Jakobsweg 2015 - Teil 1 - Via Lusitana

Reisezeit: März / April 2015  |  von Uschi Agboka

Kurzinfos (Entfernung / Übernachtung / Hotels): 5. März 2015-2. Tag-Vila Real d. S. A. - Odeleite

5. März 2015 - Vila Real de Santo Antonio – Odeleite

5. März 2015 2. Tag
Vila Real de Santo Antonio – Odeleite 30,3 km
Übernachtung: Pension Ruado Rossio 25,00 Euro

Kurz vor 7 Uhr bin ich aufgestanden. Um 7.30 Uhr war ich mit allem fertig und lief zu einer Bar am Zentralplatz. Cafe con Leche mit Muffin, 1,50 Euro. Nach einer kleinen Stadtbesichtigung war ich kurz nach 8 Uhr auf dem Camino. Bis nach Castro Marim muss man an der N 122 entlang gehen, was nicht besonders angenehm ist.

Vorbei an einigen Windmühlen kamen schon bald die beiden Festungen von Castro Marim in Sicht.

Funde belegen eine vorgeschichtliche Besiedlung des Ortes. Der Ort war Teil der römischen Provinz Lusitania und Endpunkt der Römerstraße von Pax Iulia (heute Beja). Die folgenden germanischen Stämme hinterließen wenig Spuren. Im Zuge der Eroberung der iberischen Halbinsel ab 711 errichteten die Mauren die hiesige Burg neu.

Nachdem die von den Arabern wiederaufgebaute Burg im Verlauf der Reconquista zerstörte wurde, befahl König Alfonso III. im Jahr 1277 ihre Neuerrichtung. 1321 zogen hier die aus Frankreich geflohenen Tempelritter ein und erweiterten die Festungsanlagen zu einem uneinnehmbaren Fort. Bis zum Umzug in ihren ausgebauten Hauptsitz in Tomar im Jahr 1356 war die Burg von Castro Marim der eigentliche Sitz der bereits zuvor gegründeten Templer-Nachfolgeorganisation Christusorden.

Nach dem Umzug des Christusordens 1356 erlebte der Ort einen Niedergang. Erst mit den ersten Eroberungen in Nordafrika zu Beginn der Portugiesischen Expansion (Ceuta 1415) erlangte der Ort neue Bedeutung.

König Manuel I. erneuerte 1504 die Stadtrechte und richtete die Burg wieder her.

Im Verlauf des Restaurationskrieges um die Unabhängigkeit Portugals (1640–1668) brachte die strategische Lage des Ortes weiteren Bedeutungszuwachs, und eine weitere Festung wurde errichtet. Beim Erdbeben von Lissabon 1755 erlebte der Ort einige Zerstörungen, und er wuchs anschließend außerhalb der Stadtmauern weiter.

Ausgrabungen im Burghof ergaben in den 1980er Jahren die Stratigraphie einer Vielzahl von Mauern aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Eine große Befestigungsmauer vom Beginn des 4. Jahrhunderts. v. Chr. war von einer Bevölkerung errichtet worden, die nach den Keramikfunden zu urteilen enge Kontakte zum ostmediterranen Raum hatte, wie Scherben attischer rotbemalter Keramik zeigen. Zahlreiche Lesefunde aus dem Stadtgebiet, die bis ans Ende der Bronzezeit zurückreichen, zeigen, dass der Hügel schon zuvor ein Siedlungsplatz war.

Ab dem Jahr 1641 wurde auf einem anderen Hügel am Ortsrand eine zweite Burg errichtet, das Forte de São Sebastião. Es entstand im Zusammenhang mit dem Restaurationskrieg (1640-1668), durch den Portugal seine Unabhängigkeit von Spanien wiederherstellte.

Am Ortseingang folgte ich den Wegweisern zur alten Burg. Ich hatte Glück, die Burg öffnete um 9 Uhr (nicht wie im Führer beschrieben erst um 10 Uhr) und so konnte ich die Anlage, zu der auch eine Jakobskirche gehört, besichtigen (Eintritt 1,10 Euro).

Castelo Velho ist ein gut erhaltenes, kleines quadratisches Fort mit vier runden Ecktürmen und zwei Toren. Bis ins 18. Jh. diente die Burg als Vorposten gegen spanische Übergriffe. Im Innenhof befindet sich die Capela de Sao Tiago (Jakobskirche).

Dem Castelo Velho gegenüber liegt das 1641 errichtete Fort de Sao Sebastiano, welches beim Erdbeben 1755 schwer beschädigt und danach aufgegeben wurde, heute jedoch zum Teil wieder instand gesetzt.

Unterhalb des Castelo Velho sieht man die weiße Igreja de Nossa Senhora dos Martires (Kirche der Mutter der Märtyrer). Sie stammt aus dem 18. Jh. und wurde von den Christusrittern in Auftrag gegeben. Typische Christusritterkreuze schmücken ihre Balustrade.

Nach der Besichtigung wollte ich mir im Touristenbüro eine Wanderkarte besorgen, doch das Büro war geschlossen. So machte ich mich ohne Karte auf den Weg.

Wenn man Castro Marim verlässt, ist es empfehlenswert, auf dem GR 15 zu laufen, denn dieser führt nicht über die Straße. Der Weg ab Castro Marim führt durch eine ländliche Gegend. Ich hab den GR 15 ab Junqueira bis Azinhal genommen. Diese Strecke kann ich nur empfehlen.

Überall am Wegesrand blühten die Zistrosen. Das Wetter war herrlich, nachdem am Morgen ein starker Wind wehte, der jedoch nach Junqueira nachließ.

In Azinhal gab es für 8 Euro ein Menue: Vorspeise, Fleischeintropf, Obst, 1,5 l Wasser und Kaffee. Alles war sehr lecker. So gestärkt lief ich auf dem GR 15 weiter bis Odeleite. Hier ist der Weg sehr gut markiert. Der GR 15 führt sehr früh zum Rio Guadiana und verläuft ein langes Stück entlang seines Ufers. Ich verließ den Fluß Richtung Alcaria. Von dort waren es nur noch 2 km bis Odeleite. Dort fragte ich zwei alte Männer, wo die Pension Ruado Rossio sei. Sie hatten keine Ahnung, obgleich ich später feststellte, dass ich nur ca. 50 m von ihr entfernt war. Die Männer schickten mich ins Dorf, wo man mir dann den richtigen Weg wies.

Gegen 16.30 Uhr war ich in der Pension, welche gut ausgestattet ist und über Balkon und Heizung verfügt. Nach dem Duschen aß ich in der nahen Bar eine Kleinigkeit und ging früh zu Bett. Ich war sehr müde. Gestern kam ich ja erst spät an und es war heute doch ein längerer Weg. Und außerdem ist man nicht jeden Tag in der gleichen Verfassung.

Bilder auf der Homepage meines Mannes - www.harley-rolf.de

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf Kummer Faro – Vila Real de Santo Antonio bis Santiago de Compostela - 4. März bis 22. April 2015
Details:
Aufbruch: 04.03.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.04.2015
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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