Ajurveda- Ausbildung in Südindien Kerala 2006
We are so happy- and so sick....
Der 12. April. Wir warten. Wann kommt Alex? So genau wissen wir das nicht, also fahren wir zum Flughafen nach Trivandrum. Um 20:00h sind wir da. Da wir uns überhaupt nicht informiert haben, werden wir auch sofort dafür bestraft. Ich hatte keinen Internetzugriff, Alex war nicht erreichbar- bingo. Somit erfuhren wir dennoch: Ankunft um 04:45 h am Flughafen. Bravo.
Fahr´ma halt wieder heim. Mir ist überhaupt nicht gut. Ich bin total schläfrig und mir ist so heiß, ich meine fast, ich kriege gar keine Luft mehr. Uday und der Taxifahrer verabreden sich dann für 3:00h. Ich will auch mit. Somit versuchen wir ein wenig Schlaf zu ergattern, starten um diese frühe Uhrzeit direkt nochmal. Tatsächlich- der Flughafen ist selbst um diese Zeit voll. Die Damen tragen frische Saris, schön gebürstetes und gestyltes Haar mit Jasminblüten drin- ich bin im T-shirt mit ner Stoffhose und Sandalen unterwegs. Mehr habe ich nicht erkannt.... Ich warte und warte. Der Flug ist schon längst da, ich kann mir ja denken, was Alex so mitmacht bis er endlich mal am Hauptportal ankommt. Oben ist ein Außenmonitor angebracht, auf dem man die Menschen erkennt, die gerade rauskommen. In dem Moment wo Alex kommt, schau ich hoch. Ich flitze rüber, quetsch mich durch Menschentrauben und rufe seinen Namen. Da strahlt er mich an, die Sonne geht auf, das Warten ist vergessen. 2 Mal hergefahren? Kein Problem, du bist da! Alex fällt allerdings etwas ganz anderes auf, als ich annahm. Er schaut mich an und bemerkt entsetzt: " Du bist ja total a-b-g-e-m-a-g-e-r-t! Geben die dir nichts zu essen?"
Abgemagert? Wer denn? Ich? Ich schau ein wenig irritiert drein und sage, das ich mich nicht so wohl fühle, mir schmeckt das Essen komischerweise nicht und es sei aber wohl kaum so, das ich nun zu Gattung "Hungerhaken" zählen würde. Alex war nicht vom Gegenteil zu überzeugen und so stellte ich ihn den anderen beiden Männern vor. Wir fuhren durch die bereits erwachten Straßen von Trivandrum nach Mulloor und hatten uns natürlich schon viel zu erzählen. Um halb sechs morgens sind wir endlich ins Bett gekommen. Selig! Ich habe hier den Rhythmus der letzten Tage voll im Blut und um halb 9 kriech ich gerädert aus der Heia. Alex darf so lange schlafen wie er will.
Irgendwas stimmt nicht mit mir. Ich seh voll verpeilt aus, kann kaum geradeaus laufen und mein Hirn ist 1 km hinter mir geblieben. Hilfe! Runter zu Susanne, Frühstück. Ashu, unser Frühstückskoch, schiebt mir eine Portion Porridge mit Früchten zu. Ich eß 2 Löffel und mir wirds elends übel. Weit weg mit dem grauenhaften Zeugs!
Es folgt eine Massage. Aber Jodie die mir die Massage geben sollte, ist eben auch ganz schön angeschlagen und bringt uns erstmal einen Tee. Damit wir noch ein paar Minuten an der frischen Luft verbringen können. Man mags gar nicht glauben, wie anstrengend so eine Ölmassage ist. 2 davon reichen, der Tag ist dann gelaufen. Der Tee ist indisch gewürzt, schmeckt mir normalerweise sicher, jetzt ist er unerträglich. Ich schieb die Tasse weg. Jodie und Susanne tauschen vielsagende Blicke unter Frauen und Jodie fragt mich nebenbei, ob ich denn ausschließen könne, schwanger zu sein. Der Blitz schlägt ein in mein verwirrtes Hirn, das mich mittlerweile erreicht hat und ich muß gestehen, das ich nicht dafür garantieren kann.
Na ja, kann aber doch nicht sein, wenn man im Februar beschließt in diesem Jahr ein Baby zu bekommen, das man im April bereits schwanger ist. Nein, nein, so schnell? Doch nicht bei mir. Keine Panik. Sicherlich die Hitze und der Streß der Nacht. Ich bin entschlossen nicht schwanger zu sein. Die Massage bitte, ich bin bereit. (oh weh)
Jodie beginnt, ich sitze belämmert auf dem Hocker und erwarte den Klecks Öl auf meinem Scheitel. Der kommt, Jodie beginnt mit dem Einklopfen und dann drehts mir den Kreislauf hinunter und mir wirds schwarz vor Augen. Sie stoppt sofort.
Wir brechen ab, Jodie spricht mit dem Doktor und ich habe ersteinmal Pause von allen Aktivitäten. Dr. Gopan besucht mich später und läßt sich alles erzählen. Er grinst übers ganze Gesicht, freut sich und verspricht morgen einen Test mitzubringen. Der Tag zieht in einem seltsamen Dämmer an mir vorbei. Ich kann nicht schlafen, bin hundemüde und fix und fertig lieg ich rum. Wir gehen aber zum Mittagessen runter, weil Alex hat ja noch gar nichts gegessen und er soll ja auch die anderen Bewohner kennenlernen. Wir essen alle zusammen, Susanne ist gleich wieder unterwegs ihre Besorgungen für den letzten Tag zu machen. Wir haben also sehr viel Zeit für uns. Enormer Lärmpegel ist heute wieder angesagt, mit Explosionen, springenden CD´s usw. Ich hab Alex schon ein wenig informiert und nun erlebt er es ja selber. Ich will so gern schlafen!Erst in der Nacht, spät soll es mir gelingen. Zwischendrin verabschieden wir Susanne, versprechen uns den Kontakt zu halten und fühlen uns schon traurig. Im Zimmer ist die Luft so heiß, das ich auf der Decke direkt unter dem Ventilator dahinvegetiere.
Der nächste Morgen beginnt ohne Joga. Dafür mit einer Urinprobe und einem Schwangerschaftstest. Alex hat einen 7. Sinn und pirscht sich gekonnt an, während der Doktor feierlich den nötigen Tropfen Urin auf den Test gibt. 1 Strich zeigt sich auf de Teststreifen, ich bin beruhigt, aber hoppla! Auch enttäuscht! Gibt es das? Dann wandert der Tropfen weiter entlang auf dem Streifen und es erscheint ein 2. Strich. Dr. Gopan jubelt- Schwanger! Alex umarmt mich gerührt und ich steh da wie ein Ochse, dem man ein Brett vor den Kopf genagelt hat. Freude, Panik, Angst, Begeisterung, Liebe,....alle nur denkbaren Gefühle durchströmen mich. Die beiden sprudeln über und Dr. Gopan legt fest, das ich ersteinmal überhaupt keine Behandlungen bekommen darf, da ja Ajurveda AUSLEITEND sei und wir damit eine Fehlgeburt riskieren würden.
Aha. Ich darf mich ausruhen. Diese Nacht wird hart. Ich bekomme Fieber. Am frühen Abend gehts los, es steigert sich stündlich. Essen kann ich nichts. Alex macht die ganze Nacht hervorragenden Krankenpflegerdienst. Kalte Wadenwickel, kalte Wickel nach und nach über den ganzen Körper verteilt- im 30 min-Takt. Er schafft es tatsächlich. Mein Körper kühlt sich allmählich ab. Verschiedenste Veranstaltungen unterhalten uns bis in die frühen Morgenstunden. Es geht mir sehr schlecht. Psychisch so schlimm wie physisch. Sofort will ich den Moloch von Indien hinter mir lassen. Raus aus diesem brachialen Land, weg von all dem Lärm! Zusammenfassend ist zu sagen, das seit dieser Nacht nichts mehr so war, wie am Anfang. Es folgten keine Massagen mehr, nicht eine einzige Anwendung konnte ich an mich heranlassen.
2 Tage nach dem Fieber, wir erzählten dem Doktor davon, bekam ich eine heftige schmerzhafte Mittelohrentzündung, nur Aspirin hatte ich dabei. Nichts half. Wieder eine Nacht durchwacht. Am nächsten Tag hat Alex mit dem Doktor gesprochen, der uns ein Taxi in KIMS-Hospital gerufen hat.
Ich ließ mich in dem überraschend sauberen und symphatischen Hospital untersuchen und behandeln. In der Gynäkologie wurde noch die Gabe eines speziellen Penicillins hinterfragt, da ja jetzt eine Schwangerschaft auch noch bestand. Wir hatten Angst um unser Kind, fühlten uns unsicher, aber meine Schmerzen raubten mit beinahe den Verstand. Ich habe am Tag 2 Packungen Tempotücher verbraucht, weil auch eine ekelige Rotznase. Bei 35-38C° wohlgemerkt....nein, das muß man nicht erlebt haben.
Öl kann ich gar nicht mehr riechen, Essen im Haus nicht mehr möglich. Chandrika schaut mich immer mißtrauischer an, bis ich beschließe ihr die Wahrheit zu sagen. "I´m full, thank you" ist ja lächerlich bei 2 Löffeln Reis pro Mahlzeit- oder? Also ließ ich auf Malayalam übersetzen, das ich ihr Essen sehr schätzen würde, leider ab durch meinen Zustand nur noch Salz, Pfeffer und dezente Kräuter wie Basilikum und Petersilie vertragen würde. Das setzte dem Drama ein Ende.Denn auch Alex ist ein verwöhnter Gaumen, wir kochen jeden Tag frisch und abwechslungsreich, gesund, lecker. Er war mehr als nur einverstanden Mittags außer Haus essen zu gehen. Zumal die Preise im Vergleich zu Europa und der hohen gebotenen Restaurantqualität absolut lächerlich sind. Außerdem bot uns das Gelegenheit raus zu kommen aus dem Institut.
Bald gehts weiter, auch Bilder folgen die Tage!
Ein traumhafter Urlaubstag mit Inhalationsgerät auf der Veranda....
Ein Spaziergang vom Coconut Beach aus am Strand entlang Richtung Kovalam Beach.
Tolle Jackfruit am Baum was?
Aufbruch: | 02.04.2006 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 30.04.2006 |