Kurztrip Marrakesch - Perle des Orients
Jardin Majorelle und ein wenig Katzenpisse
Ein Stück Paradies im Chaos von Marrakesch
Sind das nun Inselaffen oder doch die Amis vom Festland ? Sitzen gerade auf der Dachterasse des Cafe/Restaurant Nomad und sind uns unschlüssig ob die Vierergruppe neben uns tatsächlich Engländer sein könnten. Vom Slang her tendieren wir klar zu England, allerdings fehlen die untrüglichen Zeichen wie Sonnenbrand und Fußballtrickot. Seis drum, auf jeden Fall sitzen wir hier gerade auf dieser supergeilen Dachterasse, haben einen gesüßten Minztee vor uns stehen und Ira einen warmen Safran-Dattel Cake mit gesalzener Karamellsoße und ich ein Stück Choclate Cake in das mindestens 3 Tafeln Ritter-Sport verarbeitet wurden. GEIL! Scheiß auf Diät, scheiß auf den Schlankheitswahn. Läuft bei uns...überhaupt war heute ein richtig genialer Tag. Wir sind recht früh aufgestanden und gönnten uns das supersüße Frühstück im Riad. Nur so als Tipp: Wer morgens schon gerne die Dose Hausmacher aufmacht oder sich 300 Gramm Leberwurst aufs Brot schmiert, sollte lieber nach Bayern statt nach Marrakesch fahren. Frühstück ist hier prinzipiell süß und Wurst und Käse eine absolute Seltenheit. Eigentlich sollten alle Marrokaner adipös sein, oder zumindest stark übergewichtig. Sind sie aber nicht. Vielleicht sollte ich das mal näher durchleuchten und ein entsprechendes Ratgebervideo produzieren: Süss fressen ohne Dick zu werden - die Marrakesch-Diät. Na gut, jetzt bin ich irgendwie abgeschweift....
Jedenfalls wollten wir schnellstmöglich noch einmal zur Koranschule Ben Youseef, da diese gestern praktisch von Touristen überrannt wurde und auf fast jedem zweiten Bild irgend ein dickes Kind seinen Kopf ins Bild streckte oder eben andere Touristen die ebenfalls wild am knipsen waren zu sehen waren. Das ist das Kreuz mit den Touristen: Man ist selber einer, hofft aber immer das keine Anderen da sind und man den Platz oder das Gebäude für sich alleine geniesen darf. Da wir aber schon um 9:30 Uhr dort aufschlugen hatten wir tatsächlich Glück und kaum mehr als 10 Touristen standen im Innenhof. Also hab ich geknipst was das Zeug hergab. Für Ira gabs ein extra Fotoshooting und somit waren wir beide glücklich. Ira von vorne, Ira im Fenster, Ira im Profil, Ira sexy - meine Frau kann praktisch alles! Ich hatte Spass - Ira auch. Ceck, erledigt.
Danach gings weiter zum Jardin Majorelle, dem Wohnsitz des 2008 verstorbenen Designers Yves Saint Laurent, der neben knalligen Farben einen wunderschön angelegten Garten beherrbergt. Womit wir nicht gerechnet hatten, war die Tatsache, dass wohl sämtliche Touristen Marrakeschs genau den selben Plan hatten. Die Schlange vorm Anwesen war mehr als beachtlich was wohl auch an den Busladungen von Touristen lag, die direkt vors Gebäude gekarrt wurden. Gott sei Dank gabs auch schon vor dem Anwesen Bäume, so das man wenigsten nicht in der prallen Sonne stehen musste. War schon sehr umsichtig, der Yves! Für 70 Dirham gings in den Garten, für 30 mehr auch ins dortige Museum. Wir begnügten uns mit dem Garten und wurden nicht enttäuscht. Eine unheimlich gepflegte Anlage mit riesigem Kakteengarten, Bambus, exotischen Blumen und überall blauen und gelben Farbakzenten. Auch die Villa von Yves ist komplett in einem tiefen Indigoblau gestrichen, akzentuiert mit gelben Blumentöpfen. Keine Ahnung wie gut seine Mode war, aber das hat er schon sehr ordentlich hin bekommen. Natürlich hab ich auch hier fotografiert was der Finger (bzw. Akku) hergab. Wir chillten noch eine Weile auf einer der vielen Bänke dort, genossen die Sonne - diesmal mit Sonnencreme, soll ja keiner sagen, ich wäre nicht lernfähig - und machten uns dann auf den Rückweg.
Ich weiß ja nicht was die Statistik über die Sterberate von Marrokanern aussagt, bzw woran diese im Normalfall sterben. Meine Vermutung geht aber ganz klar in zwei Richtungen: 50 % werden überfahren, 49% sterben an einer Kohlenmonoxidvergiftung und 1 % stirbt eines natürlichen Todes. Es ist wirklich unfassbar wie hier gefahren wird, Verkehrsregeln scheinen offensichtlich nicht zu existieren, selbst rote Ampeln sind nur ein Richtwert, müssen aber nicht zwingend beachtet werden. In den Souks ist es noch schlimmer. Die Motorrad- und Mopedfahrer sind eine echte Plage. Überall wird gehupt, überholt und Fußgänger und Rafahrer geschnitten. Wie das die Esel aushalten ist mir ein Rätsel. Trotzdem sind noch alle unsere Gliedmassen dran, man passt sich eben den Gegebenheiten an. Aber genau dieses Chaos macht diese Stadt auch aus. Dieses scheinbar unüberschaubare, konfuse Gewussel, die engen Gassen, die Verkäufer der Souks, die Muezzine die täglich zum Gebet rufen, das verschneite Atlasgebirge im Rücken der Stadt und eben auch die vielen selbst ernannten "Reiseführer" die dir für 20 Euro freundlicherweise den Weg zeigen. Heute ging es übringens, wohl auch weil Ira und ich kompetentes Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit ausstrahlten. Lediglich ein wenig Haschisch wurde uns angeboten, was wir jedoch dankend ablehnten.
Gegen nachmittag sind wir dann wieder zurück ins Riad, pflanzten uns auf die Dachterasse und genossen buchlesend die Sonne. So kann mans aushalten. Zwischendurch ging ich mal wieder meiner zweitgrößten Leidenschaft im Urlaub nach (kommt gleich nach dem Fotografieren), dem Besuch der Kloschüssel. Ich brauch wohl nicht zu erwähnen, das ich mal wieder die Flitzkacke habe, diesmal aber aus Deutschland importiert. Mit lieb gewonnenen Gewohnheiten soll man halt nicht brechen. Tja, und während ich auf der Schüssel sitze, stolziert der Hauskater des Riads in unser Zimmer, schaut sich um und pisst uns an den Kamin im Zimmer. Revier markiert, Auftrag ausgeführt. Na prima...
Inzwischen ist die Sonne untergegangen, der Muezzin ist auch schon fertig, die Bedienung ignoriert uns seit einer halben Stunde und mir wirds langsam kalt. Außerdem sind die Inselaffen immer noch am quatschen, ich glaube es wird Zeit zu gehen. Schauen wir mal, ob wir den Weg ohne "Guide" zurück finden. Ich glaube fest an uns....
Nachtrag: Man soll den Tag eben nicht vor dem Abend loben. Ira wollte noch unbedingt das Roti dˋ Or suchen, ein kleines Restaurant mit gutem Essen und günstigen Preisen. Haben wir dann auch recht schnell gefunden und uns so einen Mexikanisch-Marrokanischen Misch-Masch bestellt. Nur dauert das ganze nun schon eine ganze Weile und mein Magen fährt Achterbahn (liegt wohl an den 5 Pfund Schokolade die im Kuchen waren). Wenn nicht bald eine Toilette in Aussicht steht, wars dann doch nix mit dem perfekten Tag....wir werden sehen.
Auch die Tierwelt fühlte sich sichtlich wohl. Neben Vögeln tummelten sich auch Schildkröten, Frösche und Fische im Anwesen.
Mittagessen im Riad Dar Chariffa, ein echter Volltreffer. Unheimlich schöner Innenhof, toll zum sitzen und relaxen. Essen war gut, die Preise in Ordnung.
Am Abend im Cafe Nomad (auch wenn auf dem Hut Cafe des Epices steht. Das ist direkt gegenüber und gehört irgendwie zusammen).
Aufbruch: | 25.03.2016 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 29.03.2016 |