Jakobsweg 2015 - Teil 5 - Via Lusitana

Reisezeit: März / April 2015  |  von Uschi Agboka

Informationen Santiago de Compostela

Informationen über Santiago de Compostela

Santiago de Compostela ist die Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Galicien und hat ca. 96.000 Einwohner. Die Stadt ist katholischer Erzbischofsitz und Wallfahrtsort, Ziel des Jakobswegs sowie Standort der Universität Santiago de Compostela und wichtiger pharmazeutischer Industrie.

Der Name setzt sich zusammen aus Santiago (heiliger Jakob), was über die Zwischenform Sant Jago eine abgeschliffene Form von lateinisch Sanctus Iacobus darstellt, und Compostela. Der zweite Namensteil wird verschieden gedeutet. Volksetymologisch und wegen der Erwähnung einer Lichterscheinung in Zusammenhang mit dem Jakobsgrab wird gern das lateinische campus stellae ‚Sternenfeld‘.

Allgemein geht man heute von einem Friedhof – die Römer begruben ihre Toten an Wegen und Kreuzungen – an einer Straße als Namensgeber aus und erklärt etwa mit lateinisch compostum ‚Friedhof‘. Im Museum der Kathedrale kann der alte Weg unterhalb der Kathedrale besichtigt werden.

Jakobus der Ältere war einer der zwölf Jünger Jesu, Sohn des Zebedäus und Bruder von Johannes. Der Legende nach ging er gleich nach Christi Himmelfahrt in die römische Provinz Hispania, das heutige Spanien, um dort zu missionieren - allerdings mit wenig Erfolg. Er kehrte nach Palästina zurück und wurde dort schließlich auf Befehl des Königs Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahre 43 geköpft.

Nach einer in Spanien seit dem Mittelalter verbreiteten Legende wurde sein Leichnam in ein Boot gelegt, das dann an die Küste Spaniens getrieben wurde.

Nach einer anderen Version brachten seine Jünger Athanasius und Theodorus den Leichnam auf dem Seeweg in sein Missionsgebiet Spanien und setzten ihn in einem Steingrab auf dem Gebiet der heutigen Stadt Santiago de Compostela bei.

Nach einer anderen in Kirchenkreisen verbreiteten Legende schenkte Kaiser Justinian die Gebeine dem Sinaikloster; in den Stürmen des Islam brachten Mönche die Reliquien in Spanien in Sicherheit. Als die Muslime auch Spanien eroberten, vergrub man die Reliquien an der Stelle, an der sich heute Santiago de Compostela befindet. Ausgrabungen zeigen, dass sich dort eine Nekropole befand, die zu einem römischen Militärlager aus dem 1. bis 4. Jahrhundert und einer suebischen Siedlung aus dem 5. bis 7. Jahrhundert gehört hatte.

Im Zeitraum von 818 bis 834 wurde das angebliche Grab entdeckt. Der Legende zufolge sah der Eremit Pelayo eine Lichterscheinung, die auf ein Apostelgrab hinwies. Man meldete das Theodemir, dem Bischof von Iria Flavia. Als man dann tatsächlich ein Grab fand, erklärte Theodemir, es sei das Grab des Heiligen Jakobus. Darauf ließ König Alfons II. von Asturien (791–842) dort eine Kirche errichten, die sich zu einem Wallfahrtszentrum entwickelte. Um die Kirche herum entstand ein Dorf, das im 10. Jahrhundert zur Stadt Santiago wurde.

Die einschiffige Kirche wurde bald zu klein. So wurde 872 unter König Alfons III. mit einem größeren dreischiffigen Bauwerk begonnen. Am 10. August 997 zerstörte Almansor, der große Heerführer des Kalifen von Córdoba, die Stadt und die Kathedrale. Das Grab des Jakobus wurde allerdings nicht beschädigt.

Die Glocken der Kathedrale wurden von versklavten Christen in das 1.000 Kilometer entfernte Córdoba geschleppt. Nach der Eroberung Córdobas am 29. Juni 1237 durch kastilische Truppen ließ man sie durch maurische Sklaven wieder nach Santiago zurückbringen. Erst unter Alfons VI. wurde die Kirche neu aufgebaut. Die Arbeiten begannen nach verschiedenen Quellen entweder 1075 oder 1078. Um diese Zeit wurde Santiago de Com-postela neben Rom und Jerusalem zum bedeutendsten Wallfahrtsort der Christenheit.

Die Legende, wonach Jakobus in Spanien gepredigt hat, wird von der heutigen Geschichtsforschung als unhistorisch betrachtet. Es gibt auch keinen Anhaltspunkt für die Vermutung, dass die Reliquien echt sind.

1985 wurde Santiago de Compostela von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Der Camino de Santiago (Jakobsweg) wurde 1987 zum ersten europäischen Kulturweg erhoben, 1989 fand in Santiago de Compostela der IV. Weltjugendtag statt.

Im Jahr 2000 war Santiago de Compostela Kulturhauptstadt Europas.

Sehenswert ist die Kathedrale von Santiago de Compostela mit ihren Reliquien. Die Fassade der Kathedrale ist auch auf den Spanischen Cent-Münzen (0,01 € bis 0,05 €) abgebildet.

Nahe der Kathedrale findet sich das Hospital de los Reyes Católicos, das seit 1509 als königliches Hospiz zur Aufnahme von Reisenden diente, die nach Santiago kamen, und heute eines der bekanntesten und luxuriösesten Parador-Hotels ist. Das Hotel ist eines der ältesten der Welt. Es verfügt über vier Innenhöfe, elegante Räume und einen prächtigen Speisesaal.

Sehr sehenswert ist die gesamte, von der UNESCO geschützte Altstadt, die mit der Kathedrale und dem Jakobsweg als Weltkulturerbe ausgewiesen ist.

Die belebteste Straße in der Altstadt Santiagos ist die Rúa do Franco, die direkt zum Platz vor der Kathedrale führt. Hier finden sich zahlreiche Restaurants mit galicischen Spezialitäten .

Von der Kathedrale aus gelangt man durch die Rúa de Franco zum Ausgang der Altstadt und kann dann links über die Praza de Galicia (wo sich auch eine Informationsstelle befindet) in den neuen Stadtteil gehen, wo an Wochentagen zwar keine angenehme ruhige Stimmung herrscht, jedoch anschaulich wird, wie das alltägliche Leben der Galegos aussieht.

Nach rechts gelangt man in die Alameda oder Parque da Ferradura, von dessen Promenade sich ein sehr schöner Blick auf die Altstadt und die Vorderseite der Kathedrale bietet. Im Schatten der Bäume fand noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts der traditionelle Compostelaner Viehmarkt statt, während sich am anderen Ende dieses „Hufeisens“ (= Ferradura) das Denkmal für die galicische Dichterin Rosalía de Castro befindet.

Neben den historischen Sehenswürdigkeiten hat Santiago de Compostela inzwischen die Kulturstadt Galizien zu bieten.

Auf dem Berg Gaias entstand in den letzten Jahren nach Entwürfen des amerikanischen Architekten Peter Eisenmann eine riesige Anlage, die unter anderem ein Museum, ein Theater und eine Bibliothek umfasst.

Die Kathedrale von Santiago de Compostela in Spanien steht über einer Grabstätte, die dem Apostel Jakobus zugeschrieben wird und ist Ziel des Jakobsweges. Durch die bischöfliche und päpstliche Anerkennung der aufgefundenen Gebeine als Reliquien Jakobi gilt die Kathedrale von Santiago als Grabeskirche des Apostels Jakobus.

Die armenische Jakobskathedrale in Jerusalem beansprucht aber im Besitz des Schädels des Apostels zu sein.

Der Kathedralbau begann 1077 unter der Herrschaft von Alfons VI. über den Resten einer ältereren Kirche aus dem 8. Jahrhundert. 1120 wurde sie zum Sitz des ersten Erzbischofs des Erzbistum Santiago de Compostela Diego Gelmírez. Heute ist nur noch das romanische Südportal (Puerta de las Platerías) in der ursprünglichen Gestalt erhalten. Die zahlreichen Erweiterungen der Kathedrale führen mit dem barocken Westportal, der klassizistischen Nordfassade und den gotischen Kreuzgängen im Inneren mehrere Baustile zusammen. Die Grundfläche wurde dabei von ehemals 8.200 m² auf 23.000 m² erweitert.

Betritt man den Dom vom Obradoiro-Platz aus über die doppelte Treppe, begegnet man im Eingang des Westportals (Fachada del Obradoiro) als erstes einem der bedeutendsten Kunstschätze der Kathedrale: dem Pórtico de la Gloria. Er wurde von Maestro Mateo und seiner Werkstatt bis 1188 geschaffen. Das mit Skulpturen ausgestattete Portal gilt als künstlerisches Meisterwerk.

Durchschreitet man den Pórtico, fällt der Blick durch das insgesamt fast 100 m lange, 8,5 m breite und fast 20 m hohe Mittelschiff auf den gegenüberliegenden prächtigen Hauptaltar, der über dem Grab des Apostels errichtet wurde. Sie entsprach sowohl der barocken Lust nach Üppigkeit als auch der Notwendigkeit, den seit fast sechs Jahrhunderten seine Farbe verlierenden Pórtico de la Gloria vor den Unbilden der Witterung zu schützen.

An den Seiten der Westfassade erheben sich die etwa 75 m hohen Türme, von denen der südliche (rechts) nach seiner Funktion Glockenturm („Torre de las Campanas“) und der nördliche (links) „Torre de las Carracas“ genannt wird - nach den Klappern oder Knarren, mit denen in der Karwoche („semana santa“) das Läuten der Glocken ersetzt wird.

Im Mittelgiebel erhebt sich das Standbild des Apostels Jakobus in einer Darstellung als Pilger. Zu seinen Seiten und etwas unterhalb begleiten ihn seine Schüler Atanasius und Theodor.

Den Altar schmückt ein vergoldeter Baldachin. Darunter befindet sich die Gruft mit einem silbernen Schrein, der die Reliquien enthält, unter anderen ein auf das Jahr 874 datiertes goldenes Kruzifix, das einen Splitter des Kreuzes Christi beinhalten soll.

Zu hohen Feiertagen oder auf Bestellung wird der berühmte Botafumeiro durch das Querschiff geschwenkt. Es handelt sich dabei um ein etwa 1,60 m großes Weihrauchfass, das an einem etwa 30 m langen Seil von der Decke hängt und nach dem Hochamt von sechs Männern in Bewegung gesetzt und bis hoch unter die Decke geschwungen wird. Außer seiner üblichen Funktion in der Liturgiefeier diente der Botafumeiro dazu, den Geruch der Pilger zu neutralisieren, die nach ihrer Wallfahrt auf dem Jakobsweg eine ganze Nacht wachend und betend in der Kathedrale verbracht hatten.

Die Orgel der Kathedrale von Santiago wurde in den Jahren 1977-1978 von der Orgelbaufirma Mascioni (Orgelbauer) (Italien) in dem historischen Orgelgehäuse von Manuel de las Viñas aus den Jahren 1704-1712 erbaut. Dabei fand das Pfeifenmaterial der Vorgängerorgeln Wiederverwendung. Das Instrument hat 59 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind elektro-magnetisch.

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf Kummer Faro – Vila Real de Santo Antonio bis Santiago de Compostela 4. März bis 22. April 2015
Details:
Aufbruch: 04.03.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.04.2015
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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