Italien: 2. Toskana-Reise - 10 Jahre später
Pistoia - Montecatini Terme - Collodi
Das Frühstück wird nach wie vor im alten Weinkeller serviert und entspricht eher italienischen Maßstäben. Im Hellen nehmen wir nun noch einmal die Villa in Augenschein. Der morbide Charme ist unverändert. Um einem weiteren Verfall entgegenzuwirken sind derzeit zwei Seiten eingerüstet. Den Spaziergang durch die Parkanlage verschieben wir und machen uns auf nach Pistoia.
An die hektische italienische Fahrweise und den Lärmpegel müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Nachdem wir dreimal die mittelalterliche Altstadt umrundet haben, finden wir endlich einen freien Parkplatz. Geleitet von ihrer herausragenden Kuppel erreichen wir die Chiesa di S. Madonna dell'Umilta. Angesichts des derzeit stattfindenden Gottesdienstes können wir im oktogonalen Kuppelbau nur einen kurzen Blick auf das Madonnenfresko am Hauptaltar werfen.
Wir folgen der Via degli Orafi und stehen kurze Zeit später vor der verspielten Jugendstilfassade der Galleria Vittorio Emanuele. Die Haupthalle der Galerie ist mit einem Deckenfresko geschmückt.
Pistoia: Galleria Vittorio Emanuele
Wenig später erreichen wir den Domplatz. Der großzügige Piazza wird vom Dom San Zeno, dem Battisterio San Giovanni sowie dem Palazzo Communale, dem Palazzo dei Vescovi (Touristeninfo) heraus und dem Palazzo Pretorio eingerahmt. Aus dem Ensemble ragt der hohe Campanile (einst Wachturm) und lässt den Torre di Catalina (ehemaliger Wohnturm) auf der gegenüber liegenden Seite ziemlich klein erscheinen.
Pistoia: Campanile und Dom San Zeno
Der oktogonale Bau des Baptisteriums mit wunderschöner bunter Marmorfassade sticht besonders ins Auge, es wurde nach Plänen von Andrea Pisano errichtet. Bemerkenswert ist das verzierte Portal sowie das pyramidenartig sich verjüngende Dach. Im Innern ist die Taufkirche sehr nüchtern gestaltet.
Pistoia: Battisterio San Giovanni
Beim Verlassen des Baptisteriums fällt der Blick auf die wunderschöne Domfassade mit dreistöckigen Bogengängen. Das Hauptportal wird von einer Madonna mit zwei Engeln aus der Terrakotta-Werkstatt Andrea della Robbias geschmückt, wo ebenfalls das Terrakotta-Kassettengewölbe der Vorhalle geschaffen wurde. Im Innern fällt zunächst die bunt bemalte Holzdecke auf. Das besondere Highlight, der Silberaltar, befindet sich in der Kapelle des hl. Jakobus im rechten Seitenschiff. Der Altar, dessen Verkleidung rundum aus Silberblech-Reliefs besteht, ist leider nur mit einigen Metern Abstand zu betrachten.
Einen Blick in den freskierten Innenhof des Palazzo Pretoria (altes Gerichtsgebäude) sollte man sich nicht entgehen lassen. Gegenüber blickt man auf die massige Fassade des Palazzo Communale mit Erdgeschossloggia und dem Medici-Wappen. Rechts am Palast vorbei gelangen wir zum Palazzo Rospigliosi della Ripa del Sales.
Pistoia: Ospedale del Ceppo
Unser nächstes Ziel ist das Ospedale del Ceppo, ein Hospiz, das schon seit 1287 in Betrieb ist. Bemerkenswert ist die mit fantastischen farbigen Terracotta-Reliefs geschmückte sechsbogige Fassadenloggia. Dargestellt sind sieben Werke der Barmherzigkeit.
Wir gehen weiter zur Kirche Sant' Andrea. Schon die zweifarbige Marmorfassade und das Portal sind sehenswert. Die Kanzel von Giovanni Pisano im Innern ist unser persönliches Highlight von Pistoia. Das sechseckige Kanzelbecken ruht auf sieben roten Marmorsäulen und ist mit wunderschönen Reliefskulpturen versehen. Herrlich die Löwen, die die Last der Kanzel zu tragen scheinen.
Pistoia: Kirche Sant' Andrea
Etwas weiter erreichen wir den Piazza San Francesco. Am Ende des Platzes rahmen Reste der alten Stadtmauer die Fassade des Pantheons degli Italiani Illustri ein. Die große Kirche San Francesco mit bunter Marmor-Fassade ist leider geschlossen.
Sehr gut gefällt uns der Freskenzyklus, den es in der einstigen Kirche Sant' Antonio Abate o del Tau zu bewundern gibt.
Pistoia: San Giovanni Fuorcivitas
Krönender Abschluss unseres Stadtrundgangs ist die Kirche San Giovanni Fuorcivitas. Ihre zweifarbige Fassade aus grünem und weißem Marmor ist besonders schön. Über dem Hauptportal ist ein Abendmahlrelief zu sehen. Im Innern ist das sechseckige Weihwasserbecken, an dem Giovanni Pisano mitgewirkt hat, sowie die rechteckige Kanzel erwähnenswert. Nach einer kleinen Stärkung in der Osteria la Botte Gaia (Via del Lastrone 17) verlassen wir die schöne mittelalterliche Stadt und fahren zum berühmten Thermalkurort Montecatini Terme.
Montecatini Alto - Funiculare
Dort angekommen müssen wir feststellen, dass wir die in Italien übliche Siesta nicht bedacht haben. Die Thermen öffnen erst wieder um 16:30 Uhr.
Erfreulicherweise ist wenigstens die Funiculare (Zahnradbahn) in Betrieb, die uns zum malerisch gelegenen Montecatini Alto hinauf bringt. Hier schlendern wir durch die engen Gassen, werfen einen flüchtigen Blick in eine uns namentlich unbekannte Kirche, genießen die Sonne auf der Terrasse der alten Burgruine und beobachten das bunte Treiben vom wunderschönen Altstadtplatz aus. Der Abstieg, den wir zu Fuß wagen, ist etwas beschwerlich. Es handelt sich um einen Kreuzweg, der aber leider in einem schlechten Zustand ist.
Montecatini Terme: Therme Tettucio
Zurück in Montecatini Terme werfen wir einen Blick in die Therme Tettucio. Eine sehr schöne Anlage mit einer wunderschön gepflegten Parkanlage. Zum Lustwandeln sind wir allerdings (auch aufgrund des hohen Eintritts von 5,- €) nicht in der richtigen Stimmung.
Statt dessen fahren wir weiter nach Collodi. Neben dem für uns weniger interessanten Pinocchiopark gibt es hier die Villa Garzoni mit schönem Park zu besichtigen. Die 8,00 € Eintritt nehmen wir schmerzlich in Kauf. Es ist nicht das erste Mal, dass wir die Eintrittspreise in Italien für überzogen halten.
Collodi: Parkanlage der Villa Garzoni
Die Parkanlage mit sehr schön angelegtem Barockgarten, Wasserspielen und einem Nymphäum gefällt uns gut. Der Treppenaufgang des kaskadenförmig angelegten Parks wird von vielen Skulpturen geschmückt. Ein Malkurs scheint hier dankbare Motive zu finden. Aufgrund von Restaurierungsarbeiten ist die Villa Garzoni leider nicht zugänglich.
Damit beenden wir unsere heutige Besichtigungstour und fahren zurück nach Rigoli. Unterwegs halten wir noch an einem Supermarkt. Über die reichlich gefüllten Einkaufswagen und die damit verbundenen langen Kassenschlangen sind wir etwas erstaunt. Wochenendeinkäufe werden üblicherweise nicht donnerstags getätigt.
Abends speisen wir im Hotelrestaurant Villa Carlotta. Die Küche ist gut - bedauernswerterweise genießen wir diese fast alleine (an den folgenden Abenden scheinen aber mehr Gäste dort zu speisen).
Aufbruch: | 31.05.2006 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 06.06.2006 |