Enns-Donau-Kombiradtour in 2019
1. Tag 20.5.2019: Selzthal - Großreifling/Erb
Anreise von Feldolling zum Tour-Startort Selzthal/Steiermark und Tourstart
Die Übersichtskarte zur besseren Erkennung bitte rechts oben am Doppelpfeil vergrößern.
Start in Feldolling zum der Einfachheit halber nicht eingesetzten Heimatbahnhof Westerham, von dort über die in weiß gehaltene Bahnverbindung über u.a. Zell am See und Schladming nach Selzthal.
Von dort an der grünen Flagge der Start am 1. Tag über die gelb gehaltene Strecke bis Großreifling/Erb. Von dort am 2. Tag über die grüne Linie nach
St. Pantaleon. Weiter am 3. Tag über die hellblaue Verbindung nach Wesenufer. Schließlich am 4. Tag über das rote Reststück nach Passau und von dort gleich anschließend am selben Tag noch zurück zum Bahnhof Westerham incl. der letzten ca. 2 km zurück zum Heimatort Feldolling.
"Offizieller" Tourstart am Bahnhof Selzthal
Morgens hieß es erst zum heimischen Bahnhof Westerham zu radeln.
Von dort dann mit dem Zug nach Rosenheim und nach dem Umstieg in den Eurocity bis Wörgl im Inntal. Dort erneut ein Umstieg in einen Intercity, der mich über Kitzbühel, Zell am See, Bischofshofen etc. bis Selzthal, meinem auserkorenen Tourstartort, brachte.
Was mir während der Fahrt ab Wörgl ernsthafte Sorgenfalten auf die Stirn trieb, war das sich zunehmend verschlechternde Wetter mit immer mehr Regen, dessen Tropfen die Wasseroberfläche der die Bahnstrecke begleitende Enns mit den typisch konzentrisch sich ausbreitenden Kreisen "verzierte".
So sank auch meine Kinnpartie immer weiter nach unten, denn ein Tourstart bei Regen ist für mich die frustrierendste Nebenerscheinung bei meinen radlerischen Ferntouren. Weiterhin hatte ich für diese Auslands-Ferntour mein erstes Quartier schon Tage vor der Abfahrt von zu Hause aus gebucht, war somit in Zugzwang und konnte nicht einfach gleich in Selzthal eine Übernachtung einlegen, um anderntags auf besseres Wetter zu hoffen.
Aber nun Ende mit dem Jammern und Nässe-Klagen, gegen 13 Uhr beginnen die Pedale sich ernsthaft zu drehen. Die Tour ist offiziell und praktisch eröffnet !
Das Ortsende von Selzthal, bei guter Wohnqualität ein günstiger Wohnort mit etwa 1000 Einwohnern am Rande der Bezirkshauptstadt Liezen (seit 1961 mit dem geschichtlichen Maximalwert von knapp 2700 Einwohnern ging die Bevölkerungszahl Selzthals dennoch stetig zurück), langezeit nur als Bahnknotenpunkt der Linien Süd-Nord und Ost-West bekannt, ist recht schnell erreicht.
Nach wenigen ersten Kilometern des Eintretens und Einsitzens auf dem Rad, erscheint die Wallfahrtskirche Frauenberg an der Enns im Hintergrund in Bildmitte auf einer 130 m hohen Erhebung, Kulm genannt und "zwingt" mich zum ersten freiwilligen Zwischen-(Foto)-Halt. Um eine Verpixelung zu vermeiden, wurde der Digital-Zoom vom Handy nicht ausgereizt - klickt man auf die Vergrößerungspfeile im rechten oberen Eck des Bildes (zurück zum Normalbild mit Esc-Taste bzw. Schließkreuz am rechten oberen Bildeck), bekommt man noch einen etwas besseren Anblick auf das stattliche Gebäude.
Die Erhebung gehörte schon früh zum Benediktinerstift Admont, der wenig weiter unten im Bericht als Wahrzeichen der Ortschaft Admont erwähnt wird.
Wenige km nach dem Start vom Bahnhof Selzthal lässt sich aufgrund der spiegelnden Straße die momentane Wettermisere erahnen, aber gefühlt hat der nicht gerade geringe Niederschlag schon nachgelassen.
Im vorigen Kapitel gab es schon die Ankündigung, warum Selzthal in der Steiermark als Startpunkt gewählt wurde:
Die Enns entspringt in der Umgebung von Flachau/Flachauwinkl, wobei dieses Quellgebiet zu umständlich und zeitraubend anzufahren gewesen wäre und den Teil von Altenmarkt im Pongau bis Hieflau hatte ich ja schon in 1991 im Rahmen der Wien-Radltour bestritten.
Da aber auch Hieflau per Bahn nicht bzw. nur zeitweise über einen anderen Anfahrtsweg zu erreichen gewesen wäre, gab Selzthal den optimalsten Startpunkt, da von dort nach mehreren Kilometern die Enns das Gesäuse durchfließt, was zur damaligen Wien-Tour einen der landschaftlichen Höhepunkte darstellte.
Weiteres zum Gesäuse etwas weiter unten in dieser Etappe.
Die Ortschaft Admont wird gerne als Eingang zum Gesäuse benannt und ist auch durch das Wahrzeichen Stift Admont, hier an den Doppeltürmen im Hintergrund erkennbar, weithin bekannt.
Das Stift, offiziell Benediktinerabtei St. Blasius zu Admont, wurde 1074 von Erzbischof Gebhard von Salzburg gegründet und ist das älteste bestehende Kloster in der Steiermark. Zudem enthält es die größte Klosterbibliothek der Welt.
Am Wenger Feuerwehrhaus findet sich eine amüsante Feuerwehrler(in) in Form eines künstlerischen Oberflurhydranten, genannt "Löschmaxi".
Der Anfang des Gebirgsdurchbruchs befindet sich schon in Steinwurfweite.
Hurra, der Regen hat aufgehört und vermehrt treten blaue Zonen im Himmel auf.
Der gleichzeitige Blick zurück gen Westen macht noch Sorgen, ob es doch noch wieder zuziehen könnte.
Das Gesäuse ist eine Gebirgsgruppe in den Nördlichen Kalkalpen. Mit schroffen Kalkgipfeln und dem Durchbruchstal der Enns bildet es den nordöstlichen Teil der Ennstaler Alpen in Österreich. 2002 wurde ein großer Teil des Gesäuses zum Nationalpark Gesäuse erklärt.
Kurz nach der Ennsüberquerung an dieser Stelle ist es dann soweit:
Der offizielle Teil des Nationalparks GESÄUSE ist erreicht.
Ganz nebenbei ein beim Verfassen des Berichts zufällig bemerkter Artikel aus dem AustriaWiki im Austria-Forum zu diesem Punkt, dem Eingang des Gesäuses an sich:
Eine seltene Methode zur Ermittlung des geographischen Mittelpunkts ist die Ermittlung jenes Orts, welcher sich am weitesten von jedem Punkt der Landesgrenze entfernt im Landesinneren befindet, dem Pol der Unzugänglichkeit. Das ist in Österreich am Eingang des Gesäuses, im Gemeindegebiet von Admont bei 47,5783° N, 14,5525° O.
Streng genommen bezeichnet das Gesäuse lediglich das 16 km lange Durchbruchtal der Enns zwischen Admont und Hieflau und die Seitentäler von Radmer und Johnsbach. Die Enns überwindet innerhalb dieser kurzen Strecke ein Gefälle von über 150 Metern. Das wildschäumende, schnell dahinsausende Wildwasser gab diesem hochalpinen Abschnitt seinen Namen. Das Steirische Ennstal flussaufwärts ist westlich durch einen sehr breiten, nahezu ebenen Talboden geprägt. Flussabwärts folgt das weitere Engtal der Enns, das Oberösterreichische Ennstal, das gemeinsam mit dem Gesäuse den Durchbruch der Enns durch die Nordalpen bildet.
Der in 2002 gegründete Nationalpark Gesäuse beinhaltet dagegen auch die nächsten angrenzenden Gebiete mit den Ortschaften Landl und St. Gallen.
Und dieses enge Tal bietet sogar noch Platz für eine eingleisige Bahnstrecke, sowie für die Bundesstraße 146.
Da hat ein Felssturz seine Spuren hinterlassen, den Schutzzaun gründlich deformiert und eine vorübergehende Engstelle verursacht.
Gut, daß ich nicht beim eigentlichen Fels-Event vor Ort war.
Nach dem Abzweig nach Johnsdorf ergibt sich ein Blick auf einen Teil der
Eisenerzer Alpen, die sich von Selzthal bis zum (Gebirgspaß) Präbichl bei Eisenerz erstrecken und den südlichen Teil der Ennstaler Alpen darstellen.
Nach kurzer Fahrzeit erscheint der Tunnel Zigeunerbrücke, Ende 1999 fertiggestellt und während meiner Wien-Tour in 1991 noch nicht existent. Das alte Straßenstück bildet heutzutage die Umfahrung für die Radler, der ich gerne folge, um das sowieso für Radler verbotene Tunnelstück zu vermeiden.
Natürlich musste mich auch auf dieser Tour eine Weinbergschnecke zu einem illegalen Straßenrennen provozieren und tatsächlich behielt ich auch ohne qualmende und quietschende Reifen die Oberhand !
Während einer Gegensteigung ergibt sich hoch über der Enns wiederum eine Aussicht auf den bereits erwähnten Bruckstein, 1388 m. ü. A. (m ü. A. bedeutet Meter über Adria und ist eine Abkürzung für die geografische Angabe der Höhe über dem Meeresspiegel, die nur in Österreich verwendet wird).
Und wenn man die Geröllstücke am rechten Straßenrand sieht, bekommt man gerne einen Linksdrift um unliebige Treffer nach Möglichkeit zu vermeiden.
An einer Ausbuchtung der Radlerumleitung gibt es am Steilhang zur Enns einen übersichtlichen Rückblick zum Gesäuseeingang in etwa Bildmitte im Hintergrund.
Die Enns vollführt unter meinem Standort einen Knick in Richtung rechtem Bildrand.
Ungeklärter Weise wird der Foto-Zeitstempel nicht regelmäßig in die vorgesehene rechte untere Bildecke eingeblendet, aber lt. Foto-Info wird hier 15:51 Uhr angegeben, also für meine Radferntour-Gepflogenheiten beste Mittagszeit, die ich mit Gemüsesaft, einer in der Früh zuhause belegten Wurstsemmel, sowie einem Apfel zelebriere.
Frisch gestärkt lasse ich mich nach der Gegensteigung, die an der Aussichtsbucht endete, wieder nach unten driften und bewege mich dabei auf den oben noch schneebedeckten Tamischbachturm (2035 m.ü.A.) zu.
Dieser Berg gilt als einer der technisch leichtesten Zweitausender im Gesäuse und als lohnender Aussichtsberg.
Die Kletterrouten der ca. 1000 m hohen Nordwand werden wegen der schlechten Felsqualität jedoch nur sehr selten begangen.
Bei der Ortschaft Gstatterboden läßt sich im Hintergrund in Bildmitte schon das Ende des GESÄUSES erahnen, aber es verbleiben doch noch gut 5 km bis dorthin.
Bei diesem Blick gegen die Fahrtrichtung bekommt man im Nachhinein doch noch einen, wenn auch etwas wolkenverschleierten Blick auf das Hochtor zu erhaschen, mit 2369 m.ü.A. die höchste Erhebung in den Ennstaler Alpen.
Gab es bislang nur kleinere Geröllteile am Straßenrand, mag einem beim Anblick der beiden Felskolosse in Bildmitte und etwas versetzt darunter, das blanke Schaudern erfassen.
Bei Vergrößerung dieses Querformat-Fotos kann man im Vergleich zu den benachbarten Bäumen erst recht die Ausmaße dieser Brocken erahnen.
Man könnte meinen, jemand hätte Keile untergelegt. Eigentlich dürften sie in dieser Position gar nicht zur Ruhe gekommen sein. Aus sicherer Entfernung südlich der Enns verlasse ich diese imposanten Steinchen.
Übrigens bzgl. der hier zwischen Enns und Straße durchs Gesäuse verlaufenden Bahnstrecke soll erwähnt sein, daß auf dieser nur Güterverkehr stattfindet und ansonsten vielleicht mal ein Dampfsonderzug durchfährt.
Also Regelfahrten mit Personenzügen sind zum momentanen Kenntnisstand leider nicht möglich.
Dieses etwas dunkle Bild habe ich noch im Bericht belassen, da der Himmel zwischenzeitlich doch wieder zugezogen hat, aber dennoch eine kleine blaue Lücke an der Bergkante erkennbar ist.
Und das nächste "Dunkle Loch" naht, und jetzt muß ich auch noch hindurch, da die Umfahrung neben der linken Tunnelwand mittels Verbotsschildern und einem Trennsegment verweigert wird.
Mit seinen 255 m Länge ist der Hochstegtunnel zwar angenehm kurz, aber dennoch musste ich das überaus unangenehme Tunneldröhnen infolge von Rück- und Gegenverkehr über mich ergehen lassen.
Da hat ein Murenabgang mit viel Holz den Weg verblockt, aber irgendwie wäre auch dieses Schlammassel über das angrenzende Wiesenstück zu umgehen gewesen. Egal, durch ist durch !
Kurz vor dem Ortseingang von Hieflau mal kurz zu Fuß die Straßenseite gewechselt, um im Rückblick den letzten Gesäusetunnel namentlich festzuhalten.
An den Strichen vor dunklem Hintergrund erkennt man einen kurzen, gerade niedergehenden Regenschauer, der aber wieder umgehend sein Ende fand.
Es war auch der letzte dieses Tages.
In der Ortschaft Hieflau, die das Ende des Gesäuses darstellt, erreiche ich die Steirische Eisenstraße, die ich damals auf dem Weg nach Wien schon benutzte.
Diesmal aber nicht über Leoben und anschließend den Semmeringpaß in die Bundeshauptstadt der Republik Österreich, sondern in die linke Richtung, weiterhin der Enns folgend.
Gab es seit Tourbeginn ennsabwärts nur gelegentliche Gegensteigungen, wurde es jetzt der Enns in nördliche Richtung folgend gleich am Ortsausgang von Hieflau in Form eines langgezogenen Anstiegs recht unangenehm und auch im weiteren Verlauf gab es eine etwas wellige Topographie.
Hier im oberen Teil von Großreifling gab's noch einmal ein starkes Gefälle ins "Unterdorf". um dann den Abzweig mit knapp 1,5 km erträglicher Steigung (in der Tagesschlußeuphorie) nach Erb zu nehmen, wo ich mein Quartier
im Gasthof Schnabl gebucht hatte.
Der eigentliche Ennsradweg würde von diesem Bild aus gesehen nach oben weiterführen, aber es sollte dann etwas anders ablaufen.
Mehr dazu dann im folgenden Kapitel der 2. Etappe.
Hier noch ein kleiner Eindruck des Anstiegs von Großreifling nach Erb. Der Berg im Hintergrund dürfte von der Kartenflucht her der 2035 m hohe Tamischbachturm sein, den ich von seiner anderen Seite von der Gesäusestraße aus bereits vorstellte.
Zum Abschluß des ersten Reisetages noch ein Blick in mein geräumiges Zimmer - da würde ich bei Gelegenheit gerne wieder buchen, da auch mit den Inhabern nach dem wohlschmeckenden Abendessen viele lockere Gespräche über Dies und Das in freundlicher Atmosphäre getätigt wurden.
Aufbruch: | 20.05.2019 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 23.05.2019 |