die Beamten ziehen hastig die Nagelbretter und Pylonen von der Straße, damit wir durchbrausen können. Tja, man muß nur die richtigen Freunde haben.
Aufbruch: | 05.02.2015 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 25.02.2015 |