Entschleunigen im Wendland
mit GUZZI-Gespann durch das Wendland
5. August 2020
Ein Freund von Christoph lädt mich zu einer Tour mit seinem Guzzi-Gespann ein. Vom Vormittag bis in die Nachmittags-Stunden werden es ca. 170 km kreuz und quer durch das Wendland.
Als erstes zeigt Gerd mir ein Rundlingsdorf. Bei diesen Dörfern sind die Höfe hufeisen- oder halbkreisförmig angeordneten. Dabei wurden für die Gründungsphase zwischen drei und zehn Höfen angenommen, über die Jahrhunderte jedoch auch Lücken weiter bebaut. Als großer Nachteil erwies sich, dass im Falle eines Feuers, meist das ganze Dorf abbrannte.
Die meisten großen Höfe hier stehen unter Denkmalschutz, was eine Renovierung sehr teuer macht und so kommt es, dass alte Höfe, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, sondern zu schickem Wohnraum umgebaut werden, oftmals an "Stadtmenschen" (z. B. aus Berlin und Hamburg) verkauft werden.
Gerd legt immer wieder kurzen Halt ein, wenn er mir etwas zeigen und erklären möchte - siehe auch Fotos.
Der nächste Halt ist bei Gorleben.
Natürlich weiß man (auch wenn man nicht wirklich politisch engagiert ist), dass sich hier ein Atommülllager befindet. Auch erinnere ich mich an Nachrichten bzgl. Castor-Transporten, die damit verbundenen Demonstrationen, die Versuche, die Transporte aufzuhalten etc.... Aber eben nur so am Rande ...
Und heute stehe ich direkt neben dem Lager, lese auf den Ausstellungstafeln, was im Laufe der Jahre hinsichtlich der Atomkraftwerke so alles passiert ist und bin sehr berührt von den Schilderungen und Gedanken von Gerd, der dies alles hier vor Ort miterlebt. Ein trauriges Thema, für das es bis heute keine Lösung gibt. Da tritt das Thema "Corona" kurzzeitig doch tatsächlich für mich in den Hintergrund.
Unser nächster Stopp ist an der Elbe, die lange Zeit die Grenze zwischen DDR und BRD war. Hochwasser an der Elbe gab es immer wieder mal und dazu erzählt Gerd mir auch eine krasse Geschichte:
Bei niedrigem Wasserstand strandete hier mal ein polnisches Schiff, fuhr sich im Ufersand fest. Jeder kennt den Spruch: "der Kapitän verlässt als letzter das sinkende Schiff." In diesem Fall wollte der Kapitän das Schiff davor bewahren, dass es in "fremde Hände" fiel. Wenn er es verlassen hätte, wäre es gekapert worden. Also blieb er bis zum nächsten Hochwasser - was ca. 1 Jahr dauerte - auf dem Schiff. Die Dorfbewohner versorgten ihn mit Nahrungsmitteln. Was für eine Geschichte!
Die nächste Station ist Höhbeck:
Höhbeck ist eine Gemeinde im Landkreis Lüchow-Dannenberg im Osten Niedersachsens, die sich zum großen Teil auf der bis zu 76 Meter über Normalnull aufragenden Erhebung des Höhbeck befindet. Die Gemeinde liegt im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue direkt an der Elbe. (Quelle: Wikipedia)
Es lohnt sich, auf den Aussichtsturm zu steigen:
http://www.elbe-urlaub-hoehbeck.de/entdecken/bruenkendorf/aussichtsturm.html
Tja, und dann passiert es irgendwann auf kilometerlanger, schnurgerader Straße, mit diesem gleichbleibenden Fahrgeräusch im Helm, dass meine Augen schwer werden und ich im gemütlichen Beiwagen einnicke ... wie peinlich...
Mir wurde allerdings gesagt, ich sei nicht die Erste und nicht die Einzige, der das passiert
Danke Gerd, für den informativen Ausflug durch das Wendland!
und hier irgendwo ist irgendwann das polnische Schiff gestrandet, auf dem der Kapitän dann 1 Jahr die Stellung gehalten hat - siehe Bericht
bei schnurgerader Straße, gleichmäßiger Geschwindigkeit und Geräuschkulisse passiert es dann: die Beifahrerin entschläft mal kurz
Aufbruch: | 26.07.2020 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 08.08.2020 |