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  • Panorama unique -​ Le Hohneck und Le Grand Ballon
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Das Elsass, der kleine Blumengarten Frankreichs.

Reisezeit: Juni 2014  |  von Ralf Beelitz

Urige kleine Ortschaften mit alten Fachwerkhäusern, Störche, die über den Dächern kreisen, Weinberge und dazu Gipfel wie der Col du Bonhomme, Col de la Schlucht und Le Grand Ballon, die Fahrgenuss vom Feinsten versprechen - das ist das Elsass, der kleine Blumengarten Frankreichs.

Panorama unique - Le Hohneck und Le Grand Ballon

Panorama unique - Le Hohneck und Le Grand Ballon

Es ist noch kühl, als wir die Motoren unserer Motorroller starten. Leichter Dunst zieht die Hänge zu unserer Unterkunft in Hochrodberg hinauf. Ein Sweatshirt ist da recht angenehm. Die Lage des Hohrodbergs (800) brachte ihm den Beinamen „Aussichtsterrasse zum Tal“ ein. Die Aussicht ins Munstertal ist tatsächlich phantastisch, als wir die Serpentinen der schmalen Le HohneckHangstrasse hinab ins Tal wedeln. Wir passieren auf breitem, griffigem Asphalt Stosswihr und Soultzeren, dann zweigt in einer Serpentine die Auffahrt zum Col de Wettstein (882) ab. Wald und Viehweiden begleiten den Aufstieg. Über die D48, entlang des eiszeitlichen Gebirgssees Lac Noir, erreichen wir den Lac Blanc (1.045). Der See liegt dunkelblau in einem zerklüfteten Felskessel. Die gegenüber liegende, 100 Meter hohe Steilwand des Sees bietet ein herrliches Bergpanorama.
Die körnige Teerstraße zieht sich nun an der Skistation vorbei hoch zum Col du Calvaire (1.134). Der Calvaire ist im Grunde genommen kein Pass, sondern eine der Höhen der Route des Crêtes, zwischen dem Col du Bonhomme im Norden und dem Col de la Schlucht im Süden gelegen. Über einen kurzen Abzweig von der Route des Crêtes, südlich des Col de la Schlucht, geht es hinauf zum „Le Hohneck“ (1.363m), dem zweithöchsten Berg der Vogesen.
Die etwa 1,5 km auf rauem, welligen Asphalt, mit 7 immer enger werdenden Serpentinen, stellen keine besondere Herausforderung dar. Das unten extra angekündigte „Panorama unique“, mit Blick bis zum Matterhorn und Mont Blanc, muss bei klarer Rundumsicht von 360 Grad fantastisch sein. An einem solchen Tag muss man hier jedoch auch mit erheblichem Rummel rechnen. Wir sind glücklicherweise weitgehend allein hier oben. Die mittlerweile dunklen Wolken haben die meisten Besucher wohl verscheucht. Allerdings leider auch das „Panorama unique“.

Zurück auf der Route des Crêtes überwinden wir den Col du Herrenberg (1.186) am Fuß des 1.270 m hohen Schweisselwasens, den Col du Hahnenbrunnen (1.190) und die riesige, kahle Kreuzung des Le Markstein (1.183), dann liegt er vor uns - der Grand Ballon (1.424), die höchste Bergbastion der Vogesen Auf der Bergspitze erhebt sich weithin sichtbar ein „Golfball“, welcher in Wirklichkeit eine Radarstation der zivilen Luftfahrt ist. Auf der Passhöhe finden wir einen riesigem Parkplatz mit unzähligen Motorradfahrern vor - der übliche Gipfelrummel.
Fahrfreude kommt auf, als wir uns durch die vielen Kehren, die sich schön an den Hang schmiegen, den Berg Richtung Cernay hinabstürzen. Hier können wir die Gashand spielen lassen. Gebremst wird die flotte Hatz lediglich durch einige gepflasterte, enge Kehren am Col Amic. Am Col du Silberloch treffen wir auf den Hartmannswillerkopf (Vieil Armand, 956m). Hier war das verlustreichste Vogesen-Schlachtfeld des ersten Weltkriegs. 30.000 Soldaten starben hier im Stellungskampf oder wurden Opfer der Kälte. Um die Schützengräben und den eigentlichen umkämpften Gipfel zu besuchen, bedarf es allerdings eines kleinen Fußmarschs. Dann reiht sich Kreuz an Kreuz, da kann es einem schon mulmig werden. Durch Wald und Weidelandschaft führen uns 9 Kehren den Col de Herrenfluh (835) hinab ins Tal.
Durch unendliche Weinberge folgen wir der „Route du Vin“, der oberelsässischen Weinstraße, an der sich idyllische Weindörfer wie Perlen einer Kette aneinanderreihen. In Guebwiller drängt die D430 entlang des Flüsschens Lauch wieder hinein ins Vogesenmassiv.

Am See von Kurth-Wildenstein, dem größten Stausee auf der elsässischen Seite der Vogesen, ist erst einmal Pause angesagt. Majestätisch glitzert das Wasser in der Sonne. Die Stille wird nur gelegentlich von vorbeidonnernden Motorradfahrern unterbrochen.
Hinter Wildenstein kommt dann echtes Hochgebirgsfeeling auf. Durch das Tal der Thur erreichen wir auf einer kleinen Nebenstraße den Col du Bramont (956). Dieser Pass ist gemütlich zu fahren, nicht wirklich steil, aber mit seinen sage und schreibe 16 Kehren ein Genuss. Hinter Wildenstein kommt dann echtes Hochgebirgsfeeling auf.
Zwischen La Bresse und Gérardmer müssen wir noch den Col de Grosse Pierre (956) überwinden. Die Straße entlang eines offenen Berghangs oberhalb des Vallée de Chajoux verläuft durch eine anmutigen Landschaft mit Bauernhöfen, Chalets und Wiesen, dafür ist aber der Verkehr auf einer der Hauptverbindungsachsen des Départements Vosges recht stark. Wir sind daher froh, als wir in Gérardmer zum Col de la Schlucht abbiegen können.
Die Berghänge sind von dunkelgrünen Tannen- und Buchenwäldern bedeckt, auf den steilen Almwiesen weiden glückliche Schwarzfedern (schwarz-weisse Vogesenkühe); alte Bergbauernhöfe kleben an den Hängen. Der Straßenbelag ist ausgezeichnet. Das dunkle Teerband führt uns entlang der „Roche du Diable“ (Teufelsfelsen) sanft aufwärts. Am Felsentor legen wir eine Fotopause ein und genießen den phantastischen Blick in die Schlucht. Nun folgen 20 rassige Km durch den Wald den Col de la Schlucht (1.138) hinunter bis nach Munster - ein wahrer Kurvengenuss. Kleine Anmerkung: manche Leitplanke hat dort durchaus seine Daseinsberechtigung. Im unteren Teil lässt uns die gut ausgebaute Route National (D417) in alpin anmutenden Kehren dann wieder genügend Zeit, Blicke in die schöne Landschaft zu werfen. In Munster werden noch einmal unsere Motorroller für den nächsten Tag aufgetankt. Dann fordert auch unser Magen sein Recht - bei einem leckeren Schoppen Rotwein und natürlich einer Platte des berühmten Munsterkäses, dem Käse mit dem hohen Duftfaktor.

© Ralf Beelitz, 2015
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 19.06.2014
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 22.06.2014
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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