V.A.E
MUSANDAM
Wenn man schon in den Emiraten ist, sollte man einen Ausflug nach Musandam nicht auslassen. Musandam liegt am nordöstlichsten Zipfel der Arabischen Halbinsel und gehört zum Sultanat Oman. Nicht zu Unrecht trägt es den Namen "Das Norwegen Arabiens". Nicht etwa, weil es dort kalt ist, sondern weil es viele kleine Fjorde gibt, umgeben von steilen, schroffen Bergen. Um halb sieben werde ich vom Hotel abgeholt. Ein Mann Mitte vierzig und ein junges arabisches Paar sitzen schon in dem weißen Toyota Hiace. Alle sind noch müde und keiner hat recht Lust mit dem Anderen zu reden. Die junge Araberin hat ein blumengemustertes Kopftuch und einen langen, dunklen Rock, ihr Mann ist westlich mit kurzer Hose und T-Shirt gekleidet, könnte aus Syrien oder dem Libanon kommen, wohnt vielleicht sogar in Europa, für einen Emirati ist er zu weiß. Wir fahren durch die Emirate Sharjah und Ajman entlang der Küste Richtung Norden. An der Omanischen Grenze treffen wir einen weiteren Kleinbus, der ist vollbesetzt mit Touristen. Die Einreise Formalitäten gehen schnell von statten. Noch sitzt der morgendlich Dunst in den Bergen Musandams, die steil und unbezwingbar aufragen.
Nur langsam kommt die Sonne durch und die Straße windet sich kurvenreich an den Klippen der Küste entlang. In Khassab, dem größten Ort Musandams, steigen wir um auf eine alte Dhau. Die Fahrgäste aus dem anderen Bus gehören mit zu unserer Gruppe und kommen aus Ras al Khaimah.
Hello, Guten Tag." begrüßt uns eine ältere Dame in
Badeanzug mit Strandtuch um die Hüften,"Do you speak
English, sprechen Sie Deutsch?"
Bis auf zwei junge Frauen aus Asien und dem arabischen Pärchen, kommen alle Gäste aus Deutschland. Auf weichen Kissen, die entlang der Reling liegen, nehmen wir Platz. Die Reiseleiterin stellt sich als Ulla vor und erzählt uns, dass wir auf alle Fälle viel trinken sollen:
"Es ist genug für alle da, es ist alles bezahlt, ihr braucht keine Angst zu haben."
Während wir durch den Fjord schippern erzählt sie alles mögliche über die Dhaus, die Omanis und das Leben in Musandam.
"Dieses Dorf dort," erklärt Ulla und zeigt auf ein paar vereinzelte Häuser, die
vor einer steilen Bergwand in einer kleinen Bucht liegen, umgeben von wenigen Bäumen, ist nur übers Wasser zu erreichen, für eine Straße ist das Gelände zu steil, "bis vor einigen Jahren gab es dort keinen Strom, bis der Sultan unter technisch schwerstem Aufwand mit Helikoptern eine Hochspannungsleitung hat legen lassen. Alles um sonst. Mehr mals pro Woche bringt ein Schiff Trinkwasser und jeden Samstag werden die Kinder mit Booten abgeholt und nach Khassab zur Schule gebracht. Während die Mädchen bei Verwandten übernachten, bleiben die Jungen im Internat. Mittwoch Nachmittag werden sie wieder zurück gebracht. All das kostet die Bürger nichts, sie zahlen auch keine Steuern."
Es gibt Tee, schmackhaft mit Safran, Rosenwasser und Kardamom zubereitet. Die Sonne hat die Nebel aufgelöst und scheint jetzt mit voller Kraft. Und dann sind sie plötzlich da: Wie aus dem Nichts tauchen zwei Delfine auf und schwimmen neben uns her, als würde ihnen das Spaß machen. Alle wollen schauen, filmen und fotografieren, sodass wir fast Schlagseite bekommen. Dann finden es die Delfine lustig, unter der Dhau durch zu tauchen und auf der anderen Seite weiter zu schwimmen. Immer wieder kommen sie mit eleganten Bewegungen für einen Sprung aus dem Wasser und tauchen wieder ein. Alle sind hellauf begeistert. Bald verlieren die Delfine das Interesse an uns und verschwinden. Wir bleiben bis zum Nachmittag in einer einsamen Bucht, zum Schnorcheln und zum Schwimmen. Bis auf ein paar kleine Fische und viele Seeigel gibt es aber nichts zu sehen. Die meisten Fische sind aus dem Fjord heraus in die Straße von Hormuz geschwommen, wo das Wasser tiefer und kühler ist. Zu Mittag gibt es Hähnchen mit scharfer Sauce, Reis und Brot. Immer wieder fordert Ulla uns auf zu trinken. Es gibt Wasser, Fanta, Cola und Saft. Die trockenen, staubigen Berge ragen jetzt klar und plastisch aus dem blauen Meer. Auf der Rückfahrt nach Khassab kommen die Delfine wieder. Jetzt sind es sogar drei große und zwei kleine. Die Leute schreien und klatschen vor Begeisterung, als sporne das die Delfine an. Eine ganze Zeit lang schwimmen sie neben der Dhau her, wechseln die Seite und machen Sprünge, bis sie dann abdrehen und endgültig verschwinden. Die Kosten für diesen Ausflug betragen 630 Dirhams, je nach Kurs um die 130 Euro. Alles ist im Preis inbegriffen, die Fahrt von und zum Hotel, das Visum für den Oman, ein Mittagessen, Getränke und Reiseleitung. Da sind sich alle einig: Der Ausflug hat sich gelohnt.
Aufbruch: | September 2010 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | September 2010 |
Oman