Donau-Radtour von Leipheim nach Passau in 2018
4.Etappe: Seebach - Passau am 13. Mai
Ein Hinweis im Vorfeld der jeweiligen Kartenauszüge:
Auf das Beschriften der Donau habe ich mal verzichtet, denn andere Flüsse treten ja gar nicht (merklich) in Erscheinung.
Eigentlich wäre die Tour am Schlusstag, abgesehen vom Seitenwechsel am Kraftwerk kurz vor dem Schlussziel Passau, komplett in Flußrichtung links verlaufen. Bedingt durch meine private Ahnenforschung und der daraus folgenden Variante über die kurzen Abstecher nach Thundorf, Gilsenöd und Hinterreckenberg, ergaben sich zwei Seitenwechsel mittels Personenfähre von Niederalteich nach Thundorf und unterhalb der Donauschleife wieder zurück nach Winzer über die Donauwaldbrücke.
Das Fahrrad steht schon startbereit gepackt vor dem Eingangspavillon des "Zwickl", aber es geht nicht schnurstracks entlang des Donauradwegs zum Dreiflüsse-Eck in Passau, dem aktiven Schlußpunkt dieser Radferntour, sondern zu einem Spezial-Vormittag mit Umwegen in der Umgebung. Mehr dazu im folgenden.
Anfangs gleich ein ungeplanter, aber nur kurzer Umweg am Donauradweg aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen.
Vorbei an der Benediktinerabtei St. Mauritius in Niederalteich ging's dort zur Personen- und Radfahrerfähre, die zur Ortschaft Thundorf südlich der Donau führt.
Thundorf hatte für mich auf dieser Tour schon seit der Planung eine sehr emotionale Bedeutung, da aus dieser Ortschaft mein Urgroßvater väterlicherseits stammte. Bis Gilsenöd zwischen Thundorf und Moos in Niederbayern trug mich bei der folgenden kleinen Ahnenforschung der erste Umweg zu namensverwandten Einwohnern (nicht aber Rohbogner, den betreffenden Namen möchte ich vorsichtshalber gemäß Datenschutz nicht nennen).
Aber diese Familie war vielleicht nur eine indirekte Verwandtschaft und vielleicht noch irgendwo in der Gegend lebende Verwandtschaft von mir in dieser kurzen Zeit auszumachen wäre schon großer Zufall gewesen.
Trotzdem hatten wir ob meiner kleinen Ahnenforschung ein recht interessantes Gespräch und ich möchte der Familie, wenn sie diese Zeilen zu Lesen bekommt, auch auf diesem Wege nochmals meinen besten Dank ausrichten, daß sie sich am späten Sonntag Vormittag für mich diesbzgl. Zeit nahm.
Um den zweiten Umweg an diesem Tag zu tätigen, hätte ich wiederum die Personenfähre nehmen können, nutzte dafür aber die Donau-Wald-Brücke um wieder auf die Donaunordseite zu gelangen.
Von dort gelangte ich zur Ortschaft Winzer, von deren Ende ich linkerhand einen sehr steilen, aus dem Donautal herausführenden Anstieg in Angriff nahm. Im mittleren Teil sogar so steil, daß ich zwischenzeitlich in den "Radschiebemodus" überging.
Auf der Donau-Wald-Brücke, 550 m lang und 1976 eingeweiht.
Sollte eigentlich zwischen Niederalteich und Thundorf gebaut werden, wo die Personenfähre verkehrt, dann jedoch der Bau zwischen Osterhofen und Winzer.
Ziel des zweiten heutigen Umwegs ist Hinterreckenberg.
In dieser Ortschaft steht nämlich das Geburtshaus meiner Großmutter väterlicherseits.
Von Hinterreckenberg aus kann man in nördliche Blickrichtung Höhenzüge des Bayerischen Waldes erkennen.
Das gegenwärtig im Umbau befindliche Geburtshaus meiner Großmutter, das sich in Fremdbesitz befindet.
Spezial-Emotionalpunkt Nr. 2 dieser Radferntour !
Auch hier mein großer Dank an die gerade anwesenden Eigentümer für die Fotografieerlaubnis. Die Kfz-Kennzeichen, sowie die Hausnummer hab ich zusätzlich verschleiert.
Dies hätte ich auch ohne den neuen "Datenschutz-Durcheinander" in Form der DSGVO getätigt, aber es wird halt alles noch sensibler, was öffentliche Fotografie angeht.
Zu sagen sei noch, daß ich von einem älteren, kundigen Einwohner von Hinterreckenberg darauf hingewiesen wurde, daß vor längerer Zeit die Hausnummern in der Ortschaft teilweise umgeändert wurden.
So konnte er mir den Weg zum richtigen Haus weisen, das die in meinem Besitz befindlichen, alten Dokumenten ausgewiesene damalige Hausnummer besaß.
Sonst hätte ich auch noch das falsche Haus abgelichtet...
Nochmals ein kurzer Blick zurück in Richtung Hinterreckenberg, das in etwa Bildmitte hinter dem Waldrücken verborgen liegt.
Berichts-Endspurt
Nun aber wieder zurück zur eigentlichen Haupttour dieser erlebnisreichen und schönen Vier-Tages-Tour und hiermit möchte ich den "Berichts-Endspurt" nach Passau einläuten.
Bei Oberschöllnach führt mich mein Weg ein kleines Stück an der
"Kleinen Ohe" entlang, die aus in den Hochlagen des Bayerischen Waldes entspringenden Quellbächen über eine Entfernung von ca. 27 km in die Donau mündet. Hier im Bild hat sie noch etwa 100 m Fließstrecke zurückzulegen.
Kurz nach der Ohe-Mündung wird die Burgruine Hilgartsberg erreicht, eine sogenannte Spornburg aus dem Mittelalter um das 11. Jahrhundert, die lt. Beschreibung unterhalb des Berggipfels, aber steil über dem Tal liegt, was aber auf den folgenden Fotos nicht so recht zu erkennen ist.
Eine Spornburg ist die weit verbreitetste Art einer Höhenburg im deutschsprachigen Raum.
Anschließend ein letztes mal aus zwei verschiedenen Zoom-Ansichten die Burgruine Hilgartsberg.
Den Kopf nochmals umgedreht fällt der Blick auf die zwei Schlote des mittlerweile stillgelegten Gaskraftwerks von Pleinting. Dieses steht auch in der Diskussion um abgerissen zu werden.
Nicht nur auf dem Donauradweg befinden wir uns, sondern aufgrund kleiner, erklärender Planetenmodelle zugleich auch auf dem "Donauplanetenweg", der von Winzer bis Vilshofen führt und ein statisches Modell unseres Sonnensystems im Maßstab 1:1 Milliarde darstellt.
Kurz vor Vilshofen taucht zum ersten mal auf einem Radwegweiser "Passau" auf.
Dies wirkt gleich fast wie Rückenwind, obwohl ich besonders an den letzten beiden Tagen von unangenehmen Gegenwindeinwirkungen geplagt wurde.
Kurz vor der Donaubrücke in Vilshofen beginnt der "BierRadlWeg", der über eine Länge von 13 km nach Aldersbach, südwestlich von Vilshofen gelegen, führt.
Das Startportal ist dabei auf witzige Weise aus doppelreihigen (leeren ) Bierträgern und einem darauf befindlichen Fahrrad gestaltet.
Gleich unterhalb der Marienbrücke stromabwärts bietet sich ein schöner Ausblick auf das Vilshofener Zentrum mit einem davor an der Donaulände angelegten Flußkreuzfahrtschiff.
Etwa 7 km stromabwärts von Vilshofen trifft man auf die Sandbacher Fähre, deren erste urkundliche Erwähnung auf den 15. Mai 1379 datiert.
Es handelt sich dabei um eine Gierseilfähre, die infolge eines eingeschlagenen Anstellwinkels gegen die Strömung ohne Motor, nur mit Hilfe eines Seils und mit der Nutzung des Strömungsdrucks des Flusses angetrieben wird.
Der Außenbordmotor dient bei dieser Fähre lediglich dazu, die Fähre in die richtige Stellung zur Strömung zu bringen und Strecken mit geringerer Strömung zu überwinden.
Bei der Donaufähre Eining-Hienheim kurz vor Kloster Weltenburg musste der Fährmann noch mit reiner Körperkraft und mittels eines Ruders die Fähre in die richtige Stellung bringen,
Probleme durch geringe Strömungsgeschwindigkeit (rund 2 km/h sind erforderlich) entstehen durch die Aufstauung der Donau und das Kraftwerk Kachlet kurz vor Passau.
Bei Schalding überquert die mit einer Gesamtlänge von 1020 m längste Brücke der BAB 3 und längste deutsche Donaubrücke den Strom.
Kurz nach der Autobahnbrücke nähert sich von links die Gaißa, die nach dem Zusammenfluß von Großer und Kleiner Ohe (hat nichts mit der Ohe weiter oben am Anfang dieses Tages zu tun) noch eine Eigenlänge von 20 km aufweist und alsbald in die Donau mündet.
Die letzte Donauquerung steht an und zwar auf dem Fußgänger- und Radfahrerweg am 144 m langen Kachletkraftwerk bei Maierhof im Stadtgebiet von Passau.
Über den Steinbögen verläuft dabei der Weg zur linken Seite, wo sich dann das 175 m lange Stauwehr anschließt.
Nach dieser letzten Donauquerung eine kleine Statistik:
Wie oft bin ich während dieser Ferntour über die Donau gewechselt?
14 x via Brücken incl. Kraftwerke,
2 x mit Fähren und 1 x mit der Zille vom Kloster Weltenburg (Südseite) auf ca. 2 km Fahrtlänge zur Nordseite am sogenannten Klösterl kurz vor Kelheim.
Blick vom Stauwehr stromaufwärts zum Stauraum vor dem Kraftwerk, der sich auf insgesamt 28 km Länge ausdehnt.
Von der gleichen Stelle aus sieht man stromabwärts in Richtung Zentrum eine Stahlgitterbrücke für die 49,5 km lange Ilztalbahn von Passau nach Freyung und dahinter mit der Bogenform die Stabbogenbrücke, benannt nach Franz-Josef Strauß, die die B 12 über die Donau führt.
Sie wurde 1989 eröffnet und ist die jüngste Donaubrücke im Stadtgebiet von Passau.
...und kurz nach diesem letzten Seitenwechsel über die Donau begegnet mir auf meiner Straße ins Passauer Zentrum dieser schnuckelige Oldtimer-Omnibus als optische Augenweide.
Entlang der Fritz-Schäffer-Promenade hatten mehrere Flußkreuzfahrtschiffe angelegt, um ihren Passagieren Landgang zu gewähren.
Jedoch lästern auch viele Passauer über die "einfallenden" Touristen.
Über diesen Fluch und/oder Segen, der auch in Regensburg, Bamberg und anderen Touristen-Mekkas existiert, gibt es einen ausführlichen Zeitungsbericht vom 22.1.2018 in der Süddeutschen Zeitung:
"Passau wird zur Pappkulisse"
Wer sich dafür interessiert, kann ihn sich unter folgendem Link verinnerlichen:
"Passau wird zur Pappkulisse"
Also ich habe von den durchschnittlichen
28 € der Kreuzfahrer im Bericht keine 5 € in Form von zwei Eis am Stiel im Hauptbahnhof in der Stadt gelassen, geschweige denn einen Oktoberfesthut gekauft, dafür aber auch nicht die Innenstadt verstopft, die ich außen bzw. innen vor ließ.
Auf Durchfahrt befindet sich das luxuriöse Kristallschiff "Donau", in dem rund eine Million Swarowski-Kristalle verbaut sind.
Dieses in 2007 umgebaute 78,5 m lange und 11 m breite Erlebnisschiff für 600 zugelassene Fahrgäste wurde in 1982 in Regensburg gebaut und in 2007 in Linz umgebaut und wird für Rundfahrten in und um Passau eingesetzt.
Gegenüber der Passauer Altstadt thront auf dem Georgsberg über Passau die 1219 gebaute Veste Oberhaus.
Sie wurde vom ersten Passauer Fürstbischof Ulrich II. um eine bereits bestehende Georgskapelle errichtet.
1932 wurde dort von der Stadt Passau das Oberhausmuseum eingerichtet.
Die Bronzebüste von Emerenz Meier, deutsche Schriftstellerin und neben Lena Christ die bedeutendste bayerische Volksdichterin.
*3.10.1874, +28.2 1928
Gleich nach der Veste mündet zwischen dem schlanken Turm und der mehrfarbigen Häuserzeile die etwa 40 km lange Ilz (mit Oberläufen etwa 70 km) in die Donau und bildet somit als dritte Komponente das Drei-Flüsse-Eck aus Donau, Inn und Ilz.
Und dann ist es soweit, mein virtuelles Hirn-Navi teilt mir mit:
Jetz bist do, wosd hi wuiddsd !
Das war bayrisch für.
Jetzt bist du dort, wo du hinwolltest !
Von links die Donau (die Ilz bereits einbezogen), von rechts der Inn, im Hintergrund alles nur noch Donau.
Ergänzend gesagt:
Etwa zwei km stromabwärts (ja, jetzt ist die Donau offiziell ein "Strom") von hier ab Achleiten (Österreich) verläuft auf etwa 27 km Länge bis Engelhartszell (Österreich) die Staatsgrenze von Österreich und Deutschland in Fluß- bzw. Strommitte, bevor Österreich als "..., Land am Strome,..." (aus der österreichischen Nationalhymne) die komplette Gebietshoheit an der Donau übernimmt.
... schultert sich der Drahtesel leichter, der mich von Donnerstag halb zwölf mittags am 10.5.2018 bis Sonntag halb vier nachmittags am 13.5.2018 zuverlässig voranrollen ließ.
Ein praktischer Tipp vom Fernradler:
Bei einem bekannten Online-Auktionsunternehmen erstand ich im Frühjahr günstigst ein langärmliges, fast weißes Radtrikot, um bei Sonneneinwirkung die mehr oder weniger lästig-schmierige Verwendung von Sonnencreme zu vermeiden. Weiße Farbe wärmt sich nicht so sehr auf und bei kühlen Temperaturen tut's auch beste Dienste.
Das kurzärmlige rot-schwarze Trikot hatte ich deshalb übergezogen, da als einzige unpraktische Eigenschaft des weißen Trikots nur ein einziges, zu kleines Rückentäschchen für einen schnellen Zugriff auf das Foto-Handy hatte.
Aber ansonsten ein guter Tipp aus eigener Erfahrung - passende Rückentaschen könnte man ja noch annähen.
Das Rad trägt nach vier Tagen Rollstrecke mit vielen geschotterten Passagen deutliche Spuren von "Staub-Patina".
Auf der Innseite bin ich noch ein kurzes Stück bis zum Schaiblingsturm hochgeradelt, um dann nochmals über den Spielplatz am Dreiflüsseeck zur Donau als Hauptdarstellerin der Tour zu wechseln.
Ein letzter Blick ein Stück donauaufwärts, da mich meine folgende Rückfahrt mit der Bahn nach Hause über eine Strecke abseits der Donau führte.
Mit Blick auf diese wunderschöne Nohab-Diesellok vor einem Nostalgiesonderzug - der akustische Ohrenschmaus des brummelnden Dieselmotors liegt mir immer noch in den Ohren und der Ergänzung, daß ich noch kurz nach 17 Uhr gleich die Rückreise mit einer Zugverbindung über Pocking, Mühldorf und Rosenheim zum Heimatbahnhof Westerham antrat, den ich gegen 21 Uhr erreichte (zzgl. 10 Minuten Radfahrt nach Hause), beende ich mal abgesehen von einer noch folgenden Nachbetrachtung die aktive Reisebeschreibung.
Aufbruch: | 10.05.2018 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 13.05.2018 |