Versuchter Abschied vom Sommer 2019
Im Tal der March gibts auch was zu entdecken: Bahnausflug in die Slowakei
Erich wird nach Wien zum jüngsten Enkelkind reisen. Ich möchte wenigstens noch den letzten Urlaubstag das Bahnticket ausprobieren. Eigentlich könnte ich das sogar mit dem Rad zusätzlich machen, aber dann müßte ich bis 50 km vom Tal des Vah nach Kuty oder bis Skalica zurückfahren, Zeitdruck will ich mich aber nicht aussetzen. So lasse ich mein Rad für 5 Kronen im gläsernen Fahrradparkhaus am Bahnhof Hodonin und fahre über Breclav nach Kuty mit der tschechischen Bahn. Erich gibt mir noch einen Tipp, wie ich durch geschicktes Lösen von Teilabschnitten deutlich billiger reisen kann. In Kuty wartet ein slowakischer Zug mit Ziel Bratislava, in einer Stunde bin ich dort und möchte gleich ein weiteres Ticket nach Trencin lösen. Dort war ich ein Jahr zuvor, als dort noch die ganze Stadt eine Baustelle war, mal sehen, wie es dort heute aussieht.
Doch nun lerne ich die Einschränkungen meines schönen Tickets kennen: Karten bekomme ich nur für Züge, die noch nicht ausverkauft sind. Und die nächsten beiden Züge sind voll, erster Klasse gegen volle Bezahlung ginge aber noch, so sagt man mir. Ein Blick auf den Bahnsteig: Von soviel Andrang kann die Deutsche Bahn nur träumen.! Da wäre ich mit Rad wohl ohnehin nicht mehr mitgekommen !
Bleibt also ein Spaziergang durch Bratislava. Da muß die Donau das Ziel sein ! An einer östlichen Bahn- und Straßenbrücke komme ich an die Donau. Sie wird von milder Herbstsonne bestrahlt und viele Bänke laden zum Verweilen ein. So hatte ich mir den goldenen Oktober vorgestellt !
Auf der Bank spricht mich ein indischer Tourist an. er hat eine Rundfahrt durch Europa hinter sich und genießt den letzten Tag "zur freien Verfügung". Bratislava kennt er noch gar nicht, ob ich ihm die Stadt zeigen könnte ?
So werde ich noch zum Fremdenführer und muß alle dürftigen Kenntnisse, die ich habe, zusammenkramen. Am Denkmal für Alexander Dubcek zwischen dem Parlamentsgebäude und der Burg kann ich etwas von der jüngsten bewegten Geschichte erzählen, der Befreiung vom Kommunismus und der Spaltung der ehemaligen Tschchoslowakei.. Von dort gehen wir zum Sitz des slowakischen Präsidenten im Schloß nördlich der Innenstadt mit einem sonnigen Park dahinter. und finden wieder eine sonnige Bank.
Der Inder ist dankbar für meine Ausführungen und sagt mir, er habe eine Europarundreise gebucht und sei gründlich vorher informiert worden, aber dass es in Europa, Länder gäbe, die sich kurz vor der Eingliederung nach Europa noch trennen, das habe er so noch nie gehört. Wie könne dann Europa denn entstehen ?
Die Frage brauche ich nicht mehr zu beantworten, denn seine Zeit ruft ihn zurück zum Bus und ich muß meinen Zug zurück nach Kuty erreichen.
In Kuty lerne ich erneut die Trennung der Staaten Europas kennen: Mein Zug endet in Kuty, ich muß in einen Triebwagen der tschechschen Bahn umsteigen, der rappelvoll wird, um über Breclav zurück nach Hodonin zu kommen. Sicher hätte ich dem Inder nicht erklären können, weshalb alle regionalen Züge vor der tschechischen Grenze enden......
Am Tag darauf jedoch kann ich den Eurocity genießen: Zunächst einen von Wien nach Warschau über Hodonin ud Pavlov dann einen von Zilina/Slowakei nach Prag über Olmütz und zum Schluß einen durchgehenden IC von Prag nach Kiel, jedes Mal mit reservierten Fahrradplatz, zu dem selbstverständlich kostenlos der Sitzplatz mitgeliefert wird. Da macht es doch Spaß, durch Europa auf eigene Faust zu reisen, auch wenn bei Zugverspätungen die Angst um fehlenden Anschluß zeitweilig den Blutdruck etwas in die Höhe treibt.
Aufbruch: | 03.10.2019 |
Dauer: | 12 Tage |
Heimkehr: | 14.10.2019 |
Tschechische Republik