Meine Reise nach St. Petersburg & Umgebung
Mit dem Suchtrupp in den Wald
...und wieder in die Provinz
Am folgenden Tag gibt es nichts zu berichten, da ich einen ordentlichen Migräneanfal bekam. Ja, ich gehöre zu den 6 % der Männer, die manchmal darunter leiden
So blieb mir aber mehr Zeit, mich auf das Abenteuer mit dem Suchtrupp vorzubereiten. Mein russischer Freund ist selbst in einem Suchtrupp aktiv, der von Moskau finanziert wird und er lud mich ein, einmal mitzukommen um selbst mal zu graben. Wir fuhren am nächsten Morgen wieder Richtung Osten, nach Kirwosk Richtung Süden zum ehemaligen Newa-Brückenkopf. Dort hatten sich schon seine Kollegen mehrere Wochen im Wald eingerichtet mit Zelten, Spaten, Metalldetektoren, Nahrung für mind. zwei Monate, Trinkwasser und Tee. In diesem Moment betrat ich ein Parralleluniversum. Das war komplett anders als alles andere, was ich bisher erlebt habe. Die Begrüßung fiel etwas kühl aus, da manch älterer Suchtruppteilnehmer eine "spezielle" Meinung über Deutsche hat. Aber nachdem wir uns eingerichtet hatten und einen ersten Tee mit den anderen tranken, taute alles ein bisschen auf. Mich überraschte, dass dort auch 14-jährige Mädchen und Jungen herumliefen und wie selbstverständlich bei allem mithalfen. Die jungen Leute waren sehr interessiert an meiner Geschichte; wieso, weshalb, warum ich ausgerechnet nach Russland gekommen bin, da unsere Länder mal verfeindet gewesen sind. Das waren aber alles sehr positive, konstruktive Gespräche und mit manchen Leuten von damals habe ich noch immer Kontakt, da viele auch gutes Englisch sprechen und sie mir in diesen zwei Tagen ans Herz gewachsen sind.
Als wir zu unseren Zelten zurückgehen wollten um unsere Ausrüstung zu holen, stockte mir einmal kruz der Atem. Wenige Meter von meinem Zelt entfernt lag eine Zeltbahn ausgerollt mit den sterblichen Überresten von ca. 20 Soldaten. Aus Pietätgründen werde ich keine Fotos davon einstellen.
Teilweise konnte man sie noch identifizieren, die meisten leider aber nicht mehr. Das Problem bei er Identifizierung von russ. Soldaten ist, dass sie nicht wie die Deutschen oder Amerikaner Erkennungsmarken aus Metall haben, sondern eine kleines Metallröhrchen mit einem Papierzettel darin. Dieser Zettel kann sich u.U. im Lauf der Zeit auflösen und dann ist ein Schicksal leider weiter unklar.
Nachdem wir also unsere Sachen gepackt haben ging es los. Wir stellten unsere Detektoren ein und suchten nach metallischen Gegenständen. Nach den ersten Metern gab es direkt ein Signal und ich fand in einem Schützengraben die Hülsen von russischen und deutschen Gewehren. Wenige Meter weiter das selbe Spiel: Signal, graben, Munition gefunden. Der gesamte Waldboden weist eine sehr hohe Konzentration von verschiedenen Metallen auf. So buddelten wir uns noch mehrere Stunden durch den russischen Wald, mit mäßigem Erfolg. Die gefundene Munition gaben wir Mitgliedern des Kampfmittelräumdienstes, der sich um die Entsorgung kümmerte.
Abends am Lagerfeuer war dann eine sehr angenehme Stimmung mit tollem Essen. Es gab Schaschlik und Blinis
Die Leute waren sehr entspannt und es stellte sich heraus, dass einer der Jungs sogar die Ballade der Loreley auf deutsch aufsagen konnte.
DIe Nacht war kalt und regnerisch, das Trommeln des Regens kann einem den Schlaf rauben. Aber es war einfach schön, mal wieder wild zu campen.
Zum Frühstück gab es Suppe und Tee, für unterwegs hatten wir uns noch am Vortag mit Proviant eingedeckt. Einer unserer Kollegen, Sascha, fand eine russische Feldflsche, wo jemandes Initialien und einige Zahlen eingeritzt worden waren. Er schenkte mir sie als Zeichen neuer russisch-dutscher Freundschaft. Das hat mir sehr viel bedeutet.
Abends sind wir dann mit dem Bus wieder nach St. P. zurückgefahren und ich war wirklich froh, wieder duschen und in einem normalen Bett schlafen zu können
Aufbruch: | September 2016 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | September 2016 |