Kurztrip Marrakesch - Perle des Orients
Oktoberfest auf Marrokanisch
Du musst feilschen Baby, feilschen!
Das dumme an Kurztrips liegt ja eigentlich schon im Namen: Sie sind kurz. Zu kurz! Die Stadt hier hat es uns echt angetan, und heute ist schon wieder der letzte Tag. Dafür war gestern aber noch einmal ein richtiger Sahneschnitten-Tag. Das Wetter war - wie schon die vergangenen Tage - bombastisch und wir konnten noch einige Punkte auf unserer To Do- / Must See-Liste abhaken.
Nachdem wir relativ spät aufgestanden sind (ich wollte doch eigentlich den scheiß Sonnenaufgang fotografieren) und Ira sich noch die Haare schön machen musste, gings erst gegen Mittag ins Gewusel der Altstadt. Unser erster Weg führte uns auf direktem Wege (wenn man in der Medina von direkt überhaupt sprechen kann) zum Jemaa el Fna. Auch mittags ist hier schon eine Menge los, und beim Weg durch die Orangensaft-Stände gilt eine eiserne Regel: Niemals zur Seite schauen. Was für ein Spektakel. Nur ein kurzer Blick zur Seite und man fühlt sich beliebter als Steve Jobs bei der Verkündung des neuen I-Phones. Von allen Seiten kreischen dich Marrokaner an, und wedeln mit ihren Wasserflaschen und Orangen als hätten sie dir Geld zu verschenken. Es gibt halt doch ein gewisses Überangebot auf dem Jemaa und für 40 Cent das Glas, muss man schon das ein oder andere Glas verkaufen um über die Runden zu kommen.
Weiter gings ins Ensemble Artisanal, eine "Shoppingmal" in der Künstler ihre Handwerkskunst präsentieren und man zu Festpreisen einkaufen kann. Hat uns jetzt nicht gerade umgehauen (wobei auch viele Geschäfte zu hatten), aber man wird tatsächlich in Ruhe gelassen und kann entspannt einkaufen und Preise vergleichen. Gekauft hatten wir dann aber nix, das wollten wir uns für abends aufheben.
Nächster Stop waren der El Badi Palast (der eigentlich nur noch Ruine ist) und der Bahia Palace in unmittelbarer Nähe. Vorallem letzter ist sehr empfehlenswert, da er über mehrere unheimlich schöne Innenhöfe verfügt. Leider waren wir recht spät dran, so das natürlich noch hunderte andere Touristen und Horden von Schulkindern die gleiche Idee hatten. Trotzdem tolle Location und für den Eintrittspreis von jeweils gerade einmal 10 Dirham auch unschlagbar günstig. Danach noch einmal einen kurzen Stop im Roti d´ Or zum Essen fassen und ab ins Riad noch einmal die Sonne auf unserer Dachterrasse geniesen. GEIL!
Gegen Abend machten wir uns dann ein zweites mal auf zum Jemaa um das dortige Treiben am Abend zu beobachten, wenn die Schlangenbeschwörer ihre Koffer packen und die Garküchen öffnen. Alter Schwede! Der Platz ist förmlich explodiert. Was bei uns das Oktoberfest ist, ist für den Marrokaner der Jemaa el Fna! Nur mit weniger Bier und Haxen. Eine unfassbar große Menge an Menschen auf dem Platz und drum herum, überall Gaukler, Boxer, Geschichtenerzähler, Comedians und und und. Wir suchten uns einen Platz im Les Premices, einem Cafe direkt am Jemaa und gingen auf die dortige Dachterrasse. Ah ja, da hatten wohl noch 164 Fotografen die gleiche Idee. Prima! Also dritte Reihe stehen und hoffen das was frei wird. Wurde dann irgendwann auch noch und wir genossen noch eine Zeit lang den Blick aufs Gewussel bis es dunkel wurde.
Jetzt stand nur noch ein Programmpunkt auf unserer Liste: Geld ausgeben. Jetzt muss man vielleicht dazu sagen das so mancher Marrokaner Preisvorstellungen hat, das eine Gucci-Boutique wie der KIK-Discount um die Ecke wirkt. Man multipliziere seine eigenen Gehaltsvorstellungen mit mindestens Faktor 3-4, dann kommt man so ungefähr in die Nähe dessen, was der Marrokaner als angemessen erachtet. Sobald man sagt, das man aus Deutschland ist, beginnen die Augen zu leuchten (Deutschland sehr gutes Land) und die Preisvorstellungen verfestigen sich. Weil wir in Deutschland offensichtlich alle reich sind (im Bezug auf das Durchschnittsgehalt eines Marrokaners stimmt das wohl auch), und uns 50 Euro mehr oder weniger im Geldbeutel sowiso nix ausmachen. Mir schon, weil auch ich fürs Geld arbeiten muss. Also führt kein Weg dran vorbei: Man muss feilschen was das Zeug hält. Ira ist darin ein kleiner Meister (immer lächeln und gut aussehen) und wenn gar nix mehr geht die Mitleidskarte ziehen: Ich bin jung und hab kein Geld. Können die Marrokaner allerdings genauso: Ich bin arm und hab 2 Frauen und 6 Kinder . Wir hatten trotzdem Erfolg und kauften Schmuck, Kaftan, Teller, Öle, Gewürze, Süßkram usw. Jetzt haben wir natürlich schiss, das der Koffer ein Loch in den Flieger reißt und wir pro Kilo soviel draufzahlen wie der eigentliche Gesamtwert der neu erworbenen Präsente. Warten wirs mal ab.
Auf jeden Fall war Marrakesch eine Reise wert, uns hat es unglaublich gut gefallen. Man darf nicht so ängstlich sein, auch wenn in jeder dunklen Gasse mindestens noch zwei dunklere Gestalten stehen. Die Menschen waren alle sehr freundlich zu uns (mal abgesehen von den selbsternannten "Guides") und in den Souks muss man sich einfach treiben lassen.
Unsere Tipps für Marrakesch:
-Ladet euch eine Karte von CityMaps2Go aufs Handy, das GPS sagt euch immer wo euer aktueller Standpunkt ist (daher deutlich besser als traditionelle Karten) - hat uns definitiv den Arsch gerettet
- Unbedingt ein Riad buchen und kein anonymes Hotel ausserhalb der Medina. Wir können unser Riad de Vinci nur wärmstens empfehlen. Toller Service, super Dachterrasse und geräumige Zimmer zu fairen Preisen
- Die frischen Orangensäfte und den traditionellen Minztee trinken, schmeckt beides deutlich intensiver als in Deutschland
-evtl eine geführte Halbtagestour (wie wir) zu machen, um einen ersten Eindruck der Stadt zu gewinnen und sich besser orientieren zu können
-den Jemaa el Fna bei Nacht besuchen, er ist einfach das Zentrum Marrakeschs und sollte auf jeden Fall mit auf dem Plan stehen
-Cafe Roti d´ Or: Wirklich sehr gutes Essen & selbstgemachter Eistee zu unschlagbar günstigen Preisen
- Must See: Jardin Majorelle, Ben Youseef Moschee, Bahia Palace, Souks
- Wer sich doch einmal verläuft: In Geschäften oder Frauen fragen, wird deutlich günstiger bzw. kostet gar nix. Bei selbsternannten "Guides" immer vorab einen Fixpreis verhandeln, das spart eine Menge ärger im nachhinein
-wer gut zu Fuß ist, kann auf Taxis problemlos verzichten, wir konnten alle unsere Ausflugsziele (auch das Jardin Majorelle) gut zu Fuß erreichen
Aufbruch: | 25.03.2016 |
Dauer: | 5 Tage |
Heimkehr: | 29.03.2016 |