Armenien auf eigene Faust
Edschmiadzin - der Vatikan Armeniens
Tag 3
Heute wollen wir unbedingt Zug fahren. Vom bekannten (Haupt-)Bahnhof südlich des Zentrums soll es in einer halben Stunde nach Edschmiadzin gehen. Allerdings fährt der Zug bereits um 7.55 Uhr.
Wir laufen um 7.30 Uhr durch menschenleere Straßen - an einem Werktag - und in der Metro sind nur etwa 8 Personen. Die Fahrt kostet 100 AMD, es gibt keinen Streckenplan, aber nach mehreren "Interviews" wohl auch nur eine Linie mit 10 Haltestellen. Leider steigen wir trotz eines hilfsbereiten jungen Mannes, der Englisch spricht (geboren im Libanon, mit der Familie weitergezogen wegen des Krieges nach Syrien und schließlich erstmals im Leben als ethnischer Armenier im eigentlichen "Heimatland" angekommen - interessante Vita!) mangels genereller Info an der falschen Station aus und verpassen den Zug knapp - falls es je einen gegeben hat, denn der Bahnhof sieht eher wie eine Kathedrale aus, ein Fahrkartenschalter ist auf Anhieb nicht zu sehen und in Edschmiadzin wird man später behaupten, dass hier gar kein Zug hält...
Jedenfalls fahren die öffentlichen Minibusse dorthin von einem "ominösen" Kilikian-Bahnhof aus, den man auf keinen Stadtplan finden kann, und so beschließen wir, unser Glück mal wieder mit einem Taxi zu versuchen.
Wir haben tatsächlich Glück, erwischen eine sehr freundlichen Fahrer mit einem realistischen Preis (3000 AMD für eine halbe Std. Fahrt), aber mit einem stark beschädigten Mercedes - den hatten wir erst nur von Hinten gesehen...
In Edschmiadzin, dem Vatikan Armeniens, wollen wir natürlich auch ins Museum, das die Heilige Lanze birgt; allerdings öffnet es erst um 10.30 Uhr. Da noch Zeit ist, suchen wir die Kirche Gayane auf und haben wiederum ein gutes Gespür, es beginnt gerade eine Taufzeremonie.
Anschließend kaufen wir Eintrittskarten für 1500 AMD und suchen das Museum - es ist IN der Kirche hinter dem Altar. Leider nicht ausgeschildert. Und die Lanze ist grade in der MET in New York. Das hätte man auch gleich sagen können...! Die anderen Ausstellungsstücke - Handreliquien (!) Zeremoniegewänder und -gegenstände, Bücher mit kunstvollen Kalligrafien etc. - sind aber auch sehenswert.
Zurück in Eriwan beschließen wir mangels eines Föns, dass wir uns in einem Friseursalon für das Konzert im Aram Khatchaturian Konzertsaal schick machen lassen. Die Verwandten der Chefin meiner Reisebegleitung hatten Karten für ein festliches Konzert zum Jahrestag der Unabhängigkeit für uns bereits besorgt.
Friseurbesuche im Ausland bei quasi nicht vorhandenen Sprachkenntnissen beiderseits bergen natürlich immer ein Risiko, zumal ich beschließe, nicht nur waschen und fönen, sondern auch schneiden zu lassen, wenn ich schon mal da bin. Es klappt aber hervorragend mit einem Foto der gewünschten Frisur auf dem Handy und dem russischen Hinweis, "malinkij" (klein) abzuschneiden (Geste) und es "krassiweij" (schön) zu machen (Gelächter).
Das Konzert war dann auch ein wunderbarer Ausklang des Abends.
Aufbruch: | 17.09.2018 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 23.09.2018 |