Südböhmen - rund um den Lipno-See
Vyssi Brod und sein Zisterzienserkloster
Von Rožmberk nad Vltavou nach Vyssi Brod (Hohenfurth) führt eine gut ausgebaute Straße entlang der Moldau. Vyssi Brod ist berühmt für sein Zisterzienserkloster aus dem Jahre 1259, das an der Straße Richtung Lipno liegt. Erbaut wurde es von Peter Wok II. aus dem Geschlecht der Rosenberg. 1941 wurde das Stift von den Nazis geschlossen. Nachdem es 1990 an die Zisterzienser zurückgegeben wurde, beherbergt es heute einige wenige Mönche. (Visueller Rundgang: https://www.klastervyssibrod.cz)
Vissy Brod und sein Zisterzienserkloster
Dazu muss man wissen, dass Tschechien ein wahrhaft säkulares Land ist. Bei der Volkszählung 2011 bekannten sich nur 20 Prozent der Tschechen zu einer Konfession, davon 10 Prozent zur römisch-katholischen Kirche. Geradezu als Volksheld wird dagegen der Priester Jan Hus verehrt, der 1402 begann, im Böhmerwald in tschechischer Sprache zu predigen. Der Reformator kritisierte die Habsucht und das Lasterleben der kirchlichen Würdenträger und verlangte, dass die Bibel wieder zur Grundlage der kirchlichen Lehre werden solle. Die katholische Kirche machte kurzen Prozess und verurteilte Jan Hus auf dem Konzil von Konstanz als Ketzer zum Tod auf dem Scheiterhaufen. Am 6. Juli 1415 wurde das Urteil vollstreckt. Doch Hus‘ Lehre verbreitete sich weiter und seine Anhängerschaft wuchs. Die Hussiten formierten sich und 1419 kam es zum sogenannten Ersten Prager Fenstersturz. Zwei katholische Ratsherren wurden von Hussiten aus dem Fenster des Rathauses geworfen, was der Auftakt einer Revolte war. In der Schlacht am Veitsberg konnten die Hussiten, unterstützt vom böhmischen Adel, die gegen den König eingestellt waren, das zahlenmäßig weit überlegene päpstliche Kreuzfahrerheer besiegen. Sechzehn Jahre dauerte der Kampf, bis die römisch-katholische Kirche die Oberhand gewann und die Hussiten endgültig besiegte.
Doch zurück zum Zisterzienserkloster in Vyssi Brod und zu den Gruselgeschichten. Die Rosenberger haben hier nämlich ihre Familiengruft, das letzte Familienmitglied wurde 1611 beigesetzt. Und die Legende besagt, jedes Jahr an Allerheiligen um Mitternacht steigen die Rosenberger aus ihrer Gruft empor, um sich in der Domkirche zu versammeln.
Wir schließen uns einer Führung an, die leider auf Tschechisch ist, doch wir bekommen eine Beschreibung mit deutschem Text ausgehändigt. Die Domkirche wirkt nicht wirklich gruselig, hat einen Barockaltar aus dem 14. Jahrhundert, zwei Orgeln und ein beeindruckendes Chorgestühl. Danach geht’s in die Gemäldegalerie mit einer Sammlung von Madonnenbildern. Mein Herz höher schlagen lässt allerdings die wunderbare Klosterbibliothek aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die in zwei prächtigen Sälen über 70.000 Bände beherbergt.
Es ist später Nachmittag und wie üblich um diese Zeit zieht sich der Himmel zu und es beginnt zu regnen.
Aufbruch: | 22.05.2018 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 29.05.2018 |