Journées gourmandes en Ardennes
Wehrkirchen
Interessante Zeitungsartikel aus dem Kölner Stadtanzeiger und der Märkischen Zeitung von 2001:
Wenn Kirchen zu Trutzburgen werden
Gotische Bollwerke aus dem 17. Jahrhundert entlang der „Route des Eglises Fortifiées de Thiérache.
Die Idylle könnte kaum perfekter sein: Über eine hügelige Landschaft hat die Natur Hecken und Wiesen „gemalt", so weit das Auge reicht. Schmale Flüsse und Bäche zerteilen den saftgrünen Flor in kleine Parzellen, Unter Apfelbäumen grasen zufriedene Kühe. Klatschmohn, Butterblumen und andere Wiesenblumen blühen am Straßenrand. Wenn man durch diese urwüchsige Gegend namens Thiérache am Schnittpunkt zwischen dem Plateau von Rocroi, den Bergkämmen der Vorardennen und dem Porcien fährt, trifft man in abgelegenen Talsenken auf kleine Dörfer und Weiler, deren Architektur so außergewöhnlich ist, dass der Reisende aus dem Staunen nicht mehr herauskommt.
Denn nirgendwo sonst in Frankreich finden sich derart viele Wehrkirchen, festigte Bauernhöfe und Herrenhäuser wie in diesem märchenhaft verwunschenen Teil der französischen Ardennen westlich von Rimbauds Geburtsstadt Charleville-Mézières.
Im 16. und 17. Jahrhundert wurde das historische Grenzland zwischen Frankreich und Spanien, zumal während der Religionskriege, immer wieder von plündernden und brandschatzenden Freischärlern und Soldaten heimgesucht. Nicht selten raubten die feinen Herren der Thiérache auch ihre eigenen Untertanen aus. Den Bürgern blieb schließlich nichts anderes übrig, als sich selbst zu schützen. Also bauten sie ihre Häuser, vor allem aber ihre gotischen Kirchen, zu gewaltigen Bollwerken aus, in denen auch die Tiere Unterschlupf fanden. Eckige Türme, Bergfriede, Schießscharten
Zinnen und Pechnasen lassen die Gotteshäuser der Thiérache noch heute wie kleine Burgen aussehen. Wenn der Feind nahte und die Alarmglocke erklang, verschanzten sich die Bürger auf den Dachböden der Kirchen. Von den Mauersimsen warfen sie Steine auf die Angreifer herab oder zündeten ihre Geschütze. Auf der 150 Kilometer langen „Straße der Wehrkirchen“ („Route des Églises Fortifiées de Thiérache“) steht auf den braun eingerahmten sechseckigen Hinweisschildern) - einer von sechs touristischen Routen in den französischen Ardennen - lernt man insgesamt 17 dieser eindrucksvollen Befestigungsanlagen kennen.[/k]
[f]In der Stille der Thierache[/f]
[k]Die Landschaft in Nordfrankreich steckt voller wehrhafter Kirchen
CHRISTOPH WENOT
(Einsamkeit kann man nicht steigern, oder doch? Dann könnte eine Steigerungsform Thiérache heißen. Das unbekannte Land im Norden Frankreichs ist unberührte Einsamkeit. Hier laufen die Waldberge der Ardennen sanft gegen die Rebfelder der Champagne aus. Kleine Flüsse wie die Aisne, der Thon, die Oise oder die Serre winden sich wie ratlos durch grüne Wiesen oder an Bäumen voller pausbäckiger Äpfel vorbei. Autos sind selten auf den schmalen Straßen. Hin und wieder schmiegt sich ein kleines Dorf an Wiesenhänge. von dichten Büschen umgeben. Neben den kleinen grauen Steinhäusern erhebt sich fast immer ein eigenwillig geformtes Taubenhaus, und die gepflegten Waschbrunnen vermitteln den Eindruck, die Zeit sei stehen geblieben. Fast sieht es aus, als verberge sich solch eine menschliche Siedlung. Tatsächlich mussten sich die Menschen Jahrhunderte lang in den Dörfern verstecken. Zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert bedrängten im längst nicht mehr existierenden Herzogtum der Thiérache Söldner, Plünderer und Räuber die Bauern. Damals entstand der Schatz der Thiérache, wurden die fast 100 wehrhaften Kirchen gebaut. In diese Kirchen, deren Türme zu Donjons umgebaut waren, die mit dicken Mauern mit Schießscharten, Pechnasen und Aussichtstürmen für die Wärter versehen wurden, flüchteten sich immer wieder die Menschen, verbargen sich und ihr Vieh. Offene Kamine, Backöfen, auch Brunnen im Inneren der Gotteshäuser erzählen davon, ebenso wie die geheimen Zufluchtskammern über dem Kirchenschiff.
Kleinod hinter verwilderten Hecken - das Wasserschloss Gruyères.
Nirgendwo in Frankreich finden sich auf so kleinem Raum so viele dieser Wehrkirchen, die zu den ganz großen historischen und kulturgeschichtlichen Zeugen aus der Zeit des Hundertjährigen Krieges, des Dreißigjährigen Krieges oder der so genannten Fronde gehören. Doch Touristen verirren sich nur selten in die Thiérache, folgen vor allem in den Departements Aisne oder Ardennes ausgeschilderten Straßen der Wehrkirchen. Diese Routen führen zu den schönsten dieser Kirchenfestungen wie Aouste, Signy-le-Petit, Vervins oder Prisces, Plomion, Servion oder Marly-Gomont. Manche der Gotteshäuser sind verfallen, andere gemeindeeigene Rumpelkammern, wieder andere sorgfältig gepflegte Kulisse für kulturelle Veranstaltungen.
Es ist eine besondere Welt, in die die „Routes des Eglises Fortifiées" den Besucher führen.[/k]
Route des Eglises Fortifiées de Thiérache
Diese Rundtour durch das Thiérache-Gebiet führt über verkehrsarme Landstraßen und Wirtschaftswege zu typischen Wehrkirchen. Dabei wird eine hügelige, abwechslungsreiche Landschall durchstreift. Heckengesäumte Weiden und Wiesen prägen diese Region in den Südwestausläufern der Ardennen ebenso wie lichte Laubwälder, Streuobstwiesen, alte Scheunen und ruhige Ortschaften mit historischer Markthalle, Waschhäusern oder Dorflinde erinnern an vergangene Zeiten.
Wir starten nach Plan in Launois sur Vence, wo wir uns wegen der Journées gourmandes in der alten Poststation aufgehalten haben.
Aufbruch: | 02.06.2017 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 05.06.2017 |
Belgien