Zur Sonne, zur Freiheit - auf nach Nicaragua!
Bienvenidos a León
Wat machste da eigentlich?
Weil ich das immer wieder gefragt werde (egal, ob in Deutschland oder eben hier in Nicaragua), kommt die kurze Beschreibung meines Plans, der recht simpel ist: im ersten Monat möchte ich in León bleiben, die Stadt kennenlernen, Spanisch lernen und von hier aus den ein oder anderen Wochenend-Trip machen.
Und gerade in den ersten Tagen mache ich mich mit der Stadt vertraut: zu Fuß, versteht sich. So findest du die schnuckeligsten Örtchen und Lädchen (ja, die spanische Verniedlichung hat mich voll im Griff!). Wenn ich meinem Schrittzähler Glauben schenken darf, sind es täglich zwischen 12 und 15 Km. Ich kenne die Stadt inzwischen ziemlich gut Immer wieder bekomme ich zu hören, ob es nicht viel zu heiß für einen Spaziergang ist. Nö! Ich genieße das Wetter und versuche, jeden Sonnenstrahl einzufangen - in Deutschland gibt es in den vergangenen Monaten einfach viel zu wenige davon
Im zweiten Monat möchte ich dann durch das Land reisen: ich möchte den Norden besuchen, auf die Corn Islands fliegen und diverse Städtchen auch außerhalb der Touri-Pfade besichtigen. Ik freu mir!
Sightseeing am ersten Tag
Wenn du jemanden den Schrecken seines Lebens verpassen möchtest, schick ihn nach León und erzähl ihm nichts von der Sirene, die ihn am nächsten Morgen erwartet. Wenn du nach deiner Anreise nämlich davon ausgehst, ausschlafen zu können, verabschiede dich von dieser Idee. Zumindest ist es bei mir so, da ich unsanft aus dem Schlaf gerissen werde und ich nicht weiß, wo oben oder unten ist. Tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf und lassen nur einen Schluss zu: ein Vulkanausbruch! Immerhin gibt es über 20 in Nicaragua. Da die Sirene aber nach ihrem ersten, heftigen Aufheulen abebbt (es hört sich an, als hätte sie jemand in meinem Zimmer deponiert), beruhige ich mich schnell wieder. Vielleicht war's nur ein Fehlalarm?
Um 12 Uhr beginnt der Spaß erneut. Die Gedanken rasen wie schon beim ersten Mal, nur bleibe ich diesmal ein wenig entspannter. Wat war denn dit? Muss ick ermitteln!
15 Uhr, 37°C, strahlender Sonnenschein. Schöner könnte ein Tag (für mich) kaum sein. Wie cool, dass es zzt. so etwas wie eine 100%-ige Wettergarantie gibt - yay! Beste Zeit also für die Stadtführung mit Wil. Als erstes kläre ich aber die Sache mit der Sirene, damit ich morgen entspannter sein kann. Er muss lachen: das Ganze ist noch ein Überbleibsel aus einer Zeit, als es noch nicht in jedem Haushalt einen Wecker gab. Die erste Sirene sagt dir, dass es bald Zeit für Schule bzw. Arbeit wird, die zweite, dass es Zeit für eine Mittagspause ist. Danach richte ich einfach jetzt meinen Tagesablauf aus
Wil führt mich durch die Stadt und zeigt mir, wie schön "sein" León ist. Er erzählt mir einiges über die Geschichte der Stadt, wir genießen die tolle Aussicht vom Dach der Kathedrale, besichtigen die Universität und das Museo Rubén Darío (nicarag. Poet und Schriftsteller und so etwas wie ein Volksheld). Zum Schluss geht es in eine Local Bar, wo wir uns ein (oder zwei oder drei) Bierchen genehmigen. Ein gemütlicher Abschluss eines schönen Tages in einer wunderschönen Stadt.
Einfach wunderschön: die Kathedrale am Parque Central - Basílica Catedral de La Asunción. Es ist die größte ihrer Art in Zentralamerika und gehört seit 2011 zum UNESCO Weltkulturerbe. Hierin befindet sich übrigens auch das Grab von Rubén Darío.
Auf dem Dach der Kathedrale war ich tatsächlich auch ... aber das Beweis-Selfie hab ich tatsächlich vergessen. Ich war vermutlich abgelenkt: von vielen Mädels in Walle-Walle Kleidern, die alle dasselbe Ziel hatten: das schönste Insta-Bild
Parque Fray Antonio de Valdivieso ... der Richtigkeit halber sollte dieser neue Park in den "Parque del Amor" umbenannt werden. Denn egal bei welcher Tageszeit: mindestens eine Bank war immer von irgendeinem wild turtelnden Pärchen in Beschlag genommen
Eat well, travel often
Am nächsten Abend bin ich wieder mit Wil verabredet. Er zeigt mir das "La Cucaracha" - ein Restaurant in der Nähe der Iglesia El Calvario, weil ich eine "comida tipica" (typisches Essen) probieren möchte: eine Bohnensuppe. Thomas würde jetzt der Schweiß ausbrechen - seiner Meinung nach muss es für eine Suppe etwa 25 Grad kälter sein. Aber ich bin Suppenkasperella!
Wer hier weiße Tischdecken und Kerzen erwartet, wird enttäuscht. Wer aber die giga-köstliche "Sopa de frijoles" essen möchte, für die das "La Cucaracha" stadtweit bekannt ist, ist hier genau richtig! Eine Suppe aus pürierten Bohnen wird mit Ei, Käse, Zwiebeln, Limette, Tortilla serviert - einfach allem, was das Herz begehrt. Boah, sowat von lecker! Ich könnte kaum glücklicher sein.
Ist das nicht toll!? Neben vielen Autos gibt es viele Pferdekutschen, die noch heute als Transportmittel genutzt werden. (Und daaaaaahinter geht's ins La Cucaracha
Museo de Leyendas y Tradiciones - bei dem Museumsgebäude handelt es sich um ein ehemaliges Gefängnis (1921-1979), in dem einst viele Gefangene gefoltert wurden.
Heute findest du viele selbstgebastelte Figuren, die in den einzelnen Zellen ausgestellt sind und u. a. von der Folter erzählen. Aber auch solche, die von Legenden rund um León berichten.
Estudiamos espanol - poco a poco
Nach einer heißen Nacht (im wahrsten Sinne des Wortes, denn mein Zimmer heizt sich komplett auf und kühlt in der Nacht kaum ab) beginnt heute der Ernst des Lebens!
Jetzt heißt es die Schulbank drücken: 5x/Woche für jeweils 4 Stunden in der Zeit von 8 - 12 Uhr. Und damit jeder Morgen so entspannt wie möglich beginnt, stelle ich mir den Wecker artig auf 6:50 Uhr Ich habe mich mit Nora auf das Pan y Paz, in der Nähe der Kathedrale, als Lernort geeinigt. Das französische Café ist wahnsinnig süß und hat einen fantastischen Kaffee, ist als Lernort aber leider ungeeignet: zu laut, zu bunt, zu ... toll (!) - es gibt eben viel zu viele Ablenkungen.
Nora spricht ausschließlich Spanisch (genau wie meine Gasteltern) - so MUSS es doch einfach klappen mit dem Lernen! Ich bin zuversichtlich Nachdem ich 3 Stunden "überstanden" habe, bitte ich Nora mit Hilfe meiner Übersetzungs-App für heute Schluss zu machen. Vielleicht ist es der Jetlag? Vielleicht war gestern aber auch einfach das letzte Bier schlecht
Ab nächster Woche kommt Nora dann zu mir nach Hause - hier gibt es deutlich weniger Ablenkung ...
Nora, muchas gracias por las interesantes lecciones
Die Sprachschule "Entre Amigos" kann ich jedem, der hierhin kommt und die Sprache lernen möchte, wärmstens empfehlen
Süßes für die Kids aus dem Montessori Kindergarten (NEKAT)
Nicaragua gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Und auch, wenn ich bei weitem nicht alles gesehen habe, gehört es für mich zu einem der herzlichsten. Wenn ihr mal die Möglichkeit habt, hierhin zu reisen, informiert euch zuvor über Hilfsprojekte o. ä. - vielleicht könnt ihr mit einem kleinen Beitrag ein Lächeln in das Gesicht der Kinder zaubern. Es fehlt hier einfach an allem: egal, ob ihr Stifte, Papier oder Süßes spenden möchtet: bitte, tut es!
Da meine Reise kurz nach Karneval begonnen hat, habe ich einiges an gefangenem Wurfmaterial (für alle Nicht-Karnevalisten: Süßkram) mitgenommen. Mein Gastvater stellte den Erstkontakt mit dem Montessori Kindergarten her und ich konnte direkt hin. Ich verbrachte einen wunderschönen Nachmittag mit vielen tollen Kindern. Mein Herzchen könnte in dem Moment kaum glücklicher sein!
Aufbruch: | 26.02.2020 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 21.04.2020 |